Bridgerton - Wie bezaubert man einen Viscount? (eBook)
384 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-5132-1 (ISBN)
Anthony Bridgerton heiratet
Der begehrteste Junggeselle der Londoner Gesellschaft und die aussichtsreichste Debütantin der Saison: Lord Anthony Bridgerton und Edwina Sheffield gäben ohne Frage ein schönes Paar ab. Wären da nicht Edwinas überaus besorgte Schwester Kate und der durchaus zweifelhafte Ruf des Lords. Kate ist fest entschlossen, ihre Schwester vor dem Herzensbrecher zu schützen - bis der Viscount sie eines Tages in seine Arme reißt und sie einfach küsst. Entsetzt erkennt Kate, dass sie den Mann, der ihre Schwester hofiert, selbst heimlich begehrt ...
»Wahrhaft die Jane Austen der Gegenwart.«
Bestsellerautorin Jill Barnett
<p>Julia Quinn, auch als zeitgenössische Jane Austen bezeichnet, studierte zunächst Kunstgeschichte an der Harvard-Universität. Ihre überaus erfolgreichen historischen Romane präsentieren den Zauber einer vergangenen Epoche und begeistern durch ihre warmherzigen, humorvollen Schilderungen.</p>
PROLOG
Anthony Bridgerton hatte schon immer gewusst, dass er jung sterben würde.
Oh nein, nicht als er noch ein Knabe gewesen war. Der kleine Anthony hatte keinerlei Veranlassung gehabt, über den eigenen Tod nachzugrübeln. Kein Junge hätte eine schönere Kindheit haben können, und zwar vom ersten Tage an.
Gewiss, sein Vater war ein Viscount und Anthony somit Erbe eines sehr alten und sehr wohlhabenden Geschlechts, doch im Gegensatz zu den meisten anderen adeligen Elternpaaren liebten Lord und Lady Bridgerton einander sehr. So freuten sie sich bei Anthonys Geburt nicht über einen Erben, sondern über ein Kind.
Deshalb also gab es kein rauschendes Fest, sondern die ganze Feierlichkeit bestand darin, dass Mutter und Vater ihren neugeborenen Sohn bestaunten.
Die Bridgertons waren recht junge Eltern – Edmund war kaum zwanzig, Violet gerade erst achtzehn –, doch sie waren vernünftige und starke Menschen, und sie liebten ihren Sohn mit einer Innigkeit und Hingabe, die man in ihren gesellschaftlichen Kreisen selten sah. Zum Entsetzen ihrer Mutter beharrte Violet darauf, das Kind selbst zu stillen, und Edmund hielt rein gar nichts von der herrschenden Meinung, dass Väter ihre Kinder möglichst weder sehen noch hören sollten. Er machte mit dem Kleinen lange Spaziergänge, erörterte Philosophie und Poesie mit ihm, obwohl Anthony noch kein Wort verstand, und erzählte ihm jeden Abend eine Gutenachtgeschichte.
Da der Viscount und die Viscountess so jung und so verliebt waren, konnte es niemand sonderlich überraschen, dass Anthony zwei Jahre nach seiner Geburt ein Brüderchen bekam, das Benedict getauft wurde. Edmund richtete es so ein, dass er zu seinen Wanderungen zwei Söhne mitnehmen konnte: Er zog sich eine Woche nachmittags in die Ställe zurück und tüftelte mit seinem Sattler ein besonderes Gestell aus, sodass er Anthony auf dem Rücken und den kleinen Benedict in den Armen tragen konnte.
Er marschierte mit ihnen durch Felder und durchquerte Flüsse, und er erzählte ihnen wundersame Geschichten von Zauberblumen und Himmelssphären, von Rittern in schimmernder Rüstung und Jungfrauen in Not. Violet lachte stets, wenn sie windzerzaust und sonnengebräunt nach Hause kamen, und Edmund sagte dann: »Na also, hier haben wir unsere Jungfrau in Not. Wir müssen sie natürlich erretten.« Und daraufhin fiel Anthony seiner Mutter in die Arme und schwor kichernd, dass er sie vor dem feuerspeienden Drachen beschützen würde, den sie nur zwei Meilen entfernt auf der Dorfstraße gesehen hätten.
