Soziale Bewegungen in Guatemala
Campus (Verlag)
978-3-593-50626-5 (ISBN)
Soziale Bewegungen sind Teil gesellschaftlicher Gesamtstrukturen, sie sind von diesen geprägt und sie versuchen, diese Strukturen zu beeinflussen. Am Fallbeispiel Guatemalas zeigt dieses Buch anhand von Frauenbewegungen, indigenen Bewegungen und Kämpfen um Ressourcen auf, wie die Verfasstheit des Staates Rahmenbedingungen für soziale Bewegungen setzt und wie dies in ausgewählten Theorien sozialer Bewegungen reflektiert wird beziehungsweise in diese Eingang finden kann.
Eva Kalny ist Sozialwissenschaftlerin; sie forscht und unterrichtet an Universitäten in Deutschland und Österreich.
Inhalt
Vorwort8
1. Einleitung 12
1.1. Das Länderbeispiel Guatemala12
1.2. Soziale Bewegungen in Guatemala13
1.3. Theorien sozialer Bewegungen17
1.4. Forschungsfragen und Erkenntnisinteresse18
1.5. Aufbau des Buchs20
2. Frauenbewegungen25
2.1. Einführung25
2.2. Historischer Überblick27
2.2.1. Das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert27
2.2.2. Eine Phase neuer Freiräume: die 1920er30
2.2.3. Das Regime von Jorge Ubico Castañeda von 1931 bis 194434
2.2.4. Der demokratische Frühling von 1944 bis 195437
2.2.5. Militärregierungen und Bürgerkrieg von 1954 bis 198544
2.2.6. Demokratie und Krieg: 1986 bis 199653
2.2.7. Frauenbewegungen in Zeiten des Friedens61
2.3. Zusammenfassung72
3. Indigene Bewegungen74
3.1. Einführung74
3.2. Historischer Überblick76
3.2.1. Das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert76
3.2.2. Keine Phase neuer Freiräume: die 1920er80
3.2.3. Das Regime von Jorge Ubico Castañeda von 1931 bis 194482
3.2.4. Der demokratische Frühling von 1944 bis 195485
3.2.5. Militärregierungen und Bürgerkrieg von 1954 bis 198590
3.2.6. Demokratie und Krieg: 1986 bis 1996108
3.2.7. Indigene Bewegungen in Zeiten des Friedens122
3.3. Zusammenfassung130
4. Kämpfe um den Zugang zu Ressourcen131
4.1. Einführung131
4.2. Historischer Überblick133
4.2.1. Das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert133
4.2.2. Eine Phase neuer Freiräume: die 1920er136
4.2.3. Das Regime von Jorge Ubico Castañeda von 1931 bis 1944 139
4.2.4. Der demokratische Frühling von 1944 bis 1954140
4.2.5. Militärregierungen und Bürgerkrieg von 1954 bis 1985143
4.2.6. Demokratie und Krieg: 1986 bis 1996164
4.2.7. Kämpfe um Ressourcen in Zeiten des Friedens166
4.3. Zusammenfassung184
5. Ausgewählte Theorieansätze186
5.1. Definitionen sozialer Bewegungen187
5.1.1. Soziale Bewegungen187
5.1.2. Social Movement Organizations (SMOs)192
5.2. Der Ressourcenmobilisierungsansatz193
5.2.1. Theoretische Grundlagen194
5.2.2. Das Fallbespiel Guatemala196
5.3. Politische Gelegenheitsstrukturen223
5.3.1. Theoretische Grundlagen224
5.3.2. Das Fallbeispiel Guatemala231
5.4. Der Framingansatz246
5.4.1. Theoretische Grundlagen247
5.4.2. Das Fallbeispiel Guatemala253
5.5. Zusammenfassung273
6. Der Staat275
6.1. Einführung275
6.2. Staatliche Institutionen278
6.2.1. Die Polizei278
6.2.2. Das Militär280
6.2.3. Das Justizwesen284
6.3. Mächtige Entitäten außerhalb staatlicher Institutionen285
6.3.1. Wirtschaftseliten286
6.3.2. Kriminelle Gruppen288
6.4. Staatskonzepte293
6.4.1. Das Konzept Failed State293
6.4.2. Die Konzepte paralleler Staat und hidden powers302
6.4.3. Das Konzept des Staates als Finca306
6.5. Die Bedeutung des Staates für soziale Bewegungen308
6.6. Zusammenfassung310
7. Schlussfolgerungen312
7.1. Erkenntnisse aus der Zusammenführung des Datenmaterials314
7.2. Strukturelle Auslassungen im Datenmaterial316
7.3. Schlussfolgerungen auf theoretischer Ebene318
7.4. Folgen der Verfasstheit des Staates für die Theorieentwicklung 321
7.5. Konsequenzen für die Praxis322
Abkürzungsverzeichnis324
Die Regierungen Guatemalas von 1871 bis 2015330
Literatur332
»Eine detailreiche Analyse von Struktur und Einfluss der Basisorganisationen, die einen wesentlichen Anteil an der Demokratisierung der Gesellschaft für sich beanspruchen können.« Ralf Leonhard, Lateinamerika anders, 20.11.2017
»Das Buch ist allen empfohlen, die Interesse an der gesellschaftlichen Entwicklung in Guatemala haben oder nach Erklärungen für aktuelle Konflikte und Proteste suchen. Für das wissenschaftliche Publikum bietet das Buch wichtige Ansätze zum Verständnis sozialer Bewegungen über Guatemala hinaus und konzeptionelle Vorschläge für die Analyse auch in anderen Ländern Lateinamerikas.« Christiane Schulz, ila - Das Lateinamerika-Magazin, 11.09.2018
