Das Savoy - Geheimnisse einer Familie & Hoffnung einer Familie (eBook)
784 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3466-7 (ISBN)
Band 3 und 4 der mitreißenden Familiensaga in einem E-Book Doppelband.
Das Savoy - Geheimnisse einer Familie.
Zeiten des Aufruhrs.
London im August 1940: Gegen den Willen der Hotelbesitzerin Violet Mason ist das Savoy zum Schauplatz weltpolitischer Intrigen geworden. Dennoch versucht sie mit aller Kraft, ihren internationalen Ga?sten den gewohnten Luxus zu bieten. Dieser Spagat wird zur Zerreißprobe, als sich der britische Ko?nig im Savoy anku?ndigt. Denn Violet erwartet ein Kind von Max Hammersmith, und ausgerechnet dessen Ehefrau Susan ist die begleitende Hofdame des Buckingham Palace. Doch bald verblassen diese Probleme vor der politischen Realita?t: Der Zweite Weltkrieg tobt, und auch das Hotel Savoy droht Opfer der deutschen Luftangriffe zu werden ...
Das Savoy - Hoffnung einer Familie.
Kostbare Augenblicke.
London, 1946: Der Krieg ist vorbei, doch die Hotelerbin Violet Mason findet kaum Zeit, ihr Liebesglück mit Lionel Burke zu genießen. Ein Juwelendieb treibt sein Unwesen im Savoy. Während der Hausdetektiv und Scotland Yard im Dunkeln tappen, stellt Violet eigene Nachforschungen an. Verbirgt sich hinter dem amerikanischen Gast Gary Stewart etwa das Phantom des berüchtigten Juwelenräubers »Descoyne«? Als eine Jugendliebe Lionel Burkes auftaucht, sucht Violet ausgerechnet in den Armen des Hauptverdächtigen Trost ...
Hinter Maxim Wahl verbirgt sich ein deutscher Bestsellerautor, der mit seinen zahlreichen Romanen auch international Aufmerksamkeit erregte. Für seine Stoffe sucht sich Maxim Wahl am liebsten große Schauplätze der europäischen Geschichte. Er lebt in Berlin und London, und am allerliebsten im Hotel Savoy. Im Aufbau Taschenbuch sind bisher 'Das Savoy. Aufbruch einer Familie' und 'Das Savoy. Schicksal einer Familie', die ersten Bände seiner erfolgreichen Saga erschienen.
1
Die Treppe
Umgeben von Menschen aus aller Herren Länder durchquerte Violet das Foyer. Das frisch polierte Messing schimmerte, Tageslicht brach sich im geätzten Glas. Die marmorverkleideten Säulen spiegelten den Luxus wider, der hier zur Tagesordnung gehörte.
Violet genoss die Symphonie der Halle, jenes Anstimmen und Verklingen mannigfaltiger Laute, das Gläserklirren eines früh bestellten Brandys, das Knautschen der Ledersessel. Im Tearoom schwoll die Musik des Jazztrios an und ab, jedesmal wenn eilende Kellner die Schwingtür bedienten. Die Geigen aus dem Wintergarten hingen träge in der Luft, ein zartes Singen von den Seidenkleidern der Frauen, das Rascheln der Trenchcoats. Violet war die Hüterin dieses Zusammenklangs, sie war Besitzerin des Hotels, First Lady und zugleich Arbeitgeberin, eine ungewöhnliche Konstellation für eine Frau von dreiunddreißig Jahren.
Im hinteren Bereich der Lobby erreichte sie eine zurückgesetzte Tür, die man für einen Personaleingang halten mochte. Sie betrat einen grau gestrichenen Flur, an dessen Ende die nächste Tür einen Vorratsraum oder eine Besenkammer vermuten ließ. Sie öffnete mit einem Schlüssel, den sie nicht am Bund trug, sondern um den Hals. Das Treppenhaus gehörte zum ältesten Gebäudeteil des Savoy. Auf den steilen Stufen nahm sie sich in Acht. Der Handlauf hatte Rillen und Dellen, hier waren schwere Gegenstände dagegengeschrammt worden. Die Treppe mündete auf einem Absatz vor dem nächsten Eingang, der elektrisch zu öffnen war. Es erforderte eine Zahlenkombination, ähnlich dem Schloss eines Aktenkoffers, worauf sich ein Mechanismus in Gang setzte, der die Verriegelungsbolzen löste. Violet trat ein.
»Guten Morgen, Sanders.« Ohne stehen zu bleiben, begrüßte sie den Mann in Navy-Uniform, der das Anwesenheitsbuch führte.
