Pädagogik des gesellschaftlichen Ausnahmezustandes (eBook)
VI, 472 Seiten
Springer Fachmedien Wiesbaden (Verlag)
978-3-658-42370-4 (ISBN)
Der Band untersucht, wie Regierungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie auf die massenmediale Erziehung der Bevölkerung in Kombination mit der Vermittlung wissenschaftlicher Informationen gesetzt haben. Auch der alltägliche Umgang der Bevölkerung mit den Orientierungszumutungen und Informationen wird rekonstruiert. Analysiert werden u. a. zentrale Politiker:innenreden, wissenschaftliche Podcasts, Corona-Memes und Interviews.
Kontrastierungen mit den pädagogisch-politischen Corona-Maßnahmen anderer Länder und eine historische Analyse der Mobilisierung pädagogischer Mittel zur Krisenbekämpfung runden diesen Band ab.
Die Herausgeber:innen
Dr. Denise Klinge ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bildungswissenschaft der Universität der Bundeswehr München.
Dr. Arnd-Michael Nohl ist Professor an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Helmut Schmidt Universität Hamburg.
Dr. Burkhard Schäffer ist Professor am Institut für Bildungswissenschaft der Universität der Bundeswehr München.
Inhaltsverzeichnis 5
Einleitung: Zur Pädagogik des gesellschaftlichen Ausnahmezustandes 7
1 Einleitung 8
2 Gesellschaftlicher Ausnahmezustand 10
3 „Disaster Education“ 13
4 Public Pedagogy 15
5 Pädagogisierung 17
6 Wissenspopularisierung 19
7 Zu den Beiträgen dieses Bandes 20
Literatur 27
Historische und internationale Perspektiven 31
Pädagogisch in die Krise. Zwei Typen der andragogischen Funktionalisierung von Krisenkommunikation 32
1 Crisis? What crisis? Krisenkommunikation als Krisenursache 35
2 Macht und Gewalt im (pädagogischen) System 39
3 Die pädagogische Funktionalität der Krise 45
4 Menetekel. Der reaktive Typus der Krisenkommunikation (Typus I) 50
5 Die Krise der Moderne. Der produktive Typus der Krisenkommunikation (Typus II) 57
6 Selbstorganisierte Krise und Wahrheitsnostalgie 63
Literatur 67
Education in a Societal Crisis—A Swedish Exception in Mitigating the COVID-19 pandemic 72
1 Introduction 73
2 Previous Research 75
3 Conceptual Framework 76
4 Analysed Data 79
5 The Swedish Constitution and an Emergent COVID-19 Assemblage 80
6 The Four Waves of COVID-19 80
6.1 2020: The First Wave—Scaling Up 81
6.2 2020/21: The Second Wave—It Was Not Over Yet 86
6.3 2021: The Third Wave—Thinning Out 87
6.4 2022: The Fourth Wave—Back to Normalcy? 89
7 Summary and Concluding Discussion 90
References 92
Phases of the State’s Pedagogic Action: The Turkish State During the Pandemic 96
1 Introduction 97
2 The Pedagogic Action, the State and the Pandemic 98
3 Instruments of the State’s Pedagogic Action 100
4 The Turkish Political Context in 2020 103
5 Phases of the Turkish State’s Pedagogic Action the During the First Year of the Pandemic 104
5.1 Phase 1: A Failed Attempt to Continue with the Existing Political Frame of Reference 104
5.2 Phase 2: Emergence of a “disinterested” pedagogic actor 107
5.3 Phase 3: Accelerating Symbolic Violence 110
5.4 Phase 4: Acting Upon Long-lasting Dispositions 115
6 Discussion 116
References 117
Japans Umgang mit Corona: Erziehung der Erzogenen? 119
1 Verlauf der Pandemie in Japan 122
2 Grundlagentheoretische Überlegungen 124
3 Methode und Sample 126
4 Bestehende Habitualisierungen in der Bevölkerung – öffentliche Kommunikation 127
5 Die implizite Pädagogik sozial-kultureller Wechselverhältnisse 131
5.1 Japans Exzeptionalismus 131
5.2 Jishuku, Docho Atsuryoku und Masken-Affinität 134
5.3 Die Go-to-Travel- und Go-to-Eat-Kampagnen 140
5.4 Kulturtheoretische Grenzen 141
6 Quintessenz 142
Literatur 143
Zur Pädagogisierung der Pandemie in Deutschland 148
Corona-Massenerziehung als Pädagogik des gesellschaftlichen Ausnahmezustandes 149
1 Einleitung 150
