Klima-Mutanten (eBook)
326 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-39174-2 (ISBN)
Christen Viron erlangte durch seine berufliche Laufbahn wertvolle Einblicke in modernste Technologien und erlebte hautnah die Herausforderungen einer sich globalisierenden, technologiegetriebenen Welt. Diese Erfahrungen führten ihm die dringenden Herausforderungen eines kompromisslosen Wachstums vor Augen. Nach seinem Ruhestand widmete sich Viron voll und ganz seiner Leidenschaft für das Schreiben. 2019 absolvierte er ein Fernstudium an der Schule des Schreibens in Hamburg, um das Handwerk des Schriftstellers zu vertiefen. Für ihn sind Romane mehr als nur Unterhaltung - sie sind ein Werkzeug, um wichtige Informationen zu transportieren und zum Nachdenken anzuregen. Seine Werke, die oft dystopische Zukunftsvisionen umfassen, beschäftigen sich mit den Folgen von Gier und maßlosem Wachstum sowie mit der menschengemachten Klimakrise. Viron möchte mit seinen Geschichten aufrütteln und das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines achtsamen Umgangs mit der Natur schärfen.
Christen Viron erlangte durch seine berufliche Laufbahn wertvolle Einblicke in modernste Technologien und erlebte hautnah die Herausforderungen einer sich globalisierenden, technologiegetriebenen Welt. Diese Erfahrungen führten ihm die dringenden Herausforderungen eines kompromisslosen Wachstums vor Augen. Nach seinem Ruhestand widmete sich Viron voll und ganz seiner Leidenschaft für das Schreiben. 2019 absolvierte er ein Fernstudium an der Schule des Schreibens in Hamburg, um das Handwerk des Schriftstellers zu vertiefen. Für ihn sind Romane mehr als nur Unterhaltung – sie sind ein Werkzeug, um wichtige Informationen zu transportieren und zum Nachdenken anzuregen. Seine Werke, die oft dystopische Zukunftsvisionen umfassen, beschäftigen sich mit den Folgen von Gier und maßlosem Wachstum sowie mit der menschengemachten Klimakrise. Viron möchte mit seinen Geschichten aufrütteln und das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines achtsamen Umgangs mit der Natur schärfen.
2.1. Libertus
Leise wie Schatten glitten Libertus und drei seiner Gefährten einen felsigen Abhang hinunter. Sein Lendenschurz aus schmutziger Lederrohhaut bedeckte die Hüften nur spärlich. Pfeil und Bogen ruhten lässig über seiner Schulter, während er sich mit seinem durchtrainierten Körper und den kräftigen Armen lautlos den Felsen hinab bewegte. Die dunkle, ledrig anmutende Haut hat einen äußerlich nicht gleich erkennbaren Schutzfilm, der den gesamten Leib vor der erbarmungslosen Hitze bewahrt. Sein langes, glattes, von der Sonne gebleichtes Haar hing stellenweise leicht verklumpt weit über die Schultern. Die Felsen glühten, und die gleißende Luft spiegelte die unerbittlichen Temperaturen wider.
Zwei seiner Gefährten trugen erlegtes Wild auf einer schlichten Holztrage. Drei schmale, magere Füchse mit übergroßen Ohren und ein großes, fettes, schuppiges Schwein, das mit einer dicken Kruste aus getrocknetem Schlamm kaum zu erkennen war. Der Dritte hielt einen Speer in der Hand, und in einem aus Pflanzenfasern gefertigten Brustgurt steckten am Rücken zwei Wurfmesser, die grimmig über seine Schulterblätter ragten. Manche trugen heute eine Kreidezeichnung im Gesicht, einen weißen, kräftigen Strich knapp unter den Augen, quer durch das Gesicht.
Auf dem Heimweg von der täglichen Jagd durchquerten sie das vor ihnen liegende Tal, das wie eine Wanne aussah, gefüllt mit rotem Sand und umgeben von rötlichen, steinigen Bergen. Grünbraune Kakteen und verdorrte Bäume zeichneten die Landschaft. Der Heimweg führte über einen Bergrücken wieder empor, um zu ihren Behausungen im Raugebirge zu gelangen. Trotz des hohen Tempos plauderten sie während des Abstiegs plaudernd über einen Pfad nach unten, gesäumt von zackigem Felsgestein.
Da zuckte Libertus zusammen und duckte sich. Während er hinter einem großen Felsen an der linken Seite in Deckung hechtete, zischte er ein leises „Achtung.“ Seine Kameraden folgten ihm blitzartig. In der Talenge, etwa zweihundert Meter vor ihnen, bewegten sich vier Gestalten schwerfällig in ihre Richtung. Ihre klobigen, bis zu den Knien hoch geschnürten Schuhe, Helme und Kanister auf dem Rücken ließen sie aussehen wie Raumfahrer, die gerade einen neuen Planeten erkundeten. Die hitzebeständigen Anzüge wirkten wie aufgeblasen und glänzten silbern im gleißenden Licht der Sonne. Nur mühsam kamen sie voran, und Gott sei Dank war ihr Sichtfeld eingeengt.
