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Inspektor Takeda und der schöne Schein (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
368 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3321-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Inspektor Takeda und der schöne Schein - Henrik Siebold
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Ein kunstvoller Tod.

Inspektor Takeda ist zu Besuch in einem Herrenhaus auf dem Land. Gastgeberin ist Ernestine von Remsau, eine vermögende Witwe, die in Hamburg eine Kunsthandlung betreibt. Mit weiteren Gästen soll es ein Wochenende voll interessanter Gespräche über Japan, Kunst und Antiquitäten werden. Am nächsten Morgen ist Ernestine von Remsau tot, offenbar hat sie sich erhängt. Doch Takeda kommen leise Zweifel, und dann stellt sich heraus, dass alle Anwesenden im Haus gute Gründe hatten, die alte Dame zu töten - und dass das berühmteste Bild Japans, »Die große Welle vor Kanagawa«, eine wichtige Rolle in diesem Kriminalfall spielt ... 

Inspektor Takeda, kunstsinniger Jazzliebhaber, und ein rätselhafter Todesfall.



Henrik Siebold ist Journalist und Buchautor. Er hat unter anderem für eine japanische Tageszeitung gearbeitet sowie mehrere Jahre in Tokio verbracht. Er lebt in Hamburg und unternimmt oft ausgedehnte Reisen nach Japan.

Bisher erschienen als Aufbau Taschenbuch »Inspektor Takeda und die Toten von Altona«, »Inspektor Takeda und der leise Tod«, »Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder«, »Inspektor Takeda und das doppelte Spiel«, »Inspektor Takeda und die stille Schuld«,  »Inspektor Takeda und das schleichende Gift«. und »Inspektor Takeda und der schöne Schein«. Außerdem hat er den Thriller »Schattenkrieger« verfasst. Alle seine Bücher liegen auch in Audiofassungen vor.

5.


Ernestine von Remsau und Takeda – sie war immer noch bei ihm eingehakt – schlenderten langsam durch den großzügigen Landschaftsgarten von Gut Hohenforst. Es war früher Abend geworden, und noch schien die Sonne. Die dunklen Wolken am Horizont kündigten allerdings bereits das Unwetter an, das für die kommenden Stunden vorhergesagt worden war.

Sie schritten plaudernd einen schmalen, sandbestreuten Weg entlang. Zwischen den Bäumen entdeckte Takeda immer wieder Skulpturen und Statuen, darunter Repliken von Rodin oder Originale von Giacometti, genauso aber japanische Steinlaternen, chinesische Wächterlöwen oder indonesische Garudas. Sie waren auf malerische Art verwittert und mit Moos bewachsen, und entsprachen ganz dem japanischen Ideal des Wabi-Sabi, jenem eigentümlichen Kunstgeschmack, der von der Patina der Vergänglichkeit beseelt war und dessen höchste Ideale sich in Einsamkeit und Vergänglichkeit ausdrückten.

»Das Gutshaus wurde im ausgehenden achtzehnten Jahrhundert von meinem Vorfahren Eugen von Remsau erbaut«, erklärte die Gräfin. »Aber das ist nur die offizielle Version. Tatsächlich war unsere Familie zu jener Zeit verarmt, und das Geld für den Neubau, wie Sie ihn jetzt noch sehen, brachte seine Frau Amalie Charlotte als Mitgift in die Ehe ein. Sie entstammte einer Kaufmannsfamilie, war so gesehen von niederem Stand, verfügte aber dank ihres Vaters über einen enormen Reichtum …«

