Neues Deutsches Wirtschaftswunder in Grün? (eBook)
268 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7481-1547-2 (ISBN)
Ludger Gülker, 79, ist Journalist und war bis zu seiner Pensionierung 15 Jahre Leiter der Bezirksredaktion der Westfalenpost in der Funke-Mediengruppe. In zahlreichen Themenseiten, die im WAZ-Konzern veröffentlicht wurden, berichtete er über seine Erlebnisse rund um den Planeten. Seine Reisen führten in die Krisenregionen der Ukraine, Afrikas, Indiens und Latein-Amerikas. In Indonesien besuchte er auf den "Kleinen Sunda-Inseln" die Lepra-Station des Steyler Ordens, in den Anden Ecuadors die Einrichtungen der Salesianer des Don-Bosco-Ordens. Mit der "Naturbühne Elspe" im Sauerland besuchte er Indianer-Stämme in den USA und Kanada.
I. Prolog
Scheitert Europa an der Flüchtlings-Politik?
Scheitert Europa an der Flüchtlings-Politik? Wird Europa wegen der Flüchtlings-Politik gespalten? Keine Fragen wurden 2015 und 2016 in den Medien und Internet-Foren intensiver diskutiert als diese. Wie seinerzeit die Frage diskutiert wurde: „Scheitert der Euro, so scheitert Europa!“ So heißt es jetzt: „Scheitert die Flüchtlings-Politik, so scheitert Europa!“ Hinzu kommt überraschend der „Brexit“, die Abkehr der englischen Insel vom europäischen Kontinent.
Die Tageskrisen und Kriege, wie grausam sie auch immer sind, bestimmen vorübergehend kurz die Nachrichten in Fernsehen, Internet und Tagespresse. Lediglich, wenn Jubiläen und Jahrestage vom Super-GAU der Kernkraftwerke von Tschernobyl oder Fukushima anstehen und sich die Katastrophen von Hiroshima und Nagasaki wieder einmal jähren, dann reicht der Stoff für eine Woche bis die Medien wieder zu den üblichen Tagesthemen zurückkehren.
Vor Ort wird der Katastrophen mit Schweigeminuten und Glockengeläut gedacht, die von den Atombomben in Hiroshima und Nagasaki verursacht wurden. Wie bei den Kriegen in Syrien, in der Ukraine, in Afghanistan, Mali, Nigeria, Eritrea oder sonst wo auf unserem Planeten, sind Hunderte, Tausende Menschenleben zu beklagen. Bei den Super-GAUs der Atomkraftwerke sind es unüberschaubar viele Opfer mehr – und das für Jahrhunderte. Ebenso wurden gesundheitliche Schäden für Hunderttausende Menschen verursacht. Es wurden Krüppel geboren, Menschen mit Glasknochen, und mit hoher Wahrscheinlichkeit sind Missbildungen und Leukämie für weitere Generationen zu erwarten. Auch für Flora und Fauna entstanden nie wieder gutzumachende Schäden für Jahrhunderte.
Der Super-GAU von Fukushima, der durch ein Erdbeben der Stärke 9 verbunden mit einem Tsunami am 11. März 2011 ausgelöst wurde, sprengte erneut alle Maßstäbe und veranlasste die Deutsche Bundesregierung eine „Wende-Politik“ einzuleiten, möglichst bald auf die Atomkraft zu verzichten, um so mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die CO2-Werte zu verbessern und auf die „erneuerbaren Energien“ zu setzen. Ob dies gelingt, ist noch fraglich. Welches Land aber sollte es schaffen, wenn dies nicht in dem wirtschaftlich starken Deutschland — und später im vereinten Europa — gelingt?
*
Hatte der Super-GAU im Atomkraftwerk von Tschernobyl im April 1986 in der Ukraine und Weißrussland alle bisherigen Maßstäbe gesprengt und Tausende von Menschenleben gefordert, so brachte das Erdbeben und der Super-GAU von Fukushima in Japan im März 2011 neue Superlative.
