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Praxishandbuch Lernen durch Lehren -

Praxishandbuch Lernen durch Lehren (eBook)

Kompendium eines didaktischen Prinzips
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
238 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8283-8 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
43,99 inkl. MwSt
(CHF 42,95)
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Lernen durch Lehren (LdL) ist ein in den 1980ern von Jean-Pol Martin entwickeltes Lern-Lehr-Konzept, bei dem Lernende schrittweise die Rolle der Lehrkraft einnehmen. LdL-Anwender*innen berichten von mehr Lernerfolgen, einem Anstieg sozialer Kompetenzen, Flow-Erlebnissen und hohen Partizipationsdynamiken. Ursprünglich für den Fremdsprachenerwerb genutzt und von unterschiedlichsten Schul-Didaktiken aufgegriffen, inspiriert LdL bis heute Lernende und Lehrende weltweit. Das Praxishandbuch bietet praktisches und theoretisches Material zur Implementierung von LdL in unterschiedlichen Lern- und Lehrgebieten.

Prof. Dr. Simon W. Kolbe ist Professor für Soziale Arbeit an der SRH Wilhelm Löhe Hochschule in Fürth. Dort leitet er den Studiengang Soziale Arbeit. Nach seinem Studium der Sozialen Arbeit an der Katholischen Universität Eichstätt Ingolstadt (Diplom Sozialpädagoge (FH) und M.A. Soziale Arbeit) war er vor allem in der Jugendarbeit, Kinder- und Jugendhilfe und Beratung für Geflüchtete tätig. Er promovierte am Lehrstuhl für Sozial- und Gesundheitspädagogik an der KU und untersuchte inklusive Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern. Seine Forschungs- und Lehrschwerpunkte sind Lernen durch Lehren, Bedürfnisorientierte Ethik und Menschenrechtsarbeit, Flucht und Migration, Inklusion und Teilhabe sowie Religiosität und Spiritualität. Prof. Dr .phil. habil. Jean-Pol Martin wurde am 10. April 1943 in Paris geboren. Er studierte Germanistik an der Universität Paris-Nanterre und von 1971 bis 1975 Romanistik und Germanistik in Erlangen. Nach dem Referendariat war er Studienrat in Höchstadt an der Aisch. Von 1980 bis 2008 war er Französischdidaktiker an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Seine Promotion legte er 1985 in Gießen mit dem Thema »Zum Aufbau didaktischer Teilkompetenzen beim Schüler« ab, seine Habilitation 1994 in Eichstätt mit der Schrift »Vorschlag eines anthropologisch begründeten Curriculums für den Fremdsprachenunterricht«. Martin ist der Begründer des Konzeptes »Lernen durch Lehren« (LdL) und der »Neuen Menschenrechte«, die auf den 6 Grundbedürfnissen beruhen.

Ein Praxis-Handbuch für Lernen durch Lehren: Was dieses Werk zu bieten hat


Simon Kolbe, Stefanie Hagsbacher und Jean-Pol Martin

Lernen durch Lehren (LdL) ist bis heute ein bedeutender Lern-Lehr-Ansatz, der sich als didaktisches Prinzip oder langfristig wie punktuell anwendbare Methode verstehen lässt, die einen Paradigmenwechsel, so die Auffassung der Herausgebenden, in der Bildungslandschaft darstellt. LdL vertauscht die Rollen: Schüler*innen bzw. Lernende werden zur Lehrer*innen und Lehrenden. Dieser zunächst banal klingende Rollen- und Perspektivenwechsel ist aber kein Zufallsprodukt für bequemliche Lehrer*innen, sondern beruht auf einem überprüften Theoriekonstrukt und bedeutet für den Lehrenden eher mehr als weniger Arbeit. Möglicherweise ist das auch die größte Herausforderung, die am Ende dafür sorgt, dass LdL zwar erfolgreich ist, aber nicht als bevorzugter Ansatz im Bildungswesen vorzufinden ist.

