Die Teehändlerin / Der Weg der Teehändlerin / Das Erbe der Teehändlerin - Die Ronnefeldt-Saga in einem Band (eBook)
1536 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491956-0 (ISBN)
Die Bestseller-Autorin Susanne Popp wurde in Speyer am Rhein geboren und ist im Südwesten Deutschlands mit Blick in die Rheinebene aufgewachsen. Der Rhein als Fluss der Mythen und Legenden, als Sehnsuchtsort der Romantik und als Transportweg von den Alpen bis zum Meer hat sie seit jeher fasziniert. In den Romanen rund um die Figur der Loreley finden sowohl überraschende historische Fakten als auch märchenhafte Elemente ihren Platz. Susanne Popp hat zuletzt mit »Die Teehändlerin«, eine Trilogie über das Familienunternehmen Ronnefeldt, zahlreiche Leserinnen begeistert. Sie lebt heute mit ihrem Mann am Zürichsee in der Schweiz.
Die Bestseller-Autorin Susanne Popp wurde in Speyer am Rhein geboren und ist im Südwesten Deutschlands mit Blick in die Rheinebene aufgewachsen. Der Rhein als Fluss der Mythen und Legenden, als Sehnsuchtsort der Romantik und als Transportweg von den Alpen bis zum Meer hat sie seit jeher fasziniert. In den Romanen rund um die Figur der Loreley finden sowohl überraschende historische Fakten als auch märchenhafte Elemente ihren Platz. Susanne Popp hat zuletzt mit »Die Teehändlerin«, eine Trilogie über das Familienunternehmen Ronnefeldt, zahlreiche Leserinnen begeistert. Sie lebt heute mit ihrem Mann am Zürichsee in der Schweiz.
Sie sind wohl nicht von hier
Mainz, ebenfalls am 16. April 1838
Julius schlug den Kragen seines Gehrocks hoch. Obwohl tagsüber die Sonne geschienen hatte und es schon recht warm gewesen war, wurde es abends immer noch empfindlich kalt. Bedauernd dachte er an Marseille zurück. Dort begann der Sommer wesentlich früher. Doch diese schöne Zeit war erst einmal vorbei, seine Ersparnisse waren beinahe aufgebraucht. Es würde nur noch wenige Wochen dauern, bis er endgültig pleite war. Er musste dringend eine neue Möglichkeit finden, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Er lief am Dom vorbei in Richtung Leichhof und bog auf der Suche nach einem Wirtshaus, in dem er ein oder auch zwei Gläser Wein trinken konnte, in die Augustinergasse ein. Der Gasthof in der Nähe des Holzturms, in dem er für die Nacht untergekommen war, hatte ihn enttäuscht. Der Eintopf war fade gewesen, und das Brot hatte schimmlig geschmeckt. Dunkel und verrußt, wie die Gaststube war, hatte er zudem nicht einmal sehen können, was er aß. Also wollte er den Abend wenigstens mit einem ordentlichen Riesling beschließen.
Vor einer Wirtsstube mit dem Namen Le Coq au Vin blieb er stehen. Er war seit zwanzig Jahren nicht mehr in Mainz gewesen und nicht wenig überrascht, wie viel sich aus der Franzosenzeit gehalten hatte. Das Französische hatte die Sprache und die Gewohnheiten durchdrungen, und man hatte es offenbar nicht eilig, es wieder loszuwerden. Ihm sollte es recht sein. Nach den langen Jahren, die er in Frankreich verbracht hatte, fühlte er sich ohnehin als halber Franzose. Die Entscheidung, nach Deutschland zurückzukehren, war ihm nicht leichtgefallen. Trotzdem war seine Erleichterung groß gewesen, als er vor nicht einmal achtundvierzig Stunden die Grenze ohne Probleme überquert hatte. Und wie die Dinge standen, würde er wohl bis auf weiteres hierbleiben.
