Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Lernleitern - Wege in die Praxis (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
80 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-61892-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lernleitern - Wege in die Praxis -  Thomas Müller,  Theresa Schaller,  Ruth Würzle
Systemvoraussetzungen
28,99 inkl. MwSt
(CHF 28,30)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Lernen mit Lernleitern ist ein Konzept, das der wachsenden Heterogenität im Klassenzimmer begegnet und für sämtliche Schulformen und Fächer anwendbar ist. Besonders gestaltete Lernpläne führen die Schülerinnen und Schüler dabei durch abwechslungsreiche Aktivitäten, die sie selbstbestimmt in unterschiedlichen Sozialformen im Unterricht bearbeiten. Dieses Praxisbuch gibt einen detaillierten Einblick in das 'System Lernleitern' und behandelt die Begleitung von Lernenden in selbstregulierten Lernumgebungen. Ausgewählte Lernleitern aus den Bereichen Grundstufe bis Sekundarstufe II sowie verschiedenen Fächern demonstrieren die Integration des Konzepts in die Schulpraxis. Die im Onlinematerial bereitgestellten Kopiervorlagen unterstützen Lehrkräfte bei der Entwicklung eigener Lernleiterarrangements.

Prof. Dr. Thomas Müller, Würzburg, lehrt und forscht als Akademischer Direktor am Lehrstuhl Pädagogik bei Verhaltensstörungen an der Universität Würzburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind pädagogische Beziehungen, Kinderarmut, Erziehung unter erschwerten Bedingungen und Unterricht mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen. Theresa Schaller, Regensburg, arbeitet als Lehrerin, Dozentin und Beraterin in nationalen und internationalen Schulentwicklungsprojekten mit dem Schwerpunk System Lernleitern und adaptive Lernumgebungen. Ruth Würzle, Bad Abbach, ist Pädagogin, Künstlerin und berät ebenfalls zu Schulentwicklungsprojekten, vor allem in Nord-Kenia.

Prof. Dr. Thomas Müller, Würzburg, lehrt und forscht als Akademischer Direktor am Lehrstuhl Pädagogik bei Verhaltensstörungen an der Universität Würzburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind pädagogische Beziehungen, Kinderarmut, Erziehung unter erschwerten Bedingungen und Unterricht mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen. Theresa Schaller, Regensburg, arbeitet als Lehrerin, Dozentin und Beraterin in nationalen und internationalen Schulentwicklungsprojekten mit dem Schwerpunk System Lernleitern und adaptive Lernumgebungen. Ruth Würzle, Bad Abbach, ist Pädagogin, Künstlerin und berät ebenfalls zu Schulentwicklungsprojekten, vor allem in Nord-Kenia.

Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung...................................................5
2. Leben und Lernen in
Verbundenheit.........................................7
2.1. Verbunden mit sich selbst und
über sich hinaus.................................................. 7
2.2 Verbunden mit anderen und anderem.............. 9
2.3 Verbunden mit der Welt................................... 10
3. Verbunden im Lernen:
Kernelemente des Systems
Lernleitern ............................................. 13
3.1 Lernleiter.......................................................... 14
3.2 Milestones......................................................... 16
3.3 Aktivitäten........................................................ 18
3.4 Symbolsystem.................................................. 19
3.5 Lernraum.......................................................... 20
3.6 Sozialformen..................................................... 23
3.7 Hilfesystem....................................................... 24
3.8 Planung, Reflexion, Feedback und
Dokumentation................................................ 26
3.9 Rollen und Aufgaben ...................................... 28
3.10 Lernzeit............................................................. 30
4. Verbunden in
Bildungspartnerschaften:
Entwicklungs-, Implementierungsund
Evaluationswege.......................... 31
4.1 Phasen der Einarbeitung in das System
Lernleitern........................................................ 31
4.2 Entwicklungswege und Beispiele
von Lernleitern................................................. 33
4.3 Erstellung und Erprobung
von Milestones.................................................. 40
5. Verbunden in der Praxis: Beispiele
von Lernleitern...................................... 41
5.1 Lernleiter Lesen und Schreiben -
Grundschulstufe............................................... 41
5.2 Lernleiter Arithmetik - Grundschulstufe
Förderschule..................................................... 45
5.3 Lernleiter Umweltbewusstsein - ab
Sekundarstufe I................................................. 48
6. Verbindungen wirken: Effekte der
Arbeit mit Lernleitern........................ 52
6.1 Lernleitersysteme und ihre Effektivität.......... 52
6.2 Lernleitersysteme - wissenschaftliche
Zugänge zur Wirksamkeit............................... 53
7. Leben und Lernen in
Verbundenheit - ein Ausblick.......... 55
Literatur............................................................ 56
Abbildungsverzeichnis................................. 58
Anhang: Online Material............................. 58
Sachregister.................................................... 59

