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Das kindheitspädagogische Projekt -

Das kindheitspädagogische Projekt (eBook)

Suchbewegungen und Perspektiven zum zwanzigjährigen Bestehen kindheitspädagogischer Studiengänge
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
322 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8119-0 (ISBN)
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Die Entstehung der ersten kindheitspädagogischen Studiengänge im Jahr 2004 ging mit der Absicht einer umfangreichen Professionalisierung der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Familien einher. Angeregt werden sollte eine Ausweitung der Forschung und eine grundlegende qualitative Weiterentwicklung des Systems der Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern. Mit den Beiträgen des Bandes werden die mit der Etablierung der Studiengänge angestoßenen Dynamiken skizziert und die Erträge und Perspektiven für die kindheitspädagogische Profession, die Disziplin und die Praxisfelder diskutiert.

Peter Cloos, Dr. phil., ist Professor für die Pädagogik der frühen Kindheit an der Universität Hildesheim, Fachbereich Erziehungs- und Sozialwissenschaften, Institut für Erziehungswissenschaft. Edita Jung, Jg. 1974, Dr. phil., ist Professorin für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Bildung und Erziehung an der Hochschule Emden/Leer. Claus Stieve, Dr. phil., ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt frühe Kindheit an der Technischen Hochschule Köln. Vor seiner Professur arbeitete er als Erzieher, KiTaleiter und Fachberater. Susanne Viernickel, Jg. 1960, Dr. phil., ist Professorin für 'Pädagogik der frühen Kindheit' an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Prof. Dr. Dörte Weltzien lehrt und forscht seit 2009 an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Sie leitet dort den Masterstudiengang 'Bildung und Erziehung im Kindesalter' und gemeinsam mit Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff das Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ).

Konsolidiert – Homogenisiert – Pluralisiert


Schlaglichter auf Entwicklungstrends kindheitspädagogischer Studiengänge

Kirsten Fuchs-Rechlin und Pascal Hartwich

1.Einleitung


Studiengänge der Kindheitspädagogik existieren mittlerweile seit fast zwei Jahrzehnten, sie feiern 2024 ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Eingerichtet wurden diese Studiengänge, um zur qualitativen Weiterentwicklung der pädagogischen Arbeit in Kindertageseinrichtungen beizutragen und zugleich internationale Anschlussfähigkeit herzustellen sowie den Bildungsauftrag der Kindertagesbetreuung sicherzustellen (Bröring 2017, S. 55). Gestartet ist dieses neue Qualifikationsprofil demnach als Akademisierungsprojekt für die Frühe Bildung.

Der Zeitpunkt, zu dem die ersten Absolvent*innen in den Arbeitsmarkt eintraten, war außerordentlich günstig: Er fiel mit der durch den U3-Ausbau angestoßenen Expansion der Frühen Bildung zusammen. Aufgrund dessen mündete die überwiegende Mehrheit der Kindheitspädagog*innen, nämlich rund 70 %, häufig entgegen ihrer ursprünglichen beruflichen Aspirationen, in das Arbeitsfeld der Kindertagesbetreuung ein (Kirstein/Fröhlich-Gildhoff 2014; Fuchs-Rechlin et al. 2015, S. 39; Züchner/Schmidt/Bröring 2017). Der Befund, wonach die Frühe Bildung bis heute das wichtigste Beschäftigungsfeld für Kindheitspädagog*innen ist, bestätigt sich auch in den Analysen der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik: Von den 25.820 Kindheitspädagog*innen, die seit Einführung dieser Studiengänge bis 2021 ausgebildet wurden, finden sich 2022 immerhin 10.841 Personen und damit 42 % in einer Kita (Statistisches Bundesamt 2022a, o. S.). Weniger gut etablieren konnten sich die Kindheitspädagog*innen laut amtlicher Statistik hingegen in den anderen Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe: Lediglich 1.550 und damit 16 % aller jemals ausgebildeten Kindheitspädagog*innen sind dort tätig (Statistisches Bundesamt 2022b, o. S.). Sofern sie ihren Weg in eines der anderen Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe gefunden haben, sind sie mehrheitlich, nämlich zu 53 %, in den stationären erzieherischen Hilfen zu finden (Statistisches Bundesamt 2018, o. S.). Weitere 21 % arbeiten in den ambulanten erzieherischen Hilfen und 12 % in der Kinder- und Jugendarbeit. Zur Beschäftigung von Kindheitspädagog*innen in weiteren Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe, wie u. a. dem schulischen Ganztag, und zu deren Tätigkeiten in für die kindheitspädagogische Weiterentwicklung bedeutsamen Arbeitsfeldern außerhalb der Kinder- und Jugendhilfe (bspw. Fachschulen, Stiftungen, Forschungs- und Transferinstitute), liegen keine belastbaren Daten vor.

Im Gesamtgefüge des Personals in Kitas stellen die Kindheitspädagog*innen trotz der hohen Einmündungsquote – angesichts ihrer vergleichsweise kurzen Geschichte erwartungsgemäß – nach wie vor eine vergleichsweise kleine Gruppe dar. Aktuell stehen den rund 11.000 Fachkräften mit kindheitspädagogischem Abschluss rund 461.000 Personen mit einer Ausbildung zur Erzieher*in, 19.000 aus der Sozialen Arbeit, 8.956 aus der Erziehungswissenschaft und 75.000 aus der Kinderpflege gegenüber (FKB 2023, S. 35). In Prozentwerten ausgedrückt: Während die Erzieher*innen rund 64 % und die Kinderpfleger*innen etwa 10 % des Personals ausmachen, stellen die Kindheitspädagog*innen lediglich 1,5 % aller pädagogisch tätigen Personen in Kitas. Damit liegen Sie zwischen den Erziehungswissenschaftler*innen, die auf 1 % kommen und den Sozialpädagog*innen bzw. Sozialarbeiter*innen, die rund 3 % des Personals stellen.

