Workers of the World
Die historische Forschung, die sich mit arbeitenden Menschen beschäftigt, nahm zuletzt eine völlig neue Wendung: Die Geschichte der Arbeit verließ die ausgetretenen eurozentristischen Pfade und wurde »globalisiert«. Historiker befassen sich seither, umfassend und systematisch, auch mit den Arbeitsverhältnissen in Asien, Afrika und Lateinamerika und gewinnen dadurch einen neuen Blick auf die europäische Sozialgeschichte. »Workers of the World«, Marcel van der Lindens bahnbrechendes Standardwerk zur neuen »Global Labor History«, liegt mit diesem Band erstmals vollständig in deutscher Sprache vor.
Marcel van der Linden forscht am Internationalen Institut für Sozialgeschichte, ist Professor für die Geschichte der sozialen Bewegungen in Amsterdam und Präsident der International Social History Association.
Inhalt
Vorwort9
Danksagung15
1.Einführung17
I. Konzepte von Arbeit33
2.Wer sind die ArbeiterInnen?35
2.1Der komplexe Prozess der Kommodifizierung von Arbeitskraft36
2.2Fließende Übergänge39
2.3Implizite Annahmen46
2.4Neue Konzepte51
3.Warum "freie" Lohnarbeit?57
3.1Hintergründe und Anfänge58
3.2Verbreitung64
3.3Normalisierung74
4.Warum Besitzsklaverei?81
4.1Auswahlkriterien84
4.2Stabilitätsprobleme92
4.3Schlussfolgerungen97
II. Mutualistische Varianten99
5.Das mutualistische Universum101
5.1Typologie102
5.2Querverbindungen115
5.3Weshalb Mutualismus?126
6.Versicherungen auf Gegenseitigkeit131
6.1Gründung135
6.2Zwei Seiten137
6.3Finanzen139
6.4Stärken und Schwächen dieser Organisationsform140
6.5Zusammenschlüsse143
6.6Schwierigkeiten bei der Abdeckung145
6.7Konkurrenz147
6.8Staatliche Interventionen151
6.9Schlussfolgerungen154
7.Konsumgenossenschaften157
7.1Gründung159
7.2Erfolg164
7.3Konzentration173
8.Produktionsgenossenschaften177
8.1Gründung178
8.2Management180
8.3Innerbetriebliche Demokratie181
8.4Kapital182
8.5Der Verkauf183
8.6Mitgliedschaft185
8.7Geschäftsfelder186
8.8Äußere Bedingungen189
8.9Verwässerung191
III. Formen des Widerstands199
9.Streiks201
9.1Streik: allgemeine Merkmale210
9.2Der Verlauf von Streiks215
10.Konsumentenprotest239
10.1Konsumentenboykott und gewerkschaftliche Gütesiegel241
10.2Einseitige Preis- oder Mengenanpassungen246
11.Gewerkschaften249
11.1Die Gründung von Gewerkschaften251
11.2Gewerkschaften und Streiks255
11.3Dominanzbereich260
11.4Interne Bedrohungen des Dominanzbereichs264
11.5Externe Bedrohungen des Dominanzbereichs269
11.6Vergrößerung des Dominanzbereichs275
11.7Prekäre Demokratie278
11.8Strukturelle Verschiebungen in den internen Beziehungen280
11.9Tarifverhandlungen285
11.10Die Interaktion mit den Behörden287
11.11Zentralisierung, Bürokratisierung, Opposition289
12.Der Internationalismus der Arbeiterklasse293
12.1Eine Grammatik der Beweggründe296
12.2Die fünf Entwicklungsstadien der Arbeiterbewegung301
IV. Erkenntnisse aus benachbarten Disziplinen319
13.Weltsystemtheorie321
13.1Die Kohärenz der "Formen der Arbeitsorganisation"325
13.2Arbeitskämpfe333
13.3Indirekte Beiträge342
13.4Schlussfolgerungen348
14.Die Verflechtungen der Subsistenzarbeit355
14.1Der Verflechtungsansatz357
14.2Definitionen von Subsistenzarbeit360
14.3Formen der Verflechtung363
14.4Ressourcen der Subsistenzarbeit366
14.5Die feministische Perspektive368
14.6Zur Frage der Relevanz für eine globale Geschichte der Arbeit369
14.7Schlussfolgerungen372
15.Die Iatmul375
15.1Die Iatmul vor ihrer kapitalistischen Eingliederung377
15.2Der Beginn der kapitalistischen Eingliederung380
15.3Nach der kapitalistischen Eingliederung385
15.4Siedlungen in den Städten388
15.5Schlussfolgerungen393
16.Ausblick397
16.1Der Kapitalismus398
16.2Die Klassen405
16.3Telekonnektionen - weltweite Verbindungen412
16.3Eine letzte Bemerkung417
