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Die Letzten von Rötteln -  Käthe Papke,  Harald Ziegler,  Heiner Mues,  Jan Merk

Die Letzten von Rötteln (eBook)

Edition des historischen Romans mit geschichtlichen Anmerkungen
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
282 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-7691-4 (ISBN)
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Die Edelfreien von Rötteln lebten auf Burg Rötteln bei Lörrach und nahe Basel. Papke beleuchtete mit ihrem 1910 erschienenen historischen Roman die Endphase dieser Adelsfamilie im Hochmittelalter. Graf Rudolf von Habsburg, der spätere deutsche König, bekriegt im Kampf um die Vorherrschaft am Oberrhein den Bischof von Basel. Dessen Neffen, die Edelfreien von Rötteln, kämpfen auf der Seite ihres Onkels. Dem historischen Rahmen folgend, schmückte Papke die Geschichte mit einem unterirdischen Gang und dem Rittersprung aus, bei dem Walter von Rötteln den Eroberern der Burg mit einem Sprung in die Tiefe entflieht. Die Röttler Burgführer H. Ziegler und H. Mues haben den Originalroman, die Entstehungsgeschichte des Romans und die dem Roman beigefügte Chronik mit zahlreichen Anmerkungen und Erläuterungen versehen. Der Leiter des Markgräfler Museums Müllheim, Jan Merk, hat Papkes Roman in einem Vorwort kulturhistorisch eingeordnet.

Käthe Papke (1872-1951) wurde in Cleveland, Ohio geboren. Als 11-jährige lebte sie mit ihrer Familie ein knappes Jahr in Bettingen bei Basel, wo ihr Vater sich bei der Pilgermission St. Chrischona zum Prediger ausbilden ließ. Während ihres Aufenthaltes in Bettingen erkrankte Käthe Papke schwer an Typhus. In späteren Jahren kam Papke immer wieder zu kurzen Besuchen nach Basel und dabei auch auf die Burgruine Rötteln. 1895 erschien ihr erster historischer Roman dem dann über 40 weitere folgten. Drei Titel handeln im Dreiländereck D-CH-F. Neben dem Roman"Die Letzten von Rötteln" und dessen Fortsetzung "Der eiserne Markgraf von Sausenberg-Rötteln" schrieb Papke das Buch "Die Kaiserin von Rauracorum", das im römischen Augusta Raurica (auf dem Gebiet der heutigen Gemeinden Augst und Kaiseraugst bei Basel) spielt. Mit einer Gesamtauflage von über 100000 ist "Das Forsthaus im Christianental" ihr erfolgreichster Titel.

Vorwort von Jan Merk


„Die Letzten von Rötteln“ — ein einflussreicher historischer Roman aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg und aus dem Umfeld der protestantischen Missionsbewegung.

Burg Rötteln ist über Generationen hinweg ein faszinierendes Bauwerk, auch noch als Ruine, und ein stets von Neuem packendes, die historische Fantasie anregendes Thema. Und sie ist ein in der Region verankertes Wahrzeichen für die Stadt Lörrach und das Markgräflerland – ein beliebtes Ziel für Ausflügler und Touristen, ein begehrter Platz zum Heiraten oder ein besonderer Veranstaltungsort für Konzerte und Freilichttheater. Dabei ist die Geschichte dieser umfangreichsten Burganlage im oberbadischen Raum erstaunlicherweise immer noch wenig erforscht, wie eine Tagung und ein Ausstellungsprojekt im Lörracher Dreiländermuseum erst 2019 resümierten.1

Das passt zum Befund des Historikers Armin Kohnle , der mit Blick auf die Markgrafschaft Baden und dessen südlichsten Teil, das Markgräflerland, eine „Tendenz zur Vernachlässigung dieser Gebiete auch noch in neueren Darstellungen“ feststellt.2 Ganz im Gegenteil dazu spielt Burg Rötteln in der Literatur, etwa in den gesammelten Sagen der Region oder prominent im Gedicht „Die Vergänglichkeit3 von Johann Peter Hebel , schon seit langem eine bedeutende Rolle.

