Der Mensch ist böse (eBook)
240 Seiten
Gräfe und Unzer Autorenverlag, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
978-3-8338-7210-5 (ISBN)
Julian Hannes alias Jarow gehört mit über 1,9 Mio YouTube Abonnenten zu den angesagten YouTubern in Deutschland. Bekannt wurde er durch seine Formate 'Kranke Welt' und 'X-Faktor', in denen er seien Leidenschaft für ungeklärte Mysterien und wahre Verbrechen zum Ausdruck bringt. In seinen Videos berichtet er unter anderem über kontroverse und schlimme Dinge, die in der Welt geschehen und fasziniert seine Community mit gruseligen Horrorgeschichten und unlösbaren Rätseln. Sein erster Titel 'Die Welt ist böse' erschien 2018 und war auf der SPIEGEL ONLINE-Bestsellerliste.
Julian Hannes alias Jarow gehört mit über 1,9 Mio YouTube Abonnenten zu den angesagten YouTubern in Deutschland. Bekannt wurde er durch seine Formate "Kranke Welt" und "X-Faktor", in denen er seien Leidenschaft für ungeklärte Mysterien und wahre Verbrechen zum Ausdruck bringt. In seinen Videos berichtet er unter anderem über kontroverse und schlimme Dinge, die in der Welt geschehen und fasziniert seine Community mit gruseligen Horrorgeschichten und unlösbaren Rätseln. Sein erster Titel "Die Welt ist böse" erschien 2018 und war auf der SPIEGEL ONLINE-Bestsellerliste.
Hinweis zur Optimierung
Impressum
Jetzt wird's gruselig
Ist der Mensch wirklich böse?
Das Horrorhotel
Vermisst wird Maddie McCann
Unschuldig verurteilt?
Unmögliche Flucht
Spiel bis zum Tod
»Ihr werdet ihn niemals finden«
Unter Beobachtung
Der Rächer
Geheimnisvolle Doppelgängerin
Das große Feuer
Tigereltern
Letzter Funkspruch
Der Fall Rebecca R.
Der Autor
IST DER MENSCH WIRKLICH BÖSE?
»Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.«
Friedrich Nietzsche
Die Aufgabe eines guten Profilers ist es, das Verbrechen mit den Augen des Täters zu sehen: Zu spüren, was der Täter spürt. Zu sehen, was der Täter sieht. Zu denken, was der Täter denkt. Es erfordert wahre Empathie, sich in Menschen und Taten zu versetzen, für die man eigentlich nur Verachtung empfindet. Das Böse hat etwas Abschreckendes und Faszinierendes zugleich.
Ich hatte die Gelegenheit, zahlreiche Interviews mit solchen Menschen zu führen, die die meisten nur aus Krimis kennen – vom Serienmörder bis zum funktionellen Psychopathen in der Wirtschaft. Dennoch kennen weder Profiler noch Analysten oder Kriminologen die genaue Formel für das, was einen Menschen zum Mörder macht. Sonst wüsste man wahrscheinlich auch, wie man Morde verhindert. Zumindest aber können wir aufgrund der aktuellen Forschung und aus zahlreichen Befragungen sagen, was Mord wahrscheinlich macht.
Wir haben oft nur eine Erklärung für Mörder: Die sind einfach böse! Aber ist das wirklich so? Wird jede böse Tat von einem bösen Menschen verübt? Oder können auch gute Menschen Böses tun? Wie wird ein Mensch zum Mörder? Kann jeder dazu werden? Oder noch präziser: Könnten Sie zum Mörder werden? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir einen kurzen Blick in den Kopf der Täter werfen – und in Ihren.
Psychopathen
Auch wenn das, was böse ist, immer im Auge des Betrachters liegt, gibt es doch Menschen, die dem, was die meisten als böse bezeichnen, am nächsten kommen: Psychopathen. Ihre Wesensmerkmale: ein flaches Gefühlsleben, keine echte Empathie und manipulatives Verhalten.
Ob ein Mensch psychopathisch ist, wird wissenschaftlich meist auf einer Skala von 0 bis 40 gemessen – wobei man ab etwa 30 Punkten von Psychopathie spricht. Psychopathie ist also keine Schwarz-Weiß-Kategorie, sondern eine fortlaufende Skala – und wir alle befinden uns auf dieser Skala irgendwo zwischen 0 und 40 Punkten.
Psychopathen sind nicht verrückt im klassischen Sinne. Sie wissen, was sie tun, sind klar orientiert im Hier und Jetzt und haben oft ein auffallendes Charisma. Psychopathen wirken nicht selten sympathisch und charmant und können Empathie oft täuschend echt nachspielen – eine Eigenschaft, die als Mask of Sanity1, also »Maske der Vernunft«, bezeichnet wird. Robert D. Hare, einer der führenden Forscher auf dem Gebiet, beschreibt Psychopathen als geistreich und wortgewandt mit einer chamäleonartigen Anpassungsfähigkeit.2 Ein exzellentes Beispiel für so ein »Schauspiel« ist das letzte Interview des Serienmörders Ted Bundy, das bis heute auf YouTube zu finden ist.
