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Hell wie der Mond und tief wie der Ozean (eBook)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
320 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-86827-830-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hell wie der Mond und tief wie der Ozean -  Nicole Quigley
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Drei Jahre Abwesenheit sind eine lange Zeit - das stellt Melissa fest, als sie mit ihrer chaotischen Familie zurück nach Anna Maria, Florida, zieht. Plötzlich wird sie nicht mehr wie früher gemobbt, sondern sie ist beliebt und Teil der angesagtesten Clique der Schule. Doch es gibt nicht nur den umschwärmten Sam, der Melissas Leben aufmischt. Da ist noch Robby, ihr verpeilter Außenseiter-Bruder; Josh, ihr geheimnisvoller Nachbar - und dieser Jesus, der im Leben von Josh offenbar eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt ... Auf wen kann Melissa sich verlassen, als es hart auf hart kommt?

Nicole Quigley wuchs auf der Insel Anna Maria, Florida, auf. Dort spielt auch die Handlung ihres ersten Buches 'Hell wie der Mond und tief wie der Ozean', für den sie den ACFW Carol Award für den besten Jugendroman erhielt. Nicole Quigley studierte Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit und hat viele Jahre in Washington, D.?C., gearbeitet. Mittlerweile lebt und schreibt sie wieder auf ihrer Heimatinsel Anna Maria.

Nicole Quigley wuchs auf der Insel Anna Maria, Florida, auf. Dort spielt auch die Handlung ihres ersten Buches 'Hell wie der Mond und tief wie der Ozean', für den sie den ACFW Carol Award für den besten Jugendroman erhielt. Nicole Quigley studierte Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit und hat viele Jahre in Washington, D.?C., gearbeitet. Mittlerweile lebt und schreibt sie wieder auf ihrer Heimatinsel Anna Maria.

Kapitel 1

Wenn die Leute wissen wollen, was am Anfang meines Abschlussjahres in der Schule passiert ist, dann stellen sie immer nur eine einzige Frage. Sie fragen immer nur, was seine letzten Worte waren. Irgendwie müssen es bedeutungsvolle Worte gewesen sein, das stellen sie sich jedenfalls vor. Die Art von letzten Worten, die ein Mädchen selbst Jahre nach dem Schulabschluss nicht vergisst. Atemlos warten sie auf den Teil in der Geschichte, wo ich beschreibe, wie er vom Boot gesprungen ist, mitten hinein in das vom Mondlicht beschienene dunkle Wasser. Nur das Weiße seiner Haut war danach noch für einen kurzen Moment im Wasser zu sehen.

„Er wollte sich bestimmt umbringen“, sagen sie bei diesem Teil der Geschichte immer. „Warum wäre er sonst ins Wasser gesprungen, er hat doch gewusst, dass ihn keiner retten konnte?“

Und dann erzähle ich weiter, genau so, wie sie es von mir erwarten. Ich erzähle davon, wie ich verzweifelt die Wasseroberfläche absuche in der Hoffnung, seinen Kopf irgendwo zu entdecken. Wie ich selbst ins Wasser springe und zehn Meter schwimme, bevor mir bewusst wird, dass ich das Boot hinter mir kaum noch sehen kann – das Einzige, das mich vor der dunklen, lockenden Tiefe retten kann. Sie wollen hören, wie schwer es war, sich zum Boot zurückzukämpfen, und wie heftig der Sturm bereits tobte, als ich es endlich erreicht hatte. Sie wollen hören, wie ich panisch die Schränke nach einem Funkgerät durchwühlte und keines fand. Wie ich nach einer Leuchtpistole suchte, aber auch damit keinen Erfolg hatte.

Und wenn ich ihnen all das erzähle, dann fragen sie nie – und ich erwähne es auch nicht –, dass sich das alles in vollkommener Stille abspielte.

Um ehrlich zu sein: Er hat nichts gesagt, bevor er gesprungen ist. Und ich habe nicht einmal seinen Namen gerufen. Ich wusste sofort, dass er untergetaucht war, damit ich ihn nicht finden konnte.

Als der Sheriff sein Boot neben meins steuerte und festmachte, waren Stunden vergangen. Stunden, in denen ich nicht weiter hörte als die Natur um mich herum und die Stille. Der Sheriff zog mich aus meinem Versteck unter dem Steuer, wo ich mich in meiner Verzweiflung hingekauert und gewartet hatte. Um uns herum und in unserem ganzen Staat tobte in dieser Nacht der Hurrikan Paul.

