Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Pomponius in Rom -  Peter Lukasch

Pomponius in Rom (eBook)

Ein Fall für Spurius Pomponius 5
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
324 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-6959-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
5,49 inkl. MwSt
(CHF 5,35)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Man schreibt das Jahr 174 n. Chr. Am Limes geht der Krieg in sein fünftes Jahr und Kaiser Marc Aurel ist mit seinen Legionen tief ins sogenannte Barbaricum vorgestoßen. Spurius Pomponius, ehemaliger Anwalt und jetzt Angehöriger des militärischen Geheimdienstes, wird überraschend von seinem Dienst an der Donaufront freigestellt und kehrt nach jahrelanger Abwesenheit nach Rom zurück. Im Auftrag seines Kommandanten soll er einem Senator, der sich mit einer existenzbedrohenden Anklage konfrontiert sieht, beistehen. Was er zunächst für ein juristisches Problem gehalten hat, entpuppt sich als veritabler Kriminalfall, in dessen Zentrum zwei bestialische Mädchenmorde stehen, die sich im Jahr zuvor ereignet haben. Pomponius wird sehr rasch klar, dass man ihn auf einen Fall angesetzt hat, bei dem übergeordnete Interessen im Spiel sind, über deren wahren Charakter man ihn aber im Unklaren gelassen hat. Einflussreiche Kreise versuchen, seine Ermittlungen in dieser Mordsache zu verhindern, und es dauert nicht lange, bis Pomponius merkt, dass sich ein Auftragsmörder auf seine Spur gesetzt hat. Gelegentliche Unterstützung erhält er nur von Scantilla, jener geheimnisvollen Frau, die er bereits in Carnuntum kennen-gelernt hat (Mörderische Maskenspiele in Carnuntum) und die offenbar ein gefährliches Doppelspiel treibt.

Peter Lukasch wurde 1942 in Wien geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft trat er in den Staatsdienst ein, wo er bis zu seiner Pensionierung im Bereich der Strafjustiz tätig war. Seinem Interesse für Geschichte und Kriminalistik folgt der Autor in mehreren Zyklen historischer Kriminalromane, er hat aber auch Fantasieerzählungen und in Fachkreisen anerkannte Bücher zum Thema Kinder- und Jugendliteratur veröffentlicht.

Prolog

An einem milden Frühlingstag jenes Jahres, in welchem Gnaeus Claudius Severus erster Konsul war (173 n. Chr.), bewegte sich eine bunt gemischte Menschenmenge zur Gemonischen Treppe, die vom Kapitol über das Forum zum Tiber hinabführte.

So unterschiedlich die einzelnen Gruppen waren und ihre Rollen in diesem Spektakel, so unterschiedlich war auch ihr Verhalten. Voran schritten Soldaten. Sie befleißigten sich eines zeremoniellen Gleichschrittes, ihre Mienen waren ausdruckslos und sie schufen allein schon durch ihr gebieterisches Auftreten Platz für die Folgenden: Das waren die Amtsträger in ihrer feierlichen Tracht. Sie schauten ernst und bekümmert, so als ob ihnen das Urteil, dessen Vollzug sie zu leiten hatten, Kummer bereite.

Ihnen folgte ein von vier Sklaven gezogener zweirädriger Karren, auf dem die eigentliche Hauptperson des Auflaufs hockte. Er war der Einzige, der gefahren wurde, nicht um es ihm bequem zu machen, sondern um ihn daran zu hindern, sich seinem Weg gewaltsam zu widersetzen und dadurch ein unwürdiges Schauspiel zu bieten. Er war ein junger Mann, dessen Gesicht durch den langen Aufenthalt im Gefängnis und wohl auch durch die Angst vor dem, was ihm bevorstand, bleich geworden war. Man hatte ihm die Hände auf dem Rücken zusammengebunden und ihn mit einem Bein eng an die Sprossen des Wagens fixiert, damit er nicht herunterspringen konnte. Er wirkte wie gelähmt und starrte mit geweiteten Augen um sich, als könne er das Ganze noch immer nicht fassen.

