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Ostfriesenwut (eBook)

Spiegel-Bestseller
Der neunte Fall für Ann Kathrin Klaasen
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
496 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-402787-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ostfriesenwut -  Klaus-Peter Wolf
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Die NATURGEWALTEN in OSTFRIESLAND kann sie nicht besiegen. Doch wenn Hauptkommissarin ANN KATHRIN KLAASEN vor Wut schäumt, ist höchste Vorsicht geboten. 'Ostfriesenwut' - der neunte Band der 'Ostfriesen-Serie'. ***Du glaubst, dass du mich jagst, dachte er. Aber das ist ein Irrtum, meine Liebe. Ich bin der Jäger, und du bist das Wild. Du hast mir einmal zuviel ins Handwerk gepfuscht. Ich bin dir noch etwas schuldig für die zerschossene Kniescheibe. Diesmal wirst du es nicht überleben. Wenn das hier vorbei ist, werde ich in der Karibik am Strand kühle Drinks schlürfen, während du, liebe Ann Kathrin, längst in ostfriesischer Erde begraben sein wirst.*** In Leer wird eine junge Frau tot aus dem Hafenbecken gefischt. Erste Spuren führen Ann Kathrin Klaasen zum Freund der Toten. Doch merkwürdig: In der Wohnung des Mannes gibt es keinen einzigen Hinweis auf dessen Identität. Könnte es sein, dass hier einer im Verborgenen lebt und agiert? Als Ann Kathrin ihre Recherchen aufnimmt, ahnt sie nicht, in welches Wespennest sie sticht. Die Aufklärung könnte sie nicht nur ihre Existenz, sondern auch ihr Leben kosten. Denn das Schicksal einer ganzen Region hängt nur noch an einem seidenen Faden.

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

er ist mit so viel Lokalkolorit gespickt, dass er auch einen amüsanten und zugleich spannenden Reiseführer abgibt.

Es ist ein Regionalkrimi. Aber einer, an dem man nicht vorbeikommt.

Klaus-Peter Wolfs Ostfriesenkrimis gehören zu den erfolgreichsten Geschäftsmodellen der vergangenen Jahre.

Auf den einschlägigen Bestsellerlisten natürlich gleich wieder vorne mit dabei. Auch hier: Jahr für Jahr das gleiche Schauspiel. Dieser Mann bleibt ein Phänomen.

Es ist ein typischer Wolf-Krimi: komplexe Handlung, Einblicke in die verschiedenen Charaktere und eine spannende, in sich schlüssige Geschichte.

Die Kombination zwischen spannendem Fall und Privatleben stimmt wieder.

Dr. Wolfgang Steinhausen fuhr sein Auto nicht in die Tiefgarage unter dem Radisson Blu. Hier gab es Überwachungskameras. Auch wenn er sein Aussehen verändert hatte, störten sie ihn.

Er schlief lieber nicht dort. Vielleicht würde er später, nach dem Konzert, noch einen Drink in der Bar nehmen. Das hatte er früher nach Konzerten im CCH gern gemacht und manchmal ein Groupie abgeschleppt, das eigentlich gekommen war, um den Leadsänger kennenzulernen, aber der war vermutlich längst auf dem Kiez versackt oder war oben mit der Fernbedienung in der Hand auf dem Bett eingeschlafen, weil er es leid war, das Zirkuspferd zu spielen und ein Star zu sein.

In der Moorweidenstraße parkte er direkt vor dem Hotel Wagner im Dammtor-Palais. Hier, so glaubte er, würde ihn niemand vermuten. Leute wie er stiegen normalerweise nicht in Drei-Sterne-Hotels ab. Ihm war dieses kleine, verschwiegene Nest in der Nähe von Uni und Bahnhof Dammtor aber jetzt gerade recht.

Er schlenderte noch ein bisschen herum. In der Turmbar an der Rothenbaumchaussee nahm er einen Drink. Nur einen. Er war solide geworden. Die Zeiten, in denen er acht bis zehn Gin Fizz auf der Rechnung hatte, waren vorbei.

Im Bahnhof kaufte Steinhausen sich noch eine Bratwurst und eine Flasche Wasser. Er aß die Wurst im Stehen. Das erinnerte ihn an die Zeit im Ruhrgebiet. Er fühlte sich jung und durchtrieben.

Neben ihm stritten zwei Männer über die schreckliche Durchsetzung der deutschen Sprache mit englischen Ausdrücken. Er nahm einen Schluck Wasser und hörte interessiert zu.

Er sah auf seine Eintrittskarte. Bob Dylan; CCH, Congress Center Hamburg, Seitenrang rechts, Reihe 12, Platz 3.

Er grinste. Ein paar englische Vokabeln im Deutschen sind vielleicht doch ganz gut, dachte er, sonst würde das CCH Kongress-Zentrum heißen, abgekürzt KZ Hamburg. Wer wollte denn dahin gehen, um sich zu amüsieren?

