Die falsche Braut des Dukes (eBook)
384 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2691-3 (ISBN)
Auf der ersten Reise ihres Lebens geht für Miss Evelyn Graves bereits einiges schief: Schon direkt bei ihrer Ankunft auf Ballymore Castle in Connemara hält man sie für ihre Arbeitgeberin, die Countess of Waverly! Nur Alexander Pierpont, der Duke of Rennick, kennt die Wahrheit. Und er macht ihr ein pikantes Angebot: Wenn sie die Illusion aufrechterhält, hat er Ruhe vor seiner Familie, die ihn unbedingt mit der Countess verlobt sehen will. Im Gegenzug sorgt er dafür, dass ihre Zeit in Irland unvergesslich wird. Doch schon bald verschwimmen für den Duke und Miss Evie die Grenzen zwischen vorgetäuschtem Interesse und echter Zärtlichkeit ...
<p>Guter Kaffee und britische Serien mit aufwendigen historischen Kostümen sind die Dinge, die Christy Carlyle antreiben. In ihren Romanen schreibt sie am liebsten über Helden und Heldinnen, die ihrer Zeit voraus sind. Da sie selbst einen Abschluss in Geschichte hat, liebt die Autorin es, beim Schreiben ihre Leidenschaft fürs Historische und ihren unerschütterlichen Glauben an ein Happy End zu vereinen.</p>
1. KAPITEL
Juli 1896
Belgravia, London
Im Falle eines Skandals blieben einem Adeligen zwei Möglichkeiten, wie Alexander Pierpont, der Marquess of Kirkham, gelernt hatte.
Er konnte sich in ein stilles Leben flüchten und sich so dem kritischen Auge der Gesellschaft entziehen.
Oder er konnte mit so viel Todesverachtung zurück in den Kreis der ach so feinen Gesellschaft stürmen, dass dieser gar nichts anderes übrig blieb, als zu weichen.
Drei Jahre lang hatte Alex sich für die erste Option entschieden, denn er zog die Stille vor. Überschaubare, traute Zusammenkünfte waren ihm immer schon lieber gewesen als opulente, überlaufene Feste. Für einen vorzüglichen Kaffee und einen Freund, mit dem er sich angeregt unterhalten konnte, verzichtete er gern selbst auf die gefragteste Soiree der Saison.
Verdammt, er brauchte gar keinen Anreiz, um der Saison fernzubleiben. Seiner Meinung nach war der Heiratsmarkt ein antiquiertes, ungerechtes Ritual, bei dem die Damen das Nachsehen hatten. Und zumindest im Fall seiner Mutter hatte dieses Ritual zu einem Ehebündnis geführt, das so unglücklich gewesen war, dass sie meist fünfhundert Meilen von Alex’ Vater entfernt gelebt hatte.
Irland war das Land ihrer Geburt gewesen, und auch für Alex und seine Geschwister war es zur Heimat geworden.
Nur für den armen Edmund nicht. Als Erbe hatte er bei seinem Vater bleiben müssen und war auf dem herzoglichen Anwesen in Wiltshire ausgebildet und unterrichtet worden, um eines Tages das Herzogtum zu übernehmen. Derweil hatte sein Vater sich redlich bemüht, dieses in den Ruin zu treiben.
Völlig unerwartet war Edmund vor vier Jahren einem Fieber erlegen, und ebenso unverhofft war Alex als Erbe nachgerückt. Ein Jahr lang hatte er sich angestrengt, seine Impulsivität zu bezähmen, sich an die Regeln der Etikette zu erinnern und den Ansprüchen seines Vaters zu genügen. Bewiesen hatte er damit jedoch nur, weshalb er niemals der Duke of Rennick hätte werden sollen.
Gekrönt hatte er das Jahr damit, dass er einen anderen Adeligen verprügelt hatte.
Die damit einhergehende Schmach hatte ihm die Heimkehr ermöglicht. Er war nach Ballymore Castle zurückgegangen und dort geblieben – weit entfernt von der Gesellschaft, dem ausgebluteten herzoglichen Anwesen in Wiltshire und den Erwartungen seines Vaters.