Libertus wandte sich an seine Gefährten: „Diese Männer tragen Betäubungsgewehre. Es ist ein Jagdtrupp, der uns aufspüren will. Wir könnten sie leicht ausschalten, aber das würde nur unnötige Aufmerksamkeit auf unser Gebiet lenken. Wenn wir sie eliminieren, hinterlassen wir Spuren, und das dürfen wir uns nicht leisten. Wir weichen aus.“
Sie kehrten um und umgingen geschickt diese Gefahr. Hinter einem Bergrücken zogen sie einen großen Bogen und stiegen an anderer Stelle ab. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tales angekommen, stiegen sie die Erhebung zum Raugebirge hoch.
In der Mitte des Berges, auf einem Plateau, erwartete sie eine kleine Abordnung von fünf Männern aus der Horde Magius. „Amigos, wieso kommt ihr jetzt erst“, fuhr sie ein kleinwüchsiger, durchtrainierter Bursche an, dessen Kopf ein Stirnband aus Leder zierte. Myra, der Boss der Abordnung, hatte zwei erlegte Vögel vor seinen Füßen liegen, und einer seiner Männer trug einen Speer, an dem drei Fische steckten – die Beute ihrer Jagd in den nahen Tiefebenen. Alle Männer waren schwarz gebrannt von der Sonne und hatten kohlrabenschwarzes Haar. Der Schweiß auf den Leibern glänzte im gleißenden Licht. „Wir sind spät dran, und unsere Leute haben Hunger“.
„Schon gut, Myra. Wir mussten einen Umweg nehmen, weil uns ein Wachtrupp der Unterirdischen den Weg versperrt hatte. Obwohl sie mit den Schutzanzügen zu schwerfällig und zu langsam gewesen wären, um uns zu schaden, sind wir ihnen aus dem Weg gegangen, um unsere Jagdgebiete nicht zu verraten. Dafür haben wir unbemerkt einen großen Bogen hinter dem Tal gemacht, und das hat zusätzlich Zeit gekostet“.
Der Anführer herrschte ihn ungeduldig an: „Verstanden, aber momentan sind mir die Unterirdischen egal. Wir müssen Nahrung liefern, bevor die Sonne untergeht. Das ist mein Auftrag, und den werde ich erfüllen.“
Libertus nickte ihm verständnisvoll zu und verzog dabei keine Miene. Obwohl er selbst bester Freund und Vertrauter von Magius, dem Horden Führer, war, akzeptierte er die Rolle von Myra. Libertus war sich jeder Unterstützung von Magius sicher, denn nicht zuletzt war die Horde auf ihn angewiesen. Er drang in Hochebenen vor, wo das Wild nur auf große Entfernung zu erlegen war. Dort, wo kaum mehr Pflanzen wuchsen und es keinen großzügigen Sichtschutz zum Anschleichen gab, spielte er seine hervorragenden Eigenschaften aus. Absolute Treffsicherheit mit dem Pfeil über weite Distanzen und die Fähigkeit, mit der Landschaft bei der Pirsch zu verschmelzen, machten ihn zu etwas Besonderem. Niemand konnte so geschickt mit der stillen Waffe umgehen wie Libertus. Die Sonnenmenschen verwendeten keine Feuerwaffen, um nicht entdeckt zu werden, und sie hatten auch nicht die Möglichkeit, Munition herzustellen, oder die Gewehre, die sie gefunden hatten in Schwung zu halten.
Die Horde Magius, der Libertus zugeordnet war und die er bei der Nahrungsbeschaffung unterstützte, umfasste an die dreihundert hungrigen Bäuche. Um diese Menge satt zu bekommen, jagten sie immer öfter im gebirgigen Hochland, wo noch ausreichend Wild zu finden war. Sie erlegten alles, was das verrückte Klima bislang verschont hatte und was sein Trupp, der ihn begleitete, tragen konnte.
Nach einer Stunde erreichten sie die ersten Behausungen einer breit gestreuten Siedlung. Diese bildeten eine Art Vorposten und schützten den Kern des zentralen Unterschlupfes. Es waren schlichte Steinhäuser mit unregelmäßigen Wänden und Dächern aus Holzstämmen. Die Steinfugen und Holzfugen waren dick mit Lehm verschmiert, um die Bauten vor allem gegen Regen und Wind zu schützen. Durch die dunkel rötliche Farbe der Tonerde verschmolzen die Häuser mit der Landschaft, und wer nicht genau hinsah, lief leicht daran vorbei.
