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Die Influencerin (eBook)

Ich folge dir. Ich verfolge dich. Ich zerstöre dich.

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
288 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3483-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Influencerin -  Rebecca Russ
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Wir sehen dich - wir verfolgen dich.

Am Höhepunkt ihrer Online-Karriere verliert die Lifestyle-Influencerin Sarah Rode alles, wofür sie jahrelang gearbeitet hat. Die Online-Welt gibt ihr die Schuld am Tod einer Followerin. Nach einer Flutwelle aus Hass löscht Sarah all ihre Social-Media-Apps und verkriecht sich in ihrem Haus. Doch der Hass sickert bald über die Grenzen der Online Communities hinaus bis über ihre Türschwelle. Sie fühlt sich bedroht und verfolgt. Dann erscheint ein neuer Instagram-Account in Sarahs Namen. Wer steckt hinter dem Fake-Account? Wie kann es sein, dass der Betreiber ihre persönlichen Geheimnisse zu kennen scheint? In einem atemlosen Rausch kommt Sarah der erschütternden Wahrheit Schritt für Schritt näher ...

Ein hochspannender Thriller über die Abgründe der Social Media-Welt und die Schattenseiten des Influencer*innen-Daseins.



Rebecca Russ wurde 1991 in Salzburg geboren, wo sie noch heute mit ihrem Mann umgeben von Bergen und Seen lebt. Neben dem Schreiben von Büchern gehört auch deren Gestaltung zu ihren Leidenschaften, und sie arbeitet als selbständige Cover-Designerin. Ihre Freizeit verbringt sie gerne in der Natur beim Wandern oder Segeln.

Im Aufbau Taschenbuch erschienen von ihr bisher: »Die erste Frau« und »Mutterliebe«.

3.


Nachricht von @barfuss_stella: Ich fand dich schon immer hässlich und konnte dein total übertriebenes Gehabe nie leiden. Nun sehen zumindest alle, wie hässlich und verlogen du auch im Inneren bist. CANCELED!

»Und?«, fragte Raphael mich später, als er mich bei Caro in der Küche antraf.

Ich stellte mich absichtlich unwissend und rührte geschäftig mit einem Löffel in der Pfanne, während Caro die Zucchini mit dem Spiralschneider bearbeitete. »Was denn?«

»Vicki – hat sie etwas gesagt?«

»Nein«, entgegnete ich und senkte meinen Blick auf die blubbernde Soße, um meine Lüge zu kaschieren. »Wahrscheinlich bloß irgendein Mädchenkram. Vielleicht ging es um einen Jungen.«

»Sie ist doch erst zwölf.«

»Eben.« Ich lächelte ein wenig gezwungen. »Aber mach dir keine Sorgen. Ich glaube, sie braucht bloß etwas Zeit für sich.«

»Wenn du meinst«, entgegnete Raphael, ohne sonderlich überzeugt zu klingen. »Ist das Essen bald fertig? Ich muss nachher wieder zurück in die Firma für ein Meeting.«

»Nur ein paar Minuten noch.« Ich bat ihn, Vicki zum Essen zu holen, doch als er die Treppe wieder hinunterkam, schüttelte er den Kopf.

»Sie sagt, sie hat keinen Hunger.«

Ich klopfte den Kochlöffel am Topfrand ab, die Bewegung war ungewollt heftig. Rote Soße spritzte über die Herdplatte und auf meine Handgelenke. »Hast du ihr gesagt, dass es Zucchinibolognese gibt?«

»Du sollst ihr was beiseitestellen.«

Seufzend reihte ich die Teller nebeneinander auf, einen weniger als vorher, und löffelte Soße auf die zu Nudeln geformten Zucchinispiralen. Ich richtete mein Essen immer noch so an wie früher. Wie ein Kunstwerk, verziert mit einer Haube frischer Kräuter und einem dekorativen Ring aus Parmesanspänen. Dann starrte ich es an und spürte wieder dieses Zucken ähnlich einem Phantomschmerz in der rechten Hand. Die Hand, die danach gierte, den perfekten Winkel zu finden, um ein Foto zu schießen. Schwenken, klicken, wischen, klicken. Eine Abfolge, die mir so vertraut war, dass mein Daumen die Bewegung fast von selbst vollführte. Dann zerstörte ich die kunstvolle Kräuterhaube mit einem Dreh meiner Gabel und lud mir einen besonders großen Bissen auf, obwohl mir jeder Appetit fehlte.

