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Die Rache des Lombarden (eBook)

Historischer Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
432 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40468-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Rache des Lombarden -  Petra Schier
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Hat Liebe einen Preis? Köln, anno domini 1424: Im Haus von Aleydis de Bruinker zieht einfach keine Ruhe ein. Betrugsversuche in ihrer Wechselstube, übermütige Verehrer, das kriminelle Erbe ihres verstorbenen Mannes ... mit all dem muss Aleydis sich fast täglich auseinandersetzen. Und trotz dieser Widrigkeiten kommt sie bestens zurecht, auch ohne Mann. Auch ohne Vinzenz van Cleve, obwohl sie zugeben muss, dass der gutaussehende Gewaltrichter bisweilen durchaus hilfreich sein kann. Doch dann erlebt Aleydis ihren schlimmsten Alptraum: Ihre Mündel Marlein und Ursel werden entführt. Aleydis setzt alles daran, die Mädchen zurückzubekommen. Koste es, was es wolle ...

Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit ihrem Mann und einem Schäferhund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2005 als freie Autorin. Ihre historischen Romane, darunter die Reihe um die Apothekerin Adelina, vereinen spannende Fiktion mit genau recherchierten Fakten. Petra Schier ist Mitglied des Vorstands der Autorenvereinigung DELIA.  

Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit ihrem Mann und einem Schäferhund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet seit 2005 als freie Autorin. Ihre historischen Romane, darunter die Reihe um die Apothekerin Adelina, vereinen spannende Fiktion mit genau recherchierten Fakten. Petra Schier ist Mitglied des Vorstands der Autorenvereinigung DELIA.  

Kapitel 1


Köln, 14. April, Anno Domini 1424

Kaum hatte Pater Ecarius das Dominus vobiscum zum Ende der Ostermesse verkündet, als auch schon das Geläut der Glocken von St. Kolumba alle weiteren Worte des Geistlichen und das Stimmengewirr der sich dicht an dicht drängenden Gläubigen übertönte. Aleydis hätte gerne aufgeatmet, doch ihr war schon seit Beginn der Messe übel. Der übermäßige Gebrauch von Weihrauch anlässlich des höchsten christlichen Feiertags war ihr auf den Magen geschlagen. Zwar hatte sie mit ihrer Familie und dem Gesinde einen Platz recht weit vorne ergattert und ausnahmsweise einmal die gesamte Liturgie mit Augen und Ohren verfolgen können, dies jedoch mit dem jetzigen Unwohlsein bezahlt. Als sich nun die Menschenmassen gen Ausgang zu drängen begannen, stiegen ihr auch noch menschliche Ausdünstungen sowie der Geruch nasser Wolle in die Nase, hüllten sie ein und machten sie regelrecht schwindelig.

Nichts wie raus hier!, dachte sie, doch das war vorerst ein frommer Wunsch. Wer zuerst die Kirche betrat und sich einen vorzüglichen Platz in Altarnähe sicherte, verließ die heiligen Hallen als Letzter. Wäre sie doch nur schon mit ihrer Köchin Ells zusammen gegangen. Diese hatte die Messe bereits vor einer Weile verlassen, um sich um den Osterschmaus zu kümmern, den sie seit dem gestrigen Abend vorbereitete. Möglichst flach atmend, schob Aleydis ihre beiden Schützlinge Marlein und Ursel vor sich her. Die Mädchen, gerade zwölf und zehn Jahre alt, plapperten fröhlich miteinander, auch wenn sie bei dem Lärm, den das Geläut machte, kaum etwas vom Gesagten verstehen konnten. Rechts wurden sie flankiert vom Altknecht Lutz und links von Alessandro, Aleydis’ Schwager, der zu den Feiertagen aus Frankfurt herübergekommen war, wo er eine Münzwechselstube betrieb.

Ein Stück entfernt konnte Aleydis die Magd Irmel ausmachen sowie die siebzehnjährige Brunhild und den gleichaltrigen Matteo, die beide in ihrem Haushalt lebten. Allen voran schritt wie immer der bullige Eunuch Symon, ihr treuer Wachknecht. Er schob, mal sanft, mal unwirsch, die durcheinanderdrängelnden Menschen beiseite, um seiner Herrin und ihrer Familias ein einigermaßen unbehelligtes Durchkommen zu sichern.

