Atemtyp Tai Chi (eBook)
400 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-44020-4 (ISBN)
Taiji Meister Frieder Anders, Jahrgang 1944, ist einer der bekanntesten Lehrer dieser Kunst in Deutschland. Er praktiziert Taiji und Qigong seit 1973. Nach 26 Jahren Ausbildung bei Großmeister K.H. Chu, London, wurde er von diesem 2002 als erster Europäer als Meister der 6. Generation im Yang-Familienstil bestätigt. 1980 Gründung seiner eigenen Taiji-Schule in Deutschland und bis 2005 Aufbau und Leitung der ITCCA (International Tai Chi Chuan Association) in Deutschland und der Schweiz. 2005 Trennung von Meister Chu und Entdeckung der Atemtypen in Taiji und Qigong (FriederAnders: AtemtypTaiji®, FