Puderzucker an der Waffel - Wie die Psyche im Gleichgewicht bleibt (eBook)
288 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93948-4 (ISBN)
Jana Hauschild hat Psychologie studiert und arbeitet als Journalistin für verschiedene Medien, zum Beispiel Psychologie Heute, Süddeutsche Zeitung oder für die Stiftung Warentest. Sie schreibt vor allem über psychische Gesundheit. Außerdem hat sie zehn Jahre lang als Trainerin Kinder und Jugendliche in einem Ruderverein betreut und ist dort nun für den Kinderschutz zuständig.
Jana Hauschild hat Psychologie studiert und arbeitet als Journalistin für verschiedene Medien, zum Beispiel Psychologie Heute, Süddeutsche Zeitung oder für die Stiftung Warentest. Sie schreibt vor allem über psychische Gesundheit. Außerdem hat sie zehn Jahre lang als Trainerin Kinder und Jugendliche in einem Ruderverein betreut und ist dort nun für den Kinderschutz zuständig.
Kapitel 2
Wie wir ticken
Oder: Was ist die Seele überhaupt?
Es ist okay, Depressionen zu haben. Es ist okay Ängste zu haben. Verbessern müssen wir nur den Austausch darüber. Wir alle haben eine mentale Gesundheit, genauso wie wir eine körperliche Gesundheit haben.
(Prince Harry)
Was ist Psychologie und wo befindet sich eigentlich die Seele? Hier kommt ein kleiner Lageplan – und was man sonst so über seine Psyche wissen muss.
Psychologie – oder wie das heißt
Psychologie ist wirklich kein leichtes Thema. Dabei versteckt sich hinter dem Wort etwas, das wir nur zu gut kennen und worüber wir eigentlich alles wissen wollen: unser Innerstes.
Psychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen, also davon, was jeder von uns in seinem Leben sieht, fühlt, denkt, hört, riecht, schmeckt, empfindet und tut. Man könnte auch Seelenkunde sagen.
Schon zu Zeiten der alten Griechen trieb es die Gelehrten um, wieso Menschen lieben, weshalb sie streiten, woher Wut kommt und was uns glücklich macht. Die Debatte darüber riss nie ab und wurde mit der Zeit immer wissenschaftlicher.
Vor einigen Jahrzehnten begannen Forschende, ihre Theorien mit Studien zu untermauern. Sie befragten Menschen, legten ihnen Fragebögen vor, führten Experimente mit ihnen durch. Heute können wir zum Beispiel erklären
– weshalb wir beim Lesen unsere Nase übersehen;
– warum wir Brillenträger für schlau halten;
– wieso schon eine Umarmung gegen Schmerzen hilft.
Psycholog*innen haben auch unzählige Befunde dazu gesammelt, was uns gesund hält und was uns krank machen kann. Aber erst mal ganz von vorne.
Wo sitzt eigentlich meine Seele?
Das Essen verdauen wir im Magen. Atmen tun wir in die Lungen. Die Nieren sorgen für die Flüssigkeitsausscheidung. Das Herz pumpt Blut durch den Körper. All diese Organe kennen wir. Sie haben eine bestimmte Form, manche eine bestimmte Farbe. Wir können sagen, wo sie sich ungefähr befinden. Anders ist das bei der Seele.
Gelehrte haben sich lange gestritten, was die Seele denn überhaupt ist und wo sie sich befindet. Ist sie ein Organ, so wie die Leber? Sitzt sie im Zwerchfell? Oder ist die Seele flüssig und fließt durch den gesamten Körper? Gehört die Psyche überhaupt zum Körper?
Zunächst einmal: Psyche kommt aus dem Altgriechischen und heißt übersetzt Seele. Bereits die Griechen in der Antike haben also über die Seele gesprochen – vor mehreren Tausend Jahren. Beide Begriffe verwenden wir heute gleichwertig. Psyche = Seele.
