Lehrer:innenbildung für Inklusion (eBook)
267 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8391-0 (ISBN)
Einleitung: Modelle und Konzepte zur Vermittlung inklusionsbezogener Inhalte in der Lehrer:innenbildung – Auftrag für die Hochschuldidaktik
Inklusion ist mittlerweile bundesweit in hochschulischen Curricula der Lehrer:innenbildung implementiert. Die Anbahnung inklusionsbezogener Kompetenzen gilt als zentrale Forderung und (Querschnitts-)Aufgabe aller Studiengänge der Lehrer:innenbildung. Teile von Modulen oder ganze Module werden je nach Hochschuldstandort in bildungswissenschaftliche, sonderpädagogische und fachdidaktische Curricula integriert. Es zeigen sich aber Differenzen im Kontext unterschiedlicher Vorgaben der Bundesländer, zwischen Hochschulen innerhalb eines Bundeslandes und auch in der Seminar- und Curriculagestaltung an den Hochschulstandorten. Dementsprechend hat sich eine Vielfalt an curricularen und hochschuldidaktischen inklusionsbezogenen Modellen und Konzepten für die Lehrer:innenbildung entwickelt. Darüber hinaus ist zu vermuten, dass eine enorme Bandbreite in der Vermittlung inklusionsbezogener Inhalte besteht, da den Lehrenden in der Konzeption von Lehrveranstaltungen große Gestaltungsspielräume zur Verfügung stehen.
Ein Blick in hochschulische Curricula und Lehrveranstaltungskonzepte zeigt, dass vor allem die differierenden Verständnisse des sehr divers konnotierten Begriffs Inklusion curriculare und hochschuldidaktische Entscheidungen oder Seminarkonzepte beeinflussen. Gerade auf curricularer Ebene scheint das enge Inklusionsverständnis die Debatte der letzten Jahre geprägt zu haben. So fokussiert(e) beispielsweise der hochschuldidaktische Diskurs Fragen danach, wie und wo sonderpädagogische Inhalte verortet werden sollten. Dieser „Sonderpädagogisierung“ (Boban/Hinz 2009) der Debatte gegenüber wird das weite Verständnis des Inklusionsbegriffs wiederholt als Folie zur Kritik be- und entstehender curricularer Strukturen genutzt.
Im Herbst 2016 fand an der Universität Siegen die Tagung Lehrer:innenbildung für Inklusion – Hochschuldidaktische Konzepte und Fragen statt. Intendiert waren eine Bestandsaufnahme sowie ein Austausch über Hochschuldidaktik, Seminarkonzepte und curriculare Entwicklungen im Kontext der Thematik Inklusion in der Lehrer:innenbildung (Greiten/Geber/Gruhn/Köninger 2017). Als Initiator:innen der Tagung in Siegen wollten wir sechs Jahre später den Diskurs fortführen und richteten im Herbst 2022 an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg die Tagung Lehrer:innenbildung für Inklusion – Hochschuldidaktische Konzepte und Perspektiven aus.
Mit dem Call for Papers luden wir Lehrende an Hochschulen ein, zu diversitäts- und inklusionsbezogenen Studiengängen und Disziplinen in der Lehrer:innenbildung (Weiter-)Entwicklungen von Modellen und Konzepten und darauf bezogene Debatten in den Blick zu nehmen:
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Wie und inwiefern hat sich die Lehrer:innenbildung für Inklusion aus curricularer, (fach-)didaktischer und methodischer Sicht weiterentwickelt?
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Welche offenen Fragen und Entwicklungspotenziale zeigen sich für eine inklusionsorientierte Hochschuldidaktik?
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Welche Inklusionsverständnisse und damit verbundenen Zielsetzungen bilden sich aktuell in der Lehrer:innenbildung ab?
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Inwiefern haben veränderte hochschuldidaktische und curriculare Rahmenbedingungen und innovative Entwicklungen Einfluss auf die Lehrer:innenbildung für Inklusion (bspw. Digitalität und Digitalisierung)?
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Inwiefern nehmen aktuelle Entwicklungen im Inklusionsdiskurs Einfluss auf die Lehrer:innenbildung für Inklusion (bspw. Intersektionalität, reflexive Inklusion, Vermittlung reflexiver Kompetenzen)?
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Welche Potenziale und Herausforderungen sehen Beteiligte der Lehrer:innenbildung für die Entwicklung didaktischer Materialien und Tools für Studierende (bspw. Vermeidung der Reifikation stereotyper Zuschreibungen)?
