Pikantes Wiedersehen mit dem Gentleman (eBook)
384 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2700-2 (ISBN)
Ist er es wirklich? Bei Dominic Kilburns Anblick schlägt Lady Willas Herz schneller - vor Wut! Vor einem Jahr hatte er sie am Altar stehengelassen. Zutiefst gedemütigt von seiner Zurückweisung hatte Willa sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Ausgerechnet auf dem ersten Fest, das sie nun wieder besucht, begegnet sie Dom. Seine Nähe ist genauso prickelnd wie damals, seine Berührungen genauso verführerisch ... Doch während alte Gefühle wieder erwachen, kommen auch alte Geheimnisse ans Tageslicht. Gibt es eine zweite Chance für Lady Willas Liebe - oder steht die Vergangenheit zwischen ihr und Dom?
Wenn Eva Leigh nicht an einer ihrer packenden Romances schreibt, in denen sie die Zeit des Regency lebendig werden lässt, widmet sie sich ihren Hobbys: Sie liebt es zu backen, zu viel Zeit im Internet zu verbringen und Musik aus den 80ern zu hören. Zusammen mit ihrem Ehemann lebt Eva Leigh in Kalifornien.
1. KAPITEL
Schottland, Innere Hebriden, 1812
„Vermaledeite Aristos“, murmelte Dominic Kilburn finster, als das Boot krachend auf das Wasser aufschlug.
Schiere Willenskraft und seine mit eindrucksvollen Muskeln bepackten Oberschenkel bewahrten ihn davor, kopfüber in die aufgewühlte See zu stürzen, aber es war knapp. Wäre er kein so sturer Bastard gewesen und eisern entschlossen, sich von den haushohen Wellen nicht besiegen zu lassen, er hätte Bekanntschaft mit dem kalten Nass gemacht. Was ihm ein kleines Problem beschert hätte. Er konnte nicht schwimmen. Wie die meisten Männer von niedriger Abkunft.
„Was hat mein Stand dir jetzt wieder angetan?“, rief Finn Ransome ihm von der Reling aus zu.
„Die verwünschte See ist so rau wie der Gin in der Taverne von Ratcliff“, erwiderte Dominic mürrisch.
„Seit du dich auf dieses Boot begeben hast, bist du genauso kabbelig wie die See.“ Es zuckte um Finns Mundwinkel. „Und der Zungenschlag deiner alten Heimat ist wieder deutlicher zu hören.“
„Behauptet ein verdammter Spieler.“ Aber es ließ sich nicht leugnen. „Egal wie viele Stunden Sprechunterricht mein Vater mir hat angedeihen lassen, wenn mich etwas kribbelig macht, lasse ich die Konsonanten fortfallen wie faules Fleisch. Ich bin einfach ein in der Wolle gefärbter Ratcliffer, fürchte ich.“
„Es hat Charme“, versicherte ihm sein Freund grinsend.
Dominic schnaubte. „Nicht allzu viele Mitglieder deines Standes sind dieser Ansicht. Und du als zweiter Sohn eines Earls … nun, deine Sprechweise ist so samtig und glatt wie der Rahm auf der Milch.“
Finn pflegte nicht oft Emotionen zu zeigen, nicht einmal dann, wenn ein Boot von sechs Metern auf seinem Kurs durch schottische Gewässer rollte und schlingerte, dass einem angst und bange werden konnte; ein Boot, das gerade groß genug war, um Dominic, Finn und dessen Frau Tabitha unterzubringen, außerdem das Gepäck und den Skipper, der sich mit einer so routinierten Lässigkeit bewegte, als sei er auf den Bootsplanken zur Welt gekommen.
