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Die Pforten der Ewigkeit (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
861 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-6031-7 (ISBN)

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Die Pforten der Ewigkeit - Richard Dübell
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Ein Reich ohne Kaiser, drei Männer auf der Spur eines Vermächtnisses und eine starke Frau mit einem ungewöhnlichen Plan.

1250. Friedrich II. ist tot, das Reich in Aufruhr.

Nur einer kennt das letzte Geheimnis des Kaisers: Rogers de Bezers, ein Katharer. Er begibt sich auf die Spur des Geheimnisses, das sein Leben für immer verändern wird.
Zur gleichen Zeit macht sich eine Zisterzienserin auf, in der Abgeschiedenheit des Steigerwaldes eine neue Zelle zu gründen. Um eine Mitschwester vor der Inquisition zu bewahren, muss ihr Orden berühmt werden. Das Mittel: der Bau eines prächtigen Klosters. Als die Menschen im Ort Schwester Elsbeths Pläne ablehnen, greift sie auf die Hilfe dreier Fremder zurück. Einer von ihnen ist Rogers de Bezers. Elsbeth ahnt nicht, was ihn wirklich nach Wizinsten geführt hat ...

»Einer der besten Mittelalterromane der letzten Jahre!« WAZ WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




<p>Richard Dübell, geboren 1962, ist Träger des Kulturpreises der Stadt Landshut und des Literaturpreises »Goldener Homer«. Er zählt zu den beliebtesten deutschsprachigen Autoren Historischer Romane. Seine Bücher standen auf der Bestsellerliste des Spiegel und wurden in vierzehn Sprachen übersetzt. Mittlerweile schreibt er auch erfolgreich für Kinder und Jugendliche.</p>

1.
NAMENLOSES KAFF IRGENDWO IN TERRA SANCTA


Es war erstaunlich, dachte Rogers, wie tief ein Mann sinken konnte, dessen Glaube ihm eigentlich vorschrieb, den Weg zur Vollkommenheit zu finden.

Sie waren zu dritt in ihrem Elend: Walter Longsword, Godefroy Arbalétrier und er, Rogers. Ihr Eigentümer, der persische Kaufmann, wusste nicht, welchen Fang er gemacht hatte – und Rogers’ Leidensgenossen auch nicht. Sie kannten ihn als Rogers de Limoux, was keinem etwas sagte, und glaubten seinen Worten, dass er wie sie ein armer Schlucker war, für den niemand je Lösegeld bezahlen würde. Tief gesunken? Ja, was das persönliche Schicksal betraf. So tief, seine Familie und seine Glaubensbrüder ins Verderben zu ziehen, indem er sie verriet? Niemals.

Walter Longsword war Engländer. Das englische Kontingent, das König Louis von Frankreich in diesem schwachsinnigen Kreuzzug gefolgt war, war winzig gewesen: der Graf von Salisbury und diejenigen seiner Verbündeten, denen absolut keine Entschuldigung eingefallen war, warum sie ihren Herrn nicht nach Ägypten begleiten sollten. Walter war nach allem Dafürhalten der einzige Überlebende. Die anderen, unter ihnen sein Vater, der Graf selbst – Walter war ein Bastardsohn –, waren an jenem katastrophalen Tag in Al-Mansurah umgekommen. Nicht nur England hatte damals einen seiner tapfersten Streiter verloren. König Louis selbst trauerte vermutlich immer noch um seinen jüngeren Bruder Robert, Herzog von Artois – auch wenn der Idiot daran schuld war, dass sich der Kreuzzug in ein Desaster verwandelt hatte. Er hatte den Großteil des Heeres mit Hurra und Trompeten und fliegenden Bannern in die Falle geführt, die die Mameluken ihnen in der Stadt Al-Mansurah gestellt hatten. Nun, Robert d’Artois war nicht allein gewesen in seiner Fehleinschätzung der Lage. Die Tempelritter samt Großmeister hatten noch versucht, ihn auf dem Weg nach Al-Mansurah hinein zu überholen. Auch sie hatten bezahlt und mit ihnen das kleine Häuflein Johanniterritter, die wie immer für die Fehler der Templer büßten, weil sie zu loyal waren, um diese allein in ihr Verderben rennen zu lassen – auch wenn sie oft genau erkannten, dass die Angeber mit den weißen Waffenröcken und den roten Kreuzen darauf zu überheblich waren, um gute Taktiker zu sein. Jedenfalls hatte Arbalétrier sich dahingehend geäußert.

