Shogun (eBook)
1280 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-29352-2 (ISBN)
James Clavell wurde 1921 in Sydney geboren und wuchs in verschiedenen Ländern des Commonwealth auf. Mit 16 trat Clavell in die britische Armee ein und wurde in den Krieg geschickt, wodurch er schließlich in japanische Gefangenschaft geriet. Nach Kriegsende arbeitete er als Filmproduzent und begann gleichzeitig, historische Romane über die Geschichte Asiens zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden. Sein 1975 erschienener Roman Sh?gun gehört zu den meistverkauften Büchern aller Zeiten. James Clavell starb 1994 in der Schweiz.
James Clavell wurde 1921 in Sydney geboren und wuchs in verschiedenen Ländern des Commonwealth auf. Mit 16 trat Clavell in die britische Armee ein und wurde in den Krieg geschickt, wodurch er schließlich in japanische Gefangenschaft geriet. Nach Kriegsende arbeitete er als Filmproduzent und begann gleichzeitig, historische Romane über die Geschichte Asiens zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden. Sein 1975 erschienener Roman Shōgun gehört zu den meistverkauften Büchern aller Zeiten. James Clavell starb 1994 in der Schweiz.
Prolog
Der Sturmwind zerrte an ihm. Er spürte, wie die Kälte sich tief in ihm ausbreitete, und er wusste: Wenn sie nicht binnen drei Tagen Land sichteten, würden sie alle tot sein. Zu viele Todesfälle auf dieser Fahrt, dachte er; ich bin Hauptpilot einer toten Flotte. Ein Schiff übrig von fünf, achtundzwanzig Mann Besatzung von ursprünglich einhundertsieben – von denen allerdings nur zehn sich noch auf den Beinen halten können, während der Rest dem Tode nahe ist, darunter unser Generalkapitän. Kein Proviant, fast kein Wasser mehr, und das, was wir noch haben, brackig und faulig.
Er hieß John Blackthorne, und er war allein an Deck – bis auf den Ausguck am Bugspriet, Salamon, der Stumme, der sich im Lee des Schanzkleides hingekauert hatte und die See vor ihnen absuchte.
In einer plötzlichen Bö krängte das Schiff, und Blackthorne hielt sich an der Armlehne seines auf dem Achterdeck nahe dem Steuerrad festgezurrten Seestuhls fest, bis es sich ächzend wieder aufrichtete. Es handelte sich um die Erasmus, ein zweihundertsechzig Tonnen großes, dreimastiges, schwer bewaffnetes Kauffahrteischiff aus Rotterdam, mit zwanzig Kanonen bestückt und als Einziges übrig geblieben von der ersten Expeditionsflotte, die von den Niederlanden ausgesandt worden war, dem Feind in der Neuen Welt vernichtende Schläge zu versetzen: den ersten holländischen Schiffen überhaupt, die den Geheimnissen der Magellanstraße mit Gewalt auf den Grund gingen. Vierhundertundsechsundneunzig Männer, durch die Bank Freiwillige und allesamt Holländer – bis auf drei Engländer: zwei Piloten und einen Offizier. Ihre Orders: die spanischen und portugiesischen Besitzungen in der Neuen Welt zu plündern und hinterher in Brand zu stecken; ständige Handelsniederlassungen zu eröffnen; neue Inseln im Stillen Ozean zu entdecken, die als dauernde Stützpunkte dienen konnten, und das Land für die Niederlande zu beanspruchen; und schließlich nach drei Jahren wieder nach Hause zurückzukehren.
Die protestantischen Niederlande hatten seit über vier Jahrzehnten mit dem katholischen Spanien im Krieg gelegen und kämpften darum, das Joch ihrer verhassten spanischen Herren abzuschütteln. Rein juristisch gesehen bildeten die Niederlande, manchmal auch Holland oder Duitsland genannt, immer noch einen Teil des spanischen Reiches. England, ihr einziger Verbündeter, das erste Land der Christenheit, welches mit dem Heiligen Stuhl in Rom gebrochen und vor nunmehr rund siebzig Jahren protestantisch geworden war, hatte in den vergangenen zwanzig Jahren gleichfalls Krieg gegen Spanien geführt und bekannte sich seit einem Jahrzehnt offen als Bundesgenosse der Holländer.
Der Wind frischte noch mehr auf, und das Schiff schlingerte. Es lief unter gerefften Segeln – nur die Sturm-Marssegel waren gesetzt, doch selbst mit diesem wenigen an Leinwand trugen Strömung und Wind sie machtvoll auf den dunkelnden Horizont zu.
