Design your Education! (eBook)
259 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8463-4 (ISBN)
Sandra Tänzer, Dr. phil., Professorin für Pädagogik und Didaktik des Sachunterrichts an der Universität Erfurt; Forschungsinteressen: Planung von Sach-unterricht, Kompetenzentwicklung und Professionalisierung in der Lehrerbildung; Historische Entwicklungen des Heimatkunde-/Sachunterrichts in der DDR und nach 1989/90, Potenziale von Hochschullernwerkstätten für die Lehrer*innenbildung. Marcus Berger ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Erfurter Hochschullernwerkstatt und Hochschuldidaktiker. Forschungsinteressen und Arbeitsschwerpunkte: Kooperative und kollaborative Arbeits- und Lernsettings, Design und Konzeption von (hochschuldidaktischen) Fort- und Weiterbildungsformaten, Design-based research (DBR). Dr. phil. Professor Gerd Mannhaupt ist Inhaber der Professur für Grundlegung Deutsch an der Universität Erfurt. Forschungsinteressen: Lernen und Lehren im frühen Schriftspracherwerb, Förderung und Diagnostik von Lesen und Rechtschreibung im schulischen Kontext.
2 Die Fortbildung „Design your Education“
Marcus Berger, Sandra Tänzer & Isabell Tucholka
Am 31. Januar 2020 schrieben Gerd Mannhaupt und Sandra Tänzer an den damaligen Kanzler der Universität Erfurt, Dr. Jörg Brauns, folgenden Brief (Abb. 1).
Abb. 1: Brief an den Kanzler der Universität mit der Bitte um Gewährung einer Lehrdeputatsreduktion für die Teilnahme an der Fortbildung „Design your Education“
„Sehr geehrter Kanzler, verehrter Herr Dr. Brauns,
im Rahmen der zweiten Phase der Projektinitiative „Qualitätsoffensive Lehrerbildung – Qualiteach. Identität. Immersion. Inklusion“ steht im Teilprojekt Hochschullernwerkstatt die Arbeit mit Lehrenden aus ganz verschiedenen Bereichen unserer Lehramtsausbildung im Mittelpunkt. Wir konzipieren gegenwärtig eine dreisemestrige Fortbildung, in der die teilnehmenden Dozierenden Werkstattkonzepte entwickeln, erproben, optimieren und als verallgemeinerbare Konzepte für die Wissenschaft aufbereiten. Diese Fortbildung beginnt im Sommersemester 2020 und startet mit mehreren zeitintensiven Workshoptagen einschließlich intensiver Vor- und Nachbereitung, in der die Erschließung hochschulpädagogischer und -didaktischer Grundlagen sowie die Entwicklung neuer Lehrveranstaltungskonzepte im Mittelpunkt steht, welche dann im 2. und 3. Semester der Fortbildung erprobt, begleitend evaluiert und optimiert werden. Den Lehrenden soll die Teilnahme an der Weiterbildung und die Entwicklung neuer Lehrveranstaltungsformate dadurch ermöglicht werden, dass sie im ersten Semester der Fortbildung von 2 LVS ihrer Lehrverpflichtung befreit werden. Für die zu ersetzende Lehre stehen Projektmittel für Aufträge bereit; diese werden dazu eingesetzt, die Lehre durch Lehraufträge abzusichern.
Insgesamt sind während der 2. Förderphase der Qualitätsoffensive Lehrerbildung zwei Fortbildungsdurchgänge geplant, an denen jeweils sechs bis sieben Lehrende teilnehmen. Für den ersten Durchgang betrifft das nach Absprache mit den jeweiligen Fachvorgesetzten der unten genannten Dozierenden die folgenden Personen […].
