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Der tiefste Punkt (eBook)

Thriller | Hochspannender Techno-Thriller mit internationalem Komplott und brisanten Themen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
368 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44746-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der tiefste Punkt -  Judith Gridl
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Ein Schiffsunglück und ein Mord, die Internationale Raumstation und der kenianische Dschungel - ein internationaler Thriller über moderne Technik und was passiert, wenn sich die Falschen ihre Möglichkeiten zu Nutze machen.  Während eines Sturms vor der deutschen Ostseeküste verunglückt ein Ausflugsschiff mit einer Hochzeitsgesellschaft an Bord. Vierundzwanzig Menschen, alle Teil der kleinen Ostseegemeinde Reetna, verlieren in den Fluten ihr Leben. Auch der beste Freund der Informatikerin Nina hätte an Bord sein sollen, doch Nina glaubt, ihn noch nach dem Unglück gesehen zu haben. Nina und Matthew, der örtliche Seenotrettungspilot, sehen einen Zusammenhang zwischen dem seltsamen Verhalten des besten Freundes und dem Schiffsunglück - die Polizei will davon allerdings nichts wissen.  Ein Schiffsunglück, Verstrickungen internationaler Großmächte und ein Wettlauf gegen die Zeit Die Ermittlungen der beiden stoßen Ereignisse an, die noch weit größere Wellen schlagen, als es zunächst den Anschein hat: Sie überrollen Nina und Matthew in Reetna; Omar, den 'Elefantenjungen' in Kenia; und Shana, die gerade zur ISS startet. Sie alle werden in die Ereignisse rund um den Untergang der Hedwig hineingezogen. Judith Gridl verknüpft in ihrem Techno-Thriller einen internationalen Komplott mit brisanten Themen: unseren Umgang mit der Umwelt, die Abhängigkeit von Technik, ihre Möglichkeiten und Gefahren, wenn skrupellose Verbrecher sie nutzen.

Judith Gridl hat in München Jura studiert und lebt mit ihren beiden Kindern in Berlin. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet sie hauptberuflich als Fernsehjournalistin bei der ARD. 2017 erschien ihr Jugendroman Das Leben meines besten Freundes beim Knesebeck Verlag. Sie schreibt außerdem Drehbücher und betreibt zusammen mit Klaus Rathje den Literatur-Podcast Berliner Zimmer.

Judith Gridl hat in München Jura studiert und lebt mit ihren beiden Kindern in Berlin. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet sie hauptberuflich als Fernsehjournalistin bei der ARD. 2017 erschien ihr Jugendroman Das Leben meines besten Freundes beim Knesebeck Verlag. Sie schreibt außerdem Drehbücher und betreibt zusammen mit Klaus Rathje den Literatur-Podcast Berliner Zimmer.

Tag 2


Frankreich, Paris, European Space Agency »Bertrand«

Sein Daumen blieb beim Scrollen an der Nachricht hängen. Es war nicht so sehr die dramatische Überschrift, es war das Foto, das darunter abgebildet war, das ihn stocken ließ. Henri setzte seinen Kaffeebecher und das Croissant rasch ab. Er ließ sich dort, wo er stehen geblieben war, auf einen der Stühle nieder und las den Artikel auf seinem Smartphone weiter.

Noch waren wenige Mitarbeiter in der Cafeteria des Bertrand, dem Hauptsitz der ESA – der European Space Agency – in Paris. Es war erst kurz vor acht Uhr morgens, und wie immer hatte Henri sich ein schnelles Frühstück geholt, das er eigentlich in der kurzen Zeitspanne, die sein Computer brauchte, um hochzufahren, zu sich nehmen wollte. Doch jetzt weiteten sich seine Augen, als er das Foto mit Daumen und Zeigefinger vergrößerte, und das Frühstück war vergessen. Er kannte die Mole, den Strand, die See. Nur nicht so aufgewühlt, damals hatten die Wellen keine weißen Schaumkronen getragen. Und damals stand auch kein deutsches Polizeiauto mitten am Strand, und vor allem kein Sarg, der genau an der Stelle lag, wo sie ihr Strandtuch ausgebreitet hatten. Er erkannte den Stempen aus Holz, über den Aikinyi damals ihren Badeanzug zum Trocknen gehängt hatte. Auf den Tag genau war das vier Monate her. Vor vier Monaten war er der glücklichste Mann der Welt gewesen, ohne es gewürdigt zu haben. Seine Freundin Aikinyi hatte ihm damals ihren Bruder vorgestellt, der dort – wie hieß der Ort noch mal in Deutschland? Er kam nicht darauf – jedenfalls genau dort, an dem Ort mit dieser Mole und dem Stempen am Strand, als Pfarrer tätig war. Es war der erste Familienbesuch, zu dem Aikinyi ihn mitgenommen hatte. Entsprechend aufgeregt war er gewesen, doch es sollte auch der letzte Besuch werden. Exakt neunzehn Tage später war es aus und vorbei mit Aikinyi, der schönsten und klügsten Frau der Welt. Sie hatte ihren Koffer gepackt. Was war er für ein Idiot gewesen, sie ziehen zu lassen.

Henri versuchte, den Artikel zu lesen, doch die Sätze wurden von dem Bild Aikinyis und seinen Erinnerungen mit einer Macht überlagert, gegen die er nicht ankämpfen konnte. Oder wollte. Er scrollte wieder zu dem Foto zurück und versuchte, den Sarg und das Polizeiauto auszublenden, damit darunter die schöne Aikinyi hervorkäme, die so gelacht hatte, weil ihm das Wasser zu kalt gewesen war. Sie hatte ihm ihre strahlend weißen Zähne gezeigt: »Henri, nun komm schon mit!« Sie lief voraus, drehte sich noch einmal zu ihm um, als ihr die See schon bis zu den Hüften reichte; eine Venus in sanften Wellen, ihr schwarzes Haar wehte im Wind. Dann tauchte sie unter, elegant wie ein Delfin, und als er endlich bereit gewesen wäre, ihr ins Wasser zu folgen, kam sie schon wieder heraus. Tropfen perlten auf ihrer Haut; er umarmte sie und spürte die Kälte nicht mehr. Er roch nur ihren Duft, der sich mit dem Salz der See vermischte, er vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge, inmitten der warmen, weiblichen Ausdünstungen irgendwelcher Drüsen, während gleichzeitig seine Hände zu ihrem festen Po wanderten.

»Monsieur le Chef, es sind wieder neue Protokolle gekommen.« Henri zuckte zusammen, als Stéphanie Pinet, seine neue Mitarbeiterin, vor ihm stand. Sie wirkte unsicher, er hatte sie erst vor zwei Tagen eingestellt, weil sie ihm strebsam und eifrig erschien. Eine Person, die viel wegschaffen konnte und vor allem wollte. Eigentlich war ihr Dienstbeginn erst um neun Uhr. Er hatte sie richtig eingeschätzt.

Mit einem Seufzer nahm Henri die Papiere, die sie ihm entgegenstreckte, und überflog die Zeilen, die aus Abfolgen von Nummern, GPS-Daten und Zeitangaben bestanden.

»Stand sonst noch etwas in der Mail? Ich meine, das hier ist der ausgedruckte Anhang, aber in der Mail an sich?«, fragte er Stéphanie und bot ihr höflich den Stuhl gegenüber an, auf den sie sich mit atemberaubender Geschwindigkeit setzte, weil sie wusste, dass seine Zeit kostbar war. Gut so.

»Nein, also nur ›zur Kenntnis‹.«

Das war also alles, was Aikinyi ihm nach einem Jahr der Liebe mitteilte. Zur Kenntnis. Henri bemerkte, wie Stephanie rot wurde. Er hatte ihr wirklich zu lange auf den Mund geblickt, aber nur weil er hoffte, dass da noch mehr kam; jedes Wort von Aikinyi war von ungeheurer Bedeutung für ihn. Das musste er nun Stéphanie klarmachen, sie hatte ihn missverstanden. Er räusperte sich.

»Lesen Sie sich das mal alles genau durch. Es hat höchste Priorität. Und schreiben Sie dieser …«, Henri tat so, als müsse er sich an den Namen erinnern, doch aus Stéphanie schoss es heraus: »Aikinyi Kazungu.«

»Genau, Madame Kazungu, schreiben Sie ihr zurück, dass ich mich höchstpersönlich damit beschäftige.«

Henri blickte Stéphanie tief in die Augen. »Also Sie, Sie beschäftigen sich mit diesen seltsamen Daten und halten mich auf dem Laufenden. Geben Sie mir heute Nachmittag einen Zwischenstand. Das ist wirklich wichtig, hören Sie?«

Mit diesen Worten stand Henri auf, packte seine Kaffeetasse, und bereits im Gehen rief er Stéphanie, die inzwischen rot wie ein Feuerhydrant war, zu: »Und nennen Sie mich nicht Chef. Mein Name ist Henri Lagarde. Oder einfach Henri. Für Sie. Für dich, Stéphanie.«

Er grinste, als er sah, wie sich die anderen Mitarbeiter in der Cafeteria nach Stéphanie umdrehten. Im Nu richtete sie sich auf, nahm die Papiere, legte sie akkurat aufeinander und ging hocherhobenen Hauptes in Richtung Aufzug.

Kenia, Malindi

Aikinyi starrte auf das Foto, mit dem die Tageszeitung The Standard aufgemacht hatte: der Strand, an dem die pinkfarbenen Hundsrosen geduftet hatten und sie die glücklichsten Tage ihres Lebens verbracht hatte. Sogar der Stempen, auf dem sie damals ihren Badeanzug aufgehängt hatte, war auf dem Foto zu sehen. Für einen kurzen Moment fühlte sie die Berührung von Henri. Sie hatte seine starken Hände geliebt, und die Art, wie er ihr bei seinen Liebkosungen über das Haar strich, hatte sie jedes Mal ganz schummrig gemacht.

Und jetzt stand da, an dem Ort ihres Glücks, ein Sarg. Wie passend.

