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Ermittlung der Prävalenzentwicklung der M-Stadien der Dermatitis Digitalis in einer Milchkuhhaltung in Brandenburg über den Zeitraum von zwei Jahren

(Autor)

Buch | Softcover
150 Seiten
2021 | 1. Aufl.
Mensch & Buch (Verlag)
978-3-96729-122-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ermittlung der Prävalenzentwicklung der M-Stadien der Dermatitis Digitalis in einer Milchkuhhaltung in Brandenburg über den Zeitraum von zwei Jahren - Marina Volland
CHF 69,85 inkl. MwSt
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Die Dermatitis digitalis (DD) ist eine multifaktorielle Infektionskrankheit der Zwischenzehenhaut von Rindern, die mit Schmerzen und Leistungseinbußen bei den betroffenen Tieren einhergeht. Eine wichtige Grundlage für die Bekämpfung, die sich generell schwierig gestaltet, ist die Diagnostik der DD und ihrer klinischen Erscheinungsformen am Einzeltier und eine zeitnahe Behandlung. Um dies regelmäßig zu gewährleisten werden Methoden benötigt, die einfacher und stressfreier sind als die Inspektion der Gliedmaßen im Klauenstand (= Goldstandard). Eine gute Möglichkeit bietet beispielsweise die Bonitur von DD-Läsionen im Melkstand, da sie nicht mit den Betriebsabläufen interferiert.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, eine einfache Scoring-Methode für DD im Außenmelkerkarussell auf ihre Verlässlichkeit und Reproduzierbarkeit bezüglich des Erkennens verschiedener Erkrankungsstadien der DD zu untersuchen und zu evaluieren, ob diese Methode auch durch Betriebspersonal erlernt und durchgeführt werden kann. Des Weiteren sollten unter Anwendung dieser Methode die DD-Prävalenz und ihre zyklischen Schwankungen in einer brandenburgischen Milchviehherde über einen Zeitraum von 24 Monaten überwacht werden. Mögliche Einflüsse durch jahreszeitlich bedingte klimatische Schwankungen sollten hierbei ebenfalls berücksichtigt werden.
Alle Untersuchungen fanden zwischen Januar 2015 und Dezember 2016 in einem brandenburgischen Milchviehbetrieb statt. In diesem Zeitraum wurden täglich durchschnittlich 704 Kühe in einem Außenmelkerkarussell gemolken. Alle zu melkenden Kühe wurden dort einmal im Monat durch eine erfahrene BeobachterIn auf das Vorhandensein von DD-assoziierten Hautveränderungen an den distalen Hintergliedmaßen untersucht. Hierbei kamen, mit Ausnahme einer Taschenlampe zur besseren Inspektion des Zwischenklauenspaltes, keine weiteren Hilfsmittel zum Einsatz. Auf eine Vorreinigung der Klauen mit Wasser wurde ebenfalls verzichtet.
Die Evaluierung der Objektivierbarkeit und Treffsicherheit der Scoring-Methode fand an drei zusätzlichen und aufeinanderfolgen Beobachtungstagen statt. Hierfür bonitierten fünf BeobachterInnen mit unterschiedlichem Erfahrungsstand bezüglich der DD-Diagnostik die Unterfüße von 416 Kühen zu zwei aufeinanderfolgenden Melkzeiten im Außernmelkerkarussell. Nach dem zweiten Scoring wurde eine zufällige Stichprobe von 100 Tieren durch den Herdenmanager selektiert und einer detaillierteren Untersuchung durch dieselben BeobachterInnen in einem Klauenstand zugeführt. Die Einteilung der DD-Läsionen erfolgte hierbei nach dem sogenannten M-Schema von DÖPFER et al. (1997), modifiziert nach BERRY et al. (2012). Für die vorliegende Arbeit wurde dieses Schema auf Grundlage der Erkenntnisse von RELUN et al. (2011) und THOMSEN et al. (2008) noch deutlich vereinfacht, indem drei Merkmalskategorien gebildet wurden, die wie folgt definiert waren: M0 = gesunde Haut; Ma = aktive Läsion; Mc = chronische Läsion. Die Scoring-Ergebnisse aus dem Melkstand wurden jenen als Goldstandard geltenden Werten aus der Klauenstanduntersuchung gegenübergestellt. Auf diese Weise konnten Sensitivität, Spezifität, PPV, NPV, Intraobserver-Übereinstimmung, Interobserver-Übereinstimmung sowie die Übereinstimmung mit dem Goldstandard berechnet werden. Für die letzten drei Parameter erfolgte dies unter Ausschluss der zufälligen Übereinstimmung durch Ermittlung von κ-Koeffizienten, welche schließlich nach den Kategorien von LANDIS und KOCH (1977) interpretiert wurden.
