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Rebellin mit Herz (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
416 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-620-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rebellin mit Herz -  Elisabeth Büchle
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England, 1811: Auf Bitten von Lady Henrietta Murray reist die 21-jährige Lily Thomson nach London. Dort soll sie der vereinsamten Dame helfen, ihrem trostlosen Dasein mehr Freude und Abwechslung einzuhauchen. Tatsächlich gelingt es Lily, Henrietta in die Gesellschaft des britischen Hochadels zurückzuführen - wobei die beiden Frauen dort für allerhand Wirbel sorgen. Nicht nur, weil Lily mit ihrer offenen, direkten Art gelegentlich aneckt, sondern auch, weil Henrietta und sie ihr Herz für die verarmten Kinder bei den Docks an der Themse entdecken. In ihrem Wunsch, den benachteiligten Familien zu helfen, entscheidet sich Lily für eine eher unkonventionelle Methode: Sie nimmt von den Reichen und gibt den Armen. Allerdings bleibt das nicht lange unentdeckt ... Und dann wäre da auch noch der charmante und recht eigensinnige Marvin Carter, Earl of Kantley. Auch er bedeutet für Lily eine echte Herausforderung.

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum. www.elisabeth-buechle.de © Foto: Claudia Toman, Traumstoff

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum. www.elisabeth-buechle.de © Foto: Claudia Toman, Traumstoff

London Daily Life

16. Februar 1811

Lady Henrietta Murray, die Schwester des Marquess of Melton, ist zurück in London

Eine neue Gesellschafterin soll sie begleitet haben.

Ein Ball beim Duke of Cummingham zur Eröffnung der Saison

Ist der künftige Duke Marvin Carter, Earl of Kantley, auf Brautschau?

Drei


Selbstverständlich war Lily mit Matineen, Galadinners, Liederabenden und Bällen vertraut. Sie war in den vergangenen vier Jahren in einigen durchaus ansehnlichen Landsitzen zu Gast gewesen, hatte ungleich geistreiche Unterhaltungen geführt und zuweilen auch getanzt. Als sie nun aber das palastähnliche Gebäude der Familie Carter in der Upper Grosvenor Street betrat, konnte sie nur mit Mühe verhindern, dass ihr vor Staunen der Mund offen stand. Als Duke und Duchess standen die Gastgeber auf der höchsten Stufe der Peerage[6] und somit noch höher als Henriettas Familie. Dass sich die Wohnverhältnisse allerdings dermaßen unterschieden, damit hatte Lily nicht gerechnet.

Die Landsitze, die sie bisher besucht hatte, waren naturgemäß unterschiedlich ausgestattet gewesen. Doch wie Lily jetzt feststellen musste, schien den Eigentümern stets vor Augen zu stehen, dass jene Anwesen zu den selten genutzten Landgütern gehörten. Die Herrschaften suchten sie nur für wenige Wochen im Jahr auf, den Rest der Zeit verbrachten sie in ihrem Hauptwohnsitz oder in London, weshalb sich ein Luxus, wie er sich hier beim Duke of Cummingham offenbarte, dort nicht schickte. Vielleicht aber, so überlegte sie weiter, praktizierte der Adel auf den Landsitzen gezielt ein genügsameres Dasein? Bei diesem Gedanken schmunzelte sie. Genügsamkeit war stets Definitionssache.

Staunend blickte sie zu der weißen Zimmerdecke hinauf, wo, umgeben von einer Stuckrosette von mindestens drei Metern Durchmesser, ein mit Kristallprismen geschmückter Kronleuchter hing, dessen obere Ebene nahezu den gleichen Durchmesser aufwies wie die Rosette. Die vier nachfolgenden Ebenen, allesamt mit flackernden Kerzen bestückt, verjüngten sich jeweils.

Mit ihren Seidenschuhen glitt Lily förmlich über den Parkettboden aus verschiedenfarbigem Holz, während sie staunend den Ballsaal begutachtete.

Die bodentiefen Fenster waren von kirschroten Samtvorhängen eingerahmt, die perfekt mit den dezenten roten Ornamenten auf der goldfarbenen Tapete harmonierten. Auf der den Fenstern gegenüberliegenden Seite ging die Decke in eine geschwungene Arkade über, die von quadratischen weißen Säulen getragen wurde. Darunter gruppierten sich rot gepolsterte Chaiselongues, Sessel und Stühle aus edlem Nussbaumholz um kleine runde Tische. Auf diesen entdeckte Lily silberne Tabletts mit benutzten Gläsern, die gerade von einigen Bediensteten mit weißen Perücken und in grauer Livree gegen leere Tabletts ausgetauscht wurden.

Lily gegenüber, geschätzte fünfzig Meter entfernt, befand sich ein großer Kamin zwischen zwei geschlossenen weißen Flügeltüren, die mit goldfarbenen Ranken verziert waren. Hinter dem gusseisernen Schutzgitter flackerten orangerote Flammen, obwohl sich das Wetter für Mitte Februar erfreulich mild zeigte.

Die Pracht und die Opulenz des Raumes drohten Lily zu erdrücken, und sie flehte Gott im Stillen darum an, dass sie mit ihrer überstürzten, abenteuerlustigen Entscheidung, als Gesellschafterin nach London zu gehen, keinen Fehler begangen hatte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie es wieder einmal versäumt hatte, diese einschneidende und lebensverändernde Entscheidung im Gebet vor Gott zu bringen. Wie oft hatte ihr Vater ihr schon nahezubringen versucht, dass sie nicht erwarten konnte, Gottes Segen für etwas zu erwirken, wenn sie diesen zuvor nicht nach seinem Plan für ihr Leben fragte? In Gedanken gelobte Lily Besserung.

Ehe sie die Gäste einer ersten Musterung unterziehen konnte, sprach Henrietta sie an, sodass sie sich zu ihr umwandte.

„Sitzt meine Frisur? Und mein Kleid?“ Nervös strich die Frau mit den in lindgrünen Handschuhen steckenden Händen über den Stoff des festlichen mokkafarbenen Kleides mit der gesäumten Borte, dem verzierten Halsausschnitt und den weit geschnittenen Ärmeln, die an den Ellenbogen endeten.

Lily betrachtete Henrietta, deren Haar streng hochgesteckt war, ging um sie herum und zupfte unauffällig die Schleife des schmalen, ebenfalls lindgrünen Unterbrustbandes zurecht, ehe sie ihr aufmunternd zulächelte und nickte.

„Es ist gewiss albern, vor allem in meinem Alter …“ Henrietta winkte mit einer grazilen Handbewegung ab, als wolle sie ihrem Äußeren nun doch keine allzu große Bedeutung mehr beimessen.

Nach einer Woche im Hause Murray dämmerte Lily, weshalb Henrietta jählings auf die unkonventionelle Idee verfallen war, eine wildfremde Frau als Gesellschafterin zu engagieren. Es hatte sicher etwas mit dem zu tun, was Lily vor Jahren von einer mütterlichen Freundin über Frauen um die fünfzig anvertraut worden war: dass Letztere gern einmal ein Resümee über ihr bisheriges Leben zogen und mit dem Ergebnis nicht selten unglücklich waren. Dies hatte Henrietta wohl zu der Anstellung einer neuen Gesellschafterin animiert, die zudem deutlich jünger war als sie.

Ausschlaggebend war aber sicher auch der Umstand gewesen, dass Lily die Londoner Gesellschaft nicht kannte und somit völlig unwissend war, was die Dynamik innerhalb dieser nahezu verschworenen Gemeinschaft anbelangte, die sich – so hatte Darla ihr zugeflüstert – zugleich mit einer gehörigen Portion Eifersucht und gegenseitiger Rivalität belauerte. Überdies, und das mochte Henriettas stärkster Antrieb gewesen sein, hatte sie das Gespräch zwischen ihr und Longfellow belauscht und wusste somit um Lilys forschen, mitunter eigenwilligen Charakter.