 

Sie hatte auf jede Regung in der Miene ihres Bruders geachtet, als er sich mit Henri unterhalten hatte. Es war das erste Mal, dass sie ihrem Bruder einen Mann vorgestellt hatte. Sie hatte gedacht, ja sie war sogar fest davon überzeugt gewesen, dass Henri der wäre, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen würde. So kann man sich täuschen. Sie blickte auf die grau-grüne Ostsee mit ihren harten Wellen. Genauso fühlte sich ihr Herz an, wenn sie an Henri dachte: Wütend schlug es an die wie aus Stein gehämmerten Vorkammern, erzeugte ein hohles Klopfen und sinnloses Hämmern, das sich nicht beruhigen ließ.

Natürlich hatte Henri zuerst über seinen Job gesprochen, und sie hatte genau gesehen, dass Badu sich sein gefürchtetes spöttisches Lächeln nicht verkneifen konnte. Es war der Moment, als Henri versuchte, die Chance, bald Chef der ESA zu werden, in einem Nebensatz zu verstecken. Aber eben nicht wirklich, man musste den Satz ein klein wenig lupfen, um darunter die Botschaft zu entdecken: Er, Henri, könne als Chef für Aikinyi aufkommen. Da soll sich mal keiner Sorgen machen. Er werde genug Geld verdienen, und das Ansehen komme dann mit dazu. Nicht unwichtig in einer Stadt wie Paris. In Wirklichkeit lächelte ihr Bruder, weil er wusste, dass diese gönnerhafte Art Aikinyi wütend machte. Auch wenn es nett gemeint war. »Nett« kommt von oben herab, hatte ihre Mutter immer gesagt, und Aikinyi wusste nicht, warum ihr Herz gerade jetzt gegen die Rippen hämmerte. Sie hatte Henri doch schon vergessen, oder? Hatte ihn ausgesperrt aus ihrem Leben. Die Erinnerung an ihn war so kühl wie der Sarg auf dem Foto: abweisend, kalt und vor allem endgültig vorbei.

Früher hatte sie mit Henri diskutieren können über das, was schieflief in der Gesellschaft, über Politik und den Schutz der Erde. Sie waren sich einig gewesen, dass dieses wichtigste Gut schon im Weltall anfing. Das All war eben kein Schrottplatz für altersschwache Satelliten; Henri hatte eine Studie dazu in Auftrag gegeben und erschreckende Ergebnisse erhalten, noch schlimmer, als sie befürchtet hatten. Und jetzt? Jetzt hatte sie erfahren, dass Henri den Kampf aufgegeben hatte, kaum dass er Chef der ESA wurde. Es mochte sich für Außenstehende lächerlich anhören, aber Satelliten, die man ins All schickt, brauchen einen Anstrich! Ja, im Sinne von Farbe. Es war Henri, der seine Uni-Arbeit über die Auswirkungen der Satelliten geschrieben hat, die das Sonnenlicht ungehindert reflektieren. Es genügte, wenn Henri sagte: Rotkehlchen. Dann wusste sie, dass er damit die Quintessenz seiner Arbeit zusammenfasste. Warum gibt es keine Rotkehlchen in Paris? Auch nicht in Montpellier, auch nicht in Bordeaux. Es sind nicht die Insekten, die fehlen. Rotkehlchen sind genügsam, nein, es ist die Lichtverschmutzung. Rotkehlchen sind Zugvögel und finden wegen der Satelliten über Spanien nicht mehr den Weg nach Europa. Das Mondlicht wird durch die von der Sonne angestrahlten Satelliten gestört, und Rotkehlchen orientieren sich nun mal am Mondlicht. So war es doch, Henri? Warum hast du das alles vergessen? Weil du jetzt Chef bist? Und die anderen Anzugträger bei dem Wort »Rotkehlchen« zu lachen beginnen? Aikinyi hörte das Blut in ihren Ohren rauschen, so wütend wurde sie selbst jetzt noch.

Ein paar Wochen nach dem Urlaub an der Ostsee war der Punkt gekommen, an dem Henri ihre Liebe für selbstverständlich hielt und sich nur noch auf die baldige Abstimmung konzentrierte, die ihn zum mächtigsten Mann der...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Digitaler Thriller • Dirk Rossmann • internationaler Thriller • International Space Station • ISS • Marc Elsberg • Organisierte Kriminalität • Politischer Thriller • Politthriller • Raumfahrt • Raumfahrtzentrum • Satellit • Schifffahrt • Technologie und Gesellschaft • techno thriller • Technothriller • Tech Thriller • Thriller • Thriller Digitalisierung • Thriller Informatik • Thriller moderne Technik • Thriller Ostsee • Thriller Politik • Thriller Satelliten • Thriller Schiffsunsglück • Thriller Technik • Thriller Umwelt • Tibor Rode • Tierschutz • Umwelt Technik • Wilderei • Wilderei Elefanten
ISBN-10 3-426-44746-0 / 3426447460
ISBN-13 978-3-426-44746-8 / 9783426447468
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