In dieser Geschichte geht es nicht um Selbstmord. Aber als ich siebzehn war, nahm sich der einzige Junge, der mich je bei meinem ganzen Namen genannt hatte, das Leben. Es war das erste Mal, dass ich mit einem Fehler konfrontiert wurde, den man nicht wieder rückgängig machen konnte – weder mit Tipp-Ex noch mit Nachsitzen nach der Schule. Egal, was ich den Rest meines Lebens tun werde – diese Tatsache werde ich niemals ändern können.

Eigentlich geht es in dieser Geschichte um drei Jungs. Um einen, der mich geliebt hat. Um einen, der das nicht konnte. Und um einen, der nicht wusste, wie.

Mein Name ist Melissa Keiser und ich bin auf der Insel Anna Maria in Florida aufgewachsen.

Die beste Beschreibung für diesen Ort ist seine Temperatur: 26° C. Natürlich sind es nicht immer 26° C auf der Insel. Doch die Schwüle in der Luft, verbunden mit dem schwachen, aber widerlich süßen Geruch der Orangensaftfabrik, führt dazu, dass sich alles anfühlt, als wäre es in eine warme Decke gehüllt. Eine Decke, die gerade warm und weich genug ist, dass man schläfrig wird und sich sicher fühlt, die aber jede deiner Bewegungen unendlich langsam und anstrengend macht. Trotzdem ist es die schönste Stadt am Strand, die ich je gesehen habe. Doch dann kommt Wind auf und du merkst, dass du dich vor dem wahren Leben hinter einer Sanddüne versteckst.

Die Insel, über die ich schreibe, kann man nicht vergleichen mit der Insel, die man im Internet findet. Dort gibt es nur die Bilder, die die Yankees oder die grauhaarigen Touristen aus Kanada gepostet haben. Diese Besucher lieben die Insel, wie man nur einen Ort lieben kann, an dem man noch nie gelitten hat. Auf solchen Bildern sieht man Dinge wie Seesterne und Sandburgen und Vögel im Sonnenuntergang. Wenn man den Touristen begegnet, dann bewundern sie die leuchtend bunten Blumen, die wie Unkraut in jedem Graben wachsen, oder die riesigen Fischreiher. Danach setzen sie sich auf die überdachten Sonnendecks der Restaurants am Strand und essen frisch gegrillten Zackenbarsch. Die Insel ist wirklich ein Ort, der so voll ist mit grenzenloser Schönheit, dass ihre Bewohner sogar die glänzenden Pfauen in die benachbarten Städte vertrieben haben, weil sie als Störung empfunden wurden. Das kann man sich nur erlauben, wenn man sich sehr sicher ist, dass man im Wettkampf der schönsten Strandorte ziemlich weit oben steht.

Aber die Bilder im Internet zeigen nicht, wie das Leben in diesem Jahr für mich war und für die anderen, die auf der Insel lebten. Für die Touristen sind wir nur so etwas wie Ausstellungsstücke. Insgeheim fragen sie sich wahrscheinlich, wie es wohl wäre, wenn man seine Kinder an einem Ort großzieht, wo man nur dreißig km/h fahren darf und jeder Laden geschlossen wird, wenn in der Schule ein Footballspiel stattfindet. Und wir tun ihnen den Gefallen und zeigen ihnen, wie man Krabben mit bloßen Händen anfasst. So etwas passiert, wenn man ständig Menschen trifft, die nur zwei Wochen auf der Insel verbringen. Sie kommen, um Urlaub zu machen und Spaß zu haben. Dabei erinnern sie uns immer wieder daran, wie wunderschön die Insel ist, verglichen mit den Orten, aus denen sie kommen. Dort ist man schon froh, wenn man einen Park in der Stadt hat oder einen Baum, an dessen Ästen noch Blätter hängen. Doch wenn die Unterhaltung beendet ist, schaffen wir es trotzdem nicht auf ihre Bilder.

In den letzten Jahren haben diese Touristen nach und nach die Stadtviertel meiner Kindheit zerstört – Haus für Haus – und stattdessen große, rosa verputzte Häuser gebaut, die sich normale Menschen wie meine Familie gar nicht leisten können. Aber darum geht es ja auch gar nicht. Jetzt stehen diese neuen Winterdomizile sechs Monate im Jahr leer, während die Inselbewohner in Betonblöcke auf dem Festland umziehen, weil die Miete dort noch bezahlbar ist. Es ist schon seltsam. Da soll man diese Touristen lieben, weil wir letztendlich von ihnen leben, und doch weiß man gleichzeitig, dass immer weniger Platz für uns ist, je mehr von ihnen kommen.