Hinter dem Wagen schritt ein einzelner Mann, der ganz in dunkles Leder gekleidet war und ein Schwert über die Schulter gelegt hatte. Die Klinge war von einer gleichfalls schwarzen Scheide verhüllt, um ihre Schärfe sorgsam für den einen entscheidenden Schlag zu wahren. Von Zeit zu Zeit lächelte der Scharfrichter der Menge leutselig zu, hob grüßend die Hand und wirkte dadurch noch furchtbarer, als wenn er sich nur teilnahmslos verhalten hätte. Die Römer waren an den Anblick des gewaltsamen öffentlichen Todes gewohnt, ja dieser bildete einen unverzichtbaren Teil ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung, des Besuches des Amphitheaters mit seinen öffentlichen Hinrichtungen und Gladiatorenkämpfen. Sie hatten auch keine Scheu davor, demjenigen zuzujubeln, der seinem unterlegenen Gegner auf allgemeines Verlangen den Todesstoß versetzte oder den Schädel zerschmetterte. In diesem Fall war es anders. Niemand erwiderte die Grüße des Schwarzgekleideten. Ein jeder wandte sich schaudernd von ihm ab, wenn sein Blick ihn streifte, als ob er ein Bote der Unterwelt wäre.

Dann kam eine Gruppe feierlich gekleideter Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder. Sie verzichteten darauf, den Mann, der ihnen ihre Töchter und Schwestern geraubt hatte, zu verfluchen. Ihre Mienen und Blicke ließen aber keinen Zweifel daran, dass sie dem Akt der Gerechtigkeit, der stattfinden sollte, mit grimmiger Erwartung entgegensahen.

Den Schluss bildete wieder eine Formation Soldaten.

Umgeben war diese offizielle Prozession durch eine ständig wachsende Menschenmenge. Auch diese Leute verhielten sich unterschiedlich. Die einen ergingen sich in wüsten Schmähungen gegen den Verurteilten, teils aus verständlicher Empörung über seine Untaten, teils aus Prinzip, und auch weil sie ihre eigene Rechtschaffenheit durch die Verdammung eines Mitmenschen betonen wollten. Andere meinten, dass ihnen eine milde Besonnenheit gut anstünde, und sie äußerten sich mit tiefsinnigen Worten sowohl zum Unglück des Täters als auch zu dem seiner Opfer und deren Angehörigen. Wiederum andere betrachteten die Angelegenheit sachlich und diskutierten das Todesurteil, das nun vollzogen werden sollte, wobei nicht wenige meinten, dass der Delinquent in Wahrheit Opfer eines Justizirrtums sei.

Grundsätzlich war es aber so, dass sich alle unbeteiligten Zuschauer prächtig unterhielten. Der Anlass war ja auch ungewöhnlich genug. Denn üblicherweise wurden Hinrichtungen im Gefängnis in der Abgeschiedenheit eines dafür bestimmten Raumes vollzogen. In jenen Fällen, in denen man dies für angezeigt hielt, um dem Verurteilten auch noch nach seinem Tod Schmach zuzufügen und dem Volk die Gerechtigkeit der römischen Justiz vor Augen zu führen, brachte man danach den Leichnam zur Gemonischen Treppe, wo er zeremoniell hinuntergeworfen wurde. Dort blieb er auf den Stufen zu seiner eigenen Schande und zur Warnung des Volkes liegen, bis die heiße Sonne Italiens, was schon nach kurzer Zeit der Fall war, seine Entfernung notwendig machte. Anschließend wurde der Kadaver gänzlich die Treppe hinuntergeschleift und in den Tiber geworfen, auf dass ihm für immer ein Grab und damit der Zugang zur Unterwelt verwehrt bleibe. Dadurch war er dazu verdammt, auf Erden als ruheloser, schuldgequälter Lemur umherzuwandern, sich selbst und allen Lebenden ein Gräuel.

Die Hinrichtung unmittelbar auf der Gemonischen Treppe war eine Ausnahme und im vorliegenden Fall der großen öffentlichen Anteilnahme geschuldet, den der Prozess gegen den Delinquenten gefunden hatte.