3. Verbunden im Lernen: Kernelemente des Systems Lernleitern

Die Realität der Heterogenität in den Schulen fragt nach Lernumgebungen, die der Vielfalt der Kinder und Jugendlichen gerecht werden. Wie können Lehrpersonen individuelle Lernvoraussetzungen und -dispositionen im Hinblick auf Interesse, Motivation, Leistungsvermögen, Leistungsniveau und Grad der Selbstständigkeit berücksichtigen und Lernarrangements durch differenzierte Gestaltung von Lerninhalten, Lernwegen, Arbeitsmenge, Lerntempo, Lernhilfen, Sozialformen und Lernorten anpassen? In der pädagogischen Grundlagenforschung gilt es weitgehend als Konsens, dass Individualisierung und Differenzierung den „Königsweg“ der Unterrichtsentwicklung beschreiben, wenn es darum geht, der Heterogenität der Schülerschaft gerecht zu werden (vgl. Hardy et al 2011; Heinzel / Prengel 2012; Bohl /Batzel / Richey 2012).

Um individualisiertes Lernen in heterogenen Lerngemeinschaften zu ermöglichen, gilt es, die Lernumgebung inhaltlich und prozessual so gut zu strukturieren, dass Kinder und Jugendliche selbstständig arbeiten können. Gleichzeitig bedarf es einer Atmosphäre, welche die Verbundenheit aller Beteiligten kultiviert und intensiviert. Ausgangspunkt des Systems Lernleitern ist die Idee des gemeinsamen Lernens von Schülerinnen und Schülern unterschiedlichen Alters und Leistungsniveaus. Lernleitern haben ihren geografischen und inhaltlichen Ursprung im südindischen Rishi Valley, im Bundesstaat Andhra Pradesh.

Informationen zur Herkunft der Lernleitern finden sich im Online-Material.

Die Lernenden – nicht die Lehrkraft – organisieren ihre individuellen Lernprozesse mit Hilfe sogenannter Lernleitern und bearbeiten die Lernaufgaben in einem bewusst heterogen gestalteten Verbund aus Mitlernenden. Dies wird möglich, wenn Lehr- und Unterrichtspläne in Lern- und Aktivitätspläne umgewandelt werden.

Die Visualisierung eines solchen Lernplans wird als Lernleiter bezeichnet.

Im System Lernleitern treffen und verbinden sich Lernende mehrerer Jahrgangsstufen und Leistungsniveaus in einer gut vorbereiteten gemeinsamen Lernumgebung und arbeiten individuell in ihrem eigenen Tempo. Mit einem materialimmanenten Farb- und Logosystem führt die Abfolge der Aktivitäten auf diesem Lernplan die Schülerschaft durch die Inhalte. Die Lernenden führen die Aktivitäten entweder allein, mit einem Partner, in einer Gruppe oder mit der Lehrkraft durch – je nach didaktischer Gestaltung der jeweiligen Aktivität und Bedarfe der Individuen. Mit integrierten Selbstevaluationen und Feedbackgesprächen werden die selbstgesteuerten Lernfortschritte gesichert und der Zusammenhalt der Lerngemeinschaft gewahrt. Die Lernumgebung im System Lernleitern ist systemisch, methodisch und materiell so gestaltet, dass es den Lernenden ermöglicht wird, ihr Lernen nach ihren persönlichen Bedürfnissen zu unterbrechen und wieder aufzunehmen. Die natürliche Heterogenität der Lerngruppen stellt für Schule und Unterricht kein unüberwindbares Problem mehr dar, denn sie wird bewusst als Anlass für das Anerkennen unterschiedlicher Begabungen und Förderbedarfe genutzt. Das System Lernleitern ermöglicht somit nicht nur das gemeinsame Lernen mehrerer Klassen- und Jahrgangsstufen, sondern auch, dass Lehrkräfte weniger Zeit mit dem Unterrichten und mehr Zeit mit der individuellen Förderung der Lernenden verbringen können. So werden Lehrkräfte von der herkömmlichen Aufgabe der ständigen Unterweisung entbunden. Stattdessen können sie sich als Lernpartner anbieten, um unterstützend und begleitend zur Seite zu stehen und dadurch in die Beziehungen zu ihren Schülerinnen und Schülern „investieren“.