Jetzt, da Thumm tot war, fühlte er sich gut. Manchmal kam es ihm so vor, als würde die Kraft des Gegners auf ihn übergehen. Der Tod, dachte er, ist älter als die Menschheit. Ein Segen für uns. Ein Friedensbringer. Ein Energiespender.

Vor dem CCH standen mehrere junge Leute mit Pappschildern. Sie suchten Freikarten. Er hatte sogar eine Karte übrig, und eine Rothaarige hüpfte mit ihrem selbstgemalten Schild nervös auf und ab. Sie erinnerte ihn von der Körperform her an Eschi. Aber er wollte nicht so eine nervöse Person neben sich auf dem Sitz haben. Er wollte dem Meister in Ruhe lauschen, und die da sah aus, als könnte sie zwischendurch laut kreischen, um ihrer Freude Luft zu machen.

Steinhausen ging allein ins CCH. Auf der Rolltreppe wurde er von einem freundlichen, breitschultrigen Mann, der garantiert noch keine dreißig war, gebeten, seine PET-Flasche abzugeben. Man dürfe keine Getränke mit reinnehmen.

Der junge Mann trug einen schwarzen Anzug und eine schwarze Krawatte. Aber was ihm und seinen Arbeitskollegen wohl seriöse Autorität verleihen sollte, ließ sie in Wirklichkeit aussehen, als ob sie von der Beerdigung ihrer viel zu früh verstorbenen Schwiegermutter kämen.

Bereitwillig gab er die Wasserflasche ab und beobachtete von der Rolltreppe aus eine leicht übergewichtige blonde Frau mit Bob-Dylan-T-Shirt, die ihre Handtasche öffnen musste. Darin befand sich etwas, das sie dem jungen Mann im Beerdigungsanzug nicht zeigen wollte. Sie hatte einen knallroten Kopf und schimpfte laut. Er schickte sie zur Garderobe und bat sie, dort alles abzugeben.

»Rock ’n’ Roll hatte ich mir anders vorgestellt! Ein Typ im schwarzen Anzug zwingt mich, meine Tasche an der Garderobe abzugeben! Mein Gott!«, rief sie laut, »Dylan! Das sind die Siebziger! Die Achtziger! Da warst du noch gar nicht geboren, Jüngelchen!«

Er entgegnete spitz: »Und trotzdem ist es Folk, kein Rock ’n’ Roll.«

Steinhausen wandte sich ab. Sie hatten sein Mineralwasser. Damit wenigstens konnte er hier keinen Unsinn mehr machen. Aber seine Beretta und seinen Stiefeldolch trug er nach wie vor bei sich.

Er kaufte sich oben im Foyer ein neues Wasser und dazu ein Glas trockenen Weißwein.

Die beiden Plätze rechts und links neben ihm blieben leer. So konnte er sich breit hinfläzen. Er hatte einen guten Blick auf die Bühne und war ganz nah dran. Aber leider auch nah an den Lautsprechern.

Schon nach den ersten dreißig Sekunden bekam er Lust, den Drummer zu erschießen oder wenigstens den Tonmeister, denn die Bassdrum wummerte so heftig, als würde ihn jemand gegen die Brust treten. Er spürte es als Schmerz im Körper. Er hatte sich auf ein schönes Konzert gefreut, auf die typische Mundharmonika. Auf diese unverwechselbare Stimme. Eine Gitarre und vielleicht auch noch ein Klavier und einen Kontrabass. Aber nicht das hier. Es tat weh, und jetzt wusste er, warum auf der Eintrittskarte stand: Laute Musik kann Ihr Gehör schädigen. Schützen Sie Ihre Ohren.

Er hatte aber keine Lust, ins Konzert zu gehen wie seine Oma ins Bett: mit Ohrenstöpseln. Er floh zum Ausgang. Im Foyer klangen die Songs schon besser.

Eine Germanistikstudentin sprach ihn an: »Ist es Ihnen auch zu laut?«

Er nickte.

Sie lispelte auf eine charmante Weise, die ihn sofort für sie einnahm. Auf den ersten Blick wirkte sie wie eine Asiatin auf ihn. Klein, mit großen Mandelaugen. Gleichzeitig hatte sie etwas sehr Europäisches an sich. Sie war von einem magischen Nimbus umgeben, der Männer in ihrer Nähe kirre machte.

»Mein Vater hat mir die Karte geschenkt«, lächelte sie. »Wir wollten eigentlich zusammen hierhin. Aber jetzt liegt er leider im Krankenhaus. Ich soll ihm erzählen, wie es war. Das kann ich ihm so gar nicht sagen. Dylan ist sein Held.«

Offensichtlich hatte sie vor, sich mit ihm zu unterhalten. Sie hatte ein angenehmes Wesen. Steinhausen schlug vor, gemeinsam einen besseren Platz zu suchen, wo die Bässe nicht so wummerten.

Oben auf den billigen Plätzen war noch einiges frei. Sie saßen dort nebeneinander, und jetzt begann das Konzert, Spaß zu machen.