Dennoch fühlte Aleydis sich nicht nur unwohl, sondern auch massiv bedrängt. Je näher sie dem Ausgang kamen, desto eiliger schienen es alle zu haben, in den nasskalten Aprilvormittag hinauszugelangen. Flach atmen konnte sie nun nicht mehr, weil ihr damit geradezu die Luft wegblieb. Ihre Übelkeit legte sich zwar ein wenig, je mehr sie sich von den rauchenden Weihrauchgefäßen entfernte, doch nun wehte ihr von rechts eine Knoblauchfahne entgegen, von links eine Bierfahne. Und dann … Sie schrak zusammen und erstarrte. Hatte ihr da jemand an den Hintern gefasst? Entrüstet warf sie einen Blick über die Schulter, konnte aber nicht ausmachen, welcher der Männer hinter ihr der Übeltäter gewesen sein mochte.

Nur wenige Augenblicke später spürte sie erneut eine Hand an ihrer Rückseite. Diesmal kniff sie jemand dreist in den Po. Erbost fuhr sie herum und blickte in das grinsende Gesicht eines ihr unbekannten Mannes im Zunftmantel der Sarwürker. Ihm fehlte ein Eckzahn, was seinem sonst recht einnehmenden Antlitz leichten Schaden zufügte. Als er ihr nun auch noch vielsagend zuzwinkerte, fuhr sie ihn an: «Lasst gefälligst Eure Hände bei Euch!»

Ringsum wurde widerwilliges Murren laut, weil sie den Strom gen Ausgang aufhielt. Der Kerl grinste nur und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Wütend drehte Aleydis sich um und drängte sich mit Ellenbogengewalt durch die Menschen näher zu Symon, was ihr weiteres Gezeter und ein paar unflätige Flüche einbrachte.

Wenig später stand sie endlich auf dem Vorplatz der Pfarrkirche St. Kolumba und sog gierig die feuchtkalte Luft ein. Bis vor zwei Tagen hatte der April sich von seiner frühlingshaften Seite gezeigt, doch dann war das Wetter umgeschlagen, hatte Sturm und Schneeregen mit sich gebracht. Am Morgen noch war der Himmel bedeckt gewesen, und ein feiner Nieselregen hatte sämtliche Kleider der zum Gottesdienst eilenden Gläubigen langsam, aber sicher durchfeuchtet. Inzwischen waren am Himmel einige Wolkenlücken zu erkennen; die Sonne tat ihr Bestes, sich ihren Platz am Frühlingshimmel zurückzuerobern. Gleichzeitig hatte jedoch der Wind wieder aufgefrischt und pfiff eisig durch die grünenden Büsche und Bäume am Wegesrand.

«Herrin, ist alles in Ordnung?» Symon musterte Aleydis besorgt. «Ihr seid ganz bleich! Ist etwas vorgefallen?» Wachsam hob er den Kopf und ließ seinen Blick über die Schar der aus dem Kirchenportal quellenden Menschen wandern.

«Nein, nein, schon gut.» Matt winkte Aleydis ab. Der Sarwürker war längst verschwunden, und was half es schon, sich bei ihrem Knecht zu beschweren? Symon hatte weder Augen im Hinterkopf noch den Auftrag gehabt, ihr lästige Mannsbilder vom Leib zu halten. Die wenigsten waren so dreist wie der Kerl eben und belästigten eine ehrbare Bürgersfrau. Und diejenigen, die es doch taten, ignorierte sie tunlichst. «Ich fühle mich nur nicht ganz wohl. Du weißt doch, dass ich den Weihrauchgeruch nicht gut vertrage.»

«Pater Ecarius hat es heute mal wieder ganz besonders gut gemeint.» Brunhild war neben sie getreten und lächelte sie mitfühlend an. «Ich mag Weihrauch eigentlich ganz gerne, aber selbst mir ist vorhin beinahe schlecht geworden. Der gute Pater hat das Rauchgefäß aber auch geschwenkt, als gelte es, böse Dämonen zu vertreiben.»

«Böse Dämonen?» Verblüfft blickte Aleydis das junge Mädchen an. «Wie kommst du denn auf so etwas?»

«Ells hat neulich erzählt …»

«Natürlich», unterbrach Aleydis sie und verdrehte die Augen. «Ells hat erzählt. Was denn diesmal? Nein, ich will es gar nicht hören. Du weißt doch, dass sie entsetzlich abergläubisch ist. Ich möchte nicht, dass du ihre Geschichten weiterverbreitest. Du glaubst doch wohl nicht etwa den Unsinn, den sie verzapft?»

Brunhild errötete. «N-nein, selbstverständlich nicht. Es war bloß so eine spannende Geschichte.»

«Aha.» Mit strengen Blicken maß Aleydis das junge Mädchen. «Inwiefern spannend?»