Zwei Gestalten näherten sich, die mit gedämpften Stimmen miteinander sprachen. Der Silhouette ihrer Kopfbedeckungen nach zu schließen, waren es Polizisten. Julius hatte keine Lust, ihnen zu begegnen, öffnete die Tür zur Wirtsstube und trat ein. Schwüle Wärme, Pfeifenqualm und der Lärm vieler Menschen schlugen ihm entgegen. Laternen und Kerzen an den Wänden und auf den Tischen verbreiteten ein schummriges Licht. Julius’ Augen brauchten einen Moment, bis sie sich an die schwache Beleuchtung gewöhnt hatten. Nach der Leere, die draußen geherrscht hatte, erschien ihm das Lokal übervoll. Bestimmt ein Drittel der Anwesenden waren Soldaten, aber auch ein paar wenige Frauen befanden sich unter den Gästen, und ein rotwangiges hübsches Schankmädchen bahnte sich soeben den Weg zu einem der Tische. Die Stimmung war ausgelassen, einen freien Sitzplatz sah er nicht. Er bestellte beim Wirt einen Schoppen, blieb am Schanktisch stehen und ließ seinen Blick durch den Raum wandern.
Ein Mann fiel ihm auf, der zwar inmitten einer lärmenden Gruppe saß, jedoch nicht dazuzugehören schien. Er war ein wenig jünger als er selbst, vielleicht Mitte oder Ende dreißig, hatte rötliche kurze Locken, einen Backenbart und eine Weste mit Uhrkette, was auf einen Sekretär oder Kaufmann schließen ließ. Seinen Rock hatte er über die Stuhllehne gehängt. Der Mann bemerkte seinen Blick und nickte ihm freundlich zu, und als einige Minuten später der Platz neben ihm frei wurde, setzte Julius sich zu ihm.
»Gestatten, Julius Mertens mein Name«, stellte er sich vor und hob sein Glas zur Begrüßung.
»Wilhelm Weinschenk«, sagte der Mann und hob ebenfalls sein Glas. »Ich hab Sie reinkommen sehen. Sie sind wohl nicht von hier?«
»Wie man’s nimmt. Aus der Gegend, aber ich war lange im Ausland.«
Weinschenk rieb sich das Kinn und studierte das Aussehen seines Gegenübers, als betrachtete er ein wissenschaftliches Exponat. »Mal sehen. Natürlich, ich hab’s. Sie kommen aus Wiesbaden!«
»Knapp daneben. Frankfurt.«
»Ha! Hab ich doch gleich gewusst, dass Sie kein Mainzer sind!«
»Und was ist mit Ihnen?«
»Ja, hört man das denn nicht?«, erwiderte Weinschenk. »Ich bin auch Frankfurter.«
»Ein Landsmann also, sehr erfreut. Beamter?«, tippte Julius.
»Kaufmann. Prokurist, um genau zu sein. Und Sie? In welchem Ausland waren Sie denn?«
»Frankreich. Reims, Paris, Marseille – in der Reihenfolge.«
»Bei den Franzosen also? Enchanté! Und was haben Sie dort gemacht?«
»So dies und das. Die meiste Zeit war ich im Champagnerhandel tätig.«
Weinschenk wiegte anerkennend seinen Kopf. »Champagner? Das ist was Reelles. Hier in Mainz gibt’s auch einen, der sich seit einigen Jahren in dem Fach versucht. Christian von Lauterer heißt er.«
Julius nickte. »Ja, ich habe von ihm gehört.«
»Sind Sie seinetwegen hier?«
Julius schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, keineswegs.«
»Ihr Glück. Es läuft nämlich nicht so gut, wie man sich erzählt«, ließ Weinschenk ihn wissen. »Aber die Leute erzählen ja auch viel, wenn der Tag lang ist. Und was haben Sie vor? Wollen Sie weiter Champagner verkaufen?«
»Nein, eher nicht. Damit habe ich abgeschlossen. Ich bin auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.«
»Herausforderungen sind gut!« Weinschenk leerte sein Glas, stand auf und winkte dem Schankmädchen. Er war sehr klein, stellte Julius fest, reichte ihm vermutlich kaum über die Schulter.
»Wie war noch gleich Ihr Name?«, fragte Weinschenk, nachdem er sich endlich bemerkbar gemacht und wieder hingesetzt hatte.
»Mertens.«
»Ich hab für Sie einen mitbestellt. Geht selbstverständlich auf meine Rechnung, Herr Mertens.«
»Da danke ich schön! Welche ist denn Ihre Herausforderung, Herr Weinschenk?«
»Ich mache in Tee.«
»Tee?« Julius war verblüfft.
