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Literarische Grundbegriffe (eBook)

Reclam Kompaktwissen XL

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
185 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-961927-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Literarische Grundbegriffe -  Yomb May
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Das erfolgreiche und vielgenutzte Nachschlagewerk bietet knappe und verständliche Definitionen zu Epochen, Gattungen, Erzähltechniken, rhetorischen Gestaltungsmitteln, kurz: zu den relevanten Fachbegriffen für die Analyse und Interpretation literarischer Texte. Mit nützlichen Querverweisen und vielen Textbeispielen zur Veranschaulichung. Geeignet für den Unterricht in der Oberstufe oder das Literaturstudium. Der erfolgreiche Band aus der Universal-Bibliothek erscheint jetzt in der Reihe 'Kompaktwissen XL' in größerem Format mit lesefreundlichem Layout, vollständig überarbeitet, aktualisiert und um mehr als 50 Begriffe erweitert.

Yomb May studierte Germanistik und Geschichte an den Universitäten Aachen und Düsseldorf. Er ist z. Z. außerplanmäßiger Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bayreuth. Lehrtätigkeiten an den Hochschulen Köln und Worms sowie an der LMU München. Von ihm liegen zahlreiche literaturwissenschaftliche und didaktische Publikationen vor, darunter im Reclam Verlag: Kompaktwissen XL. Abiturwissen Deutsch ; Kompaktwissen XL. Epochen der deutschsprachigen Literatur ; Kompaktwissen. Wissenschaftliches Arbeiten. Eine Anleitung zu Techniken und Schriftform .

Yomb May studierte Germanistik und Geschichte an den Universitäten Aachen und Düsseldorf. Er ist z. Z. außerplanmäßiger Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bayreuth. Lehrtätigkeiten an den Hochschulen Köln und Worms sowie an der LMU München. Von ihm liegen zahlreiche literaturwissenschaftliche und didaktische Publikationen vor, darunter im Reclam Verlag: Kompaktwissen XL. Abiturwissen Deutsch ; Kompaktwissen XL. Epochen der deutschsprachigen Literatur ; Kompaktwissen. Wissenschaftliches Arbeiten. Eine Anleitung zu Techniken und Schriftform .

Vorwort
Abkürzungsverzeichnis und Zeichenerklärung

Literarische Grundbegriffe

Literaturhinweise
Zum Autor

B


Ballade (ital. ballata ›Tanzlied‹): Literarische Grenzgattung, die Eigenschaften von ►Lyrik, ►Epik und ►Drama in sich vereinigt: In einer längeren Gedichtform (Lyrik) wird eine Geschichte erzählt (Epik), die einen dramatischen ►Konflikt enthält (Drama). Man unterscheidet zwischen mündlich überlieferten ►Volksballaden und schriftlich verfassten Kunstballaden.

Johann Wolfgang Goethe, Erlkönig (1782), Der Zauberlehrling (1798);

Friedrich Schiller, Der Handschuh (1798), Die Bürgschaft (1799);

Eduard Mörike, Der Feuerreiter (1832);

Theodor Fontane, John Maynard (1886);

Annette von Droste-Hülshoff, Der Knabe im Moor (1842).

 

Bänkelsang (auch ›Moritat‹): Bezeichnung für ►Lieder, die seit dem 17. Jh. von fahrenden Sängern zu sensationellen Ereignissen, häufig aktuellen Schauergeschichten (Verbrechen, Mord etc.) auf einer Holzbank (daher der Name) bei Jahrmärkten, Festen und Messen vorgetragen wurden. Die Texte des B. zeichnen sich durch eine formelhafte Sprache und typisierte ►Figuren in klischeehaften Situationen aus. Sie zielen aber aufgrund ihres meist ernsthaften Inhaltes keineswegs auf Belustigung ab, sondern verfolgen eine lehrhafte Absicht. Daran knüpfen vor allem der moderne ►Song und das ►epische Theater an.

 

Barock (port. barocco ›unregelmäßige, schiefe Perle‹): Der Begriff B. kommt in der Kunstgeschichte, in der Musik und der Literaturgeschichte vor.