Takeda, der spürte, dass schon die wenigen Schritte die Gräfin erschöpft hatten, blieb stehen. Er drehte sich um und blickte zurück auf das großzügige, im klassizistischen Stil errichtete Herrenhaus. Es hatte einen schlichten Grundriss in Form eines langgezogenen Rechtecks. Die Fassade war schmucklos und weiß. Die vielen Fenster waren im Erdgeschoss bodentief, im ersten Stock schon kleiner und im ausgebauten Dachstuhl winzig klein. Vom Inneren des Hauses hatte er bisher nur einen kurzen Eindruck erhalten. Die Gesellschaftsräume im Erdgeschoss hatten ihn mit ihrer Größe und Pracht beeindruckt. Demgegenüber schienen die oberen Zimmer, wo er und auch die übrigen Gäste untergebracht waren, erstaunlich klein zu sein, waren zudem über schmale, verwinkelte Korridore verbunden. Der großzügige zentrale Treppenaufgang war nur eine Möglichkeit, in den ersten Stock und zu den Dienstzimmern im Dachstuhl zu gelangen. Es gab darüber hinaus an beiden Enden des Hauses schmale, knarzende Holztreppen, die in früheren Zeiten vermutlich nur von Dienstboten genutzt wurden. Dennoch strahlte jede Ecke und jeder Winkel des Hauses eine alte Würde aus, nicht zuletzt, weil überall Ölgemälde hingen, die Jagdgesellschaften, bäuerlichen Fleiß oder auch Mitglieder des weit verzweigten Geschlechts der von Remsaus darstellten.

Ernestine, dankbar für die kurze Rast, wandte ihr Gesicht der Sonne zu und schloss die Augen. Seufzend erklärte sie: »Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht, Kenjiro, ich bin sogar hier geboren worden. Ich weiß natürlich, dass eine solche Ortstreue altmodisch erscheint. Aber ich bin dankbar dafür. Es gibt keinen anderen Ort auf dieser Welt, an dem ich lieber wäre.«

»Ich kann Sie gut verstehen, Gräfin. Es ist wunderschön. Eine wahre Idylle.«

Von Remsau lehnte sich vertrauensvoll an Takeda und sagte leise: »Ich werde all das vermissen, wenn ich eines Tages nicht mehr bin. Wer weiß, ob die Generationen nach mir überhaupt noch ein Interesse haben, Haus und Garten für die Zukunft zu erhalten.«

»Sagen Sie so etwas nicht, Gräfin. Gerade hier in Deutschland legen die Menschen viel Wert darauf, historische Gebäude und Denkmäler zu bewahren. Der Sinn für ihre Bedeutung ist verbreitet. Das wird doch sicherlich auch bei den Mitgliedern Ihrer Familie der Fall sein.«

Die Gräfin lachte leise. »So viele sind es nicht mehr, Kenjiro. Ich habe keine Kinder, und bei meiner Nichte bin ich mir nicht sicher, ob sie einen Sinn für Altes und Tradiertes hat. Die Dinge verändern sich rasant. Die Menschen verändern sich. So ist der Lauf der Zeit.«

»Ja, da haben Sie sicherlich recht.«

Takeda war ein wenig überrascht von der melancholischen Stimmung der Gräfin. Zwar hatte er sie bisher nur wenige Male getroffen, doch war sie ihm stets lebhaft und fröhlich erschienen. Bei ihrer ersten Begegnung anlässlich einer Ausstellungseröffnung in Hamburg war sie neugierig auf ihn zugekommen. Sie hatten ein langes Gespräch über Japan und die japanische Kunst geführt, und die alte Dame hatte sich dabei als klug und belesen erwiesen, zudem voller Neugier auf Dinge wie Menschen.

Sie schlenderten weiter und erreichten den kleinen Teepavillon. Auch er war wie das große Haupthaus ein architektonisches Kleinod. Das Gebäude, ebenfalls Jahrhunderte alt, war im chinesischen Stil errichtet, mit einem geschwungenen Dach und rundherumlaufenden Säulen, die mit exotisch anmutenden Schnitzereien verziert waren. Die Kassettenfenster waren bodentief und erlaubten einen Blick ins Innere. Takeda konnte sehen, dass Ernestine eigens für die Teezeremonie, die er am nächsten Tag abhalten sollte, japanische Bodenmatten – Tatami – gekauft hatte.