Die beschriebene Methode stellt mit einer Untersuchungszeit von ca. zehn Sekunden pro Tier ein sehr einfaches und schnelles Verfahren zum Erkennen von DD-assoziierten Hautveränderungen dar. Die auf diese Weise ermittelte Prävalenz von DDgesamt (Ma+Mc) mit 70,6% fällt deutlich niedriger aus als jene im Klauenstand erhobene mit 86,6%. Die mittlere Sensitivität für das Erkennen von DDgesamt (Ma+Mc) lag bei 0,78, die Spezifität bei 0,69. Für Ma betrug die Sensitivität lediglich 0,32, für Mc 0,57, was folglich eine genaue Differenzierung der Merkmalskategorien mit dieser Methode nicht sicher zulässt.
Die κ-Koeffizienten für die Intraobserver-Übereinstimmung schwankten für die Beurteilung nach den drei modifizierten M-Stadien (M0, Ma, Mc) zwischen Werten von 0,149 und 0,535, was bestenfalls einer ausreichenden Übereinstimmung entspricht. Für das grundsätzliche Erkennen von DD-Läsionen (M0, Ma+Mc), lag der höchste κ-Wert bei 0,626, was einer mittelmäßigen Übereinstimmung gleichkommt. Erfahrene BeobachterInnen erzielten konstantere Werte und stimmten besser mit sich selbst überein als wenig erfahrene BeobachterInnen. Auch für die Interobserver-Übereinstimmung wurden Kappa-Werte in diesen beiden Kategorien berechnet. Die Bestwerte lagen hier bei 0,447 für die Bewertung der drei Merkmalskategorien (M0, Ma, Mc) und bei 0,571, wenn DD nur generell erkannt werden sollte (M0, Ma+Mc). Diese Werte entsprechen beide einer mittelmäßigen Übereinstimmung nach LANDIS und KOCH (1977). Zudem kann bei allen BeobachterInnen eine Steigerung der Übereinstimmungen am zweiten Untersuchungstag festgestellt werden, sodass von einem Lerneffekt ausgegangen werden kann.
Beim Vergleich der Scoring-Ergebnisse aus dem Melkstand mit jenen des Goldstandards konnten für die Kategorisierung nach drei Merkmalskategorien bestenfalls ausreichende und für die zwei Merkmalskategorien (M0, Ma+Mc) mittelmäßige Übereinstimmungen erzielt werden. Die meisten Missklassifikationen traten bei der Einstufung von Ma-Läsionen auf, die häufig fälschlicherweise den chronischen Veränderungen (Mc) zugeordnet wurden.
Im Verlauf von 24 Monaten schwankte die DD-Prävalenz unter Berücksichtigung aller Krankheitsausprägungen in der untersuchten Milchviehherde zwischen 54,6% und 90,4% und lag im Mittel bei 74,2%. Bei Betrachtung der einzelnen DD-Stadien ließ sich ein deutlicher Anstieg der chronischen Veränderungen (Mc) und ein Abfall der gesunden Unterfüße (M0) verzeichnen, wohingegen die Anzahl der aktiven Läsionen (Ma) zunächst auch etwas sank, dann aber weitestgehend stabil bei circa 20% blieb. Bei jahreszeitlicher Untergliederung des Untersuchungszeitraumes waren keine signifikanten Veränderungen der Prävalenz feststellbar (p = 0,102), die auf einen Einfluss der jahreszeitlichen Witterungsbedingungen zurückgeführt werden konnten.
Aus diesen Ergebnissen lässt sich schließen, dass die Methode ausreichend geeignet ist, um DD-assoziierte Hautveränderungen im Außenmelkerkarussell schnell zu erkennen, ohne dabei die Betriebsabläufe zu stören. Für eine genaue Differenzierung von M-Stadien sollte hingegen anderen, vergleichbaren Methoden unter Einsatz von Hilfsmitteln und mit Vorreinigung der Klauen der Vorzug gegeben werden. Auch eine vorherige Schulung der BeobachterInnen in der Diagnostik von DD ist unerlässlich, um valide Daten zu erzielen. Nach gründlicher Einführung kann die Methode auch durch Betriebspersonal angewandt werden, um die DD-Prävalenz zu überwachen, Ausbrüche zu erkennen und Therapieerfolge zu kontrollieren. Der Goldstandard ist nach wie vor die Untersuchung der Klauen in einem Klauenstand. Determination of prevalence and natural progression of bovine digital dermatitis on a Brandenburg (Germany) dairy farm over a timeframe of 24 months

Digital dermatitis (DD) is a multifactorial infectious skin disease in cattle that causes painful ulcerations and is associated with substantial economic losses. Early lesion detection and individual animal treatment are essential to keep DD manageable since it is difficult to eliminate. The inspection of the hind limbs in a trimming chute, which is defined as the gold standard forscoring DD, usually causes stress for the animal and means additional work for the farm staff. To perform regular inspections apart from routine claw trimmings a simple scoring method for DD is needed that can be easily performed any time. The visual examination of bovine feet in the milking parlor presents an adequate alternative because it is not interfering with the daily working routine on a dairy farm.
