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Gemeinsam für bessere Bildung?! -

Gemeinsam für bessere Bildung?! (eBook)

Zivilgesellschaftliche Akteure in kommunalen Bildungslandschaften
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
202 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8319-4 (ISBN)
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Der Sammelband, herausgegeben von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Deutschen Jugendinstituts, wendet sich gleichermaßen an Wissenschaft und Fachpraxis. Er greift die Diskrepanz auf zwischen der großen Akzeptanz und den weitreichenden Erwartungen der an Bildungslandschaften Beteiligten und der bisher randständigen Position der organisierten Zivilgesellschaft in Bildungspolitik und -praxis, aber auch in der empirischen Forschung zu kommunalen Bildungslandschaften. In insgesamt 11 Beiträgen präsentiert er in erster Linie empirische Befunde und Praxiseinsichten zur Zusammenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen, Bildungseinrichtungen und kommunaler Politik und Verwaltung.

Dr. Christine Steiner ist seit 2008 wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut (DJI). Sie arbeitet zu verschiedenen Themen der empirischen Bildungs- und Jugendforschung, u. a. zu Bildungsverläufen und zur Ganztagsbildung. Alexander Kanamüller ist seit 2018 wissenschaftlicher Referent am Deutschen Jugendinstitut (DJI). Seine Arbeits- und Interessensgebiete sind zivilgesellschaftliche Akteure in kommunalen Bildungslandschaften, interorganisationale Kooperationen im Bildungsbereich sowie partizipative (Netzwerk-)Forschung. Ronald Langner ist seit 2020 am Deutschen Jugendinstitut (DJI). Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören gemeinnützige Leistungen von Freiwilligen- und Nonprofitorganisationen im Bildungsbereich sowie Zivilgesellschafts- und Sozialkapitalforschung. Tabea Schlimbach ist seit 2009 wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut (DJI). Zu ihren Arbeits- und Interessengebieten gehören Bildungsübergänge, Migration, Ungleichheit und qualitative Bildungsforschung (u. a. qualitative Netzwerkanalysen).

Inklusive und exklusive Kooperationen im Bildungsbereich


Eine differenzierte Betrachtung von zivilgesellschaftlichen Kooperationsstilen

Ronald Langner und Alexander Kanamüller

1.Einleitung – kommunale Bildungslandschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen


Nicht erst seit den aktuellen politischen Debatten um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und dem damit verbundenen Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote im kooperativen Ganztag gewinnen zivilgesellschaftliche Organisationen wie Sport- und Kulturvereine als Kooperationspartner für Bildungseinrichtungen, aber auch bei den für die Bildungsplanung zuständigen kommunalen Verwaltungsstellen an Bedeutung (Arnoldt/Züchner 2020). Dabei wird auf der einen Seite mit dem Konzept der kommunalen Bildungslandschaft der Mehrwert eines koordinierten, kooperativen und sektorübergreifenden Zusammenwirkens verschiedenster Akteure zur gemeinsamen Gestaltung der Angebotslandschaft im kommunalen Bildungsumfeld hervorgehoben (Mack 2020; Bleckmann/Durdel 2009). Auf der anderen Seite werden mit wohlfahrtspluralistischen Konzepten von Bürgergesellschaft und gesellschaftlicher Engagementpolitik vermehrt integrative Ansätze diskutiert, die die Einbindung von zivilgesellschaftlichen Organisationen und die in ihnen organisierten Bürger:innen unter der Prämisse von Partizipation und Teilhabe als Koproduzenten von sozialen (Dienst-)Leistungen verstehen (Klein u. a. 2010).

Im Vordergrund beider Ansätze steht die Annahme, dass durch die sektorenübergreifende Zusammenarbeit von Organisationen und Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sogenannte „Welfare Mixes“ entstehen, in denen wohlfahrtsstaatliche Regulierungen durch privatwirtschaftliche bzw. gemeinwohlorientierte Beiträge ergänzt werden (ebd.). Übertragen auf den Bildungsbereich sollen durch die interorganisationale Zusammenarbeit die Verantwortlichkeiten bei der kooperativen Planung, Umsetzung und Gestaltung von Bildungsangeboten geteilt werden und so – quasi automatisch – sozial gerechtere Bildungszugänge entstehen. In beiden Diskussionssträngen werden die positiven Synergieeffekte durch übergreifende Formen der regionalen Zusammenarbeit stark betont. Ob kommunale Bildungsnetzwerke und -landschaften dies leisten können, ist ebenso eine offene Frage wie die nach den Besonderheiten und Potenzialen der Zusammenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren und Kommunalverwaltungen (Steiner u. a. 2022). Gibt es zivilgesellschaftliche Akteure, die von regionalen Bildungskooperationen besonders profitieren, oder lassen sich andersherum Vereine, Initiativen oder Genossenschaften finden, die in Netzwerken zur Gestaltung des kommunalen Bildungsumfeldes eher unberücksichtigt bleiben? Obwohl zahlreiche Studien darauf hinweisen, wie wichtig die Einbindung von zivilgesellschaftlichen Organisationen in Bildungslandschaften ist (Olk/Schmachtel 2017; Bleckmann/Durdel 2009), scheint die Einbindung in kommunale Planungs- und Gestaltungsstrukturen im Bildungsbereich nur bestimmte etablierte Organisationen der Zivilgesellschaft einzuschließen und eine Unterscheidung von „privilegierter und marginalisierter Zivilgesellschaft im Hinblick auf die Einbindung in staatliche Politik“ (Schlimbach u. a. 2023, S. 147 mit Bezug auf Roth 2004) nahezulegen.