»Zwei Meilen entfernt, auf der Dorfstraße?«, hauchte Violet mit sorgfältig gespieltem Entsetzen. »Gütiger Himmel, was würde ich nur tun ohne drei starke Männer, die mich beschützen?«
»Benedict ist doch nur ein Baby«, sagte Anthony.
»Aber er wird wachsen«, erwiderte sie immer und zerzauste ihm das Haar noch mehr, »genau wie du.«
Edmund brachte allen seinen Kindern die gleiche Zärtlichkeit und Hingabe entgegen, doch spätabends, wenn Anthony die Bridgerton’sche Taschenuhr an die Brust drückte, wiegte er sich gern in dem Glauben, dass seine Beziehung zu seinem Vater etwas ganz Besonderes war. Nicht weil Edmund ihn am liebsten hatte. Inzwischen besaß Anthony drei Geschwister. Colin und Daphne waren recht bald nacheinander gekommen, und er wusste ganz genau, dass alle Kinder gleichermaßen geliebt wurden.
Nein, Anthony hielt seine Beziehung zu seinem Vater gern für etwas Besonderes, weil er ihn von allen am längsten kannte. Egal, wie lange Benedict den Vater kennen mochte, Anthony würde ihm immer zwei Jahre voraushaben. Und Colin sechs. Und was Daphne anging, nun, abgesehen davon, dass sie ein Mädchen war, kannte sie Vater ganze acht Jahre weniger als er, und das würde auch immer so bleiben.
Edmund Bridgerton war für Anthony ganz einfach das Wichtigste auf der Welt. Er war groß, hatte breite Schultern, und er konnte reiten, als wäre er im Sattel geboren. Er konnte jede knifflige Rechenaufgabe lösen, er baute seinen Söhnen ein Baumhaus, und sein warmherziges Lachen tat so gut.
Edmund brachte Anthony das Reiten, das Schießen und das Schwimmen bei. Er fuhr ihn nach Eton, statt ihn in einer Kutsche mit Bediensteten auf den Weg zu schicken, wie es den meisten von Anthonys zukünftigen Kameraden erging. Und als er sah, wie Anthony sich unruhig auf dem Schulgelände umblickte, nahm er seinen Ältesten beiseite und versicherte ihm, er brauche sich keine Sorgen zu machen.
Und das stimmte auch. Anthony wusste, dass alles gut gehen würde. Sein Vater log schließlich nie.
Anthony liebte seine Mutter. Er hätte einen Arm geopfert, wenn es nötig gewesen wäre, um sie vor Schaden zu bewahren. Doch in seiner Jugend galt alles, was er tat – jeder Erfolg, jedes Ziel, jeder Traum für die Zukunft –, nur seinem Vater.
Eines Tages jedoch wurde alles ganz anders. Es ist seltsam, wird er später denken, wie sich das eigene Leben in einem einzigen Augenblick verändern kann. Gerade noch verhält sich alles wie immer und plötzlich einfach … nicht mehr.
Es geschah im Sommer, als Anthony achtzehn war und sich zu Hause auf sein erstes Jahr in Oxford vorbereitete. Sein Leben lag als so strahlende Verheißung vor ihm, wie ein Achtzehnjähriger es sich nur vorzustellen vermochte. Er hatte die Frauen für sich entdeckt, und was vielleicht noch grandioser war: Sie hatten ihn entdeckt.
Mittlerweile hatte sich seine Familie um Eloise, Francesca und Gregory erweitert, und Anthony musste sich zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen, wenn er seiner Mutter im Haus begegnete – guter Hoffnung mit ihrem achten Kind! Anthony fand es ein wenig unziemlich, in ihrem Alter noch zu gebären, aber diese Meinung behielt er für sich.
Wer war er denn, dass er Edmunds Entscheidungen hätte anzweifeln können? Vielleicht würde er selbst im reifen Alter von achtunddreißig Jahren noch mehr Kinder haben wollen.
Es war später Nachmittag, als Anthony davon erfuhr. Er kehrte von einem langen und harten Ausritt mit Benedict zurück und hatte gerade die Eingangstür von Aubrey Hall, dem Stammsitz der Bridgertons, aufgestoßen, als er seine zehnjährige Schwester auf dem Boden sitzen sah. Benedict hielt sich noch im Stall auf, weil er eine alberne Wette mit Anthony verloren hatte und deshalb die beiden Pferde striegeln musste.
Unvermittelt blieb Anthony stehen, als er Daphne entdeckte. Es war schon reichlich seltsam, dass seine Schwester in dem großen Foyer auf dem Fußboden saß. Noch seltsamer war, dass sie weinte.