Von der Ausstrahlung der mittelalterlichen Burgruine ergriffen wurde auch die norddeutsche Schriftstellerin Käthe Papke. Ihr 1910 erschienener historischer Roman „Die Letzten von Rötteln“ wurde, so die Journalistin Petra Volkert, „vielen Menschen zu einem anschaulichen Fenster in die Geschichte dieser Region“.4 Der Roman trat „einen förmlichen Siegeszug“ an und war bald „in Basel und der ganzen weiteren Umgebung wohl in jedem Haus zu finden und wurde in den Schulen sogar beim heimatkundlichen Unterricht benutzt“.5 Der 1943 geborene Basler Geschichtsprofessor Georg Kreis erinnert sich, dass er das Buch als Zehnjähriger als sein erstes „Geschichtebuch“ antiquarisch an der Basler Herbstmesse kaufte.6 Das Buch wurde fast 9 Jahrzehnte nach dem ersten Erscheinen 1996 nochmals aufgelegt und erreichte eine Gesamtauflage von 85.000 Exemplaren.7 Der Roman wurde auch in zwei niederländischen Fassungen herausgebracht – zuletzt 1993 („De bewoners van Rodelsheim“). Käthe Papkes 1930 erschienener Roman „Der eiserne Markgraf von Sausenberg-Rötteln“ über den auf Rötteln residierenden Rudolf II. brachte es sogar zu einer Erwähnung im Handbuch der Baden-Württembergischen Geschichte.8

Als einzige Tochter eines aus Bremerhaven stammenden Kaufmanns wurde Papke am 4. Juli 1872 in Cleveland/Ohio geboren. Nach der Rückkehr der Familie ins westpreußische Elbing, wo die Eltern der Mutter lebten und der Vater eine kleine Fabrik erwarb, besuchte sie die höhere Töchterschule und schildert sich als kränkelnde, schüchterne Einzelgängerin. Einschneidend war der Entschluss des Vaters, den Beruf zu wechseln und sich mit 36 Jahren zum Prediger ausbilden zu lassen. 1883/84 zog die Familie daher in die Pilgermission St. Chrischona in Bettingen bei Basel. Hier überlebte Papke eine schwere Typhuserkrankung nur knapp. Ihre Genesung nach einer Krankensalbung gemäß Jakobus 5,14 innerhalb von vier Wochen wurde als „Wunderheilung“ empfunden. Die Familie intensivierte ihr religiöses Leben und behielt eine besonders enge Beziehung zu Chrischona.

Als ihr Vater an die Innere Mission in Berlin kam, konnte Papke nach dem Schulbesuch den erwünschten Lehrerinnenberuf aus gesundheitlichen Gründen nicht ergreifen. Stattdessen studierte sie am Elsmannschen Konservatorium Klavier. Ab 1890 erschienen ihre Erzählungen und Gedichte in Wochenblättern und protestantisch-christlichen Verlagen, mit denen sie bis zu Ihrem Tod am 28.

November 1951 zunehmend ihren Lebensunterhalt verdiente. Papke blieb unverheiratet, zog 1916 mit ihren Eltern nach Wernigerode , wo sie auch nach deren Tod lebte.9

Käthe Papke ist eine erfolgreiche Vertreterin des aufblühenden historischen Romans und der aufkommenden Heimatliteratur nach der Jahrhundertwende. Ihre Werke sind zudem in den Kontext religiöser Literatur einzuordnen. Schon im 19. Jahrhundert hatten historische Romane einen „boom“ erlebt, mit Höhepunkten um 1830, 1860 und 1875, damals mit bekannten Werken wie Gustav FreytagsDie Ahnen “ oder Felix DahnsEin Kampf um Rom “.10 Nach 1900 setzte eine weitere, ungleich größere Welle ein, die erst durch den 1. Weltkrieg und dem Nachlassen des Interesses an der Vergangenheit angesichts der herausfordernden Gegenwart unterbrochen wurde.11

