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Seekunstmord (eBook)

Bodensee Krimi
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
434 Seiten
Emons Verlag
978-3-98707-166-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Seekunstmord -  Julian Biberger
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Fulminant, facettenreich, faszinierend: der Bodensee von seiner dunkelsten Seite! Kommissar Marc Steingruber hat seinen letzten Fall noch nicht verdaut, da erschüttert eine Reihe aufwendig inszenierter Morde die Region. Dann tauchen an den Kunstwerken rund um den See Porzellanfiguren in Form eines Wolfs auf. Gemeinsam mit seiner neuen Kollegin Aaliyah sucht Marc fieberhaft nach Hinweisen auf den Täter, der ihnen immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt - an dessen Ende eine grauenvolle Wahrheit steht.

Julian Biberger, Jahrgang 1989, lebt in Meckenbeuren am Bodensee, schrieb als freier Journalist in den Bereichen Sport und Kultur und begleitete den Rapper Kay One in der PR-Beratung. In seiner Freizeit ist er als passionierter Läufer auf den bodenseenahen Strecken und als begeisterter Wildlife-Fotograf in der Natur anzutreffen.

Julian Biberger, Jahrgang 1989, lebt in Meckenbeuren am Bodensee, schrieb als freier Journalist in den Bereichen Sport und Kultur und begleitete den Rapper Kay One in der PR-Beratung. In seiner Freizeit ist er als passionierter Läufer auf den bodenseenahen Strecken und als begeisterter Wildlife-Fotograf in der Natur anzutreffen.

10. August 1862

Lieber Freund und Bruder Amandus Wendelin zu Mehrerau!

Wozu treibt sie die Herzen der Sterblichen denn nicht, Gier nach Gold, die Fluchwürdige! Lehrte uns nicht dereinst der Herr Jesus Christus, unsere Schätze nicht auf Erden zu horten? Wo Motten, Rost und der Zahn der Zeit an ihnen nagen? Lehrte er uns nicht, vielmehr guten Herzens nach Höherem zu streben und uns Schätze im Himmel anzuhäufen? Das Göttliche offenbart sich nicht im Materiellen.

Die Kunst sei davon unberührt. Einzig sie vermag es, im Bilde die Frömmigkeit naturgemäß zu verewigen. Das, mein treuwürdiger Bruder Amandus Wendelin, hat uns das Konzil von Nicaea anno 787 gelehrt. Die Gier dagegen ist unstillbar. Und sie ist die Wurzel alles Bösen.

Im Antlitz des Augustvollmondes, mein geliebter Bruder Amandus Wendelin, hat heute Nacht auf dem Pferdekopf in der Triskele, an der der Boden liegt, die Kunst Wurzeln über die Goldsucht geschlagen. Der Eberling hatte mich gestern bestellt. Zu Ehren des Wiegenfestes sollte ich tief im Pferdeschlund eine Heimat pflanzen. Dort, wo der Rosskopf einen prächtigen Ausblick über den schimmernden Wasserteppich gewährt. Da bin ich beim Graben auf ein Ding gestoßen. Ein unheilvoller Schatz. Gold. Der Midas-Fluch tief in die Erde geflüstert. Le roi a tête de cheval.

Ach, mein lieber Bruder Amandus Wendelin. Die Kegel, derer neun, aus lauter lötigem Gold und die Kugel von getriebenem Silber, die Wrangel einstmals dem Biggl von Lochau für den Verrat versprochen hatte – ein Hochverrat an den Kunstschätzen in der Klausenschanze zu Bregenz zugunsten der Schweden. Die uneinnehmbare Stadt mausekahl geplündert. Nicht weniger als vier Millionen Gulden im Werte. Die beste Habe und die Kostbarkeiten des Adels und der reichen Abteien Oberschwabens. Selbst das meisterhafte Mobiliar der werten Grafen von Hohenembs, Waldburg-Zeil und Königseck. Verschleppt mit dem übrigen kunstedlen Beutegut auf mehreren hundert Wagen. Und kurz darauf war auch Euer ehrwürdiges Kloster von den Schweden restlos marodiert.