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Inwieweit werden hochschuldidaktisch die Möglichkeiten von multiprofessioneller Teamarbeit genutzt?
Auf der Tagung konnten wir Modelle und Konzepte zur Vermittlung inklusionsbezogener Inhalte in der Lehrer:innenbildung diskutieren. Curricula und ihre hochschuldidaktische Anbindung, Tools, Instrumente, Methoden, Materialien sowie Seminarkonzepte und -einheiten und auch digitale Lehr-Lernformate boten eine Bandbreite an hochschuldidaktischen Lehrkonzepten und darauf bezogenen Forschungsansätzen. Zur Tagung Lehrer:innenbildung für Inklusion – Hochschuldidaktische Konzepte und Perspektiven liegt nun der Herausgeber:innenband vor, der aktuelle Entwicklungen der hochschuldidaktischen Diskussion widerspiegelt.
Petra Büker diskutiert in ihrem Beitrag die Frage, wie sich der universitäre Inklusionsauftrag in den letzten Jahren mit Blick auf Professionalisierungsfragen entwickelt hat. Sie kennzeichnet strukturelle, inhaltliche und hochschuldidaktische Veränderungen, die teilweise in sich spannungsreich sind, und betrachtet diese im Zusammenhang mit Entwicklungen der Schulpraxis sowie mit Forschungsaktivitäten. Tendenzen der synergetischen Verknüpfung mit weiteren bildungsrelevanten Querschnittsthemen werden am Beispiel von Inklusion und Digitalisierung aufgezeigt, abschließend werden Implikationen für eine zukunftsfähige Lehrer:innenbildung perspektiviert.
Die Autor:innengruppe des AW-ZIB der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Michael Gänßmantel, Vera Heyl, Thorsten Lihl und Karin Terfloth, widmet sich der Frage, welche Kompetenzen zukünftige Lehrpersonen benötigen, um auf inklusive Schulpraxis vorbereitet zu sein. Wissen über Erfahrungen von Menschen mit Behinderung kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Der Beitrag thematisiert die Ausbildung von Bildungsfachkräften und wie eine Hochschule partizipativ weiterentwickelt werden kann.
Der Beitrag von Annika Gruhn und Georg Geber-Knop widmet sich einer hochschuldidaktischen Leerstelle. Sie thematisieren (selbst-)reflexive Differenzsensibilität als Professionalisierungsmodus für Hochschullehrende und skizzieren Professionalisierungsbedarfe für eine differenzsensible Lehrer:innenausbildung und leiten daraus Forschungsanliegen ab.
Sarah Böse, Melanie Fabel-Lamla, Cara Meyer-Jain und Gianna Wilm argumentieren für kasuistische, videobasierte Fallarbeit in einer Lehrer:innenbildung für Inklusion. Ihr Beitrag bietet Anregungen zur Arbeit mit Videosequenzen und skizziert darüber hinaus hochschuldidaktische Handreichungen, die zur Fallarbeit mit Studierenden des Lehramts genutzt werden können. Über die Nutzung des Fallarchivs HILDE und die Handreichungen soll eine analytisch-reflexive (Beobachtungs-)Haltung mit den Studierenden entwickelt werden.
Ein dreisemestriges Zusatzstudium Inklusion – Basiskompetenzen wird im Beitrag von Meike Unverferth, Andrea Zaglmair, Astrid Rank und Helen Gaßner-Hofmann vorgestellt, das darauf abzielt, dem studentischen Bedürfnis nach Praxisbezug Rechnung zu tragen. Hierbei skizzieren die Autorinnen eine sukzessive Steigerung der Anforderungen in den Praktikumsaufgaben sowie eine im Sinne des situierten Lernens gestaltete Theorie-Praxis-Verknüpfung durch Reflexion.
Meike Penkwitt stellt in ihrem Beitrag das Konzept für ein Lektüreseminar vor, das die Studierenden bei der (Weiter-)Entwicklung einer ‚reflexiven Heterogenitätssensibilität‘ unterstützen soll. Sie plädiert für eine multiparadigmatische Zusammenstellung der Texte sowie dafür, die Studierenden selbst Erklärvideos zu eben diesen Texten planen und produzieren zu lassen.
Für inklusiven Unterricht ist es notwendig, so konstatieren Peter große Prues und Ann-Christin Faix, dass sich Lehramtsstudierende und Lehrkräfte in...
Erscheint lt. Verlag | 18.9.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Pädagogik |
ISBN-10 | 3-7799-8391-5 / 3779983915 |
ISBN-13 | 978-3-7799-8391-0 / 9783779983910 |
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