Ein Prozent aller Menschen sind das, was die Psychologie als Psychopathen bezeichnet. Dieser Begriff ist, auch wenn er klingt, als stamme er aus einem Thriller, die wissenschaftlich korrekte Bezeichnung für dieses Persönlichkeitsprofil. Soziopathie und die antisoziale Persönlichkeitsstörung sind nicht gleichbedeutend. Ein Prozent: Das mag wenig klingen, bedeutet aber auch, dass jeder von uns zumindest einen Psychopathen kennt und jedes große Unternehmen ein paar davon beschäftigt. In manchen Branchen und Berufsgruppen liegt die Psychopathiequote sogar deutlich höher: Zu den drei »Topgruppen« zählen Geschäftsführer, Anwälte und Medienleute, insbesondere aus TV und Radio.3
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wie ein Psychopath Geschäftsführer werden kann? Sind Psychopathen ohne Gewissen und Empathie nicht zwangsläufig kriminell? Nun, das grundlegende Profil bei Psychopathen ist immer ähnlich: flaches Gefühlsleben, Empathielosigkeit, kein Gewissen. So gut wie immer haben diese Menschen Freude daran, Macht auszuleben und sich das zu nehmen, was sie wollen. Allerdings ist der Modus Operandi, also die Art, wie das Motiv befriedigt wird, unterschiedlich. Ein Versager, der weder in der Schule noch im Beruf oder bei Frauen jemals erfolgreich war, braucht ein Messer in der Hand, um ein einziges Mal in seinem Leben ein Machtgefühl über einen Menschen auszuleben. Wer dagegen in Harvard studiert hat, findet im Leben andere Wege, sein Machtgefühl über Menschen ohne physische Gewalt auszuleben.
Ich selbst begegnete Serienmördern das erste Mal in einem Gefängnis in Palm Beach, einer kleinen Stadt in Florida, wo auch Donald Trump gerne Urlaub macht. Die meisten von ihnen sind keine cleveren Masterminds. Wir sollten diese Killer also nicht geheimnisvoller oder interessanter machen, als sie sind. Oder um es deutlicher zu sagen: Nur die Versager morden, die Cleveren gehen eher in die Wirtschaft.
Nicht alle Psychopathen sind also kriminell – genauso wie nicht alle Kriminellen Psychopathen sind. In Gefängnissen liegt der Psychopathenanteil bei etwa 20 Prozent.4 Das ist deutlich höher als in der Normalbevölkerung, aber immer noch weit entfernt von 100 Prozent. Dieses eine Fünftel der Insassen ist jedoch für besonders viele und besonders schwere Gewalttaten verantwortlich. In Nordamerika zum Beispiel geht rund die Hälfte der schweren Gewaltkriminalität auf Psychopathen zurück.5
Psychopathen sind blind für Gefühle
Will man verstehen, warum ein Mensch mordet und was Mörder unterscheidet, ist Psychopathie ohne Zweifel ein wesentlicher Faktor in der Mordformel. Betrachtet man die typischen Mordmotive, wie verletzter Selbstwert, Habgier und Rache, sind diese gar nicht so unmenschlich. Wir alle hätten doch gerne einen Groschen mehr in der Tasche oder waren schon einmal wütend auf den Ex-Partner, die Ex-Partnerin. Die Motive hätten wir also, wir morden aber deswegen nicht.
Anstatt danach zu suchen, was Mörder haben, das uns fehlt, muss man die Frage daher eher umdrehen: Was haben wir, das vielen Mördern (und insbesondere den Psychopathen) fehlt? Wir haben Empathie, ein Gewissen und ein funktionierendes Gefühlsleben. Wir übernehmen Verantwortung, können unsere Impulse kontrollieren und sind clever genug, die Konsequenzen unseres Handelns (wie zum Beispiel 15 Jahre Gefängnis) vorher abzusehen. Kriminelle Psychopathen dagegen übernehmen keine Verantwortung und handeln impulsiv, ohne vorher über die Konsequenzen nachzudenken.
Meine Faszination für das Böse ist bis heute ungebrochen. Mir ist jedoch klar geworden, dass ich die cleveren Psychopathen eher an der Wallstreet suchen muss als im Gefängnis. Um Psychopathie umfassend zu verstehen, musste ich also nicht nur Interviews mit Kriminellen führen, sondern auch mit sogenannten funktionellen Psychopathen aus der Wirtschaft. Dazu waren unzählige anonyme Apps, viel Überzeugungskraft und jede Menge Geduld nötig.