Dass und wie LdL funktioniert und implementiert werden kann, soll dieses Buch nicht allein durch die meta-analytische Erfassung von Quellen belegen. Doch Vielfalt der Quellen und Anwendungsgebiete – auch die internationale Bandbreite – schafft eine gewisse Unübersichtlichkeit zur Anwendung von LdL (Graef 1994; Oebel 2009a; Guttenberger/Grupe 2011; Kratky/Schultheis 2011; Tacke 2011; Cau 2015; Friedl 2017; Rinschede/Siegmund 2018). Insbesondere berufen sich Quellen auf die ursprünglichen Werke und bisweilen fehlt ein tiefergehender Bezug zu den umfangreichen Materialien von Martin. Zudem wird zwar auf die Relevanz von LdL hingewiesen, aber bestehende Praxiserfahrungen (Abendroth-Timmer 2000; Bartsch et al. 2020) weisen kaum einheitliche Struktur auf und bieten wenig „fassbares“ bzw. „praktikables“ Material zur aktiven Umsetzung von LdL in der Praxis unterschiedlicher Lern- und Lehrgebiete.

Dieses Buch möchte exakt diese Lücken schließen. Interdisziplinär ausgerichtet bieten die Autorinnen und Autoren einerseits einen dezidierten Blick auf ihre unterschiedlichen Praxisfelder wie diverse Schulformen und Lernfelder oder Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit sowie Anwendungen in der Hochschuldidaktik. Darüber hinaus bieten die Beiträge praktische Hinweise zur Anwendung von LdL in ihrem Metier an. Insbesondere ist es Intention der Herausgeber und der Herausgeberin den Leser*innen unterschiedliche Perspektiven für die LdL Anwendung in konkreten Lernprozessen und an unterschiedlichsten Lernorten mit verschiedenen Zielgruppen zu geben. So können Leserinnen und Leser, wir gehen sowohl von Studierenden unterschiedlicher Fächer (Soziale Arbeit, Lehramt, Pädagogik, Förderpädagogik, Heilpädagogik usw.), Praktikerinnen und Praktikern dieser Fächer und Hochschuldidaktiker*innen aus, konkret für ihre Disziplin die nötigen Informationen und Möglichkeiten zum Kompetenzerwerb entnehmen. Darüber hinaus bieten wir in diesem Buch einige Beiträge an, die LdL aus unterschiedlichen Blickwinkeln beurteilen oder mit anderen Konzepten vergleichen. So ist ein fachwissenschaftlicher Diskurs ebenso Bestandteil dieses Buches, wie auch eine Möglichkeit geboten, andere Ansätze im Vergleich zu sehen.

In jedem Kapitel stellen die Autoren*innen ihr konkretes Handlungsfeld dar, in dem sie LdL anwenden. Sie beschreiben die Planung und Umsetzung in der Praxis und reflektieren die Effekte bzw. den Nutzen und die Kritikpunkte von LdL. Zudem geben sie praktische und implementierbare Hinweise an die Leserschaft. Die nun vorzufindenden Kapitel wurden mit drei strategischen Schritten geschaffen: Erstens durch Mitarbeit von Experten*innen von LdL, die im Kernteam mit Jean-Pol Martin kooperieren und korrespondieren. Zweitens wurde ein Call for Articles lanciert, bei dem sich Autoren*innen mit einem Beitrag um eine Position in diesem Buch bewerben konnten. Drittens sind es Beiträge, die in Rücksprache mit Jean-Pol Martin selbst entstanden sind. Die Autoren*innen hatten die Aufgabe, das Handlungsfeld darzustellen, in dem Sie LdL umsetzen und wie sie die Anwendung gestalten. Sie wurden gebeten, positive und negative Effekte und Implementierungsmöglichkeiten von LdL auszuarbeiten. Zudem sollten sie praktische Empfehlungen (Arbeitsschritte/Umsetzungsprozess) zur Anwendung und Vertiefung von LdL für Kollegen*innen aus der Praxis bzw. für Studierende anbieten. Ferner wurden auch theoretische Arbeiten und bereits vorliegende Arbeiten integriert. Zur Optimierung der Qualität durchliefen alle Beiträge ein internes Review.

Das nun vorliegende Herausgeberwerk bietet eine hochwertige Bandbreite an Fachbeiträgen aus der Praxis und dient damit nicht nur als Praxishandbuch im klassischen Sinne, sondern auch als Beleg für die Machbarkeit und den Erfolg eines Lern-Lehr-Prinzips, das durchaus Antwort auf die Lernbedingungen und Bildungsherausforderungen von heute zu verstehen ist.