Das tat sie sonst nie.
»Daphne«, begann er zögernd, zu jung, um zu wissen, wie man mit einem weinenden Mädchen umging, falls man so etwas jemals lernte, »was …«
Doch bevor er die Frage ganz aussprechen konnte, hob Daphne den Kopf, und der abgrundtiefe Schmerz in ihren großen braunen Augen fuhr ihm wie ein Messer ins Herz. Er taumelte einen Schritt zurück und begriff, dass etwas passiert sein musste, etwas wirklich Schreckliches.
»Er ist tot«, flüsterte Daphne. »Vater ist tot.«
Im ersten Moment vermutete Anthony, dass er sich verhört hatte. Sein Vater konnte gar nicht tot sein. Gewiss, andere Leute starben jung, wie Onkel Hugo, aber Onkel Hugo war oft krank gewesen.
»Du irrst dich«, erklärte Anthony und sah sie erschrocken an. »Du irrst dich ganz bestimmt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Eloise hat es mir gesagt. Er war … es war …«
Anthony wusste, dass er seine Schwester nicht so grob anpacken durfte, wenn sie schluchzte, aber er konnte nicht anders. »Es war was, Daphne?«
»Eine Biene«, wimmerte sie. »Eine Biene hat ihn gestochen.«
Zunächst blickte Anthony sie nur stumm an. Schließlich verkündete er mit rauer Stimme: »Ein Mensch stirbt doch nicht an einem Bienenstich, Daphne.«
Sie erwiderte nichts, saß nur schluchzend auf dem Boden.
»Er wurde doch schon einmal gestochen«, fügte Anthony mit lauterer Stimme hinzu. »Ich war dabei. Wir wurden beide gestochen. Wir sind über einen Bienenstock gestolpert. Ich habe einen Stich in die Schulter verpasst bekommen.« Unwillkürlich hob er die Hand, um zu zeigen, an welcher Stelle er vor so vielen Jahren gestochen worden war. Flüsternd fuhr er fort: »Er in den Arm.«
Daphne starrte ihn nur ausdruckslos an.
»Es ging ihm gut«, versicherte Anthony und fügte hinzu: »Ein Mensch stirbt nicht an einem Bienenstich!«
Daphne schüttelte den Kopf, und ihre dunklen Augen schienen plötzlich einer Hundertjährigen zu gehören. »Es war eine Biene«, murmelte sie mit dumpfer Stimme. »Eloise hat alles gesehen. Eben noch stand er da, und im nächsten Moment war er … war er …«
Anthony spürte, wie etwas Eigenartiges in ihm emporstieg, als wollten seine Muskeln gleich seine Haut sprengen. »Im nächsten Moment war er was, Daphne?«
»Fort.« Sie schaute so fassungslos aus, wie er sich fühlte.
Anthony ließ Daphne in der Eingangshalle sitzen und stürzte, drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe zum Schlafzimmer seiner Eltern hinauf. Bestimmt war sein Vater nicht tot. Ein Mensch ging doch nicht an einem Bienenstich zugrunde. Das war völlig unmöglich. Vollkommen verrückt. Edmund Bridgerton konnte man als jung und kräftig bezeichnen. Er war groß, mit breiten Schultern und starken Muskeln, und, bei Gott, eine alberne kleine Biene würde ihn niemals zu Fall bringen.
Doch als Anthony den oberen Gang erreichte, erkannte er an dem Schweigen der teilweise hier versammelten Dienerschaft, dass die Lage sehr ernst sein musste.
Der mitleidige Ausdruck auf ihren Gesichtern würde ihn den Rest seines...
Erscheint lt. Verlag | 30.11.2021 |
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Reihe/Serie | Bridgerton | Bridgerton |
Übersetzer | Suzanna Shabani, Ira Panic |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Viscount Who Loved Me |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Anthony Bridgerton • Bestseller • Bridgerton • bridgerton 2 • bridgerton anthony • bridgerton band 2 • Frauenunterhaltung • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Julia Quinn • leidenschaftlich • Liebesheirat • Liebesroman • London • Netflix • Regency • romanvorlage • Serie |
ISBN-10 | 3-7499-5132-2 / 3749951322 |
ISBN-13 | 978-3-7499-5132-1 / 9783749951321 |
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