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Herrliche Zeiten - Die Himmelsstürmer (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
672 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491439-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Herrliche Zeiten - Die Himmelsstürmer -  Peter Prange
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Eine Geschichte von Liebe und Freundschaft über alle Grenzen hinweg. In einem Europa, das es einmal gab, bevor es sich selbst zerstörte. Karlsbad, 1871. Die Zeit der Kriege scheint für immer vorbei, im böhmischen Kurort treffen sich Gäste aus ganz Europa. So auch Vicky, Tochter einer Londoner Industriellenfamilie, die den Ärmelkanal untertunneln will, um England mit dem Kontinent zu verbinden; Paul, ein Berliner Ingenieur, der hofft, am Bau einer Prachtstraße namens Kurfürstendamm mitzuwirken; und Auguste Escoffier, angehender Meisterkoch aus Paris, dessen Name zum Inbegriff der französischen Kochkunst werden soll. Vereint im Glauben, dass herrliche Zeiten anbrechen, werfen die drei sich ins Leben und in die Liebe. Von großen Träumen beseelt ahnen sie nicht, dass Europa schon bald von Erschütterungen heimgesucht wird, die nicht nur den Frieden bedrohen, sondern auch ihr persönliches Lebensglück. Die große Dilogie zur Jahrhundertwende: verblüffend aktuell, atmosphärisch dicht.

Bestsellerautor Peter Prange ist der große Erzähler der deutschen Geschichte. Als Autor aus Leidenschaft gelingt es ihm, die eigene Begeisterung für seine Themen auf Leser und Zuhörer zu übertragen. Die Gesamtauflage seiner Werke beträgt weit über drei Millionen. ?Der Traumpalast? ist sein vierter großer Deutschland-Roman. Die Vorläufer sind Bestseller, etwa sein Roman in zwei Bänden, ?Eine Familie in Deutschland?. ?Das Bernstein-Amulett? wurde erfolgreich verfilmt, der TV-Mehrteiler zu ?Unsere wunderbaren Jahre? begeisterte in zwei Staffeln ein Millionenpublikum. Der Autor lebt mit seiner Frau in Tübingen.

Bestsellerautor Peter Prange ist der große Erzähler der deutschen und europäischen Geschichte. Als Autor aus Leidenschaft gelingt es ihm, die eigene Begeisterung für seine Themen auf Leser und Zuhörer zu übertragen. Die Gesamtauflage seiner Werke beträgt weit über drei Millionen. ›Herrliche Zeiten‹ ist sein fünfter großer Deutschland-Roman. Die Vorläufer sind Bestseller, etwa seine Romane in zwei Bänden, ›Eine Familie in Deutschland‹ und ›Der Traumpalast‹. ›Das Bernstein-Amulett‹ wurde erfolgreich verfilmt, der TV-Mehrteiler zu ›Unsere wunderbaren Jahre‹ begeisterte in zwei Staffeln ein Millionenpublikum. Der Autor lebt mit seiner Frau in Tübingen.

Prolog Karlsbad



1871

1


Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee weckte Vicky aus unruhigen Träumen, zusammen mit einer wohlvertrauten Stimme.

»Aufstehen! Frühstück!«

Wie jeden Morgen war sie sofort hellwach. Doch als sie die Augen aufschlug, war nichts wie an anderen Morgen. Das Zimmer war nicht ihr Zimmer, das Bett nicht ihr Bett. Nur ihre Gouvernante Roberta stand wie gewohnt vor ihr, mit einem Kleid über dem Arm, das glatte, scheitellos nach hinten gekämmte Blondhaar im Nacken geknotet, das Gesicht eine einzige, strenge Mahnung.

»Raus aus den Federn!«

»Wo … wo bin ich?«

»Hast du das wirklich vergessen?« Roberta schüttelte den Kopf. »Nachdem du dich so sehr darauf gefreut hast?«

Vicky blickte sich um. Ein heller Lichtstrahl brach durch einen Spalt zwischen zwei schweren Vorhängen, die von einer hohen stuckverzierten Zimmerdecke herabhingen. Natürlich, sie war auf dem Kontinent – die Europareise, die ihre Mutter und Onkel Georgie ihr zum Geburtstag geschenkt hatten!

Im selben Moment durchströmte sie ein herrliches Glücksgefühl, dasselbe freudig jauchzende Gefühl der Erwartung, das sie schon als kleines Mädchen verspürt hatte, wenn sie an einem Geburtstagsmorgen die Augen aufschlug. Konnte es etwas Schöneres geben, als in einer neuen, unbekannten Welt aufzuwachen, die nur darauf wartete, entdeckt zu werden?

Sie sprang aus dem Bett und eilte ans Fenster, um einen ersten Blick auf diese Welt zu werfen. Am Abend bei der Ankunft hatte sie in der Dunkelheit ja kaum etwas gesehen.

