Vereinsfinanzierung: Vereinsexistenz sichern! (eBook)
200 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-17642-9 (ISBN)
Dr. Ronald Wadsack ist Professor für Sportmanagement an der Ostfalia Hochschule, Campus Salzgitter. Er hält regelmäßig Lehrveranstaltungen im Vereins- und Verbandsbereich zu den Themen Führung, Organisation und Management und weiß, worauf es bei einer guten Vereinsorganisation ankommt.
Ronald Wadsack Dr. Ronald Wadsack ist Professor für Sportmanagement an der Ostfalia Hochschule, Campus Salzgitter. Er hält regelmäßig Lehrveranstaltungen im Vereins- und Verbandsbereich zu den Themen Führung, Organisation und Management und weiß, worauf es bei einer guten Vereinsorganisation ankommt. Gabriele Wach Gabriele Wach ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaft, Fakultät Verkehr - Sport - Tourismus - Medien.
3.1 Finanzplanung
Eigentlich erstellt ja jeder Verein eine Finanzplanung. Schließlich muss bei der Jahreshauptversammlung ein Haushalt für das kommende Jahr zur Abstimmung vorgelegt werden. Der Haushalt ist eine Abschätzung der erwarteten Ausgaben und Einnahmen. Je nach Größe des Vereins und Umfang der Vereinsaktivitäten ist es jedoch sinnvoll, über weitere Instrumente nachzudenken, um die Finanzplanung sicherer zu machen.
Hinzu kommen Sonderfälle, die nicht zum »normalen« Jahresbetrieb des Vereins gehören. Solche Projekte können einmalig sein oder sich häufiger wiederholen. Es handelt sich dabei um in sich abgeschlossene Aktivitäten wie z. B. das Sommerfest, die zweiwöchige Sprachreise für Kinder oder die Vereinsreise. Sie sind noch einmal gesondert zu betrachten, da sie eine außergewöhnliche wirtschaftliche Situation darstellen. Ebenfalls einen Sonderfall bilden Investitionen als Einsatz von v. a. finanziellen Ressourcen für die Verbesserung der Vereinsarbeit. Also z. B. für Baumaßnahmen oder den Aufbau einer digitalen Vereinsinfrastruktur.
Diese Einzelprojekte laufen nicht außerhalb des Haushalts. Aufgrund der jeweils neuen Besonderheiten muss genauer hingesehen werden. Die Einschätzung der finanziellen Auswirkungen ist zum Teil nicht einfach. Letztlich muss aber auch jeder Sonderfall für den Verein wirtschaftlich tragbar sein (vgl. Kap. 3.1.2 Budgetierung).
Der Einstieg in die bezahlte Mitarbeit in Form einer Anstellung ist ebenfalls ein Sonderfall, der genau geplant sein will. Gerade bei deutlich nachlassendem freiwilligen Engagement denkt so mancher Verein in Richtung Bezahlung. Exemplarisch stellen wir den Planungsprozess am Beispiel einer Geschäftsführungsstelle dar (vgl. Kap. 3.1.2.4).
3.1.1 Grundlagen der Finanzplanung
Der Vereinshaushalt wurde schon angesprochen – er ist unabhängig von der Vereinsgröße. Die Betrachtung des Haushalts richtet sich meist auf ein Jahr. Eine weitsichtige Vereinsführung unternimmt zusätzlich eine mittelfristige Finanzplanung z. B. für fünf Jahre. Damit wird die Sensibilität für Veränderungen bei den Ein- und Ausgaben des Vereins gestärkt.
Das Ziel muss es sein, die für die Vereinsarbeit notwendigen finanziellen Mittel zum richtigen Zeitpunkt bereitzustellen. Eine gute Ergänzung ist die Liquiditätsplanung (siehe Kap. 3.2). Den Einstieg für die Finanzplanung bietet eine erste Übersicht, wie sie in Arbeitshilfe 2 vereinfacht dargestellt ist. Es geht darum, die Einnahmen- und Ausgabenpositionen in einem ersten Anlauf zu bestimmen. Durch nähere Nachfrage, z. B. auch bei den Vereinsgruppen bzw. -abteilungen, sind diese Ansätze auf ihren Realitätsgehalt zu prüfen.