Das System Lernleitern stellt in der praktischen Umsetzung eine systemisch, inhaltlich und prozessual strukturierte Lernumgebung aus mehreren, miteinander eng verwobenen Kernelementen dar. Diese im Schul- und Unterrichtsalltag wiedererkennbaren Elemente lassen sich am besten aus mehreren Perspektiven beschreiben. Zwar können Konzeption und Aussehen der (internationalen) Lernleiter-Varianten je nach Kontext, Sprache, Kultur, Schulart, Fach, Altersgruppe und staatlichen Vorgaben des einzelnen Landes oder der Region stark variieren, aber die Kernelemente lassen sich jeweils wiederfinden.

Abb. 1: Kernelemente des Systems Lernleitern (Quelle: eigene Illustration)

Einen Eindruck der systemischen, inhaltlichen und prozessualen Verbundenheit der einzelnen Kernelemente innerhalb des Systems Lernleitern vermittelt die Darstellung „Kernelemente des Systems Lernleitern“. Die in diesem Kapitel dargestellten Kernelemente dienen auch als Strukturierung bei der Betrachtung unterschiedlicher Lernleiter-Varianten aus der Schul- und Unterrichtspraxis (Kapitel 5) und verhelfen zugleich dabei, eigene Lernleiter-Anlagen zu entwickeln.

3.1 Lernleiter

„Eine Struktur ist ein innerer Zusammenhang, ein ganzheitliches Gefüge, bei dem sich zwar Teilbereiche abzeichnen, die aber immer notwendigerweise aufeinander bezogen sind und in ihrer Gesamtheit unter einer immanenten Gesetzmäßigkeit stehen“

(Schröder 2002, 84).

Die wohl größte Errungenschaft des Systems Lernleitern besteht darin, dass herkömmliche Lehr- und Unterrichtspläne in Lernpläne, sogenannte Lernleitern, umgewandelt werden und dadurch einen „halb-offenen“ Unterricht mit so viel Strukturierung wie nötig und so viel Freiheit wie möglich anbietet. Mit Hilfe eines komplexen, strukturierenden Verfahrens werden durch Lernleitern Unterrichtsinhalte für Lern- und Konstruktionsprozesse systematisiert und über weiteres Freiarbeitsmaterial in verschiedenen sozialen Arrangements angeboten. Freiheit bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Lernenden in ihrem eigenen Tempo ihren eignen Prozessen folgen, sich bilden und die dafür bereitgestellten Materialien ausschöpfen (vgl. Lichtinger & Höldrich 2016). Zur Erläuterung des Kernelements Lernleiter werden im Folgenden die Begrifflichkeiten „Jahrgangsstufe“ oder „Klassenstufe“ herangezogen, um das Verständnis für die Konzeption zu verbessern. Letztlich verschwimmen aber die Jahrgangsstufen im Sinne einer Zuordnung der einzelnen Lernenden zu einer Klasse durch die Arbeit mit Lernleitern im Sinne des MGML-Postulats und des individualisierten Lernens in alters- und leistungsgemischten Lerngemeinschaften.

Aus der Sicht von Lehrkräften brechen Lernleitern einen Lehrplan in einen systematisierten Lernplan herunter. Aus der Sicht der Schülerschaft bieten Lernleitern einen Handlungsplan, dem sie in ihrem eigenen Tempo folgen können. Die Lernleiter mag in gewisser Hinsicht mit einem Wochenarbeitsplan vergleichbar sein. Allerdings werden nicht die geplanten Lerninhalte für eine Woche, sondern die einer oder mehrerer Jahrgangsstufen abgebildet. Zudem kann die Aufgabe, anders als beim Wochenplan, nicht frei gewählt werden. Eine Lernleiter stellt die größte, strukturierende Einheit des Lernsystems dar. Mit einem ausgeklügelten Logo- und Farbsystem machen Lernleitern die Jahrgangs- oder Leistungsniveaus, das Fach oder eine Fächerkombination, die Reihenfolge von thematischen Lerneinheiten, die frei oder vorgegeben sein kann, und die darin angebotenen materialisierten Lernaktivitäten visuell kenntlich.