Ich spürte Raphaels Blick auf mir, während ich das Essen in meinem Mund hin- und herschob und auf das durchzogene Durcheinander auf meinem Teller starrte.

»Wie war denn euer Ausflug in die Stadt?«, fragte Raphael mich zwischen zwei Bissen.

»Oh. Nett. Wirklich. Wir waren erst Kaffee trinken und sind dann etwas durch die Innenstadt gebummelt.« Ich erwähnte nichts von unserem Zusammenstoß mit Marly und schon gar nicht von Caros Versuch, mich an einen anderen Agenten zu vermitteln.

Meine Schwester sagte nichts und hielt ihren Blick demonstrativ gesenkt.

»Freut mich zu hören. Es ist wichtig, dass du hin und wieder vor die Tür gehst. Ich muss allerdings leider schon los, die Arbeit ruft.« Mit einem entschuldigenden Lächeln schob Raphael seinen halb aufgegessenen Teller von sich weg und stand auf.

Bei dem müden Glanz in seinen Augen zog sich mein Magen zusammen. Ich widerstand dem Drang, zu fragen, ob es meine Schuld war, dass er wieder so lange in der Arbeit festsaß, denn in Wahrheit kannte ich die Antwort schon längst. Seitdem ich meinen Account in einem Moment der Panik deaktiviert hatte, hatte Raphael doppelt so viel Arbeit wie vorher. Eigentlich hätte ich so etwas niemals tun dürfen, ohne mich vorher mit ihm zu beraten. Als mein Agent war er die Mittelsperson zwischen mir und allen Kooperationspartnern, mit denen ich mein tägliches Geld verdiente, und musste ihnen gegenüber nun Rede und Antwort stehen, weshalb ich unsere Verträge nicht einhalten konnte.

Der Account war bloß deaktiviert, nicht gelöscht. Meine Inhalte und Follower, mein ganzes virtuelles Gut, an dem unser Vermögen hing, war noch vorhanden. Mit einem Klick könnte ich alles jederzeit wieder rückgängig machen, und insgeheim wusste ich, dass das auch alle von mir erwarteten. Eine lange, tränenreiche Entschuldigung liefern, lächeln, Haare richten und einfach wieder weitermachen.

Aber wie könnte ich, nach dem, was passiert war? Nichts würde jemals wieder so sein wie vorher, aber außer mir schien das niemand zu verstehen.

Der Druck der Erwartungen ließ meine Organe rumoren. Ein Druck, der sich noch intensivierte, als Raphael sich für einen Abschiedskuss zu mir beugte und die alten Unsicherheiten wieder an die Oberfläche traten. Bereute er es nun, so viel Arbeit in mich gesteckt zu haben? Hatte ich ihn enttäuscht?

Der Kuss endete zu schnell, um meine Zweifel zu beseitigen. »Kann sein, dass es später wird«, sagte er. »Kommst du klar? Mit Vicki und … allem?«

»Natürlich«, versicherte ich ihm und drückte die Schultern durch, wie um mich innerlich aufzurichten. »Mach dir keine Sorgen.«

»Und ich bin ja auch noch da«, warf Caro ein und lächelte in meine Richtung.