Als sie die Vorhänge zurückzog, flutete heller Sonnenschein ins Zimmer. Mit beiden Armen öffnete sie die Fensterflügel, und während sie die frische Morgenluft in ihre Lungen strömen ließ, schaute sie hinaus auf den Vorplatz des Grandhotel Pupp, in dem sie wie die meisten englischen Kurgäste von Stand in Karlsbad logierte. Ein neuer, wunderbarer Tag brach an, voller aufregender, unvorhersehbarer Abenteuer! In dem böhmischen Kurort à la mode am Ufer der Tepl, fernab der Welt und doch mitten in Europa gelegen, kamen alljährlich Hunderttausende Kurgäste zusammen, aus allen Ländern des Kontinents, im Vertrauen auf die Heilkräfte der hier sprudelnden Quellen, die angeblich schon in der Römerzeit Gesundheit und Wohlergehen versprachen. Wer an diesen Ort kam, so die Fama, werde ihn geheilt verlassen.

Mit ihren siebzehn Jahren gedachte Vicky von den Kuranwendungen keinen Gebrauch zu machen, dafür aber umso mehr von den hier herrschenden Freiheiten. Anders als in London, wo ihre Mutter ein strenges Regiment führte und sie keinen Schritt ohne Roberta vor die Tür setzen durfte, konnten laut Baedeker junge, unverheiratete Frauen wie sie sich in Karlsbad ohne Aufsicht in der Öffentlichkeit zeigen. Die Kurpromenade stand in dem Ruf, eine Art Freilichtbühne zu sein, wo Fremde beiderlei Geschlechts einander so zwanglos begegneten wie sonst kaum irgendwo auf dem ohnehin sehr freizügigen Kontinent, und es hieß, dass unter den Kolonnaden Bekanntschaften gemacht würden, die nicht selten zu ausgelassenen Gelagen im Grünen führten und manchmal gar zu heimlichen Verabredungen tête-à-tête in den umliegenden Wäldern.

Noch aber herrschte Ruhe auf den Straßen, nur ein paar Frühaufsteher pilgerten mit ihren Schnabeltassen zu den Kuranlagen, vorbei an den mondänen Hotels und schmucken Privatpensionen, die sich wie Perlenschnüre an beiden Ufern des Flusses aneinanderreihten, während die träge dahinfließende Tepl mit ihren Lichtreflexen noch verschlafen in die Sonne blinzelte. Alles atmete einen so tiefen Frieden, als könnte es gar nicht anders sein. Dabei war es noch vor wenigen Wochen ungewiss gewesen, ob man die Reise überhaupt würde antreten können. Drei Kriege, in denen Deutschland sich einen Platz in der ersten Reihe unter den Nationen Europas erobert hatte, hatten den Kontinent ein Jahrzehnt lang in Angst und Schrecken versetzt, zuletzt in dem wütenden Völkerringen der Erbfeinde Deutschland und Frankreich, Höhepunkt einer jahrhundertealten Fehde, die nach der Niederlage der Franzosen im Winter dieses Jahres plötzlich wieder auszubrechen drohte, als der König von Preußen sich ausgerechnet in Versailles zum deutschen Kaiser hatte krönen lassen. Onkel Georgie, der Reisen hasste und England nur unter Protest verließ, hatte schon gehofft, dass das Schicksal ihm auf diese Weise die Reise ersparen würde und er in seinem geliebten London bleiben konnte. Doch dann hatten Deutschland und Frankreich nach langen, zähen Verhandlungen Frieden geschlossen, so dass die Menschen wieder aus ganz Europa nach Karlsbad reisten, um die Kur zu gebrauchen.

Vicky ließ ihren Blick über die Hügel auf der anderen Talseite schweifen. Irgendwo in den dunklen Wäldern musste sich der Dianaturm verbergen, wo sich laut Baedeker Liebespaare heimlich trafen, doch zu ihrem Missvergnügen konnte sie ihn nirgendwo entdecken.

Ob sie hier wohl auch Bekanntschaften machen würde, die zu einem Gelage im Grünen oder gar einem Tête-à-tête am Dianaturm führten?

»Da! Eine Nymphe!«

»Wo?«

»Da oben, am Fenster! Im Nachthemd!«

Zwei Bäckerjungen schauten lachend von der Straße herauf. Noch bevor Vicky reagieren konnte, zerrte Roberta sie vom Fenster fort.

»Jetzt aber Tempo! Deine Mutter und dein Onkel sind schon beim Frühstück.«

Die Mahnung zur Eile war überflüssig, Vicky konnte es ja selbst kaum erwarten, den neuen Tag zu beginnen. Sie beschränkte die Morgentoilette darum nur auf das Allernotwendigste: einmal schnell die Zähne geputzt und eine kurze Katzenwäsche – das musste heute reichen. Nachdem sie sich mit Robertas Hilfe angekleidet hatte, warf sie noch einen Blick in den Spiegel. Eigentlich hatte sie allen Grund, mit dem Anblick zufrieden zu sein: türkisfarbene Augen, schwarze Locken, voller roter Mund. Das Einzige, was sie an ihrem Aussehen störte, war die Tatsache, dass sie ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war.