„Du könntest genauso gut Karten für eine Partie Faro austeilen“, setzte Dominic vorwurfsvoll hinzu, „so verflucht beherrscht, wie du bist.“
„Nun, da ich nichts tun kann gegen den Zustand der See, erscheint es mir das Vernünftigste, mich in Gleichmut zu üben.“ Sein Freund zuckte die Achseln. „Warum stehst du im Boot? Komm an die Reling und genieß den Ausblick.“
„Ich bleibe hier.“ Wie angewurzelt stand Dominic auf seinem Platz mitten auf dem Deck. „So weit wie möglich von der Reling und der Gefahr eines nassen Todes entfernt. Ich habe nicht vor, auf den Grund der eiskalten schottischen See zu sinken.“
Nicht jedenfalls, ohne sie vorher wiedergesehen zu haben. Denn wenn sein elendes Leben in dieser gottverlassenen Welt schon vorüber sein sollte, dann wollte er bei seinem letzten Atemzug wenigstens Willa ins Gesicht blicken dürfen. Selbst wenn sie ihn finster musterte und mit allen Schimpfwörtern der Welt belegte, würde es ihm genügen, sie ein letztes Mal anzuschauen. Vielleicht würde er nicht glücklich sterben, wohl aber zufrieden in dem Wissen, dass sie lebte und die Chance hatte, wahres Glück zu finden.
Seit fast einem Jahr, seit dem Vorabend jenes entsetzlichen Frühlingstages, hatte er Willas Gesicht nicht gesehen und ihre Stimme nicht gehört. Denn kurz vor ihrer Trauung war er ihr mit der Hilfe von Finn und dessen Bruder Kieran davongelaufen. Das allein war schlimm genug, doch was noch schlimmer war – Willa war Finns und Kierans Schwester.
„Jedenfalls wüsste ich nicht, was deine Wut auf meinen Stand rechtfertigen sollte“, fuhr Finn gelassen fort. „Denn auch wenn die britische Aristokratie in der Tat über eine unverhältnismäßige und unfaire Machtfülle verfügt, so kannst du doch nicht behaupten, dass der Landadel Einfluss auf die Elemente hätte und in der Lage wäre, die See aufzuwühlen.“
„Aber diejenigen, die beschlossen haben, ihre Hausparty auf einem winzigen schottischen Eiland zu veranstalten, sind Mitglieder deines Standes“, feuerte Dominic zurück und wappnete sich gegen die nächste Welle, die das Boot hochhob und anschließend herunterkrachen ließ. „Statt auf einem ihrer zahllosen Landsitze, die mit dem Blut und dem Schweiß der Pächter errichtet wurden.“
„Oliver Longbridge fand, dass sein Anwesen auf der Insel der perfekte Ort für eine Hausparty ist“, widersprach Finn ruhig. Er blinzelte kaum, als die Gischt ihm ins Gesicht spritzte, und zog sein Taschentuch hervor, um sich Stirn und Wangen zu trocknen. „Und zwar eine, die dank der abgeschiedenen Lage des Hauses nicht eingeschränkt sein wird von den herkömmlichen Benimmregeln der guten Gesellschaft. Abgesehen davon“, sprach er rasch weiter, ehe Dominic sich erneut beschweren konnte, „bist du aus freien Stücken mitgekommen. Und nicht etwa, weil jemand das Leben deines Lieblingsrennpferds bedroht hätte.“
„Bloß dass du und dieser verflixte Bruder von dir ständig auf mich eingeredet habt, euch zu begleiten.“ In übertrieben adliger Sprechweise setzte er hinzu: „‚Komm doch bitte mit zu der Party, Dominic. Es wird so unterhaltsam sein, der Langeweile Londons zu entrinnen, und wir werden uns köstlich amüsieren, sei so nett.‘“
Finn lachte. „Um Himmels willen, wenn Kieran und ich tatsächlich so klingen, hast du meine Erlaubnis, mich über Bord zu werfen.“
„Das würde bedeuten, dass ich den sicheren Fleck, auf dem ich stehe, verlassen müsste.“ Dominic schüttelte den Kopf. „Und mein Leben riskiere, um deins zu beenden.“
Es lag kein Groll in seinen Worten. Seit sein Vater vor beinahe zwölf Jahren mit der Vermietung von Hafenspeichern ein Vermögen gemacht hatte, war die Freundschaft der Ransome-Brüder Dominics einziger Halt in der engstirnigen, heimtückischen Welt der englischen Elite. Eher hätte er sich ins Wasser gestürzt, als seine beiden engsten Freunde zu verletzen.
„Ich glaube, ich kann die Insel erkennen“, rief Tabitha Ransome aufgeregt.
