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Sensibler Umgang mit Übergewicht in der Kita-Praxis -  Silke Hubrig

Sensibler Umgang mit Übergewicht in der Kita-Praxis (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
122 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8240-1 (ISBN)
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Die Zahl der Kinder, die übergewichtig sind, ist in den letzten Jahren in Deutschland stark gestiegen und kann in einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gebracht werden. In diesem Buch wird zunächst für pädagogische Fachkräfte relevantes Wissen zum Thema »Übergewicht bei Kindern« vermittelt und anschließend ein Bezug zur pädagogischen Praxis hergestellt. Es werden praxistaugliche Spielideen und Impulse für die Arbeit mit übergewichtigen Kindern in der Kita vorgestellt und in diesem Rahmen auch konkrete Anregungen für die Elternarbeit gegeben.

Silke Hubrig ist Erzieherin und Lehrerin für Sozialpädagogik/Sport. Sie unterrichtet an einer Berufsschule in Bremen und ist Autorin zahlreicher Fachbücher und -aufsätze.

3.2Entspannung im Kitaalltag


Sich zu entspannen ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Entspannung ist das Gegenstück der Anspannung, also das Lösen von Anspannung. In der Entspannung erholt und regeneriert sich der Körper, Erlebtes wird verarbeitet, man kommt zu sich, nimmt seinen Körper und sein Befinden wahr. Entspannung muss nicht erlernt werden, denn es ist ein natürlicher Prozess. Je kleiner die Kinder sind, desto eher sind sie (noch) in der Lage, sich zu entspannen. So ist es beispielsweise nicht ungewöhnlich, wenn ein Kind im Kitaalltag einfach einschläft oder sich an die pädagogische Fachkraft kuschelt, um eine Auszeit von der Spielaktivität zu haben. Die natürliche Entspannungsfähigkeit der Kinder sollte unbedingt erhalten bleiben – für eine gesunde psychische und physische Entwicklung.

Deshalb sollten sich in der Kita Phasen der Bewegung und Phasen der Ruhe und Entspannung abwechseln. Insbesondere Kinder, die zu Hause Stress und Frust mit Essen kompensieren, profitieren davon, ihre Entspannungsfähigkeit zu erhalten und wiederzuerlangen.

Unterschiedliche Wege zur Entspannung


Es gibt unterschiedliche Wege, um in einen entspannten Zustand zu gelangen. Viele Menschen verbinden Entspannung mit Passivität und Bewegungslosigkeit, wie etwa beim Lauschen einer Traumreise, die angeleitet wird.

Für einige Kinder ist ein geeigneterer Weg eine Entspannung, die mit Bewegung einhergeht. Insbesondere, wenn sich Kinder nur schwer auf Ruhe einlassen können, wäre das die Chance, sich mit geeigneten Bewegungsimpulsen zur Ruhe kommen zu lassen. Hierzu zählen beispielsweise meditatives Tanzen oder eine kindgerechte Progressive Muskelentspannung, bei der im Wechsel bestimmte Körperteile angespannt und anschließend wieder entspannt werden. Der körperliche Unterschied zwischen angespannter und entspannter Muskulatur ist sehr gut wahrnehmbar. Andere Kinder wiederum mögen es gerne, sich über Berührungen zu entspannen, wie etwa durch Massagen. Bei derartigen Übungen muss den Kindern immer auch deutlich gemacht werden, dass sie Berührungen, die sie als nicht angenehm, seltsam oder komisch wahrnehmen, durch den Zuruf „Stopp!“ (o. Ä.) beenden sollten.

Eine weitere Technik, Kinder zu einem ruhigen Zustand zu verhelfen, ist die Konzentration auf die eigene Wahrnehmung. Den Kindern werden Spiele angeboten, bei denen es darum geht, ihre Aufmerksamkeit für einen begrenzten Zeitraum auf einen Sinnesbereich zu legen, z. B. genaues Hinhören.

Eine weitere Methode ist die Atementspannung. Durch eine bewusste tiefe Bauchatmung kann das Kind in einen Entspannungszustand gelangen (Hubrig 2016, S. 19 ff.).

Entspannungsideen


Grundsätzliches zur Gestaltung von Angeboten zur Entspannung

Um einen entspannten Zustand herbeizuführen, sollte die Umgebung, in der das Entspannungsangebot stattfindet, so reizarm wie möglich sein. So sollte beispielsweise kein grelles Licht, keine lauten Geräusche vom Flur, keine optischen Ablenkungen durch buntes Spielmaterial im Raum etc. sein. Es sollte den Kindern weder zu warm noch zu kalt im Raum sein. Insgesamt sollte der Raum also Ruhe ausstrahlen und so wenig Reize wie möglich bieten. Eine schnelle Lösung ist, beispielsweise Regale mit Tüchern abzudecken.