1. In der Kunstgeschichte umfasst das B. die Zeit zwischen ►Renaissance und ►Klassizismus (um 1575–1770). Deutlichstes Merkmal des von verschiedenen Stilrichtungen und zeitlichen Einflüssen geprägten barocken Stils ist die prunkvolle und überladene Prachtentfaltung.

2. Als literarischer Epochenbegriff meint B. die Zeit zwischen dem Ende der Renaissance und dem Beginn der ►Aufklärung (um 1600 – um 1720). Historisch-gesellschaftlich ist das 17. Jh. vor allem durch Glaubenskämpfe, den Dreißigjährigen Krieg und dessen verheerende Auswirkungen geprägt. Hinzu kommen große Hungersnöte und Seuchen, die enorme soziale Verwüstungen anrichteten und das Leben der Menschen bestimmten. Geistig-kulturell beherrschen Gegensätze und Widersprüche das Zeitalter des B. Dem Analphabetismus und Massenelend breiter Bevölkerungsschichten steht die prunkvolle absolutistische Hofkultur nach dem Vorbild Ludwigs XIV. gegenüber. Pessimismus und Lebenshunger haben hier ihre Wurzeln. Leitideen sind in den lat. Schlüsselbegriffen vanitas, memento mori und carpe diem greifbar. Sie entwickeln sich aus einem religiös begründeten Welt- und Menschenbild. An die Auffassung, dass irdisches Leben vergänglich sei (vanitas ›Vergänglichkeit‹), fügt sich die Vorstellung, dass nur die Hinwendung zum Jenseits und zu Gott dem menschlichen Leben Sinn zu geben vermag (memento mori! ›Denke daran, dass du sterben musst!‹) Dem gegenüber steht der Aufruf, die begrenzte Lebenszeit sinnvoll/intensiv zu nutzen (carpe diem! ›Nutze den Tag!‹).

Die ►Literatur des B. entfaltet sich vor diesem krisenhaften historischen und geistesgeschichtlichen Hintergrund. Im Mittelpunkt steht ein antithetisches und dualistisches Weltbild als epochenprägendes Grundprinzip. Die bevorzugten literarischen Formen sind: das ►Sonett, die ►Ode, das ►Emblem, das ►Epigramm (►Drama und ►Epik sind auch vertreten).

Andreas Gryphius, Sonn- und Feiertagssonette (1639);

Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch (1668).

 

Belletristik (frz. belles lettres ›schöne Literatur‹): Sammelbegriff für alle fiktionalen Werke (z. B. ►Romane, ►Erzählungen usw.) im Gegensatz zu wissenschaftlichen oder nichtfiktionalen Werken (z. B. Wörterbücher und Sachtexte).

 

Bericht: Der Begriff B. wird in zweifacher Weise gebraucht: 1. Journalistische Textsorte, die sachlich und vollständig über den Ablauf eines Ereignisses informiert. Der B. zeichnet sich durch die genaue und verdichtete Darstellung eines Geschehens aus. Ein guter B. ist so aufgebaut, dass die sieben W-Fragen (wo, was, wann, wer, wie, warum, welche Folgen?) vollständig beantwortet sind.

2. Kurzer Abriss eines Geschehens in einem epischen Text oder zum Zweck der ►Zeitraffung als ►Botenbericht bzw. ►Teichoskopie im ►Drama.

 

Bewusstseinsstrom (auch ›Stream of Consciousness‹): Mit dem inneren ►Monolog verwandte moderne ►Erzähltechnik, bei der Bewusstseinsinhalte einer ►Figur möglichst unverändert wiedergegeben werden. Vom ►Erzähler werden Gedanken, Erinnerungen, Empfindungen einer Figur in ungeordneter Folge abgebildet, ohne sie den grammatischen Regeln anzupassen. Der Satzbau ist deshalb häufig assoziativ, unstrukturiert bis ungrammatisch.

