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Künstlerische Residenzen in ländlichen Räumen -

Künstlerische Residenzen in ländlichen Räumen (eBook)

Un/Doing Difference im Zusammenspiel künstlerischer, sozialer und bildender Prozesse
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
277 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8639-3 (ISBN)
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Der Band gibt Einblicke in partizipativ angelegte Residenzprojekte aus den Bereichen Tanz, Theater und Performance, die in ländlichen Räumen angesiedelt sind. Mit Fokus auf die Prozesse der Zusammenarbeit zwischen Künstler*innen und Teilnehmenden werden einerseits Residenzprojekte in ihrer Eigenlogik vorgestellt. Andererseits wird der Blick darauf gelenkt, wie Differenzdimensionen in diesen erprobt, irritiert und ruhen gelassen werden. Damit leistet der Band einen Beitrag zur Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten Reflexionswissens über den Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt in Prozessen kultureller Bildung in ländlichen Räumen.

Dr. Kristin Westphal ist Professorin an der Universität Koblenz.

Einblicke in Residenzprojekte. Prozesse, Themen, Strategien


Micha Kranixfeld und Barbara Sterzenbach

Augustusburg, Grebenhain, Lautertal, Nieden, Pasewalk, Schotten, Staufenberg – Gemeindenamen, die selten fallen, wenn über die zeitgenössischen Künste geschrieben wird. Im Laufe unserer Forschung wurden sie uns sehr vertraut. Wie die Künstler*innen, die wir begleiteten, lernten wir die Landschaften kennen (s. dazu Sterzenbach 2023; Westphal/Kranixfeld 2023; Sauer 2023), erkundeten Wege und Orte, machten Bekanntschaften und bekamen ein Gespür für die regionale Geschichte. Anhand von acht Residenzprojekten stellen wir im Folgenden die Vielfalt der künstlerischen Strategien, Prozesse, Ergebnisse und Spuren vor, die wir beobachtet haben. Manche Projekte streifen wir dabei nur kurz, bei anderen tauchen wir tiefer ein. Die Unterschiedlichkeit der Konstellationen spiegelt sich auch in den Textformen wider; wir haben versucht, für jeden Prozess einen angemessenen Ausdruck zu finden, statt die Erzählweisen zu vereinheitlichen.

Den Hintergrund zum Verständnis der Arbeitsweisen bilden die drei ländlichen Residenzprogramme von FLUX (Hessen), auf weiter Flur e. V. (Sachsen) und dem Kulturlandbüro Uecker-Randow (Mecklenburg-Vorpommern). Sie legen durch thematische Setzungen, den Aufbau (Dauer, Unterkunft, Partner usw.) und die finanziellen Rahmenbedingungen eine Struktur an, in der sich die ausgewählten Künstler*innen bewegen.

  • FLUX beschreibt sich als Netzwerk von Theatern und Schulen in Hessen. Mit finanzieller Förderung durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur ermöglicht der in Frankfurt ansässige Verein Gastspiele und theaterpädagogische Workshops an Schulen in ländlichen Räumen Hessens. Seit 2015 schreibt FLUX zudem ein Residenzprogramm aus. Die Residenzorte werden dabei gemeinsam mit den Künstler*innen ausgewählt und orientieren sich oft, aber nicht ausschließlich, an bestehenden Kontakten von FLUX. Die bislang umgesetzten Projekte legen dem Verein zufolge „den Fokus auf intergenerationale Begegnungen und begleiten künstlerisch den demografischen Wandel auf dem Land“ (FLUX o. J., o. S.). Eine wesentliche Besonderheit des Programms besteht darin, dass die Residenzen sich nicht auf ein Jahr beschränken, sondern über drei Jahre hinweg Aufenthalte im Umfang von je zwei Monaten ermöglichen. Dabei wird das Format Residenz weit interpretiert: Die Aufenthalte können am Stück absolviert werden, sich auf mehrere Phasen aufteilen oder in Ausnahmefällen auch pendelnd oder in der Nähe des eigenen Wohnorts umgesetzt werden – je nachdem, welches Vorgehen sich ausgehend von lokalen Fragestellungen und Beteiligten (und den Bedingungen eines auf Mobilität ausgerichteten Kunstbetriebs) als notwendig erweist. Nicht selten wird die Umsetzung der Vorhaben durch weitere Förderer ermöglicht. Einmal im Jahr versammelt die sogenannte „FLUX-Plattform“ Künstler*innen und Netzwerkakteur*innen zur Präsentation der künstlerischen Arbeit und zur Diskussion und Weiterbildung.

