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Ein Paradies, gebaut auf Sand (eBook)

Das Leben der Herzogin Elisabeth zu Sachsen, Teil 2

(Autor)

eBook Download: PDF | EPUB
2014 | 1. Auflage
656 Seiten
Frauenzimmer Verlag
978-3-937013-21-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Paradies, gebaut auf Sand -  Anja Zimmer
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Sachsen, 1537: Nach langen Jahren der Intrigen und Anfeindungen am Dresdner Hof kann Herzogin Elisabeth auf ihrem Witwensitz herrschen wie eine Königin. Schloss Rochlitz, das auf einem Felsen ruht, erscheint ihr wie das Paradies, weil sie endlich ihren protestantischen Glauben leben darf. Dass Herzog Georg, ihr Schwiegervater und Fürst, sie deshalb mit der Inquisition bedroht, erschreckt die Herzogin kaum, denn sie steht unter dem Schutz ihres Bruders, Landgraf Philipps von Hessen, einem Hauptmann des mächtigen Schmalkaldischen Bundes. Doch Philipp setzt alles aufs Spiel, was er und seine Bündnispartner geschaffen haben: Neben seiner Ehefrau, für die er nur Abneigung empfindet, nimmt er heimlich die junge Margarete von der Saale zu seiner Zweitfrau. Als dies wie ein Lauffeuer durch das deutsche Reich geht, hat der katholische Kaiser Karl V. ihn in der Hand, da auf Bigamie die Todesstrafe steht. Der Kaiser lässt sich gnädig stimmen, doch Philipp bezahlt einen hohen Preis. Er wird politisch und militärisch kalt gestellt, und nun sieht der Kaiser die Zeit gekommen, die deutsche Reformation durch einen Krieg zu vernichten. Elisabeth riskiert ihre Freiheit und ihr Leben, indem sie den Schmalkaldischen Bund mit geheimen Informationen versorgt. Verzweifelt muss sie zusehen, wie der Krieg auch auf Rochlitz zurollt... Deutsche Geschichte, wie sie spannender nicht sein könnte.

Anja Zimmer, geboren 1968 in Lich/ Hessen, studierte Germanistik und Theologie. Heute lebt sie in der Nähe von Köln und ist auf Lesereisen in ganz Deutschland unterwegs.

Anja Zimmer, geboren 1968 in Lich/ Hessen, studierte Germanistik und Theologie. Heute lebt sie in der Nähe von Köln und ist auf Lesereisen in ganz Deutschland unterwegs.

Ein Paradies, gebaut auf Sand
Bibliographie
Personenregister
Verlagsprogramm

Freiberg, im Juni 1537


Im Schloss zu Freiberg führte Herzogin Katharina zu Sachsen ein ebenso strenges wie freudloses Regiment. Als jüngste Tochter des Herzogs zu Mecklenburg hatte sie von jeher erlebt, dass man sich behaupten musste, wollte man nicht untergehen. Ihr Vater hatte gegen aufständische Untertanen gekämpft, ihre älteste Schwester Dorothea wehrte sich als Äbtissin hartnäckig gegen die Reformation; ihrer Schwester Anna war es gelungen, sich nach dem Tod ihres Gemahls Wilhelm von Hessen gegen die Ritterschaft zu behaupten, die mit der Witwe keineswegs ritterlich umgesprungen war. Nur Sophie, die schon als Kind so brav und sittsam gewesen war, hatte die Geburt ihres ersten Kindes, des jetzigen Kurfürsten Johann Friedrich, der in Torgau residierte, nicht überlebt.

Anno 1512 war sie als fünfundzwanzigjährige Schönheit in das beschauliche, von Festgelagen, Lustbarkeiten und Jagdgesellschaften geprägte Leben des damals neununddreißigjährigen Hagestolzes eingebrochen und hatte gründlich Ordnung geschaffen. Herzog Heinrich hatte damals zunächst mit Belustigung das Treiben seiner hübschen, jungen Frau beobachtet, die sein gemütliches, aber wenig repräsentatives Schloss von innen nach außen gewendet hatte. Als sie das oberste zuunterst kehrte, hatte er noch versucht einzuschreiten, doch hatte er bald vor so viel jungendlichem Eifer kapitulieren müssen. Katharina war ausgesprochen ambitioniert und keineswegs gewillt, das Dasein einer unbedeutenden Provinzfürstin zu führen, doch ihr Handlungsspielraum war begrenzt. Glücklicherweise bekam sie Kinder. Mit den Töchtern Sibylla, Aemilia und Sidonia war zumindest ein Anfang gemacht - Töchter konnte man immerhin verheiraten, um Verbindungen mit wichtigen Familien zu knüpfen, die nützlich sein konnten. 1521 kam Moritz zur Welt. Der Stammhalter. Endlich! Zur Sicherheit gebar Herzogin Katharina außerdem einen Severin und einen August. Mit drei Töchtern und drei Söhnen sollte sich doch einiges bewerkstelligen lassen, indem man für jedes einzelne Kind einen geeigneten Lebensplan erstellte.