»Eine Besonderheit und Stärke liegt [...] in der sehr ausführlichen, fundierten und sowohl für wissenschaftliches als auch nicht-wissenschaftliches Publikum lesbaren Beschreibung und Analyse sozialer Bewegungen in Guatemala. Sie schließt eine Lücke im derzeitigen Stand der deutschsprachigen Lateinamerikaforschung und ist gerade vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Konflikte um Korruption und Straflosigkeit hochaktuell. Die Studie ist auch für Leser_innen interessant, die sich für die Bedingungen von Staatlichkeit und ihrem Verhältnis zu Selbstorganisierung interessieren oder schlichtweg Guatemalas Geschichte besser verstehen wollen.«, kritisch-lesen.de, 12.07.2018
»Die Arbeit ist höchst informativ und stellt einen wertvollen Beitrag in der historischen Aufarbeitung sozialer Bewegungen in Lateinamerika dar. Die Zusammenführung von Theoriedebatten mit formalen und informalen staatlichen Entwicklungen macht sie insbesondere interessant für Lateinamerika-Wissenschaftler sowie für Politik- und Sozialwissenschaftler. Für alle Guatemala-Interessierten, die sich mit dem Hintergrund der aktuellen sozio-politischen Proteste und mit ihren Akteuren in Guatemala beschäftigen, ist sie ein Muss.« Antje Gunsenheimer, Anthropos, 10.06.2019
»Eine detailreiche Analyse von Struktur und Einfluss der Basisorganisationen, die einen wesentlichen Anteil an der Demokratisierung der Gesellschaft für sich beanspruchen können.« Ralf Leonhard, Lateinamerika anders, 20.11.2017
»Das Buch ist allen empfohlen, die Interesse an der gesellschaftlichen Entwicklung in Guatemala haben oder nach Erklärungen für aktuelle Konflikte und Proteste suchen. Für das wissenschaftliche Publikum bietet das Buch wichtige Ansätze zum Verständnis sozialer Bewegungen über Guatemala hinaus und konzeptionelle Vorschläge für die Analyse auch in anderen Ländern Lateinamerikas.« Christiane Schulz, ila - Das Lateinamerika-Magazin, 11.09.2018
»Eine Besonderheit und Stärke liegt […] in der sehr ausführlichen, fundierten und sowohl für wissenschaftliches als auch nicht-wissenschaftliches Publikum lesbaren Beschreibung und Analyse sozialer Bewegungen in Guatemala. Sie schließt eine Lücke im derzeitigen Stand der deutschsprachigen Lateinamerikaforschung und ist gerade vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Konflikte um Korruption und Straflosigkeit hochaktuell. Die Studie ist auch für Leser_innen interessant, die sich für die Bedingungen von Staatlichkeit und ihrem Verhältnis zu Selbstorganisierung interessieren oder schlichtweg Guatemalas Geschichte besser verstehen wollen.«, kritisch-lesen.de, 12.07.2018
»Die Arbeit ist höchst informativ und stellt einen wertvollen Beitrag in der historischen Aufarbeitung sozialer Bewegungen in Lateinamerika dar. Die Zusammenführung von Theoriedebatten mit formalen und informalen staatlichen Entwicklungen macht sie insbesondere interessant für Lateinamerika-Wissenschaftler sowie für Politik- und Sozialwissenschaftler. Für alle Guatemala-Interessierten, die sich mit dem Hintergrund der aktuellen sozio-politischen Proteste und mit ihren Akteuren in Guatemala beschäftigen, ist sie ein Muss.« Antje Gunsenheimer, Anthropos, 10.06.2019
Vorwort
Das vorliegende Buch Soziale Bewegungen in Guatemala - eine kritische Theorie-diskussion beruht auf meiner Habilitationsschrift, welche ich am Institut für Soziologie der Leibniz Universität Hannover im Mai 2014 vorlegte - also ein Jahr vor Beginn der Enthüllungen der Internationalen Kommission gegen die Straflosigkeit CICIG, welche seit April 2015 beinahe wöchentlich mit neuen Informationen über penibel recherchierten Korruptionsfällen an die Öf-fentlichkeit tritt und so die Verbindungen zwischen dem organisierten Ver-brechen und der Regierung aufzeigt. Ausgelöst durch diese Aufdeckungen entwickelte sich in Guatemala eine Protestbewegung, die den Rücktritt des ehemaligen Präsidenten Otto Pérez Molina erzwang, Gesetzesreformen für das Parteien- und Wahlsystem erarbeitete und lobbyierte, und die bis heute anhält. Diese Ereignisse bilden den Endpunkt meines Werks, ihr Einfluss auf die Struktur des Staates und weitere soziale Bewegungen wird erst zu einem späteren Zeitpunkt analysierbar sein.
