Bridgerton - Hochzeitsglocken für Lady Lucy (eBook)
448 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-365-00039-7 (ISBN)
Das große Hochzeitsfinale der Bridgerton-Reihe
Der Weg zur Hochzeit ist verschlungen: Erstens verliebt Gregory Bridgerton sich in die falsche Frau. Zweitens verliebt die sich in jemand anderen. Drittens beschließt Lucy Abernathy, sich einzumischen. Viertens verliebt sie sich dabei in Gregory. Fünftens ist sie so gut wie verlobt mit Lord Haselby. Sechstens verliebt Gregory sich in Lucy. Am Ende wird in jedem Fall geheiratet, aber versprechen auch die Richtigen einander ewige Treue?
»Quinn hat eine so sympathische Familie erschaffen, eine so lebendige und einnehmende Gemeinschaft, dass wir in das Buch krabbeln und sie treffen wollen.« NPR Books
<p>Julia Quinn, auch als zeitgenössische Jane Austen bezeichnet, studierte zunächst Kunstgeschichte an der Harvard Universität. Ihre überaus erfolgreichen historischen Romane präsentieren den Zauber einer vergangenen Epoche und begeistern durch ihre warmherzigen, humorvollen Schilderungen.</p>
1. KAPITEL
In dem sich unser Held verliebt.
Zwei Monate zuvor
Im Gegensatz zu vielen anderen seiner Bekannten glaubte Gregory Bridgerton an die Liebe.
Er wäre dumm gewesen, wenn er es nicht getan hätte.
Man denke an:
seinen ältesten Bruder Anthony,
seine älteste Schwester Daphne,
seine anderen Brüder Benedict und Colin, ganz zu schweigen von seinen Schwestern Eloise, Francesca und (ärgerlich, aber wahr) Hyacinth, die alle – alle – glücklich verliebt in ihre diversen Gatten waren.
Ein solcher Stand der Dinge hätte viele Herren gründlich angewidert, aber für Gregory, der mit einem ungewöhnlich fröhlichen, wenn auch gelegentlich enervierenden – zumindest wenn man nach seiner Schwester Hyacinth ging – Naturell gesegnet war, bedeutete es einfach nur, dass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als das Offensichtliche auch zu glauben.
Die Liebe existierte.
Sie war eben kein Hirngespinst, das nur dazu diente, die Poeten vor dem Hungertod zu bewahren. Selbst wenn man sie nicht sehen, riechen oder berühren konnte, sie existierte. Auch für ihn war es nur eine Frage der Zeit, bis er die Frau seiner Träume fand, sich zur Ruhe setzte, fruchtbar wurde und sich vermehrte und sich so merkwürdige Steckenpferde zulegte wie Pappmaschee oder das Sammeln von Muskatreiben.
Obwohl, wenn man es ganz genau nahm, was bei so abstrakten Vorstellungen vielleicht gar nicht angebracht war, rankten sich seine Träume um keine bestimmte Frau. Er hatte keine Ahnung, wie seine Traumfrau beschaffen sein sollte, die doch sein Leben umkrempeln und ihn in eine glückliche, wenn auch langweilige Stütze der Gesellschaft verwandeln würde. Er wusste nicht, ob sie groß oder klein sein würde, brünett oder blond. Er stellte sie sich gern als intelligent und humorvoll vor, aber darüber hinaus hatte er keine rechte Ahnung. Wie auch? Sie könnte schüchtern oder freimütig sein. Vielleicht sang sie gern. Vielleicht auch nicht. Vielleicht war sie ein sportlicher Typ, der gern ausritt, mit gesunder Gesichtsfarbe, weil sie so viel Zeit im Freien verbrachte.
Er wusste es einfach nicht. Was diese Frau betraf, diese unglaubliche, wundervolle Frau, die es im Augenblick noch gar nicht gab, so war er sich nur in einem ganz sicher: Wenn er ihr begegnete, würde er es wissen.
Ihm war nicht klar, woher er es wissen sollte, er war sich einfach nur sicher, dass es so kommen würde. Irgendwie musste diese überwältigende, erschütternde, das Leben vollkommen verändernde … also wirklich, so etwas würde sich doch nicht in sein Leben hereinschleichen. Er würde sie sehen, und ihm würde nicht nur das sprichwörtliche Licht aufgehen, sondern ein Kronleuchter, ein ganzer Ballsaal voller Kronleuchter. Er wusste nur noch nicht, wann es passieren würde.