Der Judasschatz, der dem Biggl von Lochau gottlob nie vergönnt sein mochte, schlummert nun unter den Wurzeln der Kunst. Dort, wo flüssiges Gold auf das eingeschnitzte Fundament tropft und die geformte Frau den Weg weist. Wo der Wuchs schon bald Ding halten soll über den frevelhaften Kunstverrat. Wo die beweglichen Stecknadeln in der wichtigen Stunde die offensichtliche Stelle kundtun. Möge der Kunstverräter ewig als Klushund sein Dasein fristen. Ihm haust die Rotglut in den tellergroßen Augen. Und er ist des Todes, mein geschätzter Bruder Amandus Wendelin. Die Überlegenheit der Kunst kommt einem gefräßigen Wolf mit Fangzähnen gleich. Kunst über Gold. Möge der unheilvolle Schatz dort ewig im Verborgenen ruhen, auf dass er nie und nimmer Zwietracht säe. Dieses güldene Verlangen speit Gift und Galle. Der Tod kommt zu denen, die sich selbst weibisch belügen. Das, mein werter Bruder Amandus Wendelin, ist der wahre Fluch der unstillbaren Gier.

Seit nunmehr fünfzehn Jahren schenkst Du meinen in Schrift gehüllten Sorgen hinter dem Gemäuer zu Mehrerau Dein wachsames Gehör, mein teurer Freund. Dieser Brief wird aber niemals die Feste des Pferdekopfs verlassen.

Ich wünsche, dass es Dir immer wohlergehe im Herrn.

Xantl Moosbrugger

Betreff: Treffen in der Bussardhütte in Kreuzlingen

Von: hanjo@kunstatelier-hanjobalt.de

Datum: 16. 07. 2016, 19:33

An: balthasar@kunstatelier-hanjobalt.de; claudius.bouffier@mailplatoon.de

Ahoi Balthasar, ahoi Claudius,

wisst ihr noch, wie die Verwandten und Bekannten uns nur müde belächelt haben, als wir unseren Jahresurlaub auf den Seychellen verbracht und zuletzt Mahé mit unseren Metalldetektoren akribisch durchkämmt haben? Ostern für Ostern. Pfingsten für Pfingsten. Sommer für Sommer. Herbst für Herbst. Winter für Winter. Für Narren haben sie uns gehalten! Und Narren, mis amigos, waren wir fürwahr! Völlig wirr gepolt. So falsch gewickelt, dass wir uns auf der fieberhaften Suche nach dem goldenen Kreuz von Goa so über alle Maßen zerstritten haben. Wie die hinterletzten Kesselflicker waren wir drauf und dran, uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Es hat dazu nicht viel gefehlt! Wie Goethe wohl gesprochen hat: »Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles!« Der Fluch des Goldes ist der Wolfsfraß.

Es ist an der Zeit, dass wir uns wieder die Hände reichen und uns versöhnen. Wir sind geborene Schatzjäger. Und genau so einer ruft uns. Der große Schatz aus dem Sumpf hinter dem Felsen am Bregenzer Schlossberg!

Aber der Reihe nach. Vor zwei Wochen durchforsteten Rosalinde und ich bei unserem gemeinsamen Sonntagsbrunch auf der Mainau den Katalog für die diesjährige Kunstversteigerung auf der Insel. Ach, mes amis, in heller Aufregung habe ich meinen Teller voll Bündnerfleisch und Rindercarpaccio zu Boden gestoßen! Aber ihr, meine Freunde der Kunst, seht mir diesen unschicklichen Fauxpas nach. Schließlich entdeckt man nicht alle Tage das letzte Schaffenswerk des großen Xantl Moosbrugger so schnöde zwischen die belanglosen Pappdeckel eines Auktionskatalogs gedruckt. Ein Kunstwerk von solch verführerischer Anmut.

Xantl Moosbrugger! Ein ganz großer Maître unserer Bildhauerkunst. Einst dem Hofgärtner Eberling nach der Fertigstellung des Rosengartens abtrünnig geworden, kehrte er nach eherner Verschollenheit für seinen Lebensabend auf die Insel Mainau zurück. Einzig um diese eine letzte Skulptur in formvollendeter Anmut aus dem schwarzen Alabaster zu gebären, ja förmlich aus seiner Kunstader herauszubluten: einen stolzen Bussard auf einem weißen Marmorsockel. Von unverschämt seltener Schönheit. Noch vor den ersten Scharmützeln des Zweiten Weltkriegs war die Skulptur übergangsweise in das schwedische Königshaus überführt worden.

Heute also sind wir in den frühen Morgenstunden zur Insel Mainau aufgebrochen. Wie bei jeder Kunstauktion nach guter Künstler Sitte – ein Ausritt in meinem metallisch hellblauen Rolls-Royce Silver Wraith Cabriolet. Ein echter 1948er. Mein Glücksbringer. Und wie Rosalinde mit ihrem im Fahrtwind flatternden Sonnenhut und ihrer Cat-Eye-Sonnenbrille so neben mir auf dem Beifahrersitz saß, wusste ich: Das wird unser Tag!

