Wirtschaftsfaktor Musik(konsum) (eBook)
212 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7448-5842-7 (ISBN)
Dr. Sieweck hat als Desk Researcher und Marktforscher über 300 Branchenstudien für Banken, Versicherungen, Finanzdienstleister, mittelständische Unternehmen und den Einzelhandel verfasst. Zahlreiche Publikationen haben seine Fachbeiträge veröffentlicht. In seiner Freizeit ist er als DJ und Musikmoderator tätig.
2. Gefühl und Wirkung
2.1. Musik weckt Erinnerungen
Musik ruft Emotionen hervor, weckt Erinnerungen und schafft Bindungen - Musik berührt uns Menschen. Viele Forscher sind der Meinung, dass Musik ein sehr wichtiger Faktor in der evolutionären Entwicklung war und auch heute noch ist. Musik wirkt nicht nur heilsam für Körper und Geist. Sie berührt auch die Seele und weckt Erinnerungen. Eine der ersten Studien, die sich dem Phänomen durch Musik ausgelösten Erinnerung widmete, publizierte vor einigen Jahren Petr Janata von der Universität von Kalifornien in Davis. Er wollte zunächst herausfinden, welche Gefühle Musik aus der Vergangenheit auslöst. Daher konfrontierte er 329 Studenten zwischen 18 und 29 mit Popsongs - und zwar solchen, die in den US-Hitparaden auf den ersten 100 Plätzen standen, als die Teilnehmer zwischen 7 und 19 Jahre alt waren.
Die Teilnehmer sollten nun angeben, ob ein Lied eine Erinnerung auslöste. Wenig überraschend: 96 Prozent ging das bei mindestens einem Song so. Außerdem sollten sie bewerten, was sie beim Hören der Stücke gespürt hatten. Auf Platz eins landete: „glücklich“. Auf Platz zwei: „jugendlich“. Und auf Platz drei: „nostalgisch“.
Es reichen oft nur wenige Akkorde aus einem Lied und Menschen beginnen in Erinnerungen zu schwelgen, wollen plötzlich tanzen oder lösen sich in Tränen auf. Musik begleitet Menschen durch das Leben und gibt dem Alltag Struktur, denn auch dort ist man von Melodien umgeben, denn oft beginnt der Tag mit der Signation einer Nachrichtensendung und geht mit der Kennmelodie einer Fernsehserie zu Ende. Dazwischen liegen Handyklingeltöne, Musik am Arbeitsplatz, die Kaufhausmusikberieselung. Diese bewusst kaum wahrgenommenen Töne schreiben sich in das Gedächtnis ebenso ein wie gezielt Gehörtes und formen eine Art akustischen Lebenslauf. Musik wirkt direkt auf unser emotionales Gedächtnis und aktiviert Erinnerungen bis in die Kindheit, wobei oft wenige Takte reichen, um das Stück zu erkennen und zu wissen, wie es weitergeht, wobei auch meist die Gefühle von damals zurück kommen. Der britische Psychologe John Booth Davies hat dieses Prinzip als "Darling, they are playing our tune"-Phänomen bezeichnet.
Bei 83 Prozent der Befragten weckt Musik Erinnerungen, bei über 65-Jährigen sogar bei 85 Prozent. Bei Frauen(88 Prozent der Befragten) kehren Erinnerungen öfter wieder als bei Männern (78 Prozent).
Abbildung 4: Musik weckt Erinnerungen
Meinung: „Musik weckt bei mir Erinnerungen“, Zustimmungsanteil Befragte in Prozent
Quelle: valido-research Repräsentativ-Befragung von 1.001 Personen ab 18 Jahre
In Westdeutschland (84 Prozent) gibt es relativ mehr Menschen bei den Musik Erinnerungen weckt als in Ostdeutschland. In Schleswig-Holstein (91 Prozent) ist dieser Wert am höchsten, in Mecklenburg-Vorpommern (71 Prozent) am niedrigsten.