Orgel – Gesang – hm! – was ist denn das? – Mir ist ganz schwindlig … O Gott, o Gott, o Gott! ich möcht’ einen Menschen haben, mit dem ich ein Wort reden könnt’ vorher! – Das wär’ so was – zur Beicht’ gehn! Der möcht’ Augen machen, der Pfaff’, wenn ich zum Schluss sagen möcht’: Habe die Ehre, Hochwürden, jetzt geh’ ich mich umbringen! …

(Arthur Schnitzler, Lieutenant Gustl, 1900)

 

Biedermeier: Literarische Strömung der Restaurationszeit (1815–1848). Der B. hat sich neben der auslaufenden ►Romantik und dem ►Vormärz entwickelt. Prägend für die Zeit zwischen dem Wiener Kongress (1815) und der Märzrevolution (1848) ist die politische ►Restauration. Mit den Karlsbader Beschlüssen (1819) wurden liberale Bewegungen verboten und eine strenge ►Zensur für Bücher und Zeitschriften verhängt. Als Reaktion zog sich ein Großteil des Bürgertums resigniert ins Private zurück. Dies hatte Auswirkungen auf die ►Literatur. Im Gegensatz zum Vormärz, einer parallel laufenden, politisch engagierten literarischen Strömung, hielten die Autoren des B. an Idealen und Konventionen der klassisch-romantischen ►Epoche fest. Sie verdrängten die gesellschaftliche Wirklichkeit, insbesondere die politischen und sozialen Missstände, und träumten von Geborgenheit. Der literarische B. kann als konservativ-unpolitische, tendenziell melancholisch-resignative bürgerliche Dichtung charakterisiert werden. Das literarische Programm des B. beschränkte sich auf überkommene bürgerliche Ideale: Bescheidenheit, Bändigung der Leidenschaften, Suche nach Ordnung in Familie und Staat, Innerlichkeit und Beschaulichkeit.

Franz Grillparzer, Der arme Spielmann (1848);

Johann Peter Hebel, Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes (1811);

Annette von Droste-Hülshoff, Der Knabe im Moor (1842), Die Judenbuche (1842);

Adalbert Stifter, Bunte Steine (1853).

 

Bild: Als literarischer Begriff hat B. zwei Grundbedeutungen: 1. Allgemeine Bezeichnung für literarische ►Stilmittel, die der Veranschaulichung dienen. Die häufigsten Sprachbilder sind: ►Allegorie, ►Gleichnis, ►Symbol, ►Metapher und ►Vergleich. 2. Szenenartige Einheit im modernen ►Drama, insbesondere im ►epischen Theater.

Das dramatische B. ist durch eine große Selbstständigkeit gekennzeichnet.

 

Bilderlyrik: Sammelbegriff für ►Gedichte, die im Druckbild einen Gegenstand darstellen, zu dem der Inhalt in direkter Beziehung steht. Man spricht deshalb auch vom Figurengedicht. Höhepunkte der B. gab es im Mittelalter und im ►Barock.

Zwei Trichter wandeln durch die Nacht.

Durch ihres Rumpfs verengten Schacht

fließt weißes Mondlicht

still und heiter

auf ihren

Waldweg

u.s.

w.

(Christian Morgenstern, Die Trichter, 1905)

 

Bildungsroman: In der 2. Hälfte des 18. Jh.s entstandene Variante des ►Entwicklungsromans. Darin wird der Reifungsprozess eines jungen ►Helden als harmonische Ausbildung seiner geistigen Anlagen geschildert.

Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96);

Ludwig Tieck, Franz Sternbalds Wanderungen (1798).

 

Binnenerzählung: In eine ►Rahmenerzählung eingebettete Erzählung.

 

Biographie (griech. bios ›Leben‹, graphein ›schreiben‹): Eine möglichst auf gesicherten Fakten basierende Darstellung des Lebenslaufs eines Menschen (etwa eines ►Autors) sowohl nach seinen äußeren Lebensverhältnissen als auch nach seinem geistigen Entwicklungsgang. Die B. kann für das Verständnis eines literarischen Werkes behilflich sein, sollte bei der ►Analyse oder ►Interpretation jedoch nicht im Mittelpunkt stehen.

 

Blankvers (engl. blank verse ›reimloser Vers‹): Reimloser, fünfhebiger ►Jambus. Der B. wurde seit...

Erscheint lt. Verlag 8.10.2021
Reihe/Serie Reclam Kompaktwissen XL
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Schulbuch / Wörterbuch Lernhilfen Sekundarstufe II
Sozialwissenschaften Pädagogik
Schlagworte Deutsch • Deutschunterricht • Materialien
ISBN-10 3-15-961927-3 / 3159619273
ISBN-13 978-3-15-961927-9 / 9783159619279
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