Frohen Mutes haben wir uns im Schloss Mainau im Weißen Saal eingefunden. So einige historische Kunstwerke und Möbel aus den Speichern des ehemaligen Deutschordenschlosses sind heute über den Auktionstisch gegangen. Darunter auch das Aktionsstück mit der Katalognummer 43. Hier kam meine Prima Diva ins Spiel. Sie hat das Argusauge für den wahren Wert eines Kunstobjektes, auch wenn Odins Schöpfung, die Kunst, durch kein Geld der Welt aufzuwiegen ist. Sie hat also unser Auktionsschild ohne viel Federlesen in die Höhe emporschnellen und die fünfzig Riesen mit einem Paukenschlag in den Saal marschieren lassen. Eine unbestechlich schallende Zahl. Anschließend hat der Auktionshammer dreimal klopfend seinen Dienst vollrichtet.

Eigentlich ein Tag für Könige und Damen. Nach einem solch genialen Schachzug. Aber ihr hört es bereits heraus: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Grand malheur! Nicht die Dame ist gefallen. Sondern der Bussard aus ihren damischen Händen! Rosalinde war beim Heraushieven der Alabasterskulptur aus dem Kofferraum dermaßen ungeschickt, dass die Schwingen des Bussards doch glatt ihren täppischen Fingern entglitten sind! Polternd und scheppernd ist die in ihrer Einmaligkeit erstrahlende Skulptur auf den Asphalt gekracht. Der Bussard ist natürlich unverzüglich vom Sockel heruntergebrochen. Sein rechter Flügel wurde auch in Mitleidenschaft gezogen. Ihr wisst genauso gut wie ich, dass ein solcher Grad der Beschädigung für ein Kunstwerk das ultimative Desaster ist.

Doch unser apokalyptischer Schaden sollte es nicht sein! Heureka! Rosalindes Missgeschick hat unter den Fängen einen schmalen Spalt im Sockel der Skulptur freigelegt. In der Aushöhlung habe ich ein vergilbtes Briefdokument entdeckt. Aus der Feder keines Geringeren als Xantl Moosbrugger selbst! Euch ist doch sicherlich die Klushund-Saga geläufig. Neun Kegel aus lauter lötigem Gold. Obendrein eine Spielkugel, nicht minder unschätzbar in ihrem Wert, aus getriebenem Silber. Vielleicht kommen wir nun ja doch noch zu unserem heiß ersehnten Schatz.

Aber alles zu seiner Zeit. Findet euch bitte heute in zwei Wochen um zwanzig Uhr in der Bussardhütte in Kreuzlingen ein! Wo lassen sich vortrefflicher die Köpfe zusammenstecken als in einem solch namensträchtigen Häuschen? Nomen est omen! Wir wandeln auf des Bussards Spuren. Ich habe sie angemietet. Und ja, ich habe der Raffke eingetrichtert, die Bassenhütte endlich ganz in unserem Sinne umzutaufen. Sogar neue Visitenkarten hat unsere Vermieterin zwecks der Umbenennung drucken lassen!

Wir drei sind auf den Seychellen an unserer eigenen Zerstrittenheit zerschellt. Aber das goldene Kegelspiel aus der Bregenzer Klause krallen wir uns. Davon mehr vor Ort. Erzählt keinem Uneingeweihten auch nur ein Sterbenswörtchen! Und erwähnt Rosalinde gegenüber bloß nicht ihr Künstlerpech. Ihr wisst ja, wie divenhaft sie sein kann.

Näheres dann in zwei Wochen! Bitte seid pünktlich, meine Herren! Großes wartet auf uns! Der gute Sir Francis Drake war weise. Jedes große Unterfangen hat einen Anfang, doch wahrer Ruhm gebührt jenen, die den Mut haben, eine Sache gänzlich zu Ende zu führen. »Der Russe« und ich informieren den Bregenzer Kunstkurator. Gebt ihr bitte der Straßenstreunerin und der Raffke Bescheid.

Gemeißelte Grüße

Hanjo von Dargatz-Gierer

 

Bildhauer aus Liebe zur...

Erscheint lt. Verlag 21.3.2024
Reihe/Serie Bodensee Krimi
Bodensee Krimi
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bodensee • düster • Kriminalroman • Kunstmord • Marc Steingruber • Polzeiroman • Rache • Serienmord • Soziothematik • spannend • Spannung • Urlaubskrimi
ISBN-10 3-98707-166-4 / 3987071664
ISBN-13 978-3-98707-166-9 / 9783987071669
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