Ausgehend davon wird im vorliegenden Beitrag der These nachgegangen, dass kommunale Bildungslandschaften für die organisierte Zivilgesellschaft nicht per se partizipativ sind. Grundlegend soll dabei untersucht werden, inwieweit bestehende Formen der zivilgesellschaftlichen Zusammenarbeit vor dem Hintergrund eines allgemeinen Vernetzungs- und Kooperationsnormativs (Schlimbach u. a. 2023) in die Entwicklung und Ausgestaltung des kommunalen Bildungsbereiches einbezogen werden. Es ist davon auszugehen, dass zivilgesellschaftliche Organisationen in verschiedener Weise in kommunale Bildungslandschaften eingebunden sind und sie sich weiterhin in ihrer Anbindung an die kommunale Bildungsverwaltung wie auch in ihren individuellen Kooperationsstilen unterscheiden. Damit verbunden ist die Frage, ob sich bestimmte Gruppen von zivilgesellschaftlichen Organisationen anhand von strukturellen Organisationsmerkmalen identifizieren lassen, welche wiederum Unterschiede in der Ausgestaltung ihrer Bildungskooperationen aufweisen.

Der Beitrag ist wie folgt gegliedert: Zunächst wird der Forschungsstand zu Kooperationen von zivilgesellschaftlichen Organisationen im Bildungsbereich erläutert und ein theoretischer Rahmen für die Auswertungen skizziert. Im Anschluss an die Vorstellung der Datengrundlage und des methodischen Vorgehens werden empirische Ergebnisse zu typischen Kooperationsstilen zivilgesellschaftlicher Organisationen vorgestellt. Abschließend werden die Befunde diskutiert und im Hinblick auf die Mitgestaltungsmöglichkeiten von zivilgesellschaftlichen Akteuren in kommunalen Bildungslandschaften eingeordnet.

2.Forschungsstand und theoretischer Rahmen – Bildungskooperationen als spezifische Form des sozialen Kapitals


In der bisherigen Forschung zu Bildungskooperationen wird angenommen, dass die Zusammenarbeit von Bildungsakteuren wie zivilgesellschaftlichen Organisationen dazu beitragen kann, ein breiteres Spektrum an non-formalen und informellen Bildungsangeboten bereitzustellen. In den letzten Jahrzehnten haben sich zahlreiche Kooperationsformen zwischen Bildungseinrichtungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen entwickelt, die sich u. a. auf die Vermittlung von bürgerschaftlichen Kompetenzen für mehr gesellschaftliche Teilhabe und Mitgestaltung konzentrieren (Hartnuß/Heuberger 2010). Gleichzeitig betrachten bildungs- und sozialpolitische Reformprogramme zur Entwicklung von kommunalen Bildungs- und Erziehungslandschaften sektor- und organisationsübergreifende Kooperation eher als einen potenziellen Lösungsansatz für strukturelle Probleme im Bildungssystem (Hack/Maykus 2023). Durch interorganisationale Kooperationen, so die Annahme, können knappe Ressourcen gebündelt werden, um mit begrenzten finanziellen und personellen Mitteln ein vielfältiges, qualitativ hochwertiges und sozial gerechtes Spektrum von Bildungsangeboten bereitzustellen. Zivilgesellschaftliche Akteure versprechen sich von Bildungskooperationen zumeist einen besseren Zugang zu formalen Bildungseinrichtungen wie Schulen, Berufsschulen und Kitas sowie eine bessere finanzielle und materielle Unterstützung durch Kommunen (z. B. Stolz in diesem Band). Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangsbedingungen gelten solche Formen der interorganisationalen Zusammenarbeit zwischen Organisationen mit unterschiedlichen Arbeitslogiken und Interessenslagen als anspruchsvoll und zeitaufwendig. Sie erfordern zudem ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen und Wissen (Köhling 2012; van Santen/Seckinger 2003). Die Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden setzt zivilgesellschaftliche Organisationen auch unter einen gewissen Professionalisierungs- und Anpassungsdruck, da sie sich für die finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand u. a. an Richtlinien von sozial- oder kulturpolitischen Förderprogrammen orientieren müssen, ohne dabei weder ihr Selbstverständnis als Freiwilligenorganisation noch die Interessen ihrer Mitglieder aus den Augen zu verlieren (Liebig/Rauschenbach 2010).

Kleinere und ehrenamtlich strukturierte Vereine scheinen die Anforderungen solcher Kooperationen kaum bewältigen zu können. Laut den ersten Ergebnissen der repräsentativen Befragung „Zivilgesellschaft in Zahlen 2022“ prägen diese Vereine aber weiterhin die organisierte Zivilgesellschaft im Bildungsbereich (Schubert u. a. 2023) und gelten im Vergleich zu Organisationen in anderen Engagementfeldern als vergleichsweise lokal ausgerichtet und eher gering vernetzt (Priemer 2015; Kolleck 2015)....

Erscheint lt. Verlag 15.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-7799-8319-2 / 3779983192
ISBN-13 978-3-7799-8319-4 / 9783779983194
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