  • Auf weiter Flur stellt sich als Verein für Bürgerbeteiligung und Stadtentwicklung vor, der in der sächsischen Kleinstadt Augustusburg vor allem in den Bereichen Kunst, Kultur, Bildung und Digitalisierung tätig ist. Die Vereinsaktivitäten sammeln sich um die Transformation des vormals leerstehenden Lehngerichts, eines der ältesten Gebäude des Ortes, das nach dem Kauf durch einen privaten Investor aus Chemnitz in Zusammenarbeit mit dem damaligen Bürgermeister als Treffpunkt, Maker Lab und Kulturort konzipiert wurde. 2020–2022 realisierte der neu gegründete Verein ein Residenzprogramm aus Mitteln des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung, bei dem je drei Künstler*innen für sechs Monate im ans Lehngericht angeschlossenen Wohnhaus lebten und arbeiteten, während das Haus gleichzeitig renoviert und für einzelne Veranstaltungen geöffnet wurde. Die drei Residenzen waren verschiedenen Schwerpunkten zugeordnet (Partizipation, Digitale Medien, Stadtschreiber*in) und wurden innerhalb der vier Residenzrunden mal mit kollektiven Verbünden, mal mit einander unbekannten Personen besetzt. Der Auftrag an sie lautete, „eine digitale und analoge Vision für die Stadt Augustusburg [zu] entwicklen (sic!) und dabei die Bewohner*innen aktiv ein[zu]beziehen“ (aufweiterflur o. J., o. S.). Auf diese Weise dienten die Residenzen der Erprobung zukünftiger Aktivitäten des Vereins, die inzwischen von eigenen Mitarbeiter*innen fortgeführt werden.

  • Das Kulturlandbüro Uecker-Randow wurde 2020 gegründet und versteht sich als mobile Beratungs-, Kommunikations- und Netzwerkstelle für Kultur im Gebiet eines ehemaligen Landkreises in Mecklenburg-Vorpommern. Die Gründung erfolgte im Rahmen von TRAFO, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, die zum Ziel hatte, „Veränderungsprozesse in der regionalen Kulturarbeit anzustoßen“ (TRAFO o. J., o. S.) und Kultur im Rahmen von Regionalentwicklung positionierte. Kunst und Kultur werden vom Kulturlandbüro „als Antriebskraft für Vernetzung und die Stärkung der Gemeinschaft [vor Ort]“ (Kulturlandbüro o. J., o. S.) beschrieben. An der Gründung des Kulturlandbüros Uecker-Randow war neben dem Landkreis Vorpommern-Greifswald das Produktionszentrum Schloss Bröllin beteiligt. Das Format Dorfresidenz spielte eine zentrale Rolle, um während des Aufbaus von Netzwerk- und Beratungsstrukturen die Chancen kultureller Arbeit sichtbar zu machen und Herausforderungen zu erproben. In acht Gemeinden wurden seit 2021 in Phasen zwischen vier und zwölf Monaten Residenzen realisiert. Ein wichtiger Unterschied zu den zuvor genannten Programmen bestand im Auswahlprozess: Die Gemeinden wurden zur aktiven Bewerbung um eine Residenz ermutigt. Die ausgewählten Dörfer bildeten anschließend lokale „Dorfjurys“, die aus einem Kreis ebenfalls vorausgewählter Künstler*innen ihre Wahl trafen. Dem Kulturlandbüro fiel die Rolle der Begleitung und Vermittlung zwischen Gemeinde und Künstler*innen zu. Die Residenzen wurden dabei immer als Impuls verstanden, also nur als ein Schritt in einem langfristigen Transformationsprozess, der vom Kulturlandbüro weiter begleitet wurde und oft in anderen Bahnen verlief, als es noch während der Residenz absehbar war.

Auch wenn wir erst im IV. Teil genauer zwischen den Residenzen vergleichen, gibt es auch in diesem Teil des Bandes bereits Gemeinsamkeiten zu entdecken. Die Überschriften der Unterkapitel heben jeweils einen Aspekt hervor, der in der jeweiligen Residenz besonders gut zu beobachten war, aber auch in allen anderen vorkam. In der Zusammenschau der Überschriften ergibt sich so ein Gesamtbild jener Prozesse, Themen und Strategien, die das künstlerische Arbeiten über alle Residenzen hinweg prägten (s. Abb.1).

Abb. 1: Gesamtbild der Prozesse, Themen, Strategien (eigene Darstellung)

Die den Texten zugeordneten Fotografien zeigen Arbeitsorte der Künstler*innen: Keiner gleicht einer klassischen Black Box, gearbeitet wird stattdessen auf der Straße, im Wald, im Vereinsheim, im Leerstand, im Jugendtreff oder in der Schule.

An diesen Teil schließt anstelle eines Fazits ein Zwischenspiel an (Teil III) – ein Skript für ein Hörstück über beteiligungsorientierte Residenzen, das wir aus unseren Beobachtungen und Gruppendiskussionen entwickelt haben und das folgende Fragen adressiert: Wie wird in künstlerischen Residenzen mit der Vielfalt ländlicher Räume umgegangen? Welche Erwartungen haben Kunstschaffende und Teilnehmende aneinander, welche Antworten finden sie auf ihre Fragen? Und welche Rolle spielen dabei unterschiedliche Residenzformate?

...

Erscheint lt. Verlag 18.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-7799-8639-6 / 3779986396
ISBN-13 978-3-7799-8639-3 / 9783779986393
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