Lily hatte nicht lange gebraucht, um zu erkennen, dass sich Henrietta in ihrem eigenen Haus eingesperrt fühlte. Als unverheiratete Frau fristete sie in der Nobility[7] ein Schattendasein. Von den meisten anderen Damen ihres Ranges wurde sie ausgegrenzt – das Schicksal derer, die keinen Ehemann gefunden hatten. Henriettas Leben verlief seit Jahrzehnten in einem immerzu gleichförmigen Rhythmus, ohne jegliche Abwechslung. Und dabei sehnte sie sich nach mehr. Doch für Henrietta barg es Gefahren, sollte sie versuchen, aus dem vorgezeichneten Lebensgefüge auszubrechen. Denn dann würde ihr nicht mehr nur der Makel der alten Jungfer anhaften, sondern auch der, als eine Aufrührerin zu gelten. Oder als verschroben. Also sollte nun Lily frischen Wind in Henriettas Alltag bringen.

Anfangs hatte Lily befürchtet, Henrietta könnte die damit einhergehenden Aufregungen auf sie abwälzen. Diesen Verdacht hatte sie mittlerweile verworfen. Henrietta war eine echte Dame, die Großmut, Anstand und Feingefühl in sich vereinte. Sie würde Lily niemals auf schimpfliche Weise ausnutzen. Da sie beide derzeit noch nicht wussten, wie sie ihre neuen Rollen ausfüllen sollten, hatte Lily für sich beschlossen, schlicht sie selbst zu sein. Henrietta stand es dann frei, zu wählen, ob und wie lange sie die neue Gesellschafterin an ihrer Seite haben wollte.

„Sie haben eine bewundernswerte Figur“, flüsterte sie Henrietta zu.

„Ich bin etwas dürr“, gab diese ebenso leise zurück, vor allem da sich ihnen eine Frau in einem sandfarbenen Kleid näherte. „Als die Krinolinen und Tournüren verschwanden und diese schmal geschnittenen Chemisenkleider in Mode kamen, hatte ich anfangs das Gefühl, in einem Unterkleid – was die Chemise ja einmal war – oder vielmehr in meinem Nachthemd das Haus zu verlassen. Inzwischen mag ich den geraden Schnitt.“ Die zart gebaute Lady drückte kurz Lilys Arm.

Lily wusste, wovon Henrietta sprach. Die frei fallenden, nicht taillierten Kleider standen vor allem zierlichen Frauen ohne große Rundungen. Bei fülligeren Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts offenbarten sie hingegen, was zuvor ausgestellte Röcke, üppige Volants, Rüschen, lange Ärmel und Spitzenverzierungen verborgen hatten.

Die Dame in dem sandfarbenen Kleid mit den kleinen, durch Lochstickerei aufgewerteten Puffärmeln und weißen Unterärmeln, die ihr bis über die Handgelenke reichten, gesellte sich zu ihnen. Da Henrietta einen Knicks machte, tat Lily es ihr gleich, wobei ihrer deutlich tiefer und damit respektvoller ausfiel.

Die Gastgeberin war jünger als Henrietta, aber rundlicher, und ihr Gesicht wies einige tiefe Linien auf, die auf Lebenskummer schließen ließen. Gleichwohl zeugte ihr offenes Lächeln, das gerade weiße Zähne offenbarte, von der aufrichtigen Freude über Henriettas Anwesenheit.

„Wie entzückend, Lady Henrietta, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. Wir haben Sie in den vergangenen Jahren sehr vermisst!“

Obwohl es Lily immer noch schwerfiel, die zwischen den Zeilen verborgenen Botschaften zu verstehen, hörte sie diesmal die versteckte Frage heraus, weshalb Henrietta zuletzt an keiner Gesellschaft mehr teilgenommen hatte. Dass ihre Gönnerin sich weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, war zwischen ihnen noch nicht zur Sprache gekommen. Offenbar wusste Lily nach einer Woche Umgang mit Henrietta längst nicht alles über die Frau.

„Nun …“, begann Henrietta, und Lily hoffte inständig, dass sie sich nicht gedrängt fühlte, den Grund für ihre Weltabgeschiedenheit nennen zu müssen. Wenn die Duchess echtes Interesse an Henriettas Verbleib...

Erscheint lt. Verlag 7.6.2024
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Dieb • England • Gewissen • Historischer Liebesroman • humorvoll • Liebesroman historisch • London • Nächstenliebe • Regency-Ära • Stehlen
ISBN-10 3-96122-620-2 / 3961226202
ISBN-13 978-3-96122-620-7 / 9783961226207
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