2 Erziehungswissenschaftliche Analysen zur Corona-Pandemie: Folgen für pädagogische Einrichtungen 152
3 Analysen der Corona-Reden Merkels 154
4 Massenerziehung und Informationsvermittlung für Erwachsene 155
4.1 Erziehung Erwachsener 156
4.2 Informationen – Wissen – Vermittlung 159
5 Zur Dokumentarischen Interpretation der Merkel-Reden 165
6 Die pädagogische Inszenierung einer fiktiven Erfahrungsgemeinschaft 166
6.1 Das Heraufziehen einer Pandemie 167
6.2 Merkels Fernsehansprache am 18.03.20: Von Informationsvermittlung begleitete Orientierungszumutungen 172
7 Massenerziehung als Politikersatz: Merkels Videopodcasts im Oktober 2020 178
7.1 Die Maßnahmen und die Krise verschärfen sich und werden gleichzeitig zum (bundeslandspezifischen) Alltag 179
7.2 Der Video-Podcast im Oktober als Bestärkung der Orientierungszumutungen 184
8 Erziehung in Zeiten von Pandemiemüdigkeit: Merkels Neujahrsrede 188
8.1 Die Zunahme des Infektionsgeschehens in der Pandemiemüdigkeit 188
8.2 Die Neujahrsrede Merkels als moralische Jahresbewertung der zu Erziehenden 191
9 Fazit und Ausblick 195
Literatur 198
Edukatorische Rhetorik für eine opake Andragogik – Reden führender Politiker*innen zu Beginn der Corona-Pandemie 203
1 Erziehung der Bevölkerung im Medium von Reden oder: Edukatorisches Staatshandeln durch edukatorische Rhetorik 205
1.1 Rhetorik als unverzichtbares Mittel der deliberativen Aushandlung von Entscheidungen in demokratischen Gesellschaften 206
1.2 Andragogisch relevante Perspektiven aus antiken Rhetoriktheorien 208
1.3 Perspektiven auf die erzieherische „Wirkung“ von Reden und die Fragestellung des Beitrags 211
1.4 Zum Vergleich der Reden 213
2 Sample und Methode: Dokumentarische Analyse edukatorischer Rhetorik im Corona-Diskurs 215
2.1 Sample: Überblick über die analysierten Reden 215
2.2 Reden im Corona-Diskurs als kommunikative Gattungen 217
2.3 Dokumentarische Analyse edukatorischer Rhetorik in Corona-Diskursen 218
2.4 Vier Partialtypologien: 1. Adressierung, 2. Konstruktion des Publikums, 3. Zumutung von Handlungsorientierungen und 4. andragogische modi operandi 220
3 Empirische Ergebnisse 222
3.1 Themen und zentrale Begrifflichkeiten in den Corona-Reden 222
3.2 Partialtypologie 1: Adressierung der Bevölkerung in den Corona-Reden 224
3.3 Partialtypologie 2: Konstruktion der Bevölkerung in den Corona-Reden 226
3.4 Partialtypologie 3: Zu einer Typologie der Zumutung von Handlungsorientierungen in den Corona-Reden 227
3.5 Partialtypologie 4: Andragogische Modi operandi in den Corona-Reden 238
4 Zusammenfassung der wichtigsten empirischen Befunde: Edukatorische Rhetorik für eine opake Andragogik 245
5 Diskussion: Edukatorische Rhetorik zwischen Null-Covid- und Laissez-faire-Strategien 251
Literatur 253
Zur impliziten Pädagogik des NDR-Podcasts „Coronavirus-Update“ 257
1 Einleitung 258
2 Zwischen Wissenschaftsjournalismus und -kommunikation 259
3 Methodische Vorgehensweise 262
4 Journalistische Fragen, wissenschaftliche Modulationen und die Habituierung eines Interaktionsraumes 263
5 Modi der Vermittlung wissenschaftlicher Informationen 274
6 Das Erzieherische des Podcasts: Orientierungszumutungen 280
7 Wissenschaftsjournalismus als pädagogischer Katalysator 284
7.1 Rekontextualisierungen 285
7.2 Die Adressierung der Hörer*innen 288
7.3 Reartikulationen des fiktiven Interaktionsgedächtnisses 290
8 Fazit 293
Literatur 294
Von der Massenerziehung zur Responsibilisierung des Einzelnen: Pädagogisches Messen, Testregime und die Logik der Prävention 297
1 Einleitung 298
2 Konventionelle Sekundärprävention: Kontaktverfolgung und Infektionskettenunterbrechung 300
3 Vom Quarantänezwang zur Orientierungszumutung 303
4 Vom pädagogischen Messen zur Koerziehung 306
5 Die Individualisierung des Risikos: das Testregime 312
6 Erziehung als pädagogischer Grundprozess einer Präventionslogik 314
Literatur 316