Sie trat zu ihrem frischgebackenen Ehemann, der ihr den Arm um die Taille legte und sie an sich zog – genauso beschützend und bewundernd, wie er sie ansah. Finn gehörte zu den Menschen, die kaum je zu erkennen gaben, was sie dachten und fühlten, doch in Tabithas Gegenwart fielen seine Schranken. Und die gelehrte Tabitha andererseits schien ebenso bezaubert von ihm wie er von ihr.
Dominic wurde eng um die Brust. Nicht dass er Finn sein Glück nicht gönnte, aber es mit anzusehen, verstärkte nur sein Verlustgefühl und machte ihm klar, was er niemals haben würde.
Ohnehin blieb ihm nun, da auch Kieran eine Braut gefunden hatte, kaum etwas anderes übrig, als sich nachts allein in London herumzutreiben. Mit dem grimmigen Humor betrachtet, der ihm eigen war, seit er Willa sitzen gelassen hatte, bedeutete das, dass er frühmorgens entweder nach Hause wankte, weil er sich die ganze Nacht in einer Boxsportarena verausgabt oder aber versucht hatte, am Boden eines Bierkrugs Trost zu finden.
Doch ob seine Kopfschmerzen am Tag darauf von den Fausthieben seiner Trainingspartner herrührten oder den großen Mengen Alkohol, die er sich verabreicht hatte, blieb dahingestellt. Immerhin schaffte er es mit Boxen und Trinken, sich davon abzulenken, dass er Willa verloren hatte, sie nie haben und den Rest seiner Tage von Schuldgefühlen zerfressen dahinvegetieren würde.
Genau genommen hatten Boxen und Trinken ihn abgelenkt. In letzter Zeit passierte es immer öfter, dass sich keine Trainingspartner mehr fanden und auch nicht genügend Fässer mit Ale, um sich davon abzuhalten, in einem Sumpf von Wut und Scham zu versinken.
Doch das war nur ein Grund, weswegen er die Einladung der Ransome-Brüder, sie zu Oliver Longbridges Hausparty auf seiner Hebrideninsel zu begleiten, angenommen hatte. Denn alles war besser als seine augenblickliche Existenz. Vielleicht würde es keinen Boxring geben, aber dann konnte er immer noch jemandes Weinkeller trockenlegen. Oder vielleicht sogar in einem anderen Bett Schlaf finden, denn unter Schlaflosigkeit litt er weiß Gott.
„Es scheint sich um einen wirklich kargen, windumtosten Rückzugsort zu handeln.“ Finn kniff die Augen zusammen, als das Boot sich der Insel näherte. „Und das Eiland sieht fast so aus“, wandte er sich mit einem warmherzigen Lächeln an seine Frau, „als sei es unseren Lieblingsschauerromanen entsprungen.“
Auf den Zügen seiner Ehefrau breitete sich ein neckendes, zuneigungsvolles Lächeln aus. „Wirst du hinter mir herschleichen, wenn ich die Korridore durchwandere, eine Kerze in der erhobenen Hand und nur in mein Nachthemd gekleidet?“
Finns Augen verdunkelten sich. „Ich kann es kaum erwarten, dich mir zu schnappen.“
Dominic hielt den Blick auf die von Minute zu Minute größer werdende Insel gerichtet, um nicht unfreiwillig Zeuge der Vertraulichkeiten zwischen Finn und Tabitha sein zu müssen. Aus dieser Entfernung konnte er langsam Einzelheiten von Longbridges Rückzugsort erkennen. Felsige Klippen begrenzten einen Strand, und auf einer der Klippen erhob sich ein dreistöckiges steinernes Gebäude mit spitzen Dächern und einem mit Zinnen versehenen Turm. Hinter dem Herrenhaus erstreckte sich zerklüftetes Gelände, das nun, im Frühling, samtgrün leuchtete und mit ein paar wenigen Bäumen gesprenkelt war.
„Eine bezaubernde Insel.“ Tabitha blickte über das Wasser. „Findest du nicht auch, Dominic?“
„Nun ja, wenn du meinst. Aber Kieran ist der mit der poetischen Ader, und er kann...
Erscheint lt. Verlag | 14.9.2024 |
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Reihe/Serie | Historical Gold |
Übersetzer | Gisela Grätz |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
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ISBN-10 | 3-7515-2700-1 / 3751527001 |
ISBN-13 | 978-3-7515-2700-2 / 9783751527002 |
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