Doch er hatte gewusst, dass ihm lediglich eine Galgenfrist vergönnt war. Trotz seiner Arroganz und Anmaßung war Marcus Pierpont sterblich, und seinen Ärzten zufolge blieben ihm nur noch wenige Tage auf Erden.
Daher hatte Alex gehorcht, als sein Vater ihn nach London zurückbeordert hatte, und heute Abend war er der Weisung seines alten Herrn nachgekommen, sich wieder auf gesellschaftliches Terrain zu wagen und eine der beliebtesten Soireen der Saison zu besuchen. Die Gastgeberin war eine Freundin der Familie. Nach jenem Vorfall damals, der Alex dazu veranlasst hatte, der feinen Gesellschaft zugunsten seiner Pferde und der wohltuenden Schönheit Galways den Rücken zu kehren, hatte sie ihm in einem Brief ihre Solidarität bekundet.
Er stieg aus seiner Kutsche und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, das zu lang war, weil er sich nicht die Mühe gemacht hatte, es schneiden zu lassen. Er ballte die Hand, mit der er einst einen Standesgenossen niedergestreckt hatte, zur Faust. An der Eingangstür zu Lady Waverlys Stadthaus in Belgravia zögerte er kurz.
Kehr um, schrie ihm ein letzter Rest Selbsterhaltungstrieb aus einem Winkel seines Verstandes zu.
Da jedoch hatte ihn bereits ein Lakai erspäht, und gleich darauf wurde sein Name auf einer Liste abgehakt. Alex watete in das Getümmel, das in Lady Waverlys berühmtem silbernem Ballsaal herrschte.
Ein überwältigendes Kaleidoskop aus Farben und Tumult umfing ihn, kaum dass er die Schwelle überschritten hatte. Apricot, Pflaumenblau, Fuchsia und Gelb beherrschten die Garderobe der Damen, und in einer Ecke erzeugte ein Streichquartett, das seine Instrumente stimmte, eine wahre Kakofonie.
Alex nahm sich ein Glas vom Tablett eines vorbeieilenden Lakaien und trank einen Schluck lauwarme Limonade, wobei er sich am Rande des Ballsaals hielt. Von hier aus hatte er eine gute Sicht auf das Schlachtfeld.
„Sie sehen aus, als wollten Sie das Weite suchen.“
Die weibliche Stimme überraschte Alex, doch er nickte der Dame, die unbemerkt neben ihm aufgetaucht war, höflich zu.
„Offenbar habe ich zu viel preisgegeben. Es ist mein erster Ball in dieser Saison“, gestand er angespannt lächelnd. „Die Versuchung ist groß, aber noch habe ich nicht vor zu fliehen.“
„Die Saison ist schon eine Weile im Gange, Mylord.“
„Ich habe es aufgeschoben, solange ich konnte.“ Er würzte seinen Tonfall mit einer Prise Nonchalance. Ihm selbst kam seine Bemühung steif und unbeholfen vor, doch anscheinend wirkte sie.
Die Dame lachte leise.
„Es freut mich, dass Sie sich für Ihren ersten Auftritt in dieser Saison meinen Ball ausgesucht haben.“
„Ah, Lady Waverly.“ Alex wandte sich der jungen, verwitweten Countess zu. „Haben Sie Dank für die Einladung. Und ja“, pflichtete er ihr bei, „Ihre Feste sind berüchtigt.“
Das Gewimmel aus betuchten Menschen, das der Countess ein stolzes Lächeln auf die Lippen zauberte, verursachte bei Alex ein nervöses Ziehen in der Magengrube, so wie er es inmitten von zu vielen Menschen und zu viel Lärm stets verspürte.
„Was hat Sie aus Ihrem Versteck getrieben?“
„Die Notwendigkeit.“ Er hatte nicht vor, Näheres über die schwächelnde Gesundheit seines Vaters zu verraten, aber die Countess wusste offenbar Bescheid oder ahnte zumindest etwas.
„Es ist eine Weile her, dass ich Ihren Vater gesehen habe“, bemerkte sie gedämpft. „Er war ein regelmäßiger Gast auf meinen Soireen, und ich vermisse ihn.“
Ihre Worte führten ihm nachdrücklich vor Augen, wie rasch sich die Umstände ändern konnten. Sechsundvierzig Jahre lang war sein Vater der ungestüme, draufgängerische Duke of Rennick gewesen. Laut den Ärzten würde dieser Titel bis zum Monatsende Alex gehören.
