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Architektur für Demokratie und Selbstverwaltung

175 Jahre Kasseler Ständehaus

Gerd Fenner, Christina Vanja (Herausgeber)

Buch | Softcover
170 Seiten
2011
euregioverlag
978-3-933617-44-6 (ISBN)
CHF 20,85 inkl. MwSt
Reich illustrierter Band über die eindrückliche Architektur- und Baugeschichte des Ständehauses von den Planungen im Vormärz bis zu den jüngsten Restaurierungen.
Das Ständehaus in Kassel aus dem Jahre 1836 besitzt als ältestes Parlamentsgebäude Hessens und als Zentrum kommunaler Selbstverwaltung eine herausragende historische Bedeutung. Das Palais im Stil der italienischen Renaissance und sein Erweiterungsbau von 1906 nehmen jedoch auch kunstgeschichtlich einen hohen Rang ein. Dieser reich illustrierte Band gibt erstmals einen Überblick über die eindrückliche Architektur- und Baugeschichte des Ständehauses von den Planungen im Vormärz bis zu den jüngsten Restaurierungen.

Grußworte:
Norbert Kartmann, Landtagspräsident, Wiesbaden
Eva Kühne-Hörmann, Staatsministerin, Wiesbaden
Bertram Hilgen, Oberbürgermeister, KasselGeleitwort
Uwe Brückmann, Landesdirektor Landeswohlfahrtsverband, Kassel
Einleitung
Gerd Fenner, Christina Vanja
Vom "Palais der Stände" zum modernen Parlaments- und Verwaltungsbau
Gerd Fenner
Bureaus für Kanzlisten, Sekretäre und Techniker - Die Erweiterung des Ständehauses zum Verwaltungsgebäude am Beginn des 20. Jahrhunderts
Christina Vanja
Ständehaussanierung 20092011
Ole Creutzig, Thomas Fischer
Der Landeswohlfahrtsverband Hessen im Wandel
Uwe Brückmann
Autorinnen und Autoren
Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen

Mit dem Ständehaus von 1836 und dessen Erweiterungsbau von 1906 ist in Kassel ein Komplex historischer Bauten erhalten, der mit der Geschichte des Landes, des Parlamentarismus in Hessen sowie der kommunalen Selbstverwaltung ab 1867 in besonderer Weise verbunden ist. Überdies gilt das Gebäude als herausragendes Beispiel der frühen Parlamentsarchitektur in Deutschland; ein Modell ist in der „Historischen Ausstellung des Deutschen Bundestages im Deutschen Dom” in Berlin zu sehen. Das Kasseler Ständehaus besitzt somit nicht nur eine herausragende historische Bedeutung, die Baugruppe am Ständeplatz nimmt auch bau- und kunstgeschichtlich einen hohen Rang ein. Die parlamentarische Tradition im Ständehaus in kurhessischer, preußischer und hessischer Zeit sowie die Entstehung, Tätigkeit und überregionale Wirkung des preußischen Kommunalverbandes Kassels und des seit 1953 sozial tätigen Landeswohlfahrtsverbandes Hessen ist zum 170-jährigen Jubiläum des Hauses im Jahre 2007 unter dem Titel „Dieses Haus ist gebaute Demokratie” in der Historischen Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen ausführlich dargestellt und gewürdigt worden. Die vorliegende Publikation ist im Jahr der 175. Wiederkehr der Eröffnung des Ständehauses am 22. November 1836 den bedeutsamen Bauwerken selbst gewidmet. Einen Überblick über die gesamte Baugeschichte bis in die frühe Zeit des Bundeslandes Hessen hinein vermittelt der grundlegende Beitrag von Gerd Fenner. Nach Plänen des Kasseler Oberhofbaumeisters Julius Eugen Ruhl (1796–1871) errichtet, gehörte das Kasseler Ständehaus zu den ersten Bauten im Stil der italienischen Hochrenaissance, die überhaupt in Deutschland errichtet wurden. Auch wenn dem Gebäude nicht die hohe entwicklungsgeschichtliche Bedeutung wie dem Opernbau Gottfried Sempers in Dresden (1838–1841) zukommt, zählt es doch zu den wichtigen und frühen Werken, die für den Übergang zum Historismus in der Baukunst des 19. Jahrhunderts stehen. Planung, Bau und Nutzung des Ständehauses spiegelten bis 1866 den grundsätzlichen Konflikt zwischen Monarch und Parlament in Kurhessen wider. Wie um Fragen der Verfassung wurde auch um Notwendigkeit, Standort und Kosten des Objekts gestritten, und nach der Eröffnung 1836 war das Haus Schauplatz der heftig ausgetragenen hessischen Verfassungskämpfe. Nach der Annexion des Kurfürstentums Hessen durch Preußen blieb der Sitzungssaal des Ständehauses durch den nun hier versammelten Kommunallandtag ein Ort parlamentarischer Tätigkeit, aber das Hauptgebäude am Ständeplatz konnte zunehmend weniger den Anforderungen der neu geschaffenen Selbstverwaltung für den Regierungsbezirk Kassel genügen. Ein abgetrennter Verwaltungstrakt ebenso wie eine Wohnung für den Landesdirektor bzw. Landeshauptmann mussten dem Ständehaus zugefügt werden. Schließlich entschloss sich der Kasseler Kommunalverband zu einem großen Um- und Neubauvorhaben, das von 1902 bis 1904 ausgeführt wurde und bis heute das architektonische Erscheinungsbild des Bauensembles bestimmt. Die Planungen erfolgten unter bemerkenswerter Rücksichtnahme auf den Ruhl’schen Bau (entsprechend Ihres anderen Beitrags), dessen Denkmalwert so hoch geschätzt wurde, dass man einen der prominentesten deutschen Architekten der Zeit, Friedrich von Thiersch, um gutachterliche Empfehlungen zum angemessenen denkmalschützerischen Umgang mit dem historischen Bauwerk bat. Wie sich jüngst gezeigt hat, lieferte von Thiersch darüber hinaus auch detaillierte Entwürfe für Räumlichkeiten, so dass einige bauliche Bestandteile in ganz neuem Licht erscheinen und an historischem Wert gewinnen. Beim Wiederaufbau nach den Kriegsschäden setzten Arnold und Paul Bode bei der Gestaltung der Innenräume und des Saales des alten Ständehauses neue Akzente zeitgemäßer Modernität. Der weniger beschädigte Verwaltungsflügel wurde dagegen kaum verändert wiederhergestellt und vermittelt noch heute viel vom baulichen Eindruck seiner Entstehungszeit. Der nachfolgende Beitrag von Christina Vanja befasst sich mit den vielfältigen Nutzungsaspekten des Ständehauses nach 1866, als Wohnräume für den Landeshauptmann / Landesdirektor und für die Hausmeister (Pedellen), vor allem aber „Bureaus” im neuen Verwaltungstrakt von 1906 geschaffen wurden. Letztere korrespondierten mit den umfangreichen Tätigkeitsfeldern der preußischen Kommunalverwaltung sowie mit Organisation, Hierarchie und Büroalltag der hier beschäftigten Beamtenschaft in vielfacher Hinsicht. Die baulichen Gegebenheiten zeugen