Digitale Ausgaben (in Euro) | Einnahmen (in Euro) |
Kosten Mitarbeiter:innen (auch: Fortbildungen) |
| Beiträge |
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Miete |
| Zuwendungen vom Verband |
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Betrieb Geschäftsstelle (Software, Internet etc.) |
| Zuwendungen der öffentlichen Kasse |
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Reisekosten |
| Spenden |
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Dienstleister (u. a. Steuerberater) |
| Einnahmen aus wirtschaftlichen Aktivitäten (z. B. Sponsoring) |
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Summe |
| Summe |
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Die Summen der beiden Spalten sollten gleich sein, um einen ausgeglichenen Haushalt zu gewährleisten. |
Arbeitshilfe 2: Vereinfachte Anlage einer Haushaltsplanung
In der Übersicht sind zunächst nur direkte Einnahmen des laufenden Jahres berücksichtigt. Weitere Optionen für die Sicherung des Finanzbedarfs sind:
-
Mittel aus Rücklagen: Vereine dürfen unter bestimmten Bedingungen (§ 62 AO) freie Rücklagen oder zweckgebundene Rücklagen bilden.
-
Aufnahme eines Kredits: Bei Bankkrediten sind die Möglichkeiten gemeinnütziger Vereine allerdings von den verfügbaren Sicherheiten abhängig. Banken haben die Kreditwürdigkeit nach den Basel-II-Kriterien genau zu prüfen – das Ergebnis spiegelt sich in der Ablehnung des Kreditantrags oder der Höhe des Zinssatzes wider. Alternativ kann versucht werden, ein Mitgliederdarlehen zu erhalten, wenn sich ein Mitglied oder eine Gruppe von Mitgliedern dazu bereit erklärt, Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.
-
Umlage für die Mitglieder: Mit einem Beschluss der Mitgliederversammlung kann je nach Satzungsbestimmungen eine Umlage beschlossen werden, die als einmalige Zusatzleistung der Mitglieder zu betrachten ist.
Bei der Finanzplanung erfolgt oft schon aus Gründen der Vereinfachung eine Orientierung am Haushalt des Vorjahres. In diesem Fall muss große Aufmerksamkeit auf mögliche Veränderungen in der nächsten Haushaltsperiode verwendet werden, damit der Verein nicht in eine finanzielle Falle gerät.
Auf den Punkt
Selbst bei einem recht stabilen Vereinsbetrieb können nicht einfach Zahlen aus dem Vorjahr übernommen werden. Änderungen der Kosten oder bei den Finanzquellen müssen kritisch geprüft werden.
Für eine mittelfristige Finanzplanung sieht die Übersicht entsprechend Arbeitshilfe 3 aus.
Digitale | 2024 | 2025 | 2026 | 2027 | 2028 |
Ausgaben |
Kosten Mitarbeiter:innen (auch: Fortbildungen) |
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Miete |
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Betrieb Geschäftsstelle (Software, Internet etc.) |
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Reisekosten |
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Dienstleister (u. a. Steuerberater) |
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Einnahmen |
Beiträge |
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Zuwendungen vom Verband |
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Zuwendungen von öffentlichen Kassen |
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Spenden |
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Einnahmen aus wirtschaftlichen Aktivitäten (z. B. Sponsoring) |
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Summe |
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Arbeitshilfe 3: Mittelfristige Finanzplanung, Grundsystematik
Diese mittelfristige Finanzplanung hilft dabei, absehbare Veränderungen bei den einzelnen Posten frühzeitig in den Blick zu nehmen und ihre Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation des Vereins abzuschätzen. Ebenfalls ist frühzeitig zu berücksichtigen, inwieweit neue Ausgaben bzw. Einnahmen auf den Verein zukommen. Die Aktualisierung des Vereinsprogramms, der Erweiterungsbau des Vereinsheims oder die neu anzustellende Leitung der Geschäftsstelle sind Beispiele für solche Veränderungen, ganz abgesehen von absehbaren Preisänderungen im Rahmen des Vereinsbetriebs. Vorsicht und eine kritische Betrachtung der zukünftigen Situation prägen die mittelfristige Finanzplanung.
Auf den Punkt
Die Wahl eines neuen Vorstandes oder die Übernahme eines örtlichen Unternehmens in einen großen Konzern können schnell Spuren bei den Einnahmen hinterlassen, wenn eine Sponsorenvereinbarung z. B. auf der freundschaftlichen Verbundenheit mit dem 1. Vorsitzenden beruht, der nun nicht mehr tätig ist. Ein übernehmendes international tätiges Unternehmen hat u. U. wenig Interesse an der Kontaktpflege vor Ort.
Es ist sinnvoll, diese mittelfristige Finanzplanung mindestens einmal pro...
Erscheint lt. Verlag | 26.8.2024 |
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Reihe/Serie | Haufe Fachbuch | Haufe Fachbuch |
Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Wirtschaft |
Schlagworte | Beschaffung • Budget • Einnahmequelle • Existenz • Feuerwehr • Fundraising • Kalkulation • Sicherung • Sport • Verein • Vereinsbeitrag • Vereinsexistenz • Vereinsfinanzierung • Wach • Wadsack • Zuwendung |
ISBN-10 | 3-648-17642-0 / 3648176420 |
ISBN-13 | 978-3-648-17642-9 / 9783648176429 |
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