Ich schreibe nicht über die Insel, die man auf Google findet, sondern über die, auf der es immer noch eine gewisse Anzahl an Bewohnern gibt, die es geschafft haben, weiter auf diesem zehn Kilometer breiten wunderschönen Landstreifen zu wohnen, ohne dass es die reichen Leute merken.

* * *

Als meine Mutter vor über einem Jahr nach drei Jahren im Norden mit uns zurück auf die Insel zog, hatte ich das Gefühl, von einer Flutwelle mitgerissen zu werden, ohne schwimmen zu können.

„Wann kommst du nach Hause?“ Sofort bereute ich den Unterton in meiner Stimme, denn ich wusste, was jetzt kommen würde.

„Das geht dich gar nichts an“, brüllte Denise ins Telefon, um die Band zu übertönen, die im Hintergrund gerade zu spielen anfing. „Ich habe zehn Dollar auf den Küchentisch gelegt. Geh in den Laden und kauf für dich und deine Schwester etwas fürs Abendessen.“ Meine Mutter war davon überzeugt, dass zehn Dollar die Antwort auf fast alles war, was mich bedrückte – egal, was es war. Mit Robby war sie nie so umgegangen. Mein älterer Bruder musste nie babysitten. Er war allerdings auch nie lange genug zu Hause, dass wir auf diese Idee hätten kommen können.

„Ich möchte aber nicht die ganze Nacht hier sein, Mama.“

„Du hast keine andere Wahl, Missy. Ich muss jetzt Schluss machen.“ Ich hörte gerade noch die ersten Akkorde der Band, bevor meine Mutter auflegte. Vielleicht würde sie heute Abend im Restaurant wenigstens viel Trinkgeld bekommen.

Resigniert wandte ich mich meiner Schwester zu. „Zum Abendessen sind wir wieder nur zu zweit, Crystal. Zieh deine Schuhe an. Wir müssen etwas zu essen einkaufen.“

Sie kämpfte mit der Schnalle an ihren Sandalen, bis ich mich schließlich hinhockte und ihre Hände zur Seite schob. Diese Dinge waren immer einfach, wenn ich sie selber machte. Meine Schwester war noch zu klein, um mir bei irgendwas zu helfen, und ich war mir sicher, dass sie auch in der nächsten Zeit nicht wachsen würde. Sie war schon seit einem Jahr nicht mehr gewachsen. Wahrscheinlich wäre jeder Arzt darüber entsetzt, wenn wir uns einen leisten könnten. Schließlich war sie erst sieben.

„Falscher Weg“, sagte ich leise. Schnell zog ich sie an der Hand in die andere Richtung, sodass wir den Gulf Drive entlanggingen und nicht die Straße durch unser Wohnviertel. Ich war mir sicher, dass Tanya Maldonado uns sofort durch eins der Fenster ihres klimatisierten Hauses entdecken würde. Ich hatte Tanya seit der Mittelstufe nicht mehr gesehen, ziemlich genau seit der Zeit, als meine Mutter mit uns ihrem Freund Dough in die grauen Berge von Pennsylvania hinterhergezogen war.

Obwohl wir uns drei Jahre nicht gesehen hatten, wusste ich doch, dass sie auf mich warten würde, als wäre ich keinen Tag weg gewesen. In der Mittelstufe fand sie alles, was ich tat, unglaublich faszinierend.

Wenn ich meine Haare einmal anders frisierte, konnte sie sich eine ganze Woche lang darüber lustig machen.

„Meinst du wirklich, dass du mit dieser Frisur hübsch aussiehst?“, fragte sie mich dann mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Wenn ich mir tatsächlich mal neue Klamotten gekauft hatte, wollte sie jedes noch so kleine Detail darüber hören. „Ist das T-Shirt neu?...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2015
Übersetzer Sabine Weißenborn
Sprache deutsch
Original-Titel Like moonlight at low tide
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Christlicher Glaube • Erwachsenwerden • Jugendroman • Liebesgeschichte • Mobbing • Selbstmord
ISBN-10 3-86827-830-3 / 3868278303
ISBN-13 978-3-86827-830-9 / 9783868278309
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