Godefroy Arbalétrier war ebenfalls ein letzter Überlebender. Im Kontingent der Johanniter hatte er einen Zug Armbrustschützen als Sergeant befehligt. Er hatte Glück gehabt, dass er den schwarzen Johannitermantel nicht getragen hatte, als man ihn unter seinen getöteten Kameraden gefunden hatte, nur marginal verletzt durch einen Pfeil, den mehrere Lagen Leder und Steppwams gebremst hatten. Johanniter und Templer wurden, wenn man sie lebend fing, in der Regel gehäutet – immer noch lebend, versteht sich. Godefroy hatte sein Schicksal in die Hände seiner Kameraden gelegt und ihnen gestanden, wer er wirklich war. Es war Rogers gewesen, der die Idee gehabt hatte, er solle sich als Genueser ausgeben. Die Genueser waren verhasst, besonders weil sie König Louis Schiffe für die Überfahrt nach Ägypten gestellt hatten. Aber sie waren auch reich, und einen gefangenen Genueser ließ man so lange wie möglich am Leben, weil es immer noch sein konnte, dass jemand für ihn bezahlte.

Rogers selbst war während der Kämpfe so nah wie möglich bei seinem Vater Ramons und dieser an der Seite von König Louis geblieben. Auf der Flucht zurück nach Al-Qahira, nachdem der König die erfolglose Belagerung Al-Mansurahs aufgegeben hatte, hatten die Mameluken den von Krankheit, Nahrungsmangel und Resignation gezeichneten Rest des Kreuzfahrerheers abgefangen. Am Ufer des Bargh-as-Sirah hatten sie sie gestellt, und Rogers war wie die meisten der anderen Ritter, wie der König selbst, in Gefangenschaft geraten.

Nur, dass der König nach ein paar Tagen wieder freigelassen worden war, weil selbst die Mameluken wussten, dass das Lösegeld für seine Person bezahlt werden würde. Rogers hingegen war von seinen Bezwingern, einem halben Dutzend mamelukischer Fußsoldaten, an den persischen Händler verkauft worden, der dem Mamelukenheer gefolgt war. Was aus seinem Vater geworden war, wusste er nicht.

Das war von neun Monaten gewesen. Da hatte der Perser, dessen finanzielle Mittel scheinbar unerschöpflich waren, insgesamt zehn Gefangene gehabt. Sieben davon hatte er gegen Lösegeldzahlung freigelassen, und die Freigelassenen hatten den Zurückbleibenden geschworen, dass sie sich für deren Freilassung einsetzen würden. Rogers hatte nie etwas darauf erwidert und auch keine Angaben zu seiner Familie gemacht. So waren er, Walter und Godefroy schließlich übrig geblieben – der Bodensatz.

Nicht, dass der Perser nicht doch einen Weg gefunden hätte, mit ihnen Geld zu verdienen.

Das Dorf lag an der Küste, in einem Landstrich, der so gottverlassen aussah wie alle anderen, durch die sie seither gekommen waren. Der Perser hatte sich mit seinem Treck aus Bewachern und seinen drei restlichen Gefangenen von Al-Mansurah aus nach Osten und dann nach Norden bewegt. Godefroy glaubte, dass sie nicht mehr weit von Jerusalem entfernt waren. Das Dorf sah aus, als hätte jemand mit einem unsicheren Sinn für Symmetrie Steine und Ziegel aufeinandergehäuft und dann in gewissen Abständen Gassenöffnungen hindurch- und Fenster- und Türspalten hineingehauen. Die einzeln stehenden Gebäude am Dorfrand wirkten wie vom Haufen herabgerollt. Im Zentrum des Konglomerats ragte ein gedrungener viereckiger Turm in die Höhe, der einmal zu einer Küstenfestung gehört haben musste, noch vor dem Tag, an dem David und Goliath in Streit geraten waren.

»Ein Dreckskaff sieht aus wie das andere«, brummte Walter. »Scheißgegend.«

»Ich dachte, du fühlst dich hier wie zu Hause«, sagte Rogers.

»Pff!« Walter rückte demonstrativ ein Stück ab, um seine Verachtung zu zeigen. Rogers lächelte. Godefroy grinste.