Am meisten fasziniert mich die völlige »Blindheit« für Gefühle. Manche Psychopathen sagten mir, sie hätten Gefühle, obwohl nichts aus dem Gespräch darauf hindeutete. Auf die Frage, was genau Trauer sei, antwortete mir zum Beispiel eine junge Dame: »Trauer ist zum Beispiel, wenn man den Bus verpasst.« Ein Naturwissenschaftler, der anonym mit mir sprach, beschrieb Liebe als »einen sich annulierenden Adrenalinpegel«. Und keiner meiner Probanden konnte mir den Unterschied zwischen Glück und Liebe erklären. Stattdessen lernen Psychopathen Gefühle oft wie Vokabeln: Auf Beerdigungen muss man traurig sein und über Geschenke muss man sich freuen. Sobald man jedoch nach den feinen Schattierungen der Emotionen fragt, wird die Luft sehr, sehr dünn.
Born or made?
Wenn wir über Mord, das Böse und Menschen wie Adolf Hitler sprechen, wird eine Frage immer wieder gestellt: Werden diese Menschen so geboren oder sind sie im Lauf ihres Lebens zu dem geworden, was sie sind und waren? Oder wie man in Amerika kurz und knapp fragt: »Born or made?«
In einer TV-Doku zum Thema Pädophilie wurde einmal ein Sexualmediziner mit der Frage konfrontiert, warum Menschen pädophil sind. Er gab darauf die beste Antwort, die ich bis dato gehört habe: Das hat biopsychosoziale Gründe – was in meinen Augen die wahrscheinlich cleverste Art ist zu sagen, dass wir keine Ahnung haben, wo es herkommt.
Bei Psychopathie ist die Antwort ähnlich ernüchternd: Zwillingsstudien und Gehirnscans zeigen, dass es gewisse biologische und genetische Veranlagungen gibt. Ich halte es jedoch für gefährlich, diese genetischen Faktoren zu stark hervorzuheben, weil es die Täter in gewisser Weise von ihrer Schuld freispricht. Wenn sie so geboren sind, können sie ja nichts dafür. Das ist jedoch falsch! Um noch einmal auf das Beispiel der Pädophilie zurückzukommen: Die betroffenen Menschen können zwar nichts dafür, was sie sexuell anziehend finden. Sie können aber sehr wohl etwas für ihre Taten.
Bei manchen Serienmördern lassen sich erstaunliche Parallelen in der Kindheit entdecken. Viele berichten zum Beispiel, dass sie als Kind zugesehen haben, wie Tiere geschlachtet wurden, und sehen darin eine Art Schlüsselerlebnis. Solche Faktoren alleine sind jedoch keine Erklärung. Tausende andere Kinder, die ebenfalls bei einer Schlachtung dabei waren, führen ein völlig normales Leben. Es muss also eine ganz bestimmte Person mit ganz bestimmten Genen ein ganz bestimmtes Schlüsselerlebnis machen. Es ist ein Zusammenspiel biologischer, psychischer und sozialer Faktoren – und die exakte Formel ist bislang nicht bekannt.
Ein fundamentaler Denkfehler
Wenn wir die Frage stellen, warum Menschen morden, fokussieren wir uns auf zwei Möglichkeiten: Entweder sie sind böse geboren oder sie sind böse geworden. Auf jeden Fall aber steht außer Zweifel, dass...
Erscheint lt. Verlag | 5.11.2019 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | Abgründe menschliche Psyche • Angehörige • Aus der Dunkelkammer des Bösen • black stories • Crime • Der Tod gibt keine Ruhe • Die Welt ist Böse passt auf euch auf • Entführer • Entführung • Entführungen • Ermittler • Ermittlungen • Fallgeschichten • Familie • Forensik • Forensiker • Gangster • Grusel-Facts • Im Spiegel des Bösen • Jarow • Killer • Klaus Püschel • Kommissar • Kranke Welt • Kriminalfall • Kriminalfälle • Kriminalgeschichten • Kriminalgeschichten nacherleben • Kriminalistik • Kriminalität • Kriminelle • Kriminologie • Krimis • Mark Benecke • Massenmörder • Mord • Mörder • Mordspuren • Myterien • Opfer • Polizei • Polizeiarbeit • Profiler • Profiling • Psychopath • Psychopathie • Rätsel-Krimi • Schicksal • Serienkiller • Serienmörder • Stephan Harbot • Täter • Thriller • Tote lügen nicht • Tote schweigen nicht • True Crime • Verbrechen • Verbrecher • Wahre Verbrechen • Warum wird jemand zum Täter? • Wenn Kinder töten • Wie Welt ist Böse • Wie wird man zum Mörder? • X-Faktor • youtube • YouTube Jarow |
ISBN-10 | 3-8338-7210-1 / 3833872101 |
ISBN-13 | 978-3-8338-7210-5 / 9783833872105 |
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