Die Vegetation war hier zwar vielfältig, aber farblich eher eintönig. Verschiedene Kakteen und Dornenbüsche, die mehr Braun als Grün zeigten, zierten hauptsächlich das Gelände. Eigenartige Bäume mit rot-schwarz aufgesprungener Rinde ragten gelegentlich in den Himmel, an denen seltsame Kletterpflanzen hochrankten, die dann traurig an den Ästen baumelten. Von den Palmen, die hier oben nur selten zu finden waren, einmal abgesehen, waren die Grünflächen vor den Häusern angelegt. Große Gärten, in denen Gemüse und Obst gediehen. Man sah, dass die Schräge des Berges ausgeglichen wurde, indem jede Menge Erde aufgeschüttet wurde, und so lagen die Felder wie auf einer breiten Sprungschanze nebeneinander. Manche waren mit Schilfdächern beschattet, der Rest lag direkt in der Sonne. Frauen und alte Männer hielten sich in der Anlage auf und entfernten Unkraut oder lockerten den Boden. Andere gingen mit Körben und ernteten Gemüse und Früchte.
Vor jeder Gartenreihe stand ein großer Holztrog, gehackt aus dicken Bäumen, die alle mit Rinnen untereinander verbunden waren. Ein Metallrohr führte zum ersten Holzbecken, das mittig aus dem Berg kam. Der Überlauf dieses Troges lief über eine Abzugsrinne zum nächsten. Am bergseitigen Rohr war ein Wasserhahn angebracht, mit dem der Zufluss gesteuert werden konnte. Alles bestand aus Teilen, die sie irgendwo fanden und sammelten, um sie irgendwann zu gebrauchen. Die Pflanzen wurden dann mit kleinen Gefäßen aus Ton von Hand gegossen, indem man das Wasser aus dem Trog schöpfte.
Hinter diesen Behausungen, die leider mehrmals im Jahr von Unwettern zerstört und wieder aufgebaut werden mussten, zeigte sich nach wenigen Metern eine schmale Öffnung, die direkt in den Berg führte. Auf der anderen Seite des Durchgangs erreichten sie ein großes Plateau, das von fast senkrechten Felswänden umgeben war. Die steilen Wände durchzog ein Höhlensystem, in dem die Horde Magius hauste, sicher vor Unwettern und Feinden. Diese Behausung war von niemanden einnehmbar, und das war auch der Hauptgrund, warum sie sich hier niedergelassen hatten.
Die, von laut freudigem Kinderlärm empfangene Jagdgemeinschaft, begab sich unter wildem Klatschen und Tanzen zu ihrem Ziel. Junge Mädchen und Burschen bildeten lachend und applaudierend ein Spalier und zeigten ihre Bewunderung für die Jäger. Vor einem hallenartigen Höhleneingang stoppte der Jagdtrupp und übergab die Beute einer Gruppe von Frauen, die sich um die weitere Verarbeitung und Verteilung des Fleisches kümmerten.
Die Freude über die Beute war groß, und es wurde gelobt und gescherzt.
"Libertus, das war wieder eine erfolgreiche Jagd. Hast du das wie immer alles allein erlegt?", kicherte Gaella mit zusammengekniffenen, listigen Augen. Ihr Lächeln drängte sich gegen ihre dicken Wangen, die nun versucht waren, ihre Augen gänzlich zu verdecken. Gaella war eine Frau mittleren Alters mit strammen Füßen und üppigen Hinterbacken. Alle grinsten, denn sie wussten, dass Gaella ihrem Libertus stets scherzhaft den Hof machte, wenn er von der Jagd zurückkam. Es war jedoch offensichtlich, dass dies lediglich im Spaß geschah, da sie in keiner Weise zu ihm passte.
Die Horde Magius und die anderen Siedlungen in der Umgebung hatten sich vor etwa zweihundert Jahren aus den damals lebenden Samari entwickelt. Schon damals entzogen sie sich freiwillig jeglichem Kontakt mit der Zivilisation und nannten sich selbst "Panki-Luaorani", abgekürzt "Pankis". Die Kleidung in der Horde Magius bestand größtenteils aus Lendenschurzen. Einige...
Erscheint lt. Verlag | 1.12.2024 |
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Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik ► Natur / Ökologie |
Technik | |
Schlagworte | Dystopie • Freiheitskampf • Gewalt • Klimakatastrophe • Macht und Gier • Moralische Konflikte • Mut und Hoffnung • Naturverbundenheit • Postapokalypse • Science Fiction • Sex • Überlebenskampf • Zivilisationskritik |
ISBN-10 | 3-384-39174-8 / 3384391748 |
ISBN-13 | 978-3-384-39174-2 / 9783384391742 |
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Größe: 2,2 MB
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