Die Röte auf Brunhilds Wangen vertiefte sich. «Ja, also … Ells hat erzählt, dass es vor vielen Jahren hier in Köln einen Teufelsanbeter gegeben hat, der Säuglinge opfern wollte und sich dazu in einem römischen Mausoleum drüben auf dem alten Gräberfeld am Severinstor versteckt hat. Zehn Priester mit Weihrauch hätten nicht ausgereicht, um die bösen Dämonen, die er gerufen hat, wieder in die höllische Unterwelt zurückzutreiben.»

«Das mag eine spannende Mär sein, aber ich bin sicher, dass nicht einmal die Hälfte der Wahrheit entspricht.» Aleydis seufzte innerlich, denn ihr war zufällig bekannt, dass zumindest ein Teil der Erzählung auf Tatsachen beruhte. Doch das würde sie nicht ausgerechnet Brunhild auf die Nase binden – ebenso wenig wie Ursel und Marlein, die sich inzwischen ebenfalls zu ihnen gesellt hatten. «Ells übertreibt immer ganz fürchterlich, wenn sie euch Gänschen mit ihren Geschichten in Angst und Schrecken versetzen will.»

«Was denn für Geschichten?» Ursel blickte mit großen, neugierigen Augen zwischen Brunhild und Aleydis hin und her.

Kopfschüttelnd strich Aleydis ihr über den blonden, struppigen Zopf. «Nichts, was dich oder deine Schwester angeht. Lasst uns zügig nach Hause gehen, denn Ells hat sich redlich Mühe gegeben, uns einen großartigen Osterschmaus zuzubereiten.»

«Au ja, ich habe schon riesigen Hunger!» Ursel strahlte von einem Ohr zum anderen.

«Du hast doch immer Hunger.» Marlein stieß ihrer Schwester lachend den Ellenbogen in die Seite. «‹Ein Fass ohne Boden› hat der werte Herr van Cleve mal gesagt.»

Unwillkürlich zuckte Aleydis zusammen. «Wann hat sich denn der Gewaltrichter bemüßigt gefühlt, Ursels Essgewohnheiten zu diskutieren?»

«An Weihnachten bei dem großen Zunftbankett.» Marlein kicherte. «Und noch mal beim Gastmahl am Tag vor Aschermittwoch, als wir bei ihm und Frau Alba eingeladen waren.»

Streng musterte Aleydis die kleine Ursel. «Hast du Anlass zu Unmut gegeben?»

Ursel schüttelte heftig den Kopf, sodass ihr Zopf wild hin und her schwang. «Gar nicht. Er hat jedes Mal gelacht, wenn er das gesagt hat.»

«Gelacht?» Verblüfft runzelte Aleydis die Stirn. Seit sie Vinzenz van Cleve kannte, hatte er nicht allzu oft gelacht – zumindest nicht in ihrer Gegenwart.

«Er macht sich gerne über das weibliche Gemüse lustig», schaltete Brunhild sich lächelnd ein. «So nennt er uns Mädchen gerne. Aber er meint es nicht bös. Er tut nur so schrecklich brummig, aber in Wahrheit ist er das gar nicht. Das sagt Mutter auch. Und sie kennt ihn schon, seit er auf der Welt ist, weil sie zwei Jahre älter ist als er.» Brunhild lächelte noch breiter. «Sie sagt, je mehr er jemanden mag, desto gewittriger wird sein Gebaren. Aber das kann nicht stimmen, weil er mich nämlich ganz sicher gernhat, und zu mir war er noch nie finster oder unfreundlich.»

«Habt ihr vor abzuwarten, bis sich die Sonne wieder versteckt und es zu regnen anfängt?» Alessandro Venetto, der uneheliche Halbbruder von Aleydis’ verstorbenem Gemahl Nicolai, trat zu ihnen und deutete gen Himmel, an dem sich inzwischen doch wieder dunkle Regenwolken versammelt hatten. «Wenn wir uns nicht beeilen, werden wir patschnass. Der April macht seinem Namen derzeit alle Ehre, will mir scheinen.»

«Der April, der April, der macht, was er will», sang Marlein mit melodischer Jungmädchenstimme....

Erscheint lt. Verlag 26.1.2021
Reihe/Serie Die Lombarden-Reihe
Die Lombarden-Reihe
Zusatzinfo Mit 1 s/w Karte
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Familiengeheimnisse • Geheimnisse • Geldgeschäft • Gerüchte • historischer Krimi • Historische Romane • Iny Lorentz • Köln • Kölner Dom • Lombarden-Trilogie • Mittelalter • Petra Schier • Sabine Ebert • Zweckehe
ISBN-10 3-644-40468-2 / 3644404682
ISBN-13 978-3-644-40468-7 / 9783644404687
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