»Was ist, hat er was wiedererkannt? Glaubt er, wir sind bis nach England marschiert?«

Walter rollte mit den Augen. »Leckt mich doch, Franzosengockel.«

Ihr neunmonatiger Leidensweg hatte eine tiefempfundene Kameradschaft zwischen den drei Männern entstehen lassen. Wären die Begleitumstände nicht gewesen, hätte Rogers sich beinahe wohl gefühlt. In seiner Heimat hatte er eine Freundschaft wie diese nie erfahren. Als es seiner Familie noch gut gegangen war, waren ihm die meisten Männer mit ehrerbietiger Distanz begegnet. Danach war die Anspannung zu groß gewesen, als dass überhaupt noch Freundschaftsbande hätten geknüpft werden können. Der Feind hatte es geschafft, so viel Misstrauen zwischen den Gläubigen zu säen, dass keiner mehr dem anderen den Rücken kehren wollte. Es hatte auch zu viele Fälle von Verrat gegeben. Nicht jeder blieb seinem Glauben und seinen Verbündeten treu, wenn er seine Frau und seine Kinder auf dem Scheiterhaufen stehen sah und es nur einen Weg gab, um sie zu retten. Die Motive der Verräter waren verständlich. Verzeihlich waren sie nicht.

Die Routine war in jedem Ort, durch den sie in den letzten Monaten gekommen, die gleiche gewesen. Der Perser hatte ein paar seiner Männer mit einem Tag Vorsprung ausgeschickt, um im nächsten Dorf erst einmal festzustellen, ob man noch auf dem Gebiet des Mameluken-Sultanats war oder schon im Königreich Jerusalem. Letzteres zu betreten vermied der Perser nach Kräften – nicht ganz unverständlich, wenn man die Art seines Gewerbes betrachtete. War die Luft rein, postierte er seine Gefangenen unter strengster Bewachung am Ortsrand und stolzierte selbst hinein, um den Dorfvorstehern zu erklären, dass nie Dagewesenes auf sie wartete und dass alle es bereuen würden, wenn sie es nicht sähen. Rogers war nie bei diesen Gesprächen dabei gewesen, aber er nahm an, dass der Perser, der eine unleugbar theatralische Ader hatte, auf die Frage, was er denn zu zeigen habe, die Augen aufriss, die Finger zu Klauen formte und flüsterte: »Ungeheuer …!«

Die Ungeheuer hockten im dürftigen Schatten einer Zeder, die Rücken gegen die halbhohe Mauer gestützt, neben der die Zeder anscheinend nur deshalb ihren Platz am Dorfrand behauptete, weil kein anderer Baum ihn gewollt hatte. Der Geruch nach scharf gewürztem Essen kämpfte mit den Dünsten von Staub, Ziegen, Eseln, Dung und Pisse.

Schließlich näherte sich eine heftig watschelnde Gestalt vom Dorf her. Die Behausungen flimmerten im Sonnenlicht, das auf dem Meer tanzte; der Wind, der vom flachen Strand ein paar Hundert Schritte hinter dem Dorf wehte, trieb den Staub vor den Füßen des näher kommenden Mannes her. Er gestikulierte schon auf fünfzig Schritt Entfernung. Die Wächter richteten sich träge auf.

»Wir sind wieder dran«, seufzte Godefroy. »Gott hasst uns.«

2.
NAMENLOSES KAFF IRGENDWO IN TERRA SANCTA


»Falsch«, knurrte Rogers, als sie auf dem Marktplatz der Ansiedlung angekommen waren. »Gott hasst Idioten wie den da vorne.«

Auf halber Höhe des alten Turms hing ein Käfig an einer Kette. Im Käfig hockte eine Gestalt, die unschwer als christlicher Ritter erkennbar war. Der Mann starrte sie mit offenem Mund an. Rogers wurde sich plötzlich bewusst, wie sie aussahen: verwildert, zerlumpt, bärtig. Der Mann im Käfig wirkte bei weitem nicht so heruntergekommen wie sie. Alles sprach dafür, dass er noch nicht lange hier war. Der Perser musterte den Mann im Käfig ebenfalls, und zwar mit dem Gesicht eines Käufers, der geistig schon in den Preisverhandlungen steckt.

Rund um den Platz standen die Menschen in mehreren engen Reihen. Es war das übliche Volk in langen Gewändern, Pächter mit...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 13. Jahrhundert • 13. Jh. • Abenteuer • Abenteuerroman • Carcassonne • Die Säulen der Erde • Die Tore der Welt • episch • Friedrich II. • Historical • Historienabenteuer • Historienroman • historischer Krimi • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Indiana Jones • Inquisition • Intrigen • Jahrhundert Trilogie • Kaiser • Katharer • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • Kenn Follett • Kirche • Kloster • Klosterbau • Kreuzzüge • Liebe • Mittelalter • Nonne • Nürnberg • Peter Bernward • Rebecca Gable • Religion • Schwarzenberg • Spannung • Steigerwald • Teufelsbibel • Verfolgung • Verschwörung • Warringham • Würzburg • Zisterzienser
ISBN-10 3-7517-6031-8 / 3751760318
ISBN-13 978-3-7517-6031-7 / 9783751760317
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