In den Einraumschulen, den „Satellite-Schools“ in Indien, werden für die Primarstufe beispielsweise fünf Lernleitern für die ersten fünf Jahrgangstufen angeboten. Dabei deckt jede Lernleiter die Inhalte der Fächer Sprache („Telugu“) und „Mathematics“ jeweils einer Jahrgangsstufe ab. In Kenia werden für die „Mobile Schools“ in der Primarstufe jeweils eine Lernleiter pro Fach verwendet. Anders als in Indien decken die kenianischen Lernleitern alle Inhalte eines Faches von mehreren Jahrgangsstufen ab. Und noch ein drittes Beispiel soll an dieser Stelle genannt werden, um die Auflösung der „Jahrgangstufen“ mit Blick auf ein „miteinander verbundenes Lernen“ hervorzuheben: In einer deutschen Mittelschule in Weißenburg sind zwei Lernleitern im Einsatz, die allen Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe gemeinsames Lernen an den Themen Umweltschutz (Lernleiter „Umwelt & Wir“) (Kapitel 5.3) sowie sozial-emotionaler Entwicklung (Lernleiter „SeELe“) ermöglichen. Hierbei wurden für die Lernleiter zum Umweltschutz die Lehrplaninhalte mehrerer Fächer des gesamten Mittelschullehrplans integriert, während SeELe aus dem Mangel systematisierter Materialien zur Auseinandersetzung mit der eigenen sozialen und emotionalen Entwicklung entwickelt wurde.

Weltweit gibt es zahlreiche weitere Beispiele, die den hier genannten indischen, kenianischen oder deutschen Lernleiter-Varianten ähneln oder aber auch nur einzelne Lehrplaninhalte, eines Faches, einer Jahrgangstufe zu einer Lernleiter zusammenfassen. Letztlich bleibt es dem Entwicklungsteam einer Lernleiter überlassen, welche Lehrplaninhalte in eine Lernleiter gefasst werden und welche Form diese schließlich annimmt.

Lernleitern haben einen Anfangspunkt und führen die Lernenden zu einem definierten Ende. Da der Lernweg endlich ist, sind sich die Lernenden stets darüber im Klaren, wo sie sich im Lernprozess befinden, wie weit sie bereits gekommen sind und „wohin die Reise geht“. Ziel ist es, dass bei gegebenenfalls mehreren Lernleitern, diese nahtlos aneinanderknüpfen, um reibungslose Übergänge für die Lernenden unterschiedlicher Klassenstufen und Leistungsniveaus zu ermöglichen. Dies ist ein hervorzuhebendes Merkmal des...

Erscheint lt. Verlag 13.5.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Sonder-, Heil- und Förderpädagogik
Schlagworte Begabungsförderung • Heterogenität • Individualisierung • Lernkonzept • Lernplan • MGML-Methodology • Praxisbuch • Schule • Selbstevaluation • Selbstreguliertes Lernen
ISBN-10 3-497-61892-6 / 3497618926
ISBN-13 978-3-497-61892-7 / 9783497618927
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Adobe DRM)
Größe: 4,1 MB

Kopierschutz: Adobe-DRM
Adobe-DRM ist ein Kopierschutz, der das eBook vor Mißbrauch schützen soll. Dabei wird das eBook bereits beim Download auf Ihre persönliche Adobe-ID autorisiert. Lesen können Sie das eBook dann nur auf den Geräten, welche ebenfalls auf Ihre Adobe-ID registriert sind.
Details zum Adobe-DRM

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen eine Adobe-ID und die Software Adobe Digital Editions (kostenlos). Von der Benutzung der OverDrive Media Console raten wir Ihnen ab. Erfahrungsgemäß treten hier gehäuft Probleme mit dem Adobe DRM auf.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen eine Adobe-ID sowie eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Partizipation - Kooperation - Inklusion

von Udo Wilken; Barbara Jeltsch-Schudel

eBook Download (2023)
Kohlhammer Verlag
CHF 31,25