Memes als Umgang mit der Corona-Pandemie – Aneignung und Auflehnung in Zeiten eines gesellschaftlichen Ausnahmezustandes 318
1 Die Corona-Krise als Feld einer public pedagogy 321
2 Memes als kollektive Bearbeitung von Krisen am Beispiel der Corona-Pandemie 322
3 Memes als humoristische Bearbeitungsstrategie einer public pedagogy und Spiegel gesellschaftlicher Stimmung 326
4 Methode, Methodologie und Sampling 329
5 Memes im Prä-Lockdown: Apokalyptische Stimmung in der Leidensgenossenschaft 332
6 Der Lockdown 334
6.1 Die Apokalypse ist eingetroffen 335
6.2 Aus dem sozialen Leben fallen in der Quarantäne 340
7 Nach dem ersten Lockdown und dem erneuten Steigen der Zahlen 345
7.1 Zurückkommen ins Leben nach dem Lockdown/der Quarantäne 346
7.2 Die Gefahr des Virus 348
7.3 Eigensinnige (Mis-)Interpretationen der Hygieneregeln 350
8 Zweiter Lockdown und Verlängerung 353
8.1 Die Sinnig- und Unsinnigkeit der politischen Maßnahmen 354
8.2 Spaltung der Gesellschaft 360
9 Memes als Ausdruck des konjunktiven Krisenerlebens und der Bearbeitung der Regierungsmaßnahmen seitens der Bevölkerung 364
Literatur 366
Pandemiebezogene Handlungsorientierungen, persönlicher Habitus und konjunktive Erfahrungsräume – Zum Umgang der Bevölkerung mit der Corona-Massenerziehung 370
1 Einleitung 371
2 Forschung zum Umgang der Bevölkerung mit dem pandemischen Ausnahmezustand 373
3 Erkenntnisinteresse und Forschungsfragen 375
4 Methodisches Vorgehen 376
5 Grundlagentheoretische Verortungen im Forschungsprozess 381
6 Pandemiebezogene Handlungsorientierungen 385
6.1 Die regel-affirmative und regel-konforme Handlungsorientierung 388
6.2 Die strategie-affirmative und strategie-konforme Handlungsorientierung 390
6.3 Die oppositionelle und regel-konforme Handlungsorientierung 392
7 Hintergründe der pandemiebezogenen Handlungsorientierungen 395
7.1 Persönliche Habitus zum Umgang mit normativen Erwartungen: Nostrifizierung, Modifizierung und Abwehr 395
7.2 Kollektive Hintergründe für die Entwicklung pandemiebezogener Handlungsorientierungen 406
8 Zusammenfassung und Resümee 410
Literatur 414
Die Praxen des Infragestellens und des häretischen Überzeugens – der Protest der Querdenkenbewegung 417
1 Einführendes zur Querdenkenbewegung 419
2 Die Pandemie als Krise der Doxa 420
2.1 Bourdieus Doxa und Diskurs 421
2.2 Die Coronakrise zwischen staatlicher Intervention und Protest 423
3 Methode 428
4 Empirie: Von der Heterodoxie zur Häresie in der politischen Argumentation der Querdenkenbewegung 429
4.1 Misstrauen in Informationen staatlicher Institutionen und Kritik an der doxalen Ordnung 429
4.2 Politische Argumentationen als Transformation von orthodoxen Informationen in heterodoxes Wissen 431
4.3 Von der Heterodoxie zur Häresie 434
5 Die Funktionen der Praxen des Infragestellens und des häretischen Überzeugens 437
Literatur 438
Wie Querdenken-Redner*innen eine Gefühlsgemeinschaft erzeugen 441
1 Einführung: Die Pandemie als gesellschaftlicher Ausnahmezustand und Ausgangpunkt für die Querdenken-Bewegung 442
2 Querdenken-Proteste in Deutschland 443
3 Methodisches Vorgehen 448
4 Assoziative Umwandlung der orthodoxen Wissensformen 451
5 Struktur der Protestbewegung 454
5.1 Festgemeinschaft 455
5.2 Leidensgemeinschaft 455
5.3 Widerstandgemeinschaft 459
5.4 Gefühlsgemeinschaft 461
6 Modus Operandi der Demo-Redner*innen 464
7 Pädagogische Formen der Kommunikation 466
8 Diskussion: Konstruktion einer Gefühlsgemeinschaft 468
Literatur 470
Erscheint lt. Verlag | 30.11.2023 |
---|---|
Zusatzinfo | VI, 472 S. 46 Abb. |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Erwachsenenbildung |
Schlagworte | Corona • Erwachsenenbildung • Informationsbermittlung • Massenerziehung • Pandemie • Politik • Wissenschaftskommunikation |
ISBN-10 | 3-658-42370-6 / 3658423706 |
ISBN-13 | 978-3-658-42370-4 / 9783658423704 |
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