Und er sah keinen Grund, die Zeit bis zu ihrer Ankunft nicht zu genießen. Schließlich brauchte man nicht wie ein Mönch zu leben, während man auf die große Liebe wartete.
Gregory war ein typischer Londoner Gentleman mit komfortablem, aber keineswegs opulentem Auskommen, hatte jede Menge Freunde und genügend Vernunft, um rechtzeitig vom Spieltisch aufzustehen. Allgemein galt er als recht gute Partie – wenn auch nicht gerade als erste Wahl, das waren vierte Söhne nun mal nie –, und er war immer gefragt, wenn eine Matrone der Gesellschaft noch einen passenden Herrn für ihre Abendeinladung suchte.
Was besagtes Auskommen ein wenig länger vorhalten ließ – immer von Vorteil.
Vielleicht bräuchte er eine Aufgabe im Leben, ein Ziel, auf das er hinarbeiten könnte, oder auch nur eine sinnvolle Beschäftigung. Aber das konnte ja noch ein wenig warten, oder? Er war sich sicher, dass sein Weg bald klar vor ihm liegen würde. Er würde wissen, was er tun wollte und mit wem, und bis dahin würde er sich …
Nicht vergnügen. Zumindest nicht jetzt im Augenblick.
Es war nämlich so: Gregory saß gerade in einem Ledersessel, einem ziemlich bequemen sogar – nicht dass das viel zur Sache getan hätte, nur insofern, als gemütliche Möbelstücke mehr zum Träumen einluden als unbequeme, was wiederum dazu führte, dass er seinem Bruder nicht zuhörte, der in kurzer Entfernung vor ihm stand und irgendeine Predigt hielt. Worum es genau ging, wusste er nicht, es kamen jedenfalls die Worte Pflicht und Verantwortung darin vor.
Gregory hörte nicht recht hin. Das tat er eigentlich nie.
Also, manchmal hörte er schon zu, aber …
»Gregory? Gregory?«
Blinzelnd sah er auf. Anthony hatte die Arme vor der Brust verschränkt, was nie ein gutes Zeichen war. Anthony war der Viscount Bridgerton, und das seit über zwanzig Jahren. Und auch wenn er, wie Gregory gewiss als Erster versichern würde, ein prima Bruder war, würde er doch auch einen prächtigen Feudalherrn abgeben.
»Verzeih, wenn ich mich in deine Gedanken einmische, wenn man es denn Gedanken nennen kann, was dir so durch den Kopf geht«, bemerkte Anthony trocken, »aber hast du zufällig – rein zufällig – irgendetwas gehört von dem, was ich gesagt habe?«
»Fleiß«, sagte Gregory aufs Geratewohl und nickte mit gebührendem Ernst. »Zielstrebigkeit.«
»Allerdings«, erwiderte Anthony, und Gregory beglückwünschte sich zu seiner erstklassigen Vorstellung. »Es wird höchste Zeit, dass du dir für dein Leben irgendein Ziel setzt.«
»Natürlich«, murmelte Gregory, hauptsächlich deswegen, weil er das Abendessen verpasst hatte und ihm nun der Magen knurrte. Er hatte munkeln hören, dass seine Schwägerin im Garten leichte Erfrischungen servierte. Außerdem hatte es ohnehin keinen Zweck, Anthony zu widersprechen. Nie.
»Du musst tatsächlich etwas verändern. Einen neuen Kurs wählen.«
»Allerdings.« Vielleicht gäbe es Sandwiches. Von den kleinen Dingern könnte er jetzt ohne Weiteres vierzig Stück verdrücken.
»Gregory.«
In Anthonys Stimme war jener gewisse Ton getreten, der zwar schwer zu beschreiben, aber sofort zu erkennen war. Gregory wusste, dass er nun besser aufpasste.