Leider war durch den reichen Kindersegen das Geld knapp geworden und so musste Herzog Heinrich notgedrungen bei seinem Bruder Georg in Dresden vorsprechen, um eine Aufstockung der Finanzausstattung auszuhandeln. Herzog Georg verwies auf längst ausgehandelte Verträge und lehnte die Bitte seines Bruders ab, erklärte sich aber immerhin bereit, für die Ausbildung seiner Freiberger Neffen zu sorgen. Für Severin und Moritz hatte er gut-katholische Höfe gewählt, an die die beiden Knaben geschickt worden waren. Severin war nach wenigen Monaten am Hofe König Ferdinands, des Bruders Kaiser Karls V., in Innsbruck an einem Fieber gestorben. Moritz hatte ein Jahr in Halle bei Erzbischof Albrecht verbracht; dann hatte auch ihn ein Fieber gepackt und er hatte nach Hause zurückkehren müssen. Kaum genesen, hatte ihn die Mutter nach Dresden geschickt, wo er die letzten drei Jahre unter den Fittichen seines Onkels selbst verbracht hatte. Herzog Georg hatte den jungen Moritz lieb gewonnen, ihm alles beigebracht, was ein zukünftiger Landesherr über eine gewissenhafte und sparsame Verwaltung wissen musste und überdies noch Ausschau gehalten nach einer geeigneten katholischen Heiratskandidatin.

Dies alles hatte der gute Herzog Georg nicht ohne Grund getan, denn als streng gläubiger Katholik war es für ihn nur naheliegend, seine beiden Neffen an katholische Höfe zu vermitteln und zu hoffen, dass eine katholische Ehefrau den verbliebenen Neffen im rechten Glauben hielt. Seit 1529 bot Herzogin Katharina ihrem Schwager Gründe zu ernsthafter Sorge: Katharina hatte sich die lutherische Krankheit eingefangen und war auf dem besten Wege, ihren Gemahl damit anzustecken. Es hieß, dass Herzog Heinrich seit Neujahr einem gewissen Herrn Jacob Schenk erlaubte, sonntags im Dom zu predigen, weil die über dreitausend Zuhörer, die alle den Schüler Martin Luthers hören wollten, nicht in die kleine Schlosskapelle passten.

Herzog Moritz von Sachsen stand nun mit gesenktem Haupt vor seiner Mutter Katharina und beantwortete gehorsam alle ihre Fragen. Es hätte eine behagliche Familienszene sein können: Vater und Mutter hatten es sich in Sesseln bequem gemacht, im Schoß der Mutter lag ein Stickrahmen, der Vater nippte ab und zu an einem Weinkelch; doch verriet die Haltung des Jünglings selbst einem unbedarften Betrachter, dass diese Eltern sich nicht einfach nur von ihrem Sohn berichten ließen, wie es denn in Dresden gewesen sei. Moritz hatte seine Schultern nach oben gezogen, seine Knie waren ganz leicht gebeugt, wobei er von einem Bein aufs andere trat. Seine Augen lagen bemüht fest auf dem Gesicht seiner Mutter, doch huschten sie immer wieder hinüber zum Vater, als wolle er sich dessen Gunst und Hilfe vergewissern.

Obwohl seine Mutter während des ganzen Gespräches durchaus wohlwollend genickt und nur ganz selten ihre Oberlippe in ordentliche Falten gelegt hatte, spürte Moritz, wie seine Hände heiß und feucht wurden. So unauffällig wie möglich versuchte er, sie an seiner Hose abzuwischen.

„Was tun Sie da?“ fragte die Mutter, deren Augen nichts entging.

„Vergebt mir, Frau Mutter, ich dachte, es seien Falten in meiner Hose und ich wollte auf keinen Fall unordentlich vor Euch stehen.“ Nun stand auch Schweiß auf seiner Stirne. Mit einer fahrigen Bewegung nahm er die Hände auf den Rücken.