In der Pause spendierte er ihr ein Glas Sekt. Sie hieß Inga und schrieb an einem Referat über Arbeiterliteratur der Gruppe 61. Wenn sie die Namen der Dichter nannte, leuchteten ihre Augen. Max von der Grün. Hugo Ernst Käufer. Richard Limpert. Josef Büscher.

Er kannte keinen von ihnen, nickte aber, als hätte er ihre Bücher gelesen.

Du, dachte er amüsiert, bewirbst dich hier gerade um die vakant gewordene Stelle von Eschi Tammena.

Sie gefiel ihm immer besser. Er konnte sich durchaus vorstellen, sie abzuschleppen. Das hatte auch mit ihrer sanften Stimme zu tun.

Auf der Toilette googelte er rasch die Namen der Autoren, die sie genannt hatte, und ließ dann ins Gespräch einfließen, er habe Max von der Grün mal auf einer Lesung erlebt. Ein sehr beeindruckender Mann.

Jemanden zu treffen, der die Objekte ihrer Forschung persönlich kannte, machte sie ganz wuschig. Er behauptete jetzt, mit Max von der Grün ein Bier getrunken zu haben, und dieser Büscher sei auch dabei gewesen, damals in Dortmund.

Sie wollte mehr wissen. Die Pause war viel zu kurz. Sie lauschten dem Konzert bis zum Schluss, und dann, nach der Zugabe, gingen sie gemeinsam an die Bar des Radisson Blu. Sie tranken Sekt und teilten sich einen Big Mac.

Ann Kathrin fuhr mit dem Zug nach Hannover. Sie fühlte sich nicht wirklich autotauglich. Ihre Gedanken waren viel zu sehr in der Vergangenheit, als dass sie sich auf schnelle Reaktionen im Straßenverkehr hätte verlassen können.

Ab Leer gab es nur Schienenersatzverkehr. Im Bus saß sie in sich gekehrt, und die Menschen waren höflich genug, sie in Ruhe zu lassen.

Ab Oldenburg lief wieder alles ganz normal. Sie hatte ein Zugabteil für sich alleine, worüber sie sehr froh war. Sie sah aus dem Fenster. Dort, zwischen den Kühen auf der Wiese, sah sie ein Reh, das zierlich und zerbrechlich aussah zwischen den schweren Tieren.

Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Dann hörte sie wieder die Stimme ihres toten Vaters.

Ann, der Volksmund sagt von Menschen, sie sähen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Daran ist viel Wahres. Wenn man zu nah an einer Sache dran ist, verliert man den Überblick. Manchmal ist es sinnvoll, ein paar Schritte zurückzutreten, um wieder das Ganze zu sehen, denn das Ganze ist mehr als die Summe aller Teile.

Sie öffnete die Augen. Es war, als wäre er hier bei ihr im Abteil. Sie sah sein Gesicht in der Glasscheibe schemenhaft vor sich, so, wie er damals ausgesehen hatte, als er diese Worte zu ihr gesagt hatte.

Und gleich dachte sie wieder an ihren Traum. An den Mörder, der ums Haus schlich.

Ein kalter Schauer rieselte durch ihren Körper. Sie schüttelte sich, stand im Abteil auf und trat fest mit dem Fuß auf. Am liebsten wäre sie in ihren Verhörgang verfallen: drei Schritte, eine Kehrtwendung, drei Schritte. Aber dafür war dieses Abteil zu klein.

Dann hatte sie das Gefühl, ihre Wirbelsäule würde glühen, und ein Schmerz jagte vom Rücken hoch bis in ihre Haarspitzen.

Sie argumentierte gegen die Glasscheibe, als ob ihr Vater wirklich da wäre: »Du willst mir doch nicht ernsthaft sagen, dass da ein Zusammenhang ist?«

Als sei er durch ihre aufbrausende Art beleidigt, war ihr Vater plötzlich weg. Tot. Beerdigt. Und die Stimme, mit der er manchmal sprach, verstummte.

Verwirrt kam sie in Hannover an und sagte sich ständig Sätze wie: Dein Vater redet nicht wirklich mit dir. Er beobachtet die aktuelle...

Erscheint lt. Verlag 11.2.2015
Reihe/Serie Ann Kathrin Klaasen ermittelt
Ann Kathrin Klaasen ermittelt
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Ann Kathrin Klaasen • Ann-Kathrin Klaasen • Aurich • Café Ten Cate • Deich • Frank Weller • Klaus-Peter Wolf • Krimi • Krimi-Serie • Leer • Mord • Norden • Norden-Norddeich • Ostfriesenkrimi • Ostfriesland • Ostfriesland-Magazin • Psychiatrie • Regio-Krimi • Regionalkrimi • Restaurant Smutje • Roman • Rupert • Spannung • Trinkwasser • Ubbo Heide • Undercover-Agent • Wangerooge • Watt • Wattenmeer
ISBN-10 3-10-402787-0 / 3104027870
ISBN-13 978-3-10-402787-6 / 9783104027876
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