Manche Gelehrte aus früheren Jahrhunderten nahmen an, dass sich unsere Seele im Blut befindet, andere, dass sie Teil des Atems ist. Verschiedene Religionen haben noch ganz andere Ideen: Im Christentum existiert die Seele zum Beispiel losgelöst vom Körper, kann also auch nach dem Tod in der Luft umherschweben. In anderen Glaubensrichtungen befindet sich die Seele wiederum im Herzen.
Die heutige Wissenschaft meint: Es gibt streng genommen keine Seele, zumindest nicht im Sinne eines Geistes oder einer übersinnlichen Figur, die in uns haust – oder unsichtbar herumschwebt. Unser Denken, Handeln und Empfinden entstehen vorwiegend im Gehirn – und das befindet sich in unserem Kopf.
Was macht mein Gehirn da oben?
Das Gehirn ist eine Art Schaltzentrale. Von dort zweigen Tausende Nervenbahnen in den Körper ab und führen auch wieder zum Gehirn zurück. Die Schaltzentrale hat also viele Außenstellen überall im Körper.
Den letzten Mathetest hast du mit dieser Schaltstelle hinter der Stirn geschrieben. Die hat die Aufgabe verstanden, eine Antwort dazu gesendet und die Hand dazu gebracht, die Zahlen und Zeichen auf das karierte Papier zu kritzeln. Überhaupt schreibst du alle Tests und Klausuren mit deinem Gehirn – auch wenn du manchmal das Gefühl hast, dass da alles Mögliche drin ist, aber nicht der Satz des Pythagoras.
Dort werden eben nicht nur Wissen und Bewegungen umgesetzt, sondern auch verarbeitet, was wir jede Millisekunde sehen, riechen, schmecken. Hier entstehen Gefühle und Gedanken, auch Handlungen.
Das Gehirn wird uns in die Wiege gelegt, doch wie es sich formt und welche Verknüpfungen darin entstehen, das hängt auch viel von den Erfahrungen ab, die wir machen. Ein Beispiel:
Schon wenige Jahre nachdem Handys und Smartphones aufkamen, stellten Forschende fest, dass im Gehirn von Handynutzern die Region, die maßgeblich dafür zuständig ist, dass wir unseren Daumen steuern, im Durchschnitt größer geworden ist. Wer viel Zeit am Handy verbringt und zum Beispiel fleißig Nachrichten mit dem Daumen eintickert, der hat in seiner Schaltzentrale auch einen größeren Bereich, der für diesen Teil der Hand zuständig ist.
Ähnliche Ergebnisse erbrachten Untersuchungen mit Taxifahrern, die sich besonders gut auf Straßen in großen Städten orientieren konnten. Oder Musikern, in deren Gehirn der Bereich, der Töne verarbeitet, besonders aktiv ist.
Das Gehirn passt sich also an die täglichen Aufgaben an. Das ist ein bisschen wie beim Sport: Wer regelmäßig Liegestütze macht, wird den Erfolg auch irgendwann an seinen Oberarmen sehen. Der Muskel ist gewachsen. Die Übung fällt irgendwann leicht. Genauso funktioniert das, wenn wir etwas Neues lernen und es immer wieder üben. Einen Move beim Basketball, ein Lieblingslied auf Spotify, eine Vokabel aus dem Spanischunterricht. Wenn wir die Neuigkeit immer wieder ausprobieren, aufsagen, mitsingen … Dann wird die Spur in unserem Gehirn tiefer, dann gräbt sich das Neue mehr ins Gehirn ein – und bleibt uns länger erhalten.
So ist das allerdings auch mit unschönen Erfahrungen, mit Ängsten oder aggressiven Gedanken. Auch sie können mit jeder Wiederholung stärker werden.
Die gute Nachricht ist aber: Unser Gehirn ist formbar, und zwar bis ans Lebensende. Wir können immer wieder etwas dazulernen. Wir können etwas verlernen – wie beispielsweise eine schlechte Angewohnheit. Und wir können umlernen, also alte Pfade im Gehirn umlenken oder Nebenpfade aufmachen.