Sie wollten gerade durch die Tür in den Pavillon treten, als sie eine rufende Stimme hörten: »Huhu! Tante Erni! Ich bin da-a!«

Von Remsau sah Takeda an und verdrehte in theatralischem Leiden die Augen. »Alexa, meine Nichte. Seien Sie achtsam bei ihr. Sie verschlingt Männer wie Sie, Kenjiro. Früher hat sie mich übrigens nie so genannt. Erni. Furchtbar …«

Angesichts ihrer bisherigen Beschreibungen hatte Takeda mit einem jungen, vielleicht gerade einmal volljährigen Mädchen gerechnet. Tatsächlich aber tauchte auf dem Weg eine Frau von vielleicht Ende zwanzig auf – eine ausgesprochen attraktive Frau, wie Takeda im Stillen feststellte. Ihre blonden Haare waren zu Dreadlocks verflochten und mit allerlei Perlen und bunten Bändern verziert, ihre Haut war sonnengebräunt, und in ihrer Nase glitzerte ein silberner Stecker. Zudem ließ ihr eng sitzendes T-Shirt ihren wohlgeformten, sportlichen Körper zur Geltung kommen.

Sie näherte sich schnell, trat dann dicht an Takeda heran und sah ihn in aufreizender Direktheit an. »Sie sind der Bulle aus Japan, richtig? Meine Tante ist ja regelrecht vernarrt in Sie! Aber wissen Sie was? Ich kann Erni verstehen. Sie sind ja echt eine Schnitte.«

»Aber Alexa! Was redest du denn da!«, entfuhr es Ernestine von Remsau voller Entrüstung.

Takeda winkte lächelnd ab. »Schon gut, Gräfin. Ihre Nichte hat ja völlig recht, ich bin tatsächlich ein Bulle, und ich bin auch wirklich aus Japan. Das andere kann ich natürlich nicht beurteilen.«

Alexa von Remsau klang nun spöttisch. »Meine Tante meint immer noch, mich erziehen zu müssen. Ich warte auf den Tag, an dem sie einsieht, dass es sinnlos ist.«

Sie lachte laut und herzlich auf. Ernestine von Remsau hingegen seufzte ergeben. »Kenjiro und ich haben es gerade erst festgestellt, meine liebe Alexa. Die Zeiten ändern sich und die Menschen ebenso. Die dezente Zurückhaltung, für die unsere Kreise einmal berühmt waren, ist der jungen Generation unbekannt.«

»Na, mir auf jeden Fall. Aber entspann dich, Erni. Ab und zu spricht nichts dagegen, ganz direkt auszusprechen, was man denkt.«

Der Inspektor musterte die junge Frau für einige Momente, bemerkte dann mit einem feinen Lächeln: »Oder man sagt etwas, damit gerade niemand weiß, was man denkt.«

Alexa von Remsau kniff die Augen zusammen. Für einen kurzen Moment wirkte sie verunsichert. »Wieso? Wie meinen Sie das?«

»Ich wollte nur sagen, dass uns Japanern genau das immer wieder nachgesagt wird. Angeblich verbergen wir unsere wahren Gedanken hinter höflichen Floskeln. Ganz falsch ist das nicht. Wir unterscheiden zwischen Honne und Tatemae, zwischen unserem wahren Empfinden und dem, was wir nach außen zeigen. Es nicht zu tun gilt als unhöflich. Eben darum sind wir gut darin, ganz ohne Worte zu spüren, was in unserem Gegenüber vor sich geht.«

Sie hob feixend die Augenbrauen. »So? Dann sagen Sie doch mal, was in mir vorgeht. Na los!«

Takeda lachte auf. »Das ist nicht schwer. In erster Linie sind Sie besorgt und ungeduldig.«

»Glauben Sie?«

»Aber ja. Ich kenne auch den Grund. Sie möchten uns...

Erscheint lt. Verlag 8.12.2023
Reihe/Serie Inspektor Takeda ermittelt
Inspektor Takeda ermittelt
Inspektor Takeda ermittelt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bestseller • gefälschte Identität • gefälschte Kunst • Hamburg • Herrenhaus • Japaner • Japanisch • Klassischer Kriminalroman • Krimiklassiker • Kunstfälscher • Neuerscheinung 2023 • Regionalkrimi • Scheinidentität • Whodunit • Witwe
ISBN-10 3-8412-3321-X / 384123321X
ISBN-13 978-3-8412-3321-9 / 9783841233219
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