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Digitale Medien in der Kita mit Fachkräften, Kindern und Eltern reflektieren -

Digitale Medien in der Kita mit Fachkräften, Kindern und Eltern reflektieren (eBook)

Praxismaterialien für die Aus-, Fort- und Weiterbildung
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
212 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8129-9 (ISBN)
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Das Fortbildungsmodul enthält unterschiedliche Reflexionsmaterialien, um die Perspektiven von Fachkräften, Eltern und Kindern auf Medien einzubeziehen. Sie ermöglichen die Reflexion der Haltung und Handlungspraktiken von Fachkräften im Umgang mit digitalen Medien, die zu den Perspektiven der Eltern und Kinder ins Verhältnis gesetzt werden können. Zudem werden konkrete praktische Anwendungsbeispiele vorgestellt. Die Materialien können von einzelnen Fachkräften, Kita-Teams oder von Fort- und Weiterbildner*innen genutzt werden, sie können als komplettes Modul oder nur in Teilen eingesetzt werden.

Anja Stolakis, M.A., studierte Heilpädagogik/Inclusion Studies sowie Bildungswissenschaften mit dem Schwerpunkt inklusive Bildung und ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt »Inklusive Kindheitspädagogik als Querschnittsthema in der Lehre« (InQTheL) an der Hochschule Magdeburg-Stendal tätig. Eric Simon, M.A., ist Sozialwissenschaftlicher und als wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Forschungsprojekten »Inklusive Kindheitspädagogik als Querschnittsthema in der Lehre« (InQTheL) und »Digitale Medien in der Kita« (DiKit) an der Hochschule Magdeburg-Stendal tätig. Zudem ist er Mitglied im Kompetenzzentrum Frühe Bildung (KFB) sowie beim Forschungsnetz Frühe Bildung in Sachsen-Anhalt (FFB). Sven Hohmann, M.Sc., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Forschungsprojekten »Inklusive Kindheitspädagogik als Querschnittsthema in der Lehre« (InQTheL) und »Digitale Medien in der Kita« (DiKit) tätig. Zudem ist er am An-Institut der Hochschule Magdeburg-Stendal (INVITE e.V.) als Datenmanagement-Beauftragter im Projekt »Optimierungspotentiale in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung in Sachsen-Anhalt erkennen und nutzen« (PoWer) beschäftigt. Jörn Borke, Prof. Dr., ist Professor für Entwicklungspsychologie der Kindheit an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Zudem ist er Vorstandsmitglied beim KFB sowie Mitglied im Sprecherrat vom Forschungsnetz Frühe Bildung in Sachsen-Anhalt (FFB). Annette Schmitt, Prof. Dr., ist Diplompsychologin und als Professorin für Bildung und Didaktik im Elementarbereich an der Hochschule Magdeburg-Stendal tätig. Als Direktorin des Kompetenzzentrums Frühe Bildung (KFB) engagiert sie sich besonders für den Wissenschafts-Praxis-Transfer.

III.Modul I – Reflexionsmaterialien


Anja Stolakis, Eric Simon, Sven Hohmann, Jörn Borke und Annette Schmitt

1.Theoretischer Hintergrund


Nachfolgend wird zunächst eine theoretische Einführung zu den Themen Digitalisierung in der Kita, medialer Habitus sowie zu den Passungen von Erziehungs- und Bildungspartnerschaften gegeben. Anschließend werden die einzelnen Reflexionsmaterialien – der Selbstreflexionsfragebogen für pädagogische Fachkräfte, der Elternfragebogen sowie das Instrument zur Erhebung der Kinderperspektive – vorgestellt. Anhand von Fallbeschreibungen wird verdeutlicht, wie die Ergebnisse der einzelnen Reflexionsinstrumente kombiniert werden können. Zusätzlich werden exemplarische Abläufe für Fortbildungen dargestellt, um eine Vorstellung zu vermitteln, wie die Materialien in einer Fortbildungsveranstaltung eingesetzt werden können.

Dieses Kapitel soll theoretische Einblicke in das Themenfeld Digitale Medien in der Kita geben. Dabei werden einige Grundlagen und Begrifflichkeit in kompakter Form dargestellt. Außerdem enthält das Kapitel zahlreiche Lesetipps, die zur Vertiefung konkreter Themen hilfreich sein können.

a) „Kultur der Digitalität“ in der Kita


„Das Thema Medien polarisiert sehr, deshalb ist die Meinung oft schwarz oder weiß, ohne die Zwischentöne zu beachten.“

(Zitat aus einem Expert*inneninterview mit einer Kitaleitung)