Dieses Buch hat drei Teile. Der erste Teil betrachtet Lernen durch Lehren aus der heutigen Perspektive: LdL wird von Simon Kolbe als Lernprinzip für alle (1) vorgestellt, die Bedingungen zur Umsetzung von LdL hervorgehoben (2) und auf seine Lernwirksamkeit (3) hin betrachtet.

Der zweite Teil dieses Buches beschäftigt sich mit LdL in der schulischen und beruflichen Bildung: Zunächst bietet Laura Cau-Akkoç einen Einblick in die Arbeit mit LdL in der Förderschule, der sich mit der Selbstständigkeit an diesem Lernort auseinandersetzt. Daraufhin folgt Isabelle Schuhladen, die in einem besonderen Beitrag von ihrer sehr erfolgreichen Arbeit in einer Realschule berichtet: An diesem Artikel war ihre Klasse 9c maßgeblich mit beteiligt – ganz im Sinne von LdL. Danach positioniert Martin Ebers LdL im Bildungsbereich der Hebammenkunst und beantwortet die Frage, wie dieser Ansatz mit der sogenannten Sokratischen Gesprächsform im tertiären Bildungsbereich verbunden werden kann. Im Anschluss daran folgt ein Versuch von Günter Leitzgen, Simon Kolbe und Jean-Pol Martin einen Erfahrungsbericht über die Einführung schülergeleiteten Unterrichts im Fach Französisch in einer 11. Gymnasialklasse aus dem Jahre 1991 zu analysieren und auf heutige Bedingungen zu transferieren. Einen weiteren Erfahrungsbericht präsentiert Roland Graef, der vor allem von den Herausforderungen und Widerständen berichtet, die er bei der Implementierung von LdL erfuhr. Diese Widerstände erfuhr auch Klaus Zirkelbach, der auf mehr als 25 Jahre LdL Erfahrung zurückblickt und diesen Abschnitt des Buches abschließt.

Der dritte Teil dieses Buches ist den Aspekten von LdL in der Hochschullehre und in der Erwachsenenbildung gewidmet: Der erste Beitrag kommt von Joachim Grzega, der LdL im außerschulischen Sprachunterricht für Erwachsene anwendet. Daraufhin untersucht Laura Guse, wie das Konzept Lernen durch Lehren (LdL) in der Hochschullehre der Lehramtsausbildung im Fach Deutsch umgesetzt werden kann. Andreas Broszio ergänzt im Hochschulsektor und identifiziert Lernen durch Lehren als Paradigma eines zeitgemäßen Lernens in Hochschule und Unternehmen. Er thematisiert in seinem Beitrag die Sinnhaftigkeit von LdL im Hochschul- und Unternehmenskontext hinsichtlich der Transformationen von Leben, Lernen und Arbeiten in der VUCA-Welt. Passgenau folgt daraufhin der Beitrag von Lutz Becker, der LdL in der Managementlehre in einem Erfahrungsbericht beschreibt und einen versucht LdL bildungspolitisch aus der Perspektive privater Hochschulen einzuordnen. Der vorletzte Beitrag dieses Buches stammt von Christoph Anrich, der LdL in der Fort- und Weiterbildung für Erwachsene anwendet und relevante Fragestellungen über Lernen durch Lehren in digitalen, virtuellen Strukturen und in Verbdingung mit ChatGPT beantwortet. Im Anschluss an diese Analyse berichten Margret Ruep und Noor Malihah von LdL in einem Projekt an der State Islamic University Salatiga/Indonesien (in englischer Sprache) und belegen damit zum Ende des dritten Teils die erfolgreiche internationale und aktuelle Verbreitung von LdL.

Den vierten Teil dieses Buches bildet ein einzelner Beitrag von Jean-Pol Martin. In autobiographischen Auslassungen wird seine Vita, seine wissenschaftlichen Bezüge und Beziehungen sowie Motivationen dargestellt. Der Mensch Martin, sowie seine Beweggründe und Perspektive werden so nachvollziehbar und bilden somit die Persönlichkeit hinter LdL ab. Derartige Betrachtungen werden in den Augen der Herausgeber häufig vernachlässigt, obwohl sie oft das Fundament der wissenschaftlichen Arbeit darstellen.

Wir, die Autorinnen und Autoren hoffen, dass wir mit diesem Werk den...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-7799-8283-8 / 3779982838
ISBN-13 978-3-7799-8283-8 / 9783779982838
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