Anmerkungen zur Übersetzung419
Literatur421
Register490
»Eine bemerkenswert ehrgeizige und nützliche Studie, ... ein Standardwerk für alle, die sich mit der globalen Geschichte der Arbeit beschäftigen.«, Journal of Global History
»Van der Lindens Studie kann als eine historische wie aktuelle Ergänzung zu den Arbeiten von Marx und Co gelesenwerden. Sie ist auch insofern verdienstvoll, als sie den Blick über Europa und Nordamerika hinaus ausweitet und die globalen Verhältnisse in den Blick nimmt. Van der Lindens Erkenntnisse sind für die heutige Linke von allerhöchster Relevanz.« Janis Ehling, Z. Zeitschrift marxistische Erneuerung, 04.12.2017
»Eine von begrifflicher Schärfe geprägte Erweiterung des Forschungsfeldes 'Geschichte der Arbeiter', welches sich diesem systematisch annähert und viele neue Forschungsimpulse bereithält.«, Media-Mania.de, 12.01.2017
»Ein großartiges Buch.«, International Review of Social History, 14.06.2017
»Eine bemerkenswert ehrgeizige und nützliche Studie, … ein Standardwerk für alle, die sich mit der globalen Geschichte der Arbeit beschäftigen.«, Journal of Global History
»Van der Lindens Studie kann als eine historische wie aktuelle Ergänzung zu den Arbeiten von Marx und Co gelesenwerden. Sie ist auch insofern verdienstvoll, als sie den Blick über Europa und Nordamerika hinaus ausweitet und die globalen Verhältnisse in den Blick nimmt. Van der Lindens Erkenntnisse sind für die heutige Linke von allerhöchster Relevanz.« Janis Ehling, Z. Zeitschrift marxistische Erneuerung, 04.12.2017
»Eine von begrifflicher Schärfe geprägte Erweiterung des Forschungsfeldes ›Geschichte der Arbeiter‹, welches sich diesem systematisch annähert und viele neue Forschungsimpulse bereithält.«, Media-Mania.de, 12.01.2017
»Ein großartiges Buch.«, International Review of Social History, 14.06.2017
Vorwort
Was ist Global Labour History?
Die globale Geschichte der Arbeit, Thema des vorliegenden Buches von Marcel van der Linden, ist ein vergleichsweise neues Feld, das viele unterschiedliche Aspekte umfasst. Zu ihren wichtigsten Anliegen gehört die stärkere intellektuelle und institutionelle Einbeziehung der Geschichtsschreibung über und im "globalen Süden". Dies sollte freilich nicht die Tatsache verdecken, dass etwa HistorikerInnen aus Lateinamerika, wie ihre nordamerikanischen und europäischen KollegInnen, seit Dekaden spezifische Aspekte der Geschichte der Arbeit erforschen. Afrikanische und südasiatische HistorikerInnen haben etwas später damit begonnen, oft mit einem Fokus entweder auf eine bestimmte Region oder einen spezifischen Typus von Arbeit, etwa Plantagenarbeit.
Anregungen aus den Diskussionen über Kolonialismus und Postkolonialismus waren in zahlreichen Anläufen zu globalen Perspektiven in der Geschichtsforschung von wesentlicher Bedeutung. Dies gilt auch für die Geschichte der Arbeit. In diesem Bereich ist das wechselseitige Verhältnis von sozialem Wandel innerhalb der Kolonialstaaten bzw. den kolonialisierten Gebieten weiterhin von Interesse. Eine weiterhin zentrale Frage lautet, wie Kolonialismus die Geschichte der Arbeit geprägt hat. Eine wichtige Institution in diesem Zusammenhang ist die Sklavenplantage als formative Erfahrung in der Entwicklung großer, strikt organisierter und eng überwachter Unternehmen. Wie hat diese Erfahrung Vorstellungen, Organisation und Praktiken von Arbeit in der Welt geformt? Schließlich bietet auch ein Argument von Karl Marx wichtige Anregungen: Folgen wir ihm, sind der Zugang zu Land und die Möglichkeit der Migration Hindernisse für die ursprüngliche Akkumulation. Warum bleibt diese Problematik auch nach langen und intensiven Kolonisierungsanstrengungen noch aktuell?