Nachdem die Mutter überprüft hatte, dass Moritz ausreichend in Verwaltungsdingen ausgebildet worden war, fühlte sie ihrem ältesten Sohn etwas genauer auf den Zahn: „Hat Herzog Georg darauf bestanden, dass Sie mit in den katholischen Gottesdienst kommen und dass Sie das Abendmahl in altgläubiger Weise empfangen?“

„Das hat er, Frau Mutter. Ich habe zwar versucht, mit ihm darüber zu reden, ihm die Dinge zu erklären, die Ihr mir erklärt habt, aber er…“

„Sie wollten Herzog Georg reformieren? Wohl nur, um dann triumphierend sagen zu können, dass Sie etwas erreicht haben, was nicht einmal Martin Luther selbst erreicht hat!“ rief Herzogin Katharina aus in einer Mischung aus Ärger und Amüsement. „Sie sind ein unverbesserlicher Narr! Ein Narr, wie ich es Ihnen schon seit Jahren sage. Unverbesserlich!“ Sie schüttelte den Kopf, nahm ihren Stickrahmen, ließ ihn aber sogleich wieder sinken und schaute ihren Gemahl an, der betreten aus dem Fenster schaute. „Nun sagen Sie doch etwas, Herr! Er wollte Herzog Georg reformieren!“ Wenn Moritz ihr erzählt hätte, er wolle die Sonne vom Himmel holen, hätte sie kaum anders reagieren können.

„Nein, Frau Mutter, Ihr irrt“, erwiderte Moritz und biss sich sofort auf die Lippen, aber es war zu spät.

„Ich irre?“ sämtliche Falten in ihrem Gesicht vertieften sich, besonders die tiefen Furchen um ihre Lippen. „Ein Narr! Aber das sagte ich ja bereits.“ Sie musterte ihn spöttisch. „Und? Möchten Sie mich jetzt um Vergebung bitten?“

„Mutter, ich bitte Sie um Vergebung, Ihr hattet natürlich recht.“ Moritz klang zutiefst zerknirscht, sogar Tränen schwangen in seiner geflehten Bitte um Vergebung mit. Wie gut, dass er die Hände bereits auf dem Rücken hatte, denn so konnte er ganz unauffällig die Finger kreuzen.

„Natürlich hatte ich Recht. - Heiratspläne? Hat Herzog Georg mit Ihnen über irgendwelche Heiratspläne gesprochen?“ Und zu ihrem Gemahl gewandt sagte sie: „Es würde mich nicht wundern, wenn der Alte versuchte, unseren Sohn mit einer Katholikin zu verbinden, damit Sachsens Zukunft katholisch ist. Aber da hat er die Rechnung ohne mich gemacht.“

„Frau Mutter, seine Gnaden, Herzog Georg würde niemals erlauben, dass ich gegen meine Eltern anders handle, denn als Euer gehorsamer Sohn.“ Die letzten beiden Worte sprach Moritz mit einem gewissen Nachdruck.

„Sie wissen, dass für uns nur eine Verbindung mit einer lutherischen Braut in Frage kommt!“ Zum Zeichen seines bedingungslosen Gehorsams verneigte er sich besonders tief.

„Es ist damit zu rechnen, dass Herzog Georg seinen blöden Sohn Friedrich noch verheiratet und auf den Thron setzt, damit das Herzogtum Sachsen altgläubig bleibt. Wenn ihm das tatsächlich gelänge, wäre Ihre Erbschaft zunichte gemacht. Um das Erbe zu sichern, ist Ihr Vater nun dem Schmalkaldischen Bund beigetreten - Sie wissen, dem Bündnis der lutherischen Fürsten. Kurfürst Johann Friedrich verlangt aber nun, dass wir uns vollkommen von Herzog Georg distanzieren; deshalb sollen Sie als Unterpfand an den Hof zu Torgau gehen und dort weiter ausgebildet werden3. Haben Sie das alles verstanden?“

„Ja, Mutter.“

„Es ist gut, mein Junge. Sie dürfen gehen.“ Moritz verneigte sich noch tiefer und ging erleichtert davon.

Vor der Tür traf er auf Sidonie, die jüngste seiner drei großen Schwestern. Sie war neunzehn Jahre alt und noch immer unverheiratet, was ihrer Mutter ein Dorn...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2014
Reihe/Serie Das Leben der Herzogin Elisabeth zu Sachsen
Verlagsort Laubach
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 16. Jahrhundert • Biographischer Roman • Herzogin Elisabeth von Rochlitz • Herzogin Elisabeth von Sachsen • Reformation • Renaissance • Rochlitz • Sachsen • Starke Frauen
ISBN-10 3-937013-21-0 / 3937013210
ISBN-13 978-3-937013-21-3 / 9783937013213
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