The objective of this study was to evaluate a simple scoring method for DD in a rotary milking parlor for its reliability and reproducibility to detect different stages of the disease. It was also examined whether farm staff could learn and perform the aforementioned method. Furthermore, the prevalence and natural lesion progression of DD was monitored over a period of 24 months taking into account the possible impact of seasonal changes.
All examinations took place on a dairy farm in Brandenburg (Germany) between January 2015 and December 2016. Every month an average of 704 cows had their hind feet inspected during the daily milking in a rotary milking parlor for the presence of DD-associated skin alterations. The only equipment used was a simple flashlight to get better insight into the interdigital cleft. It took about 10 seconds to score each cow. There was no prewashing of the claws.
The evaluation of the scoring method took place on three consecutive days. Five observers with different levels of experience in detecting digital dermatitis inspected the hind feet of 416 cows from two different milking groups in the rotary milking parlor during two successive milkings. Afterwards 50 cows of every group were selected at random by the herd manager for a more accurate examination in the trimming chute by all five observers (=gold standard). The M-system by DÖPFER et al. (1997) modified by BERRY et al. (2012) was implemented to grade the lesions. For the milking parlor examination the M-system was simplified to only three categories based on the findings of RELUN et al. (2011) and THOMSEN et al. (2008) and were defined as followed: M0 for healthy skin, Ma for acute and Mc for chronic lesions. All results from the milking parlor inspections were compared to the gold standard results from the trimming chute to calculate sensitivity, specificity, PPV, NPV, intra- and interobserver reliability and the agreement to the gold standard. Cohen´s κ was determined for the latter three to exclude accidental agreements. κ-values were interpreted using the categories of LANDIS und KOCH (1977).
The scoring method evaluated in this study is an adequate, simple, and quick instrument to detect DD-associated skin alterations. However, the total prevalence of DD (Ma+Mc) in the milking parlor (70.6%) was a bit lower than it was for the trimming chute inspections (86.6%). Sensitivity and specificity for finding DD (Ma+Mc) were 0.78 and 0.69. This method is not reliable to differentiate between the different lesion categories since sensitivity was on a quite low level with 0.32 for Ma and 0.57 for Mc.
Cohen´s κ for intraobserver reliability for detection of the three lesion categories (M0, Ma, Mc) varies between 0.149 and 0.535, which indicates only a moderate agreement. In comparison the best observer reached a κ-value of 0.626, when two categories were examined (M0, Ma+Mc), which means a substantial agreement. Experienced observers achieved better results than unexperienced observers, because their lesion scoring was more accurate. In addition, κ was also calculated for interobserver reliability. The best results were 0.447 for the three lesion categories (M0, Ma, Mc) and 0.571 for the detection of only two categories (M0, Ma+Mc). This indicates a moderate agreement (LANDIS und KOCH 1977). There was an obvious improvement of κ on the second day of examination in the milking parlor, which indicates a learning effect.
There was moderate agreement to the gold standard (=examination of claws in a trimming chute) when three lesion categories were factored (M0, Ma, Mc) and substantial agreement when two categories (M0, Ma+Mc) were considered. Most misclassifications were noted for Ma-lesions, which were frequently scored as chronic Mc-lesions.
For the period of 24 months, the prevalence of digital dermatitis in the examined dairy herd varied between 54.6% and 90.4% with an average of 74.2%. Looking at the progression of the different stages there was a clear increment of chronic lesions (Mc) and a decrement of healthy feet (M0). While the number of active lesions (Ma) also decreased at first, it stayed quite stable overall at about 20%. When examining the data with seasonal boarders, the prevalence stayed steady with an average of 74.6%, a minimum of 60.6% and a maximum of 87.3%. This indicates no significant seasonal variations in prevalence of DD (p = 0,102).
These results show that the method´s reliability is high enough to generally detect DD in a rotary milking parlor without interrupting the daily routine of the milking process. If the aim of an examination is the differentiation of M-stages, other scoring methods will be more reliable like including a decent prewash and/or the utilization of additional devices. Proper training of observers in advance is also highly recommended in order to collect valid data. This scoring method can also be used by farm staff to monitor the prevalence of DD, to detect breakouts and to control the success of therapy. The gold standard for detecting and staging DD is still the examination of cleaned feet in a trimming chute.
Erscheinungsdatum
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 350 g
Themenwelt Veterinärmedizin Klinische Fächer Parasitologie
Veterinärmedizin Großtier
Schlagworte Brandenburg • claws • dairy cow • Foot Diseases • Fußkrankheiten • Klauen • Milchkuh • Milchleistung • milk yield • pododermatitis • Prävalenz • Prevalence
ISBN-10 3-96729-122-7 / 3967291227
ISBN-13 978-3-96729-122-3 / 9783967291223
Zustand Neuware
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