Während Roberta die verstreut im Zimmer herumliegenden Kleidungsstücke auflas, trat Vicky hinaus auf den Flur. Um den Weg zum Frühstücksraum abzukürzen, nahm sie den Dienstbotenabgang. Erst jetzt spürte sie, wie hungrig sie war. Doch als sie im Erdgeschoss ankam, hörte sie plötzlich seltsame Laute. Was war das? Das Hoteläffchen Pippo, das gestern bei ihrer Ankunft in der Halle seine Faxen gemacht hatte? Hatte es sich womöglich aus seinem Käfig befreit?

Sie verharrte. Nein, das waren keine Tierlaute, das waren menschliche Stimmen, sie gehörten zwei Männern, die sich ein leises, gepresstes Wortgefecht lieferten, auf Deutsch und Französisch.

Durch die halb offene Tür eines Wirtschaftsraums sah sie die beiden, sie waren vielleicht sechs, sieben Jahre älter als sie: ein hübscher, zierlicher Franzose mit pechschwarzen Augen und ebensolchem Oberlippenbart und ein hochgewachsener, breitschultriger Deutscher mit glattrasiertem Gesicht und blondem Bürstenhaar.

Zwei Hotelangestellte?

Obwohl es sich ganz und gar nicht gehörte, trat Vicky näher, um zu lauschen – ihre Neugier hatte mehr Macht über sie als ihre gute Erziehung. Dank einer französischen Nanny, die sie bis zum zwölften Lebensjahr großgezogen hatte, und Roberta, die aus Berlin stammte und ausschließlich Deutsch mit ihr sprach, verstand sie jedes Wort. Die zwei Streithähne bekriegten einander mit so verbissener Wut, dass vor Vickys innerem Auge plötzlich Schlachtenbilder auftauchten, die sie aus der Times kannte, mit Heerscharen von Soldaten sowie Verwundeten und Toten – fast glaubte sie, den Kanonendonner zu hören und den Pulverdampf zu riechen!

2


Vom Donner der Kanonen dröhnten Paul die Ohren, und der Pulverdampf brannte ihm in den Augen. Durchnässt bis auf die Haut, die Pickelhaube auf dem Kopf, spähte er mit dem Fernglas über den Rand des Schützengrabens. Wie ein feuerspeiender Drache erhob sich die Festung Metz mit ihren Türmen und Bollwerken in den grauen Himmel, von dem der Regen in Kübeln herabströmte, und während die Erde im Morast versank, feuerten die Franzosen aus allen Rohren.

Würden sie heute den Ausbruch wagen?

Paul hatte die Nacht kein Auge zugetan, und vor Hunger knurrte ihm der Magen. Drei Monate dauerte die Belagerung schon an, und dreimal hatten die Franzosen versucht auszubrechen.

Während ihm der Regen in den Nacken rann, stellte er die Schärfe seines Fernglases nach. Da flogen die Tore der Zitadelle auf, in Scharen stürmte der Feind aufs Feld, zu Hunderten, zu Tausenden, und überall blitzte Mündungsfeuer auf.

Dann ein ohrenbetäubender Knall, und gleich darauf ein Schlag, als würde die Erde bersten.

Auf einmal war alles schwarz und still.

Als Paul zu sich kam, schmerzte ihn jeder Muskel im Leib. Der Helm war ihm vom Kopf geflogen, in seinem Schädel hämmerte es wie in einer Schmiede, und auf den Lippen schmeckte er Blut. Hatte es ihn erwischt? Seine Lider waren schwer wie Blei, blinzelnd öffnete er die Augen. Um ihn herum lagen Tote und Verletzte, und mit gefletschten Zähnen grinste ihn das zerschossene Gesicht des Zahlmeisters an.

Aber er war davongekommen, er lebte!

Da ertönte die Stimme seines Kompaniechefs.

»Aaaaaattacke!«

Mit Gebrüll sprangen...

Erscheint lt. Verlag 9.10.2024
Reihe/Serie Herrliche Zeiten
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Aufbruchstimmung • Berlin • Bismarck • Britisches Empire • César Ritz • Deutsches Kaiserreich • Escoffier • Europa • Familiengeschichte • Frauenemanzipation • Frau zwischen zwei Männern • Grüderzeit • Gründerzeit • Haute Cuisine • Ingenieurskunst • Kochkunst • Kolonialismus • Kurfürstendamm • Liebe • London • Luxushotel • Moulin Rouge • Optimismus • Paris • Queen Victoria • ritz carlton • Rolle der Frau • Tunnel unter dem Ärmelkanal • Viktorianismus • Wilhelminische Ära
ISBN-10 3-10-491439-7 / 3104914397
ISBN-13 978-3-10-491439-8 / 9783104914398
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