Verehrter Herr Brauns, mit diesem Schreiben beantragen wir für das Sommersemester 2020 die Genehmigung einer Deputatsreduktion im Umfang von 2 LVS für die oben genannten Lehrenden. Im Interesse der Förderung der Qualität der Lehre an der Universität Erfurt würden wir uns sehr freuen, wenn das Präsidium diesen Antrag befürwortet.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Sandra Tänzer & Prof. Dr. Gerd Mannhaupt
Einige Wochen später erhielten jene Kolleg*innen, die sich für die Teilnahme an der Fortbildung interessierten, ein Schreiben des Kanzlers, das ihnen die Reduktion ihrer Lehrverpflichtung für ein Semester zusicherte. Das Präsidium hatte unseren Antrag befürwortet. Was auf den ersten Blick wie eine Selbstverständlichkeit erscheinen mag, ist es keineswegs. Aus Sicht der Teilnehmenden unserer beiden Fortbildungsdurchgänge, die wir im Rahmen der evaluativen Begleitforschung regelmäßig zu ihren Wahrnehmungen, Erfahrungen und Urteilen in und mit der Fortbildung befragten, spielt die Lehre im Selbstverständnis der Hochschule gegenüber der Forschung keine große Rolle; sie ist nicht sichtbar, wird wenig wertgeschätzt und vollzieht sich weitestgehend anonym und individuell. So resümierte eine Teilnehmerin zu Beginn der Fortbildung beispielsweise:
„[Ich] bin ja jetzt doch schon einige Jahre hier und ’n paar Jahre mehr an der Uni und eigentlich ist sowas einfach noch nicht vorgekommen, dass man die Möglichkeit hat, sozusagen ’n bisschen weniger Lehre zu machen, um sich um seine eigene Lehre zu kümmern und irgendwo darüber nachzudenken und irgendwas weiterzubringen.“
Nun handelt es sich bei den Teilnehmer*innen der Fortbildung mehrheitlich um Lehrerbildner*innen mit einem hohen Lehrdeputat von durchschnittlich zwölf Semesterwochenstunden und damit einem höheren Anteil an Lehr- gegenüber Forschungsaufgaben. Gleichwohl stärkt dieser Befund die immer noch bestehende und möglicherweise auch nicht überwindbare „Reputationsasymmetrie zwischen Lehre und Forschung“ (Hilbrich & Schuster 2014, S. 77) an der Hochschule. Mit der Fortbildung „Design your Education“ wurde an der Universität Erfurt ein Lern- und Erfahrungsraum geschaffen, der an dieses Desiderat anknüpfte und insgesamt 16 Lehrerbildner*innen die Möglichkeit gab, über drei Semester hinweg ihre Lehre weiterzuentwickeln. Was die Fortbildung konzeptionell auszeichnet (Abschnitt 2.1), wie sie konkret ablief und evaluiert wurde (Abschnitt 2.2) und wie die Teilnehmer*innen die Fortbildung wahrnahmen und beurteilten (Abschnitt 2.3), ist Gegenstand der nachfolgenden Ausführungen. Mit einem Ausblick (Abschnitt 2.4) endet das Kapitel.
2.1 Welche konzeptionellen Merkmale kennzeichnen die Fortbildung „Design your Education“ ?
Der konzeptionelle Rahmen der Fortbildung wird von zwei übergeordneten Ansätzen getragen, zum einen vom Konzept der Erfurter Hochschullernwerkstatt, zum anderen vom Ansatz professioneller Lerngemeinschaften (vgl. Herbrechter et al. 2018; Bonsen & Rolff 2006). Auf das Konzept der Erfurter Hochschullernwerkstatt soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, da es in der Einleitung dieses Bandes bereits skizziert und in den Beiträgen des Teils B von jenen Expert*innen, die im Rahmen der Fortbildung auch entsprechende Workshops gestaltet haben, theoretisch ausdifferenziert wird. Das Konzept der professionellen Lerngemeinschaften hat seinen Ursprung in der Schulentwicklung (vgl. Bonsen & Rolff 2006). Es basiert auf einer Reihe von Kriterien, die im Fachdiskurs als Minimalkonsens einer professionellen Lerngemeinschaft (PLG) gelten:
-
„geteilte Werte und Visionen (von Lernen und der Rolle des Lehrenden),
-
De-Privatisierung des Unterrichts,
-
(gemeinsamer) Fokus auf Schüler*innenlernen,
-
kollektives (und individuelles) Lernen,
-
strukturell unterstützende Bedingungen,
-
Zusammenarbeit/Kollaboration,
-
reflexiver Dialog“ (Herbrechter et al., S. 97 f.; Hervorheb. i. O.).
Im Kontext der Entwicklung der hochschuldidaktischen Fortbildung „Design your Education“ wurden diese Merkmale hochschuldidaktisch adaptiert und in konkrete methodische Arbeits- und Handlungsweisen transformiert (Tab. 1).
Charakteristika von PLG | Umsetzungsebene in der Fortbildung |
geteilte Werte und Visionen | Reflexion über Aspekte guter Hochschullehre; Einbettung des pädagogischen Konzepts der Erfurter Hochschullernwerkstatt. |
De-Privatisierung der Lehre | ... |
Erscheint lt. Verlag | 17.7.2024 |
---|---|
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Pädagogik |
ISBN-10 | 3-7799-8463-6 / 3779984636 |
ISBN-13 | 978-3-7799-8463-4 / 9783779984634 |
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