Grundsätzlich müssen gezielte Entspannungsangebote für die Kinder freiwillig sein. Zur Entspannung kann niemand gezwungen werden, denn dann funktioniert es nicht. Kinder, die sich nicht auf Entspannung einlassen können, sollten den Raum verlassen dürfen oder – wenn das personell nicht möglich ist –, sich still ein Bilderbuch anschauen dürfen.

So wie alle anderen Angebote auch, sollten Entspannungsangebote in der Kita einen spielerischen Charakter haben.

Ideen zur bewegten Entspannung


Mattenschaukel

Alter: ab drei Jahren

Anzahl der Teilnehmer:innen: ab drei Kindern

Ort: stiller Raum

Materialien: zwei Holzreifen, eine Matte

Vorbereitung: Die Matte wird etwas eingerollt und links und rechts am Ende jeweils in einen Reifen gesteckt.

So wird es gemacht:

Ein Kind darf sich gemütlich auf die Matte legen. Links und rechts am Reifen steht jeweils ein Kind. Wenn das Kind gemütlich liegt, setzen die beiden Kinder die Matte langsam in Bewegung, sodass das Kind sanft geschaukelt wird. Dabei singen sie ein zuvor abgesprochenes Lied, beruhigend und leise. Ist das Lied vorbei, werden die Wiegebewegungen immer kleiner, bis die Matte zum Stillstand kommt. Das liegende Kind darf nun langsam aufstehen und ein anderes Kind darf auf die Matte.

Die Blume – Eine Entspannungsgeschichte zum Mitmachen

Alter: ab drei Jahren

Anzahl der Teilnehmer:innen: ab zwei Kindern

Ort: stiller Raum

Materialien: –

Vorbereitung: –

So wird es gemacht:

Die pädagogische Fachkraft erzählt folgende Geschichte und macht dazu entsprechende Bewegungen. Die Kinder können sich an ihr orientieren oder ihren eigenen Bewegungsideen dazu nachgehen.

Du bist ein Blumensamen und liegst ganz tief unten in der Erde eingegraben: hinhocken und „klein machen“

Die Zeit vergeht. Mal regnet es, dann scheint die Sonne. Langsam, ganz langsam wächst aus dem Samen eine Blume heran: langsam aufrichten, Kopf heben

Sie wird größer und größer: Oberkörper heben und langsam aufstehen

Und ragt immer weiter in Richtung Himmel. Sie streckt sich der Sonne entgegen: Arme recken, Fingerspitzen strecken

Jetzt ist die Blume schon ganz groß: aufgerichtet stehen, auf die Zehenspitzen stellen.

Der Wind pustet. Die Blume schaukelt sanft von einer Seite zur anderen: langsam nach rechts und links neigen

Die Zeit vergeht. Der Sommer ist vorbei. Es wird Herbst. Die Blume beginnt, langsam zu verwelken: langsam wieder Richtung Boden sinken.

Bis sie am Boden liegt. „Das war ein schöner Sommer!“, denkt die verwelkte Blume. Sie liegt auf dem Boden und genießt die Herbstsonne. Sie schließt die Augen, atmet tief ein und aus und denkt an das, was sie im Sommer alles sehen konnte: auf dem Boden liegen, tief ein und ausatmen, wer möchte, schließt die Augen.

Ideen zu Entspannung durch Berührung


Waschtag für den gemütlichen Bären

Alter: ab drei Jahren

Teilnehmer:innenzahl: drei Kinder pro Team

Ort: Gruppenraum

Materialien: –

Vorbereitung: –

So wird es gemacht:

Jeweils drei Kinder bilden ein Team. Ein Kind darf zuerst der Bär sein. Es setzt sich gemütlich im Schneidersitz auf den Boden. Die anderen zwei Kinder sind die Tierpfleger:innen. Sie setzen sich seitlich/hinter den Bären. Die pädagogische Fachkraft erzählt folgende Geschichte und die Tierpfleger:innen führen die dazugehörigen Berührungen beim Bären aus. Der Bär sitzt, darf die Augen schließen und die Berührungen genießen. ...

Erscheint lt. Verlag 8.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-7799-8240-4 / 3779982404
ISBN-13 978-3-7799-8240-1 / 9783779982401
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