Da das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi in unmittelbarer Nähe des Pazifik liegt, kam die Tsunami-Katastrophe hinzu. Wer hätte vermutet, dass alle Vorsichtsmaßnahmen der weltgewandten und fortschrittlichen Japaner zum Schutze ihrer Bevölkerung bei einem Unfall in ihren Atomkraftwerken nicht ausreichen würden? Im März 2011 kam alles ganz anders: Wie unberechenbar die Naturgewalten sind, zeigte das Erdbeben von der Stärke 9,0, wie es in dieser Stärke in der Region bisher nie eines gegeben hatte.
Der Super-GAU von Fukushima war mit seinen tödlichen Strahlen mehr als doppelt so stark wie der Super-GAU von Tschernobyl. Vier von sechs Reaktorblöcken waren betroffen. Durch die Kernschmelze der Blöcke eins bis drei wurden riesige Mengen radioaktiven Materials freigesetzt. Sie kontaminierten Luft, Böden, Wasser – die Nahrungsmittel in der land- und meerseitigen Umgebung. Rund 150.000 Einwohner mussten das Gebiet verlassen. Hunderttausende Tiere in den landwirtschaftlichen Betrieben verendeten.
Das japanische Kraftwerk „Fukushima 1“ mit sechs Reaktorblöcken der ehemals staatlichen TEPCO („Tökyö Denryoku“ — Tokyo Elektric Power company) zählt zu den leistungsstärksten des Landes und liegt an der nördlichen Ostküste auf der Halbinsel Honshu. Nach dem Erdbeben, das mit seinem Zentrum in 32 km Tiefe, nur 130 km von der Millionen-Stadt Sendai entfernt lag, entstand ein Tsunami, der ebenfalls bisher unvorstellbar war. Er verursachte Flutwellen bis zu 23 Meter hoch, die sich über den gesamten Pazifik ausbreiteten. Sogar in der 13.000 km entfernten Antarktis, so konnte die Europäische Weltraumorganisation mit ihrem Umweltsatelliten „Unvisat“ beobachten, löste der Tsunami große Eisberge aus dem Schelfeis...
Die Reaktorblöcke 1–4 wurden so stark beschädigt, dass sie aufgegeben werden mussten. Wieder wurden Tausende von Menschenleben geopfert. Wieder werden weitere Generationen an den Folgen der radioaktiven Verstrahlung leiden und sterben...
Dezember 2015: In 31 Ländern 441 Kernkraftwerke in
Betrieb
Erschreckend ist, dass nach wie vor weltweit viele Länder auf die Kernenergie setzen. Viele Staaten halten an der Atomenergie fest, ohne zu wissen, wo sie die verstrahlten Überreste aus den Reaktoren sicher in einem Endlager unterbringen können.
Seit den 50er Jahren, als die Atom-Energie als neues Weltwunder gefeiert wurde, und der Irrglaube entstand, die Energieversorgung im Atom-Zeitalter günstiger sicherstellen zu können, wurden Hunderte von Atom-Reaktorblöcke neu in Betrieb genommen. Im Dezember 2015 waren 441 Reaktorblöcke in 31 Ländern in Betrieb. In 15 Ländern sind zu dieser Zeit weitere 65 Kernkraftwerke im Bau. Zwar wurden parallel rund 150 Kernkraftblöcke abgeschaltet, doch blieb die Reaktorzahl seit 1995 weitgehend konstant.
Neben den stationären Kernreaktoren gab es 1995 rund 180 Reaktoren auf ca. 140 mit Atom betriebenen Schiffen, U-Booten und Eisbrechern. Ihre Zahl dürfte inzwischen noch weitaus höher liegen.
Bei der globalen Stromerzeugung sank der Anteil der Kernkraft von 1993 bis 2011 von 17 Prozent auf 11 Prozent. Das war seit 2006 (Dieses Jahr brachte den historischen Höhepunkt!) ein Rückgang von gut fünf Prozent.