Kindheitspädagog*innen erreichen jedoch, ebenso wie die übrigen akademisch qualifizierten Fachkräfte, überproportional häufig eine Leitungsposition: 19,4 % der Kindheitspädagog*innen und 24 % der übrigen Akademiker*innen sind in einer Leitungsposition tätig (Statistisches Bundesamt 2022a). Gleichwohl stellen die Kindheitspädagog*innen mit 2.105 Personen lediglich 5 % aller Leitungskräfte.

An dem Umstand, dass die Frühe Bildung weitestgehend eine ‚akademikerfreie Zone‘ ist, hat sich also auch nach 20 Jahren umfangreicher Akademisierungsdebatten im Kern nichts geändert. Mehr noch: Die Frühe Bildung ist nach wie vor von allen Bildungsbereichen derjenige mit dem niedrigsten Akademisierungsgrad. So liegt die Akademiker*innenquote des pädagogischen Personals in Kitas i. d. R. deutlich unter jenen des Bildungspersonals in allen anderen Bildungsbereichen (BB 2022, S. 263). Selbst in der dualen Ausbildung und in der Weiterbildung – beides Bereiche, die traditionell ebenfalls einen vergleichsweise niedrigen Akademisierungsgrad aufweisen – liegen die Anteile an hochschulisch qualifiziertem Personal mit 8 % und 66 % (deutlich) höher.

Alles in allem bilden die Kindheitspädagog*innen zwar mittlerweile eine stabile, mit rund 3.500 Studienanfänger*innen pro Jahr jedoch zahlenmäßig kleine Gruppe. Hechler, Hykel und Pasternack (2021) sehen in der Studiengangsentwicklung einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Kindheitspädagogik als wissenschaftliche Disziplin, merken jedoch zugleich an, dass diese Kapazitäten noch nicht gänzlich für die disziplinäre Selbstreproduktion ausreichen, insbesondere mit Blick auf die einschlägigen Masterprogramme (Hechler/Hykel/Pasternack 2021, S. 85). Auch wenn mit diesen Studienanfänger*innenzahlen der Ausbau der Kindheitspädagogik zu einem – zumindest vorläufigen – Abschluss gekommen zu sein scheint, blicken die Studiengänge auf eine phasenweise beachtliche Expansionsdynamik, vorrangig in den ersten Jahren ihres Bestehens, zurück. Daher soll im folgenden Beitrag der Frage nachgegangen werden, wie sich die kindheitspädagogischen Studiengänge seit ihrem Bestehen in quantitativer und qualitativer Hinsicht verändert und ggf. weiterentwickelt haben.

2.Quantitative und qualitative Entwicklungen in der kindheitspädagogischen Studienlandschaft


An den Hochschulen spielte die Frühe Bildung seit den 1960er-Jahren – allenfalls unterbrochen durch ein kurzzeitiges Aufflammen im Zuge der Bildungsreform der 1970er Jahre – kaum eine Rolle. Sie fand lediglich punktuell als Wahl- oder Schwerpunktbereich, etwa in den Studiengängen der Diplom-Pädagogik, der Sozialpädagogik/Sozialen Arbeit, der Grundschulpädagogik und vereinzelt in den Lehramtsstudiengängen der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik, Beachtung (FKB 2014, S. 68). Begleitet von einem verstärkten öffentlichen Interesse an frühkindlichen Bildungsprozessen, nicht zuletzt ausgelöst durch den PISA-Schock, nutzten die Hochschulen ab 2004 die im Rahmen der Bologna-Reform entstandenen Spielräume, um Studiengänge spezielle für die Früh- und Kindheitspädagogik einzurichten. Damit gab es erstmals Studiengänge, die dezidiert für eine Tätigkeit in der Frühen Bildung und deren Unterstützungssystemen qualifizierten. Seitdem sind zahlreiche neue Studiengänge entstanden, andere wurden eingestellt, zeitweise ausgesetzt oder inhaltlich überarbeitet. Nach zwei Jahrzehnten existiert ein bundesweites – wenn auch regional unterschiedlich dichtes – Netz hochschulischer Qualifizierungsangebote in der Kindheitspädagogik, das vor allem an Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) verankert wurde (Helm 2015). Inwiefern sich die Verankerung dieser Disziplin vorrangig an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften als Hemmschuh der Disziplinentwicklung entpuppt, wird kontrovers diskutiert und unterschiedlich bewertet: Während Hechler, Hykel und Pasternack (2021) in der Zurückhaltung der Universitäten ein grundlegendes Strukturdefizit in der Disziplinentwicklung sehen, heben Schmude und Dreyer (2022, S. 148) die Potenziale der HAWs für die...

Erscheint lt. Verlag 4.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-7799-8119-X / 377998119X
ISBN-13 978-3-7799-8119-0 / 9783779981190
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