Abbildung 5: Musik weckt Erinnerungen nach Regionen
Meinung: „Musik weckt bei mir Erinnerungen“, Zustimmungsanteil Befragte in Prozent
Quelle: valido-research Repräsentativ-Befragung von 1.001 Personen ab 18 Jahre
Bei verwitweten Personen (89 Prozent) löst Musik die Erinnerungen besonders häufig aus. Nach einer Umfrage tauschen immerhin 80 Prozent ihre Erinnerungen über Verstorbene mit anderen Personen aus. Jede Generation hat ihre eigene Musik.
Abbildung 6: Musik weckt Erinnerungen Familienstand und HH-Größe
Meinung: „Musik weckt bei mir Erinnerungen“, Zustimmungsanteil Befragte in Prozent
Quelle: valido-research Repräsentativ-Befragung von 1.001 Personen ab 18 Jahre
Bei Rentnern und Pensionären (85 Prozent) sowie Freiberuflern und Selbstständigen (89 Prozent) weckt Musik besonders häufig Erinnerungen. Bei Menschen mit Abitur oder abgeschlossenem Studium löst Musik häufiger Erinnerungen aus.
Abbildung 7: Musik weckt Erinnerungen nach Bildung und Beruf
Freiberufler + Selbstständige, Weiterführende Schule ohne Abitur (Mittel-, Real-, Handels-Fachschule),
Abitur +Hochschulreife, Studium + Promotion
Meinung: „Musik weckt bei mir Erinnerungen“, Zustimmungsanteil Befragte in Prozent
Quelle: valido-research Repräsentativ-Befragung von 1.001 Personen ab 18 Jahre
In den höheren Einkommensgruppen ab 3.500 Euro monatlichem Haushaltsnettoeinkommen liegt der Anteil der Befragten, bei denen durch Musik Erinnerungen geweckt werden besonders hoch. Das gleiche gilt auch für geringverdienende Personen.
Abbildung 8: Musik weckt Erinnerungen nach Einkommen
Monatliches HH-Nettoeinkommen in Euro
Meinung: „Musik weckt bei mir Erinnerungen“, Zustimmungsanteil Befragte in Prozent
Quelle: valido-research Repräsentativ-Befragung von 1.001 Personen ab 18 Jahre
2.2. Musik sorgt für Emotionen
Musikhörende empfinden oft einzigartige Gefühle, die durch Musik erst geschaffen, verstärkt oder gelenkt werden. Inmitten des Alltags entstehen plötzlich Freude und Leid, wie sie so vorher nicht vorhanden waren - durch unbewusste Berieselung im Kaufhaus genauso wie beim bewussten Lauschen eines bachschen Orgelwerks.
Dieses eigentlich unfassbare Auftauchen schönster Emotionen aufgrund von Musik hat nun eine Gruppe schwedischer Forscher wissenschaftlich untersucht. Zwei Wochen lang beobachteten sie den Einfluss von Musik auf die Gefühle schwedischer Studenten. Das Forscherteam um Patrik N. Juslin von der Universität Uppsala legte dabei besonderen Wert darauf, die Studierenden in ihrem Alltag zu beobachten und nicht in einem experimentellen Setting, wie etwa einem Labor.
So gaben die Forscher ihren Versuchspersonen einen kleinen Handcomputer, der mehrmals täglich einen Signalton abgab. Daraufhin beantworteten die Testpersonen so schnell wie möglich einige Fragen zu der sie eventuell gerade umgebenden Musik und zu ihren Gefühlen.
Das Resultat: In 37 Prozent der über 2000 Fälle wurde Musik gehört. In 571 von diesen 886 Fällen, also 64 Prozent, gaben die Probanden emotionale Gefühle durch die Musik zu Protokoll. Positive Emotionen wie Freude und Sehnsucht kamen mit Musik deutlich häufiger vor als negative und auch häufiger als ohne Musik. Ärger, Angst und Langeweile dagegen, breiteten sich ohne Musik besser aus.