In der EU decken die Kernkraftwerke 2015 ca. ein Drittel der verbrauchten Elektrizität ab. Das sind aber nur rund 14 Prozent des gesamten Energiebedarfs. Allein unser Nachbar Frankreich hat mit über zwanzig Atom-Reaktoren einen Rekordanteil bei der Energieversorgung. Mit etwa 78 Prozent (2011) hat Frankreich den höchsten prozentualen Anteil nuklear erzeugten Stroms weltweit. In Europa sind die Franzosen zeitweise die größten Netto-Exporteure elektrischer Energie. Hauptabnehmer sind Italien, Schweiz, Niederlande, Belgien, Großbritannien, und auch Deutschland.
So setzen u.a. Tschechien, Polen und nicht zuletzt das Riesenreich Russland weiter auf die Atomenergie. Ja auch für Russland ist der Bau von neuen Atom-Kraftwerken weiterhin ein Export-Schlager. In der Statistik werden im Juli 2015 weltweit 438 Reaktorblöcke mit einer Gesamtleistung von 379 GW angegeben, die in Betrieb sind. Weitere 66 Reaktorblöcke sind mit einer Gesamtleistung von 63,7 GW im Bau. Der größte Teil davon entsteht in asiatischen Ländern...
*
Da ich „vor Ort“ die Folgen der Tschernobyl-Katastrophe miterleben konnte und in den Kliniken und Waisenhäusern die missgebildeten Kinder erlebte, die Kinder mit Glasknochen, deren Augen aus dunklen Augenhöhlen starrten, weiß ich, wie wichtig die Ächtung der Atomenergie ist. Die Bilder von unschuldigen, kahlköpfigen, von Leukämie gezeichneten Kindern werde ich nie vergessen...
So habe ich mich nach meiner Pensionierung um Hilfestellung für die Betroffenen bemüht. Meine Familie nahm mehrere Tschernobyl-Kinder im Rahmen der Aktionen des Vereins „SOS 86 Kinder von Tschernobyl im Sauerland e.V.“ für vier Wochen in unserer Familie auf. In meinem Buch „Brücken zum Osten — Gemeinsame Zukunft nach Tschernobyl?“, das 1995 erschien, habe ich über die Hilfsaktionen aus Deutschland berichtet und auch selbst an den Hilfs- und Kindertransporten teilgenommen. Allein im Sauerland fanden mehrere tausend Tschernobyl-Kinder einen kostenlosen Urlaub in deutschen Familien. Auch wurden und werden noch immer kostenlose Untersuchungen und medizinische Betreuung der Tschernobyl-Kinder von Tschernobyl-Vereinen organisiert.
Der Kampf gegen die Atomenergie muss fortgesetzt werden. Die Katastrophe von Fukushima zeigt erneut, dass trotz aller technologischen und wissenschaftlichen Fortschritte die Atomenergie weiterhin nicht beherrschbar ist. Ein neues Zeitalter mit erneuerbaren Energien muss eingeleitet werden. Dazu gibt es viele gute Voraussetzungen, die in diesem Folgebuch zu „Brücken zum Osten“ an Beispielen beleuchtet werden. Das Ziel ist es, die engagierte Energiewende der deutschen Bundesregierung zu unterstützen. Es wird mit Schwerpunkten auf die Jahre 2015 und 2016 aufgezeichnet, welche Möglichkeiten in der Bundesrepublik Deutschland und in einem starken Europa bestehen, wenn einschneidende Erneuerungen mit Unterstützung der Bürger umgesetzt werden. Nur gemeinsam ist Europa stark...
Eigentlich sollte es selbstverständlich sein: Alle Mitgliedsstaaten müssen sich strikt an...
Erscheint lt. Verlag | 3.12.2018 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
ISBN-10 | 3-7481-1547-4 / 3748115474 |
ISBN-13 | 978-3-7481-1547-2 / 9783748115472 |
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