Dort droht noch mehr Sturm, sagte Blackthorne sich, und noch mehr Riffe und noch mehr Untiefen. Und unbekannte See. Herrgott! Mein Leben lang hab ich der See die Stirn geboten und bin immer Sieger geblieben. Ich werde immer Sieger bleiben!
Der erste englische Pilot, der die Magellanstraße durchfahren hat! Jawohl, der erste – und der erste Pilot, der über diese asiatischen Meere segelt – bis auf ein paar Hunde von Portugiesen oder mutterlose Spanier, die sich immer noch einbilden, die Welt gehöre ihnen! Der erste Engländer in diesen Gewässern …
In so vielen Dingen der Erste! Jawohl. Und so viele Tote hatten diese Ersttaten gekostet!
Abermals schmeckte er den Wind und schnupperte, aber nichts deutete auf die Nähe von Land hin. Er suchte das Wasser ab, aber das war nur grau und aufgewühlt. Kein Fleck Seetang und kein Farbtupfer, der auf eine Sandbank oder einen Küstensaum hätte schließen lassen. Zwar sah er steuerbords noch den Rücken eines Riffs, doch das verriet ihm nichts. Seit einem Monat schon bedrohten Unterwasserfelsen sie; nirgends jedoch eine Spur von Land. Dieser Ozean ist endlos, dachte er. Mein Gott! Dazu bist du doch ausgebildet worden – über das unbekannte Meer zu segeln, es kartografisch aufzunehmen und wieder nach Hause zurückzukehren. Wie viele Tage jetzt fern von daheim? Ein Jahr, elf Monate und zwei Tage. Das letzte Mal hatten sie in Chile Land gesichtet: vor hundertdreiunddreißig Tagen, am anderen Ende jenes Ozeans, den als Erster Magellan vor achtzig Jahren befahren und den er den Stillen genannt.
Der Hunger nagte an Blackthorne, und sein Mund und sein ganzer Körper schmerzten vom Skorbut. Er zwang seine Augen, den Kompassstand zu registrieren, und seinen Verstand, die Position annähernd zu berechnen. Sobald er ihren Standort erst einmal in seine Kurskarte – seinen roteiro, wie die Portugiesen ihre geheimen Karten nannten – eingetragen hatte, war er sicher auf diesem Punkt des Ozeans. Und dann war auch sein Schiff sicher, und vielleicht gelang es ihnen gemeinsam, die japanischen Inseln zu entdecken oder gar das Gülden Reich des Priesters Johannes, von dem die Legende berichtete, dass es nördlich von Kathay gelegen sei – wo immer dieses Kathay auch liegen mochte.
Und mit meinem Anteil an den Reichtümern werde ich dann wieder in See stechen und gen Westen segeln – nach Hause, der erste englische Pilot, der den Erdball umschifft; und dann werde ich die Heimat nie wieder verlassen. Niemals! Beim Haupt meines Sohnes!
Der schneidende Wind setzte dem Schweifen seiner Gedanken ein Ende und hielt ihn wach. Jetzt zu schlafen wäre töricht. Aus diesem Schlaf würde ich nie wieder aufwachen, dachte er, reckte die Arme, um die verkrampften Rückenmuskeln zu entspannen, und zog seinen Rock fester um sich. Er sah, dass die Segel gebrasst und das Steuerrad sicher festgezurrt war. Der Ausguck auf dem Vordersteven war wach. Daher lehnte er sich geduldig zurück und betete um Land.