»Guten Morgen, Miss Mason.«
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie er seine Eintragung machte und zum Telefon griff. Durch den nächsten Flur erreichte Violet eine Treppe, die zum tiefsten Punkt des Savoy führte. Dort befand sich ein Keller, der als Wäschelager gedient hatte, bevor er vor Jahren nach einem Wasserrohrbruch stillgelegt werden musste. Während sie hinunterstieg, spürte sie eine Beklemmung im Unterleib. Sie wollte es noch bis zum Fuß der Treppe schaffen, doch der Schmerz zwang sie, das Geländer mit beiden Händen zu umklammern. Violet atmete gleichmäßig, meistens wurde es dadurch besser. Doch das Ziehen und Stechen verschärfte sich derart, dass sie auf die Stufen sank.
»Laurence, was machst du denn?«, flüsterte sie vorwurfsvoll. »Was machst du nur mit mir?«
Minutenlang blieb sie sitzen und war froh, dass niemand aus dem Keller kam und sie so vorfand. Schließlich raffte sie sich auf, strich ihr blassgrünes Kostüm glatt und bediente die Klingel an der Metalltür. Ein Sub-Lieutenant öffnete ihr.
»Guten Morgen, Miss Mason.«
»Bin ich zu spät?« Sie schloss den untersten Jackenknopf.
»Drinnen ist man bereit für Sie.«
»Danke.« Sie hob den Blick.
In diesem Raum waren vor Jahren Tischtücher, Laken und Uniformen für das Personal aufbewahrt worden. Heute standen lange Reihen von Schreibtischen da, an denen Männer und Frauen saßen, manche in Uniform, die meisten arbeiteten in Zivil.
Mit fünf Schreibtischen hatte alles begonnen. Jeder war mit einem Röhrengerät ausgestattet, dazu gab es Verstärker und Aufnahmemaschinen. Von den Schreibtischen liefen schwarze Kabel zur Decke, vereinigten sich in Drahtschächten und verschwanden durch eine Öffnung nach oben. Es gab Umschaltvorrichtungen, mit deren Hilfe man von Stockwerk zu Stockwerk wechseln konnte. Die Zimmer und Suiten des Savoy, Konferenzräume, Restaurants, auch die Hotelbar, waren an diese unterirdische Anlage angeschlossen.
Lange hatte Violet sich dagegen gewehrt. In ihrem Haus sollten Menschen sich amüsieren und erholen. Von hier aus erkundeten sie London. Sie bezahlten viel Geld dafür und Violet sah es als ihre Pflicht an, jeden Gast bestens zu bedienen und exquisit zu bewirten. Was hinter verschlossenen Zimmertüren geschah, ging nur die Gäste des Savoy etwas an. Sie fand es verwerflich, dass sich in ihrem Haus geheime Horcher hinter der Wand versteckten und Gespräche rechtschaffener Leute belauschten. Zu Beginn hatte Violet Sir Sinclair unmissverständlich klargemacht, dass sie die Anlage nicht in ihrem Haus behalten wolle. Doch es war weder im Interesse Sinclairs noch der britischen Regierung, die Abhörvorrichtung wieder zu demontieren. Als Kompromiss hatte Violet dem Leiter des britischen Geheimdienstes abgerungen, lediglich ausgewählte Konferenzen und Besprechungen mitzuhören.
Im September vergangenen Jahres war England in einen neuen Krieg gezwungen worden. Nachdem Hitler auf das englische Ultimatum, sich aus dem besetzten Polen zurückzuziehen, nicht reagiert hatte, erklärte Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg. Das veränderte die Lage im ganzen Land, es veränderte die Lage im Savoy.
Violet betrat den Besprechungsraum. An jedem Platz befand sich eine Tischlampe, was den Eindruck erweckte, man befinde sich im Lesesaal einer Bibliothek.
»Guten Morgen, Gentlemen.«
Das harte Rücken der Stühle, als die Herren aufstanden. »Miss Mason«, erwiderten sie im Chor und warteten, bis Violet Platz genommen hatte.
Der Colonel ergriff das Wort. »Die Deutschen verwenden ein neues Codebuch für ihren Funkverkehr. Dadurch haben wir seit gestern einen vollständigen Blackout.«
Colonel Stewart Menzies war ein unauffälliger Herr mittleren Alters. Er hatte leutselige Augen, trug einen Schnäuzer und kämmte sein schütteres Haar von links nach rechts. Erst vor wenigen Monaten hatte er die Funktion des Geheimdienstchefs von Sir Sinclair übernommen, der an Krebs gestorben war. Sinclair galt als Pionier des SIS. Während des Ersten Weltkriegs hatte er die Abteilung für Industriespionage ins Leben gerufen, außerdem die Sektion VIII, in die auch das Savoy eingegliedert worden war. Dies hatte zur Folge, dass man sich im Wäschekeller nun auch mit der Dechiffrierung verschlüsselter Nachrichten beschäftigte.