„Ich werde ihm ausrichten, dass Sie sich nach ihm erkundigt haben.“
„Danke. Ich hoffe, Sie werden wir häufiger sehen.“
Alex nahm einen weiteren Schluck Limonade, um die Freudlosigkeit zu ersticken, die bei diesen Worten in ihm aufflammte.
Das würde sein Schicksal sein. Künftiger Duke. Vater des nächsten Dukes. Durch Edmunds Tod waren alle anderen Perspektiven ausgelöscht worden.
„Kennen Sie ihn gut?“ Alex war neugierig zu erfahren, was andere Leute an seinem Vater fanden. Seine eigene Familie hatte er mit harter, manchmal grausamer Hand gegängelt. Den meisten Menschen gegenüber gab er sich indes auf charmante Weise burschikos und gesellig.
„Wir haben beide an Veranstaltungen des Reitsportverbands teilgenommen.“
„Ah, richtig. Er liebt Pferde.“ Wobei Alex sich nicht sicher war, ob diese Behauptung gänzlich der Wahrheit entsprach. Wenn sein Vater seine Pferde gut behandelte, so tat er es, weil sie kostbare Besitztümer waren und es ihn mit Stolz erfüllte, als versierter Reiter zu gelten. Die Wertschätzung dieser Tiere war eine der wenigen Gemeinsamkeiten zwischen seinen Eltern. Und das einzige Erbe, für das Alex ihnen dankbar war.
„Also sind Sie nur seinetwegen hier?“
Alex spürte, dass Lady Waverly ihn musterte, wenngleich er nicht zu sagen vermochte, ob sie es aus sinnlichem Interesse oder reiner Neugier tat.
Derzeit verlangte es ihn ebenso wenig nach einem amourösen Abenteuer wie nach einer Heirat. Dabei war ihm bewusst, dass die Brautsuche nicht länger eine Frage des Wollens, sondern der Pflichterfüllung war.
„Es wird Zeit, dass ich mich in die Schlacht stürze.“ Er konnte nicht verhindern, dass er so beklommen klang, wie er sich fühlte. Schon jetzt sehnte er sich zurück nach Irland.
„Viele hier dürften froh über Ihren Entschluss sein.“ Mit ihrem geschlossenen Fächer wies sie schwungvoll auf den Ballsaal.
„Tatsächlich?“ Das bezweifelte er. Ein im Exil lebender Adeliger, skandalbehaftet durch eine Handgreiflichkeit?
Dennoch entging ihm nicht, dass so manche Frau zu ihm herüberspähte. Da er sich während der Saison noch nicht gezeigt hatte, waren viele vermutlich schlicht neugierig zu erfahren, wer er war. Aber er bemerkte auch interessierte Blicke, ja gar das Aufflackern von Begehren.
„In einer Viertelstunde beginnt der erste Tanz, Lord Kirkham. Ich empfehle Ihnen, sich auf die Tanzkarte einiger Damen setzen zu lassen.“
„Ich werde mich nach Kräften bemühen.“ Er nickte lächelnd, eine Geste, die sie erwiderte, bevor sie davonrauschte und in dem Heer aus schwarz gekleideten Edelmännern und bunt gewandeten Damen untertauchte.
Seine scharfsichtige Gastgeberin hatte recht. Er hätte auf der Stelle die Flucht ergriffen, wäre ihm das möglich gewesen.
Aber er kannte seine Pflichten. Daher löste er sich aus seinem Winkel und umrundete den Saal.
Die erste Dame, an die er herantrat, errötete tief, schaute zu ihrer Anstandsdame hinüber und wäre fast in Tränen ausgebrochen, als sie feststellte, dass ihre Tanzkarte bereits voll...
Erscheint lt. Verlag | 28.12.2024 |
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Reihe/Serie | Historical Gold Extra |
Übersetzer | Nina Hawranke |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
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ISBN-10 | 3-7515-2691-9 / 3751526919 |
ISBN-13 | 978-3-7515-2691-3 / 9783751526913 |
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