nicht zuletzt von den vor dem Ersten Weltkrieg im Ständehaus üblichen Arbeitsabläufen und der zunehmend wachsenden und spezialisierten Verwaltung. Über die Baupläne hinaus sind eine Reihe von Reglements erhalten, aus denen wir entnehmen können, wie eine Beamtenausbildung um 1900 verlief, welche Aufstiegsmöglichkeiten es für die durchweg männlichen Beamten gab, wie Akten geführt wurden und wie sich die Arbeitszeit (42-Stunden-Woche) auf die Woche verteilte. Trotz zahlreicher Modernisierungen im Verwaltungsalltag, die seit der wilhelminischen Zeit erfolgten (Nutzung von Schreibmaschinen, Beschäftigung von Frauen, Büroreform mit Sachbearbeiterprinzip sowie Einführung der EDV) ist leicht erkennbar, dass nicht nur die Büroräume erhalten blieben, sondern auch die soliden Grundlagen der Verwaltungtechnik bis heute nachwirken. An den Überblick zur Baugeschichte schließt der Beitrag von Ole Creutzig und Thomas Fischer an, deren „Atelier 30”(in Ole Creutzigs und Thomas Fischers Beitrag heißt es ATELIER 30) seit 2009 die aktuellen Maßnahmen von Sanierung und Umbau des Saales und des Altbaues als Architekt betreut. Über die Behebung sicherheits- und brandtechnischer Schwächen hinaus soll der Saal vor allem durch die Wiederherstellung der seinerzeit besonders beachteten Glasdecke und der Farbigkeit der Wände dem Erscheinungsbild von 1951 wieder angeglichen werden. Da seitens des Landeswohlfahrtsverbandes die Absicht besteht, den Saal und den Vorderflügel für unterschiedliche Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, erfolgen stellenweise größere bauliche Eingriffe und die Herstellung barrierefreien Zuganges. Uwe Brückmann, derzeitiger Landesdirektor des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen und Hausherr im Ständehaus, gibt abschließend einen Einblick in Geschichte, Struktur und Aufgabenbereiche des hessischen Sozialverbandes am historischen Ort. Unser Band zu Architektur und Baugeschichte des Kasseler Ständehauses wird durch zahlreiche Abbildungen illustriert. Hierzu zählt das hervorragende Stichwerk von Baumeister Julius Eugen Ruhl aus der Sammlung des Museumslandschaft Hessen Kassel (erschienen 1839), das an dieser Stelle erstmals vollständig reproduziert wird. Völlig neu entdeckt wurden bei den Vorbereitungen zu diesem Buch die Entwürfe des Münchner Architekturprofessors Friedrich von Thiersch, der bei den Planungen zur Erweiterung des Ständehauses in den Jahren 1902–1905 mitwirkte. Alle Pläne aus der Altregistratur der Bauabteilung des LWV Hessen werden in diesem Band vorgestellt. Zahlreiche Fotoaufnahmen des Kasseler Fotografen Frank Mihm machen überdies deutlich, wie viele künstlerische Details auch heute der Büroteil des Ständehauses noch aufweist. Dieses „Geschäftshaus” am Ständeplatz ist entsprechend für die Architekturgeschichte Kassels erst zu entdecken. Ebenso fündig wurden die Herausgeber in Zusammenarbeit mit dem Baumanagement des Hauses in der Kartensammlung zur Neugestaltung des Ständesaales durch den Akademieprofessor und späteren documenta-Gründer Arnold Bode und seinen Bruder, den Architekten Paul Bode. Diese „Bode-Entwürfe” vermitteln, dass die Modernisierung des Sitzungssaales einschließlich seines Zugangs en déetail bis hin zu den Lampen, Bodenbelägen etc. vom Zeichner- und Architektenteam selbst entwickelt wurde. Durch fotografische Aufnahmen, welche im Rahmen der jüngsten Renovierungen gemacht wurden, wird nicht zuletzt das ursprüngliche Programm der 1950er Jahre verdeutlicht. Die Schönheit des heutigen Ständehauses, eines der wenigen alten Gebäude Kassels, die den Bombenkrieg relativ unbeschadet überstanden haben, hält der Kasseler Architekt Dr. Siegfried Lohr, der 1983 seine Dissertation über den Baumeister Julius Eugen Ruhl publizierte, in fast jährlichen Abständen in seinen Aquarellen fest. Einige Bilder sind am Ende des Bandes zu sehen und sollen nicht zuletzt dazu einladen, das Ständehaus als Kasseler Attraktivität wiederzuentdecken.

Erscheint lt. Verlag 7.7.2011
Reihe/Serie Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen
Sprache deutsch
Maße 210 x 297 mm
Gewicht 705 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Sozialpädagogik
Technik Architektur
Schlagworte Architektur • Bode • Kassel, Geschichte • Kassel, Kunst; Architektur • Landeswohlfahrtsverband • Parlamentsgebäude • Ständehaus Kassel
ISBN-10 3-933617-44-8 / 3933617448
ISBN-13 978-3-933617-44-6 / 9783933617446
Zustand Neuware
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