Vor der Haustür hörte ich Raphael noch einmal innehalten. »Hey, draußen liegt ein Paket für dich«, rief er durch den Flur. »Ich stelle es auf der Kommode ab, in Ordnung?«

»Oh!« Caro war vom Tisch aufgesprungen. »Ich hole es gleich.«

Ein Paket? Die Post hatte längst eine Abstellerlaubnis bekommen, weil es sonst stündlich an der Haustür klingeln würde und ich es leid geworden war, wegen der Masse an Paketen ständig zu irgendeinem Paketshop fahren zu müssen. Zumindest war das früher so gewesen, als ich noch von Gratisprodukten geradezu überschwemmt worden war. Oft hatte ich mit den Firmen nicht einmal wirkliche Kooperationen gehabt, sondern sie hatten mir ihre Produkte einfach auf gut Glück geschickt, immer in der Hoffnung, dass sie mir gefielen und ich sie auf meinem Kanal erwähnen würde. Manchmal hatte ich das auch tatsächlich getan, aber nun hatte ich bereits seit Wochen kein einziges Paket mehr erhalten. Nicht seitdem ich auf der schwarzen Liste der Influencer gelandet war, mit denen keine Firma auch nur im selben Atemzug genannt werden wollte.

Deshalb war ich neugierig, wer es geschickt haben könnte, als Caro mit einem schuhschachtelgroßen Paket in die Küche zurückkehrte und es vor mir auf dem Tisch abstellte.

»Kein Logo. Kein Absender. Sehr geheimnisvoll.« Caro drehte es vorsichtig hin und her. »Lass es mich gleich aufmachen.« Mit einer Schere bewaffnet schnitt sie durch braunes Paketklebeband, um eine weitere Schachtel im Inneren zu enthüllen. Diese war weitaus hübscher, aus pastellrosafarbenem Karton anstatt brauner Wellpappe, und mit einer silbernen Schleife verziert. Als Caro den Deckel anhob, kam durchscheinendes Seidenpapier und metallisch schimmerndes Konfetti zum Vorschein. »Zu klein für Kleidung«, bemerkte sie. »Vielleicht Kosmetikproben oder Schmuck? Was meinst du?«

»Ich weiß nicht.« Unbehagen nagte an mir. »Am besten sollten wir es einfach zurückschicken.« Wer auch immer mir das geschickt hatte, hatte offensichtlich keine Ahnung, dass ich als Influencerin wertlos geworden war. Niemand interessierte sich noch für die Sportschuhe, die ich trug, oder mit welchem Proteinpulver ich mich fit hielt.

»Tja, kein Absender. Ich werde es also ohnehin öffnen müssen, um herauszufinden, von wem es ist.« Caro zwinkerte mir zu. »Komm schon. Du kannst ruhig zugeben, dass du neugierig bist. Sag mir nicht, du hättest diese ganzen Gratisprodukte nicht geliebt.«

»Doch. Natürlich.« Zu Beginn hatten sie mich damit geködert. Mit Schachteln voll teurer Sportbekleidung, Laufschuhen und Nahrungsergänzungsmitteln. Und naiv, wie ich war, hatte ich mich geschmeichelt gefühlt von ihrer Aufmerksamkeit und der edel verpackten Designerware. Bevor ich verstand, dass es ihnen nie wirklich um mich ging, meine Person oder gar meine Meinung. Für sie war ich immer nur eine wandelnde Werbetafel, ein hübsches Gesicht, um ihre Marke voranzubringen. Das Ganze war ein Geschäft. Geld gegen Reichweite. Bloß, dass ich nie nur meine Reichweite verkaufte, sondern immer auch ein Stück weit mich selbst. Weil meine Follower die Sachen nicht kauften, weil sie diese irgendwo auf einem Plakat gedruckt sahen, sondern weil ich sie anpries und persönlich weiterempfahl. ...

Erscheint lt. Verlag 14.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Instagram • neuerscheinung 2024 • Psychothriller • Shitstorm • Social Media • Technothriller • Thriller
ISBN-10 3-8412-3483-6 / 3841234836
ISBN-13 978-3-8412-3483-4 / 9783841234834
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