Wie bei vielen Autoren verband sich auch bei Papke das Interesse an Geschichte mit der aufkommenden Heimatschutzbewegung. Diese verurteilte in einer tendenziell antimodernen und antiwestlichen Haltung die Industrialisierung und individuelle Freiheit und romantisierte und idealisierte oft unhinterfragt das Landleben und die Tradition. Angesichts der krisenhaften 1920er Jahre bot diese Literatur auch eine Möglichkeit zur „Flucht in die Idylle“, zugleich aber auch eine Nähe zu vermeintlich einfachen Antworten und zu nationalsozialistischem Gedankengut von „Blut und Boden“.12 Bei Papke stand zudem, vor dem biografischen Hintergrund der engen Verbindung mit der evangelischen Missionsbewegung auf St. Chrischona, die christlichprotestantische Erzählperspektive stark im Fokus. Manche der christlichen Botschaften konnten nach 1933 durchaus auch im Gegensatz zur offiziellen nationalsozialistischen Linie stehen. Nach 1945 wurden in Neuauflagen Passagen und Kapitel weggelassen, nicht zuletzt solche mit nationalistisch-antifranzösischem Tenor.

Wie in weiteren Büchern, die in anderen Regionen spielen, ist es Papke auch für Rötteln gelungen, geschichtliche Begebenheiten romanhaft auszugestalten, mit Romantisierungen, erbaulichen christlichen, zuweilen frömmelnden Botschaften, mit der Preisung von Tugenden wie Edelmut, Ritterlichkeit, Wagemut und Hartnäckigkeit sowie mit einem Happy End für ein großes Publikum interessant und über Generationen hinweg populär zu machen.13 Dazu hat Papke bei mehreren Aufenthalten im Raum Basel die ihr zugänglichen Quellen zunächst sorgfältig zusammengetragen – dann aber mit der literarischen Umformung in ihrem Roman sowohl wahre Begebenheiten der Vergessenheit entrissen als auch Legenden verbreitet.14

Nicht zuletzt spielte ihr Roman eine Rolle bei der Gründung des Röttelnbundes 1926.15 Es ist erfreulich und verdienstvoll, dass der Röttelnbund nun erstmals eine vollständige Ausgabe der 2. Auflage herausgibt. Sie bietet minutiös und aufwendig recherchierte Informationen zu historisch belegten Fakten und literarischen Fiktionen, zur Geschichte der Textversionen und Auflagen, zu handelnden Personen, Daten und Orten. Damit macht sie eine kritisch einordnende Lektüre dieses einflussreichen historischen Romans und neue eigene, spannende Erkenntnisse erst möglich.

1 Vgl. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (Hrsg.): Burg Rötteln. Herrschaft zwischen Basel und Frankreich, Neulingen 2020. Zuvor wurden wichtige Erkenntnisse zusammengetragen etwa in Otto Roller: Die Geschichte der Edelherren von Rötteln, Schopfheim 1927; Heinz Heimgartner: Die Burg Rötteln. Ein Führer durch Geschichte und Kunst in Wort und Bild, Haagen 1964 (verändert in der 4. Aufl. 1986); als kommentierte Quellenedition Klaus Schubring (Bearb.): Rötteler Chronik 1376-1432, Lörrach 1995.

2 Armin Kohnle: Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, Leinfelden-Echterdingen 2007, S. 13.

3 J. P. Hebel`s allemannische Gedichte. Ins Hochdeutsche übertragen von Robert Reinick, Leipzig 1851, S. 143-148.

4 Petra Volkert: Ein Fenster zur Geschichte. Käthe Papkes Roman „Die letzten von Rötteln“ ist achtzig Jahre alt, in: Das Markgräflerland. Heft 2/1993, S. 159-160, hier S. 159.

5 Käthe Papke: Wie meine Bücher entstanden, Stuttgart 1951, S. 35 .

6 Vgl. Jugendjahre in der Schweiz 1930-1950. Mit einem Vorwort von Georg Kreis, Basel 2014.

7 Zum Roman, seinen Auflagen und den seit 1922 beigegebenen Illustrationen, erst von August Veil (1922), dessen Familie ebenfalls mit St. Chrischona verbunden war, dann von Franz Stassen, der einem esoterisch-spiritistischen Christentum huldigte und dem Nationalsozialismus nahe stand, vgl. WIKIPEDIA (Die Letzten von Rötteln).

8 Handbuch der Baden-Württembergischen Geschichte. Zweiter Band: Die Territorien im Alten Reich. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-7568-7691-8 / 3756876918
ISBN-13 978-3-7568-7691-4 / 9783756876914
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