Eine weitere Attraktion war die Tatsache, dass die Enthauptung mit dem Schwert vollzogen werden sollte. Wenngleich römische Bürger das Recht hatten, mit dem Schwert hingerichtet zu werden, so geschah dies doch meist mit der Axt. Die Delinquenten hatten keinen Grund, sich darüber zu beschweren. Denn wenn die Axt schwer und scharf geschliffen war, genügte meist ein kräftiger Hieb, um den Kopf abzuhacken. Letztlich war es auch egal, ob Axt oder Schwert, Hauptsache, es ging schnell. Eine kunstgerechte Enthauptung mit dem Schwert war hingegen viel kniffliger und bedurfte großer Sachkenntnis. Das Schwert, das man üblicherweise dazu verwendete, unterschied sich von den gebräuchlichen Kurzschwertern. Es war länger, schwerer und schärfer geschliffen als militärische Waffen, weil man die Schneide vor Beschädigungen durch Schläge gegen einen festen harten Widerstand nicht schützen musste. Im Augenblick der Wahrheit riss ein Helfer die auf dem Rücken zusammengebundenen Hände des Delinquenten hoch, sodass dieser in eine vorgebeugte Haltung gezwungen wurde und – ob er wollte oder nicht – den Nacken zum Schlag darbot. Ein zielsicherer Hieb mit dem hochgeschwungenen Schwert und der Kopf hüpfte über das Pflaster, während der Rumpf langsam zu Boden sank und Blutfontänen aus dem Hals vergoss.

Das also war es, was den Delinquenten erwartete, und was die meisten der Zuschauer in schauriger Erwartung zu sehen wünschten.

Zur gleichen Zeit und nicht weit entfernt standen zwei Menschen halb verborgen im Eingang eines Tempels und unterhielten sich leise. Der Mann war schon älter, weißhaarig und korpulent. Er trug die Toga eines Senators und wirkte sehr bedrückt, so wie er auf die Frau einsprach. Die Frau war etwa im gleichen Alter wie er. Sie war wie eine Matrone gekleidet, nur dass ihre Kleidung reinweiß war und sie auf jeden Schmuck und eine kunstvolle Haarpracht verzichtete. Der lange Seidenschal, den sie trug, verdeckte teilweise ihr Gesicht wie ein Schleier. Sie wirkte viel gelassener als ihr Gesprächspartner und legte ihm mehrmals die Hand besänftigend auf den Arm. Etwas abseits stand ein Tragsessel. Seine Träger, zwei muskulöse Sklaven, hatten sich in den Schatten der Säulenreihe zurückgezogen. In einigem Abstand von ihnen verharrte ein junger Mann, der ein kunstvoll verschnürtes Bündel von Stäben, die Ruten darstellen sollten, an die Wand gelehnt hatte. Sonst war niemand zu sehen, weil sich die Müßiggänger, die den Platz üblicherweise zu bevölkern pflegten, dem Hinrichtungszug angeschlossen hatten.

Dessen Stimmengewirr drang zuerst als leises Murmeln und dann immer lauter werdend zu den Wartenden. Ein junges Mädchen huschte über den Platz und flüsterte der Frau etwas zu.

„Es ist Zeit“, sagte diese ruhig, berührte ihren Gesprächspartner noch einmal tröstend mit der Hand und winkte den Trägern zu. Sofort nahmen sie den Tragsessel auf und eilten zu ihrer Herrin. Der junge Mann, der das Amt eines Liktors ausübte, legte sein Rutenbündel vorschriftsmäßig über die linke Schulter und stellte sich vor den Tragsessel. Auf ein Zeichen der Frau setzte sich ihr kleiner Zug in Bewegung.

Wenige Minuten später trafen die beiden Gruppen aufeinander. Es geschah an der Stelle, wo sich beim Tempel der Concordia die Straßen kreuzten. Selbstverständlich hätte jeder Passant dem von Soldaten eskortierten Hinrichtungszug den Vortritt lassen müssen, aber nicht dieser. Als der Liktor vor ihnen auftauchte und selbstbewusst ihren Weg querte, zögerte die erste Reihe der Soldaten, geriet aus dem Tritt und kam schließlich zum Stillstand. Die Nachkommenden liefen auf ihre Kameraden auf und verursachten einiges Durcheinander. Schließlich stand der ganze Zug. Auch der Tragsessel kam mitten auf der Straße zum Stillstand.

Der führende Beamte, den eine Ahnung von bevorstehenden Schwierigkeiten befiel, eilte nach vorne und sagte zu der Dame im Tragsessel: „Bitte, ehrwürdige Mutter, setze deinen Weg fort und beachte uns gar nicht.“ Dabei machte er Handbewegungen, die als höfliche Aufforderung...

Erscheint lt. Verlag 23.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-7543-6959-8 / 3754369598
ISBN-13 978-3-7543-6959-3 / 9783754369593
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
CHF 14,65