Jeder Moment hinterlässt eine kleine Spur im Gehirn, zum Beispiel diese Buchseite hier. Ob sich etwas davon einprägt, hängt von zahlreichen Dingen ab. Zum Beispiel:
– Hast du dich selbst oder Freunde in einem Beispiel wiederentdeckt?
– Haben dich die Ergebnisse der Studien überrascht?
– Sprichst du mit jemandem darüber, was du gelesen hast?
– Liest du kurze Zeit später noch mal etwas zu diesem oder einem sehr ähnlichen Thema?
– Hast du früher schon mal etwas über das Thema gelesen und die Neuigkeit hat quasi eine Lücke in deinem bisherigen Know-how geschlossen?
Wenn ein oder mehrere Dinge davon zutreffen, dann können neue Informationen im Gehirn noch besser gespeichert werden. Wenn wir ein Gefühl mit etwas verbinden, wenn wir eine Neuigkeit mit der eigenen Situation oder bekannten Menschen in Zusammenhang bringen, wenn wir etwas Ähnliches schon mal gelesen haben, oder uns in einem Thema bereits auskennen, dann bleibt Neues besser haften.
Dein Gehirn verändert sich jeden Tag, sogar jetzt in diesem Moment. Es erstellt neue Verknüpfungen, löscht alte, legt frische Abzweigungen an. Das zu wissen ist wichtig, um zu verstehen, wie unterschiedlich und vielseitig wir sind und damit auch unsere psychische Gesundheit.
Aber was heißt denn nun psychisch gesund?
Gesundheit, so heißt es oft, ist die Abwesenheit von Krankheit. Wenn ich nicht krank bin, bin ich also angeblich gesund. Aber kann man das so pauschal sagen?
Wenn du einen Schnupfen hast und trotzdem zur Schule gehen kannst, würdest du dich dann als krank bezeichnen? Vermutlich nicht. Aber: Du bist streng genommen auch nicht gesund. Es ist also nicht so einfach, dabei geht es hier nur um eine laufende Nase.
Menschen sind verschieden. Selbst eineiige Zwillinge sind nicht identisch. Sie haben unterschiedliche Leberflecke oder ein Zwilling wiegt mehr als der andere. So vielfältig, wie wir Menschen sind, sind auch unsere psychischen Erlebnisse und Probleme sowie deren Ursachen. Oder kurz gesagt: Wir alle empfinden einen Schnupfen unterschiedlich.
Seelische Gesundheit ist auch nichts, was man an einer Situation oder einer kurzen Begegnung ablesen kann. Sie ist viel komplexer, die Grenzen zwischen gesund und nicht gesund manchmal nicht klar. Nur weil jemand weint, ist er nicht gleich psychisch erkrankt. Nur weil eine Person häufig lacht, ist sie nicht zweifelsohne psychisch gesund.
Mental gesund ist, wer weder beim Denken noch in seinem Tun oder Fühlen beeinträchtigt ist – so lautet die Definition der Expertinnen und Experten. Aber was heißt das genau? Ein paar Beispiele:
– Was du denkst, fühlst oder tust, hindert dich nicht an einem normalen Leben und einem regulären Alltag.
– Du gehst zur Schule und kommst dort zurecht, du hast Freunde und ein Hobby, das dir Spaß macht.
– Du kannst dich gut konzentrieren und zum Beispiel ohne Probleme Gesprächen folgen.
– Du hast Routinen, die dir im täglichen Leben helfen.
– Du eckst nicht massiv an.
– Du...
Erscheint lt. Verlag | 26.9.2024 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Angststörung bei Jugendlichen • Depression Jugendliche • mentale gesundheit buch • Psychische Belastung • Psychische Erkrankungen Buch • psychische Gesundheit Jugendliche • Psychische Störungen bei Jugendlichen • Ratgeber Jugendliche Angst • Resilienz |
ISBN-10 | 3-646-93948-6 / 3646939486 |
ISBN-13 | 978-3-646-93948-4 / 9783646939484 |
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