Das einleitende Zitat unterstreicht eine wesentliche Erkenntnis, die während der Coronapandemie zusätzlich untermauert wurde: Medien, Medieneinsatz, Medienbildung, informatische Bildung, Digitalisierung, digitale Medien in der Kita sind sehr kontrovers diskutierte Themen. Sie sind es vor allem deshalb, weil die meisten Pädagog*innen einen persönlichen Bezug oder eigene Vorerfahrungen damit verbinden (z. B. durch das Nutzungsverhalten in Bezug auf Smartphones, digitale Sprachassistenten, Spielekonsolen und weiteres im eigenen Haushalt, Eggert, 2019; Friedrichs-Liesenkötter, 2018; Nieding & Klaudy, 2020). Das zeigt wiederum, dass Medien im Alltag und dementsprechend auch im pädagogischen Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Hier wird oftmals von einer „Mediatisierung der Gesellschaft“ gesprochen (Süss, 2018, S. 1ff.). Das digitale Eingebundensein über Social Media oder über die Musik- und Hörspielwiedergabe des Smartphones bilden dabei nur einen kleinen Teil der digitalen Realitäten ab (Fleischer & Hajok, 2019a; Hepp et al., 2014). Selbst wenn eine Kita über keinerlei digitale Geräte verfügt, bringen mindestens die Kinder ihre Erfahrungen aus dem Elternhaus und aus dem Freundeskreis, medienvermittelte Helden und Identifikationsfiguren usw. mit in die Einrichtungen (gelegentlich wird hier auch der Begriff der „Quasi-Omnipräsenz“ von Medien verwendet, Nieding & Klaudy, 2020, S. 32). Allein aufgrund dieser enormen Präsenz digitaler Medien und medialer Inhalte kann von einer „Kultur der Digitalität in der Kita gesprochen werden (Kratzsch, 2022, S. 47; Stalder, 2016). Darunter vereinen sich die vielfältigen Tendenzen einer begrüßenden Mediennutzung genauso wie die unterschiedlichen Vorbehalte von Kita-Mitarbeiter*innen. Das heißt, die Nutzung digitaler Medien zur Kommunikation mit den Eltern, der medienpädagogische Einsatz von Lernwerkzeugen, die Bedenken der Pädagog*innen aufgrund von erhöhten Bildschirmzeiten und viele weitere Aspekte zeigen die Umgangsweisen und damit die digitale Kultur, die durch die Mitarbeiter*innen der jeweiligen Kita geformt und getragen wird (Kratzsch, 2022; Nieding & Klaudy, 2020).

Ausgehend von dieser Kultur der Digitalität sollte berücksichtigt werden, dass es in Kindertageseinrichtungen verschiedene Einsatzbereiche für digitale Medien gibt. Je nach Einsatzmöglichkeit bestehen unterschiedliche Anforderungen, Erwartungen und Kompetenzen, d. h. es ist u. a. zu fragen, ob

(a) es um die Medienbildung der Kinder und den Einsatz medialer Spiel- und Lernwerkzeuge geht (z. B. Computersoftware „Schlaumäuse – Kinder entdecken Sprache“)?

(b) digitale Medien eingesetzt werden, um die Bildungs- und Entwicklungsprozesse der Kinder zu beobachten und zu dokumentieren (z. B. digitales Portfolio)?

(c) durch digitale Medien der Austausch und die Vernetzung mit den Familien stattfinden soll (z. B. digitale Aushänge und Kommunikationstools per Kita-App, digitale Dienstpläne)? (Reichert-Garschhammer, 2020)

Für den Alltag der pädagogischen Mitarbeiter*innen ist derzeit die unmittelbare medienpädagogische Arbeit mit dem Kind (Einsatzbereich a) die am häufigsten eingesetzte Variante, wenn es um das Thema digitale Medien in der Kita geht (Reichert-Garschhammer, 2020). Es stellt sich jedoch die Frage, wie Pädagog*innen Medien einsetzen, d. h. ob sie Medien als normalen Bestandteil des Alltags verstehen oder als isoliertes Angebot und den bloßen Einsatz von Geräten. Zu den Gründen und Motiven der Mediennutzung gibt es weitere Informationen im Kapitel III.1.b), (Medialer) Habitus, (S. 22). Grundsätzlich gilt, dass die Art und Weise der Mediennutzung durch die Fachkräfte nicht nur entscheidend für die Umsetzung von medienpädagogischen Inhalten ist, sondern vor allem prägend für die Umgangsweise der Kinder mit Medien (Nieding & Klaudy, 2020). Daraus ergeben sich drei Schlüsselfragen:

(1) Was sollen eigentlich die Ziele von Medienbildung in der Kita sein?

(2) Wie könnte Medienbildung in der Kita umgesetzt werden?

(3) Welche Kompetenzen sollten die Pädagog*innen in Bezug auf Medien und Medienbildung mitbringen?

Zu 1. Was sollen eigentlich die Ziele von Medienbildung in der Kita sein?

Die Entwicklung von Medienkompetenzen ist für Kinder entscheidend, um ihre Chancen auf gleichberechtigte Bildung und Teilhabe zu verwirklichen (Ullrich et al., 2020). Denn ausgehend von der selbstverständlichen Nutzung von Medien in unserer Gesellschaft und konkret in der Lebenswelt der Kinder, entstehen auch Erwartungen und Bedarfe, Kompetenzen im Umgang mit Medien zu entwickeln. Gleichzeitig muss, speziell bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr, auch das Risikopotenzial von Medien berücksichtigt werden. In diesem Altersbereich geht es zunächst um Risikoausschluss sowie ein Höchstmaß an Sicherheit im Umgang mit digitalen Medien. Gleichzeitig besteht die Zielstellung darin, Kinder zu einem selbstständigen und verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu befähigen. Das heißt, mit zunehmender Kompetenz und zunehmendem Reflexionsvermögen sollte die Verantwortung für das eigene Medienhandeln allmählich an die Kinder übergehen (Croll & Gräter, 2015).

Für die Medienbildung in Kindertageseinrichtungen ergibt auch daraus ein grundsätzlicher Schutz- und Begleitbedarf von Kindern im Umgang mit digitalen Medien (Reichert-Garschhammer, 2020). Das Ziel von Medienbildung in der Kita ist, allgemein formuliert, die Vermittlung von Medienkompetenz. Konkret geht es um das Erlernen eines kritischen, selbstbestimmten, sozialverantwortlichen und kreativen Umgangs mit Medien (Ullrich et al., 2020). Diese vier wichtigen Punkte lassen sich sehr gut in das folgende Modell zu den Dimensionen von Medienkompetenz einordnen (Abbildung 1).

Abbildung 1: Dimensionen von Medienkompetenz (orientiert an: Ullrich et al., 2020, S. 601)

Im...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-7799-8129-7 / 3779981297
ISBN-13 978-3-7799-8129-9 / 9783779981299
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