»Ja«, sagte er gedehnt. Bemerkenswert, wie gut man mit einem einzigen Wort einen richtigen Satz hinauszögern konnte. »Ich werde wohl Pfarrer werden.«
Anthony erstarrte. Wie ein Eisberg. Gregory kostete diesen Moment weidlich aus. Schade nur, dass der Preis dafür ziemlich hoch war: Jetzt musste er Pfarrer werden.
»Wie bitte?«, murmelte Anthony schließlich.
»Ich habe schließlich keine große Wahl«, meinte Gregory. Diese Worte sagte er zum ersten Mal im Leben. Irgendwie verlieh ihnen das größeren Nachdruck, größere Nachhaltigkeit. »Entweder das Militär oder die Kirche«, fuhr er fort. »Und, nun ja, es muss einmal gesagt werden: Ich schieße ganz miserabel.«
Darauf erwiderte Anthony nichts. Gregorys Einschätzung entsprach der Wahrheit, das wussten sie alle.
Nach kurzem verlegenem Schweigen murmelte Anthony: »Es gibt ja auch noch den Degen.«
»Ja, aber bei meinem Glück schicken sie mich in den Sudan.« Gregory erschauerte. »Ich will ja nicht übertrieben pingelig sein, nur weißt du, die Hitze. Würdest du dorthin gehen wollen?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Und«, fügte Gregory hinzu, dem die Sache allmählich Spaß machte, »an Mutter muss ich auch denken.«
Eine Pause trat ein. Dann: »Und was genau hat Mutter nun mit dem Sudan zu tun?«
»Nun, es würde ihr nicht gefallen, wenn ich dorthin ginge, und du wärst derjenige, der ihr die Hand halten muss, wenn sie sich Sorgen macht oder irgendwelche entsetzlichen Albträume …«
»Das reicht«, unterbrach Anthony.
Gregory gestattete sich ein verstohlenes Lächeln. Seiner Mutter gegenüber war das nicht ganz fair, da sie bisher nie behauptet hatte, die Zukunft mit etwas so Schwammigem wie einem Albtraum vorherzusagen. Doch sie fände es tatsächlich schlimm, wenn er in den Sudan ginge, und Anthony würde sich tatsächlich ihre Sorgen anhören müssen.
Da Gregory allerdings nicht die Absicht hatte, Britanniens neblige Gestade zu verlassen, war die Frage ohnehin rein akademisch.
»Schön«, sagte Anthony. »Schön. Ich bin froh, dass wir endlich darüber gesprochen haben.«
Gregory linste auf die Uhr.
Anthony räusperte sich, und in seine Stimme mischte sich ein ungeduldiger Ton: »Und dass du dir endlich Gedanken über deine Zukunft machst.«
Gregory wurde die Kehle eng. »Ich bin erst sechsundzwanzig«, erinnerte er seinen Bruder. »Sicherlich noch zu jung für dieses andauernde ›endlich‹, findest du nicht?«
Anthony hob nur eine Augenbraue. »Soll ich mich mit dem Erzbischof in Verbindung setzen? Eine Pfarrei für dich finden?«
Das löste bei Gregory unvermittelt einen Hustenanfall aus. »Äh, nein«, sagte er, als er wieder sprechen konnte. »Noch nicht.«
Um Anthonys Mundwinkel zuckte es ein wenig. Nicht viel, und von einem Lächeln war es noch weit entfernt. »Du könntest ja heiraten.«
»Könnte ich«, stimmte Gregory zu. »Werde ich auch. Ich habe es sogar fest vor.«
»Wirklich?«
»Wenn ich die richtige Frau gefunden habe.« Und als er Anthonys zweifelnde Miene sah, fügte Gregory hinzu: »Gerade du würdest mir doch sicher eine Liebesheirat statt einer Vernunftehe empfehlen!«
Wie alle wussten, betete Anthony seine Frau an, die seine Gefühle unerklärlicherweise voll und ganz erwiderte. Ebenfalls wohlbekannt war die...
Erscheint lt. Verlag | 25.1.2022 |
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Reihe/Serie | Bridgerton | Bridgerton |
Übersetzer | Petra Lingsminat |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | On the Way to the Wedding |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
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ISBN-10 | 3-365-00039-9 / 3365000399 |
ISBN-13 | 978-3-365-00039-7 / 9783365000397 |
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