Der Colonel wandte sich an Violet. »Zu Ihrer Information, Miss Mason: Täglich versuchen wir, unsere Typex-Maschinen nach demselben Code einzustellen wie die deutsche Chiffriermaschine. Wenn uns das nicht gelingt, dechiffrieren wir lediglich Nonsens von Nonsens. Bei dieser kniffligen Arbeit kommen unsere besten Codebrecher zum Einsatz. Dass sie in letzter Zeit erfolgreich waren, ist allein der Tatsache zu verdanken, dass wir in den Besitz eines deutschen Codebuches gelangt waren.«
Violet kannte die Funktion der Typex-Maschinen in ihrem Keller. Sie wusste, dass Menzies sich in einer schwierigen Lage befand. Er hatte das Savoy und damit Violet von seinem Vorgänger geerbt. Sie und Sinclair waren nicht immer gleicher Meinung gewesen, doch hatte sich zwischen ihnen ein Vater-Tochter-Verhältnis eingependelt, so dass Violet die Interessen des Hotels durchsetzen konnte. Mit Menzies war das anders. Es interessierte ihn nicht, dass sie eines der schönsten und traditionsreichsten Hotels Londons führte und ihre Gäste ihr mehr am Herzen lagen als die Leute, die unter der Erde die Menschen im Hotel ausspionierten.
Menzies kümmerten Miss Masons Skrupel nur insofern, als Violet ein notwendiges Übel war. Ohne sie hätte es das offizielle Savoy nicht gegeben. Sie war die Galionsfigur, das Aushängeschild, das Gesicht des Savoy. Nur sie konnte prominente Gäste aus der Welt der Kultur, des Handels, des Hochadels und der Politik empfangen. Ohne sie hätte es keine politischen Empfänge gegeben, keine Bankette, keinen Besuch der Royal Family. Da sich niemand das Savoy ohne Violet Mason vorstellen konnte, waren die Geheimdienstoffiziere gezwungen, bis zu einem gewissen Grad nach ihrer Pfeife zu tanzen. Das war der einzige Grund, weshalb Violet manchmal zu aktuellen Briefings eingeladen wurde. Sie war weder Mitarbeiterin noch Geheimnisträgerin des SIS, doch man sah sie sozusagen als Bienenkönigin an, die es dem Team um Sir Menzies erlaubte, sich in ihrem Stock aufzuhalten.
»Danke, Colonel«, antwortete Violet.
»Das Oberkommando der deutschen Wehrmacht hat wie gesagt ein neues Codebuch in Betrieb gehen lassen«, fuhr Menzies fort. »Seit gestern sind wir daher blind und taub. Wir wissen nichts über die deutschen U-Boot-Aktivitäten, die Verschiebungen der Heeresverbände und so gut wie nichts über ihre Angriffspläne im Luftkrieg. Es stellt sich uns also die Frage, welche anderen Möglichkeiten es gibt, die deutschen Codes zu knacken.« Menzies wandte sich an einen jungen Offizier. »Und hier kommt unser Lieutenant …« Er hielt inne.
»Burke«, half der Officer ihm weiter. »Lionel Burke, Sir.«
»Hier kommt Lieutenant Burke ins Spiel«, nickte Menzies. »Wenn Sie so freundlich wären, Lieutenant.«
Der Offizier stand auf. Sein Knabengesicht täuschte, er mochte im gleichen Alter sein wie Violet. Er wirkte zurückhaltend, dabei wachsam. Er schob eine widerspenstige Haarsträhne zurück und wandte sich zu einer grafischen Darstellung an der Wand.
»Die deutschen Chiffriermaschinen verwandeln Klartextbuchstaben in Nonsensbuchstabengruppen. Der Apparat hat etwa hundertfünfzigtausend Milliarden Möglichkeiten. Es würde etwa zehntausend Jahre dauern, jede mögliche Chiffrierung auszuprobieren.«
»So viel Zeit haben wir naturgemäß nicht.« Menzies spornte den Lieutenant an, auf den Punkt zu kommen.
»Einfach...
Erscheint lt. Verlag | 13.8.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2. Weltkrieg • Affäre • BBC • britischer König • Buckingham Palace • Bundle • Emanzipation • emanzipierte Frauen • Hotel Adlon • Hoteldynastie • Hotelleben • Hotel Ritz • Hotel Savoy • Intrigen • Königsfamilie • London • Luftkrieg • Luxus • Luxushotel • savoy • Schwangerschaft • Zweiter Weltkrieg |
ISBN-10 | 3-8412-3466-6 / 3841234666 |
ISBN-13 | 978-3-8412-3466-7 / 9783841234667 |
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