Weinschenk nickte. »Dem Tee gehört die Zukunft!«, sagte er wichtig. »Er ist leicht zu transportieren und einfach zuzubereiten. Warten Sie noch zehn Jahre, dann redet kein Mensch mehr von Kaffee.«
Julius musterte ihn skeptisch. »Das glauben Sie wirklich?«
»Waren Sie mal in England? In London trinkt jeder Tee. Absolut jeder. Vom einfachen Arbeiter bis zur Queen.« Er spitzte beim Wort Queen übertrieben die Lippen.
»Schon. Aber die Geschmäcker sind doch überall ganz verschieden. In England trinkt ja auch jedermann Champagner. Hier hingegen …« Julius zuckte mit den Schultern und zeigte mit einer ausladenden Handbewegung auf die lärmenden Gäste im Schankraum. »Wie Sie sehen, sind die Leute mehr als zufrieden mit dem, was sie haben. Also, auf Ihr Wohl, Herr Weinschenk. Was führt Sie denn hierher? Geschäfte?«
»Welchen Grund gäbe es sonst? Normalerweise ziehe ich Wiesbaden bei weitem vor. Dort ist man weniger rustikal.«
»Sie führen also Ihren eigenen Teehandel?«
»Noch nicht.« Weinschenk kicherte. Er schien leicht betrunken zu sein. »Aber mein Chef geht demnächst auf große Fahrt.«
»Und Sie hoffen, dass er nicht mehr zurückkommt?«
»Das habe ich so nicht gesagt«, widersprach Weinschenk, sah aber leicht verunsichert aus.
»Aber gemeint?«
»O nein. Sie haben mich falsch verstanden.« Weinschenk schüttelte vehement den Kopf und blickte in sein Glas. »Ich trinke sonst nicht, müssen Sie wissen.«
»Nein, natürlich nicht. Wohin reist er denn?«
»Wer?«
»Na, Ihr Chef.«
»Ach ja. Nach China.«
»Oh!« Julius nickte anerkennend. »Das ist tatsächlich eine große Fahrt. Er scheint ja ein rechter Abenteurer zu sein.«
Weinschenk zuckte mit den Schultern. »Wer’s mag! Ich rede ihm da bestimmt nicht rein.« Er beugte sich so weit zu Julius herüber, dass er mit der Wange seine Schulter berührte. »Er hätte mich sonst nämlich nicht eingestellt. Er braucht mich«, sagte er dicht an seinem Ohr. Dann griff er nach Julius’ Arm und rieb anerkennend am Stoff seiner Jacke. »Champagner lohnt sich, wie ich sehe. Ist dieser Anzug französisch? Stoff und Schnitt sind wirklich exquisit.« Er brauchte einen Moment, bis er das letzte Wort über die Lippen gebracht hatte.
Julius zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Aus diesem Weinschenk wurde er nicht schlau. Er redete zwar eine Menge Blödsinn, hatte jedoch offenbar einen guten Geschmack. Rock, Weste, Hose und Mantel hätten ihn nämlich tatsächlich ein Vermögen gekostet – wenn er sie hätte bezahlen müssen. Doch an die Umstände, unter denen er an diese Kleidungsstücke gekommen war, wollte er jetzt nicht denken. Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas, bestellte noch einen weiteren Riesling für seinen neuen Freund und ein Wasser für sich selbst und fuhr fort, Willi Weinschenk Fragen zu stellen, ohne dabei allzu viel von sich selbst preiszugeben. Aber er konnte seine Überraschung nicht verbergen, als er den Namen des unbekannten Abenteurers und Teehändlers erfuhr, der Weinschenks Chef war.
...Erscheint lt. Verlag | 1.1.2024 |
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Reihe/Serie | Die Ronnefeldt-Saga | Die Ronnefeldt-Saga |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Schlagworte | Bestsellerserie • Bundle • Die Schokoladenvilla • E-Book-Bundle • Elbleuchten • Familiengeschichte Tee • Familiensaga • Familienunternehmen • Frankfurter Altstadt • Frauenroman • Grüner Tee • Hamburg • Hansen-Saga • historische Saga • Historisches Frankfurt • Kolonialwaren • Miriam Georg • Paulskirche • Römerberg • Ronnefeldt Buch • Schmöker Frankfurt • Schwarzer Tee • Speicherstadt • spiegel bestseller • Starke Frauen • Teehandel • Teehaus • Teeladen • Tee Roman • Unternehmerinnen • Zeil |
ISBN-10 | 3-10-491956-9 / 3104919569 |
ISBN-13 | 978-3-10-491956-0 / 9783104919560 |
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