In diesem Rahmen kann die Übertragung von Arbeitsmustern (einschließlich Rechtsformen von Arbeit, Arbeitsethik, Ausbildung und Disziplin) vom Westen in die Kolonien untersucht werden, wobei sich die realen Auswirkungen solcher Übertragungen oftmals von den mit ihnen verbundenen Absichten unterschieden - zentrale Konzepte sind Transfer, Anverwandlung, Abstoßung und Wandel. Gleichzeitig ist es von großer Bedeutung, die Einflüsse in entgegengesetzter Richtung - von der Kolonie in die Metropole - festzuhalten und zu erforschen. Migrationen sind in diesem Zusammenhang ein wichtiges Forschungsfeld.
Europäische und westliche HistorikerInnen, die sich mit dem Phänomen "Arbeit" beschäftigen, neigten dazu, ihre Perspektiven auf der Grundlage oft sehr spezifischer Beispiele zu "universalisieren". Sie pflegten etwa die Forschungen von Karibik-SpezialistInnen zu ignorieren, für die seit den Arbeiten von Eric Williams und C. L. R. James aus den 1930er und 1940er Jahren das Verhältnis von Plantagenarbeit und globalem Kapitalismus zentral war. Die lange Tradition indischer Forschung zu Arbeit und Kapitalismus verdient ebenso Beachtung wie die etwas rezenteren afrikanischen Anstrengungen in diesem Bereich. Globale Geschichtsforschung, die oft auf regionalwissenschaftlicher Forschung basiert, hat zur Hervorhebung hybrider Konstellationen geführt, z. B. wenn rekonstruiert wurde, wie SklavInnen von ihren BesitzerInnen aufgefordert wurden, das Haus oder die Plantage zu verlassen und außerhalb dieser Sphären Lohnarbeit anzunehmen, einen Teil ihres damit erzielten Einkommens aber an ihre Herren abzugeben. Die Kombination von Sklavenarbeit und Lohnarbeit ebenso wie die von Leibeigenschaft und Kapitalismus (z. B. in Russland um 1900) scheinen die These von der außerordentlichen Bedeutung der vertraglich vereinbarten freien Lohnarbeit, wie sie gemäß klassischer Sicht im Kapitalismus vorherrschte, zu relativieren. Neudefinitionen von Klasse könnten hier die Folge sein. Die Beziehung zwischen freier und unfreier Arbeit ist ein zentrales Thema der Global Labour History.
Während im Westen die Geschichte der Arbe
Erscheinungsdatum | 07.01.2017 |
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Reihe/Serie | Globalgeschichte ; 23 |
Übersetzer | Bettina Hoyer, Tim Jack, Sebastian Landsberger |
Zusatzinfo | 4 Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Workers of the World: Essays Toward a Global Labor History |
Maße | 143 x 214 mm |
Gewicht | 680 g |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Allgemeines / Lexika |
Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Allgemeine Geschichte | |
Geschichte ► Teilgebiete der Geschichte ► Wirtschaftsgeschichte | |
Schlagworte | Afrika • Amerika • Arbeit • Arbeit / Arbeitswelt • Arbeiter • Arbeiterklasse • Arbeitslohn • Asien • Außereuropäische und Globalgeschichte • China • Europa • Familie • Gehalt • Globalgeschichte • Globalisierung • Indien • Japan • Lohn • Lohnarbeit • Mittelamerika • Mutualismus • Sklaven • Sklaverei • Subsistenzarbeit • Südamerika • unbezahlte Arbeit |
ISBN-10 | 3-593-50619-X / 359350619X |
ISBN-13 | 978-3-593-50619-7 / 9783593506197 |
Zustand | Neuware |
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