»Geht nach unten, Pilot. Diese Wache übernehme ich, wenn Ihr einverstanden seid.« Der Dritte Steuermann, Hendrik Specz, schleppte sich den Niedergang herauf, das Gesicht grau vor Erschöpfung, die Augen eingesunken, die Haut fleckig und gelblich. Schwerfällig lehnte er sich gegen das Kompasshaus, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Heiliger Herr Jesus, scheiß auf den Tag, an dem ich Holland verlassen.«
»Wo ist der Erste Steuermann, Hendrik?«
»In seiner Koje. Kann nicht rauskommen aus seiner Koje voll Schiet! Und wird’s auch nie wieder tun – bis vorm Jüngsten Gericht!«
»Und der Generalkapitän?«
»Stöhnt nach Essen und Wasser.« Hendrik spuckte aus. »Ich hab ihm gesagt, ich brat ihm ’n Kapaun und servier ihm den aufm silbernen Tablett, zusammen mit ’ner Flasche Brandy, ihn runterzuspülen. Schiet-huis! Coot!«
»Halt deine Zunge im Zaum!«
»Mach ich ja, Pilot! Aber er ist ein madenzerfressener Narr – und seinetwegen werden wir alle ins Gras beißen!« Der junge Mann rülpste und würgte schillernden Schleim hervor. »Heiliger Herr Jesus, steh mir bei!«
»Geh nach unten und komm gegen Morgengrauen wieder!«
Unter Schmerzen ließ Hendrik sich auf einem Seestuhl nieder. »Unten riecht’s nach Tod! Ich werde diese Wache übernehmen, wenn Ihr nichts dagegen habt. Welchen Kurs laufen wir?«
»Wo immer der Wind uns hinträgt.«
»Wo ist das Land, das Ihr uns versprochen habt? Wo sind sie denn jetzt – diese japanischen Inseln, frag ich Euch?«
»Voraus.«
»Immer voraus! Gott im Himmel – Ihr hattet keine Orders, ins Unbekannte hinauszufahren. Wir sollten längst zurück sein, in Sicherheit, uns unsre Bäuche vollschlagen und nicht hinterm Sankt-Elms-Feuer herjagen.«
»Geh unter Deck, und hüte deine Zunge!«
Verbissen wandte Hendrik den Blick von dem großen bärtigen Mann. Wo sind wir jetzt?, hätte er fragen wollen. Warum darf ich diesen roteiro, die geheime Kurskarte, nicht sehen? Aber er wusste, dass man einem Piloten derlei Fragen nicht stellt, insbesondere diesem nicht. Trotzdem, dachte er, wünschte ich, ich wäre noch so kräftig und gesund, wie ich es war, als ich Holland verließ. Dann würde ich jetzt nicht warten, sondern dir deine graublauen Augen zerquetschen, dieses wahnsinnig machende überhebliche Lächeln aus deinem Gesicht vertreiben und dich zur Hölle schicken, wo du ja hingehörst. Dann wäre ich Hauptpilot, und wir hätten einen Niederländer, der dieses Schiff befehligt – und keinen Ausländer –, und die Geheimnisse wären uns sicher. Denn gewiss werden wir bald Krieg gegen euch Engländer führen. Es geht uns um dieselbe Sache: um die Beherrschung der Meere, darum, alle Handelswege zu kontrollieren, die Neue Welt zu beherrschen und Spanien die Luft abzudrücken.
»Vielleicht gibt es diese japanischen Inseln gar nicht«, brummelte Hendrik plötzlich, »und das Ganze ist nichts weiter als ein gottbewondenes Märchen.«
»Es gibt sie. Zwischen dem dreißigsten und vierzigsten Grad nördlicher Breite. Und jetzt halt den Mund, oder geh nach unten!«
»Unten lauert der Tod«, brummelte Hendrik, schaute geradeaus und schweifte mit seinen Gedanken ab.
Blackthorne rückte sich in seinem Seestuhl zurecht. Heute schmerzte sein Körper schlimmer als sonst. Du bist glücklicher dran als die meisten, dachte er. Glücklicher jedenfalls als Hendrik. Nein, nicht glücklicher. Nur vorsichtiger. Du hast dein Obst aufbewahrt, wohingegen die anderen das ihre bedenkenlos aufgegessen haben. Und zwar entgegen deinen ausdrücklichen Warnungen. Deshalb ist dein Skorbut noch verhältnismäßig leicht, wohingegen die anderen ständig unter Blutstürzen leiden, ihnen ihre Eingeweide...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2024 |
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Übersetzer | Werner Peterich |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Schlagworte | 80er Jahre Serie • Anjin-san • beste historische romane • Disney+ • Feudales Japan • Feudalzeit Japan • FX • historische Abenteuerromane • Historische Bücher • Historische Romane • historische Romane Bestseller • historische Romane für Männer • historische romane japan • historische romane samurai • historische romane verfilmt • historischer Roman 17. Jahrhundert • historischer roman japan • james clavell • james clavell shogun deutsch • Japan • japan historischer roman • Japan Roman • John Blackthorne • mariko • Miniserie • Romane für Männer • romane über japan • Roman Japan • Samurai • samurai romane • Shogun • shogun buch • Shogun film Disney • shogun Serie • tokugawa ieyasu • Toranaga • Verfilmung Buch • Weltbestseller |
ISBN-10 | 3-426-29352-8 / 3426293528 |
ISBN-13 | 978-3-426-29352-2 / 9783426293522 |
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