Dieses Buch beruht auf umfangreichen Literaturrecherchen, eigene Er-hebungen finden in den entsprechenden Unterkapiteln Eingang. Ohne meine eigenen Forschungen und Erfahrungen im Land wäre diese Form des Überblicks und der Analyse nicht möglich gewesen. Dies betrifft unter anderem den Zugang zu organisationsinternen Dokumenten, den umfang-reichen und langjährigen Austausch mit Aktivist_innen unterschiedlicher Organisationen und die Bereitschaft vieler Menschen zu Gesprächen und Befragungen. Die Liste jener, denen mein Dank gebührt, ist dementspre-chend lange.
An ihrem Beginn stehen zahlreiche guatemaltekische Aktivist_innen, die ich noch zu Kriegszeiten 1991 und 1992 im mexikanischen Exil kennen lernen konnte und in deren Archiven ich damals arbeiten durfte. Diese Er-fahrung bot mir einen ersten Einblick in die Kooperationen und Konflikte zwischen den zivilen, unterschiedlichen Guerillabewegungen nahestehen-den Organisationen. Mit Domingo Hernández Ixcoy, der wie viele andere längst nach Guatemala zurückgekehrt ist, besteht der Austausch bis heute. Dynamiken des indigenen Aktivismus auf lokaler Ebene konnte ich in der Folge in Momostenango kennen lernen, wo die Familie von Doña Pancha Ixcoy de Acabal wichtiger Bezugspunkt für mich war. Bei zahlreichen An-lässen hatte ich die Möglichkeit, mit ihrer Familie, ihrem Schwiegersohn Pedro Ajxup Poroj und weiteren Mitstreiter_innen des Projekts Kajib' No'j über bilinguale indigene Schulen und indigene Bewegungen im allgemeinen zu diskutiert. Dabei konnte ich beobachten, wie sich die Anliegen und Schwerpunkte der Organisator_innen des lokalen Schulprojekts in Momos-tenango im Laufe der Jahrzehnte änderten. Das Dorf Canquixajá, in dem ich damals forschte, sollte in den 2000er Jahren meine Erfahrungen mit dem Widerstand indigener Gemeinden gegen ein Minenprojekt bereichern. In den frühen 1990er Jahren konnte ich auch das Erstarken indigener Organisation im nahegelegenen Quetzaltenango beobachten und in diesem Kontext Ricardo Cajas kennen lernen.
Juana Vasquez und Federico Silvestre lerne ich auf ihrer Österreichreise im Jahr 1994 kennen. Beide teilten die für indigene Aktivist_innen charak-teristischen Erfahrungen: den Einfluss durch die Theologie der Befreiung, die Nähe zur Guerillabewegung, das Überleben als intern Vertriebene, die Annäherung an Maya-Religion und schließlich ihre Rolle als Maya-Priester-_in und Anführer_in indigener Organisationen. Die Familie von Juana Vásquez im Dorf Río Blanco sowie all meine Gesprächspartner_innen in unterschiedlichen Teilen des Munizips Sacapulas bereicherten mein Wissen über die oft große Distanz zwischen indigenen Aktivist_innen in den Städ-ten und dörflichen Realitäten. Auch in dieser Region konnte ich in den 2000er Jahren die Bedrohung durch ein Minenprojekt sowie den Wider-stand dagegen beobachten.
Meine Erhebungen in den Jahren 2006 und 2007 im Rahmen des vom österreichischen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft
Erscheinungsdatum | 07.01.2017 |
---|---|
Verlagsort | Frankfurt |
Sprache | deutsch |
Maße | 142 x 214 mm |
Gewicht | 442 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien | |
Schlagworte | Bevölkerung • Diskriminierung • Exklusion • Guatemala • Indigene Bevölkerung • Soziale Bewegung • Soziale Bewegungen • Sozialstruktur • Soziologie • Theorie |
ISBN-10 | 3-593-50626-2 / 3593506262 |
ISBN-13 | 978-3-593-50626-5 / 9783593506265 |
Zustand | Neuware |
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