Glück, Vergnügen und auch Ärger traten oft dann auf, wenn die Probanden mit Freunden oder Bekannten zusammen waren. Ruhe, Sehnsucht, Nostalgie, Traurigkeit und Melancholie traten indessen eher auf, wenn die Person allein war. Das Gefühl hängt also nicht nur von der Musik, sondern auch von der Situation ab, erkennen die Forscher.
Bei 79 Prozent der Befragten sorgt Musik für Emotionen. Bei Frauen (84 Prozent) löst Musik häufiger Emotionen aus als bei Männern (74 Prozent). Vor allem im Alter zwischen 40 und 65 Jahren (80 Prozent) ist die emotionale Wirkung von Musiktiteln besonders ausgeprägt. Emotionale Reaktionen auf Musik gibt es nach der valido Befragung offensichtlich in Westdeutschland (80 Prozent) häufiger als in Ostdeutschland (74 Prozent). In einer kleinräumigeren Betrachtung zeigt sich, dass vor allem die Schleswig-Holsteiner (90 Prozent) besonders emotional auf Musik reagieren.
Abbildung 9: Musik sorgt für Emotionen
Meinung: „Musik sorgt für Emotionen“, Zustimmungsanteil Befragte in Prozent
Quelle: valido-research Repräsentativ-Befragung von 1.001 Personen ab 18 Jahre
Aber auch in Berlin (85 Prozent), Bayern (82 Prozent) und Niedersachsen (81 Prozent) zeigt Musik Wirkung. Dagegen scheinen die Saarländer (63 Prozent) deutlich weniger emotional auf Musik zu reagieren.
Abbildung 10: Musik sorgt für Emotionen nach Regionen
Meinung: „Musik sorgt für Emotionen“, Zustimmungsanteil Befragte in Prozent
Quelle: valido-research Repräsentativ-Befragung von 1.001 Personen ab 18 Jahre
Bei verwitweten Personen (85 Prozent) sind mit Musik besonders häufig emotionale Wirkungen im Spiel. Dagegen zeigen Ledige (76 Prozent) deutlich weniger Emotionen wenn es um die Reaktionen auf Musik geht.
Abbildung 11: Musik sorgt für Emotionen Familienstand und HH-Größe
Meinung: „Musik sorgt für Emotionen“, Zustimmungsanteil Befragte in Prozent
Quelle: valido-research Repräsentativ-Befragung von 1.001 Personen ab 18 Jahre
Besonders emotional reagieren Freiberufler und Selbstständige (88 Prozent) wenn es um Musik geht. Aber auch Angestellte zeigen Reaktionen. Dagegen löst Musik bei Beamten (67 Prozent) deutlich weniger Emotionen aus.
Abbildung 12: Musik sorgt für Emotionen nach Bildung und Beruf
Freiberufler + Selbstständige, Weiterführende Schule ohne Abitur (Mittel-, Real-, Handels-Fachschule),
Abitur +Hochschulreife, Studium + Promotion
Meinung: „Musik sorgt für Emotionen“, Zustimmungsanteil Befragte in Prozent
Quelle: valido-research Repräsentativ-Befragung von 1.001 Personen ab 18 Jahre
In den höheren Einkommensgruppen ab 3.000 Euro monatlichem Haushaltsnettoeinkommen steigt der Anteil der Personen, bei denen Musiktitel Emotionen auslösen. Aber auch Geringverdiener (85 Prozent) reagieren häufig emotional auf Musik.
Abbildung 13: Musik sorgt für Emotionen nach Einkommen
Monatliches HH-Nettoeinkommen in Euro
Meinung: „„Musik sorgt für Emotionen“, Zustimmungsanteil Befragte in Prozent
Quelle: valido-research Repräsentativ-Befragung von 1.001 Personen ab 18 Jahre
2.3. Lied wird ein Hit
Bing Crosbys “White Christmas” führt laut dem Guinness Buch der Weltrekorde die Liste der...
Erscheint lt. Verlag | 25.4.2017 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Wirtschaft |
ISBN-10 | 3-7448-5842-1 / 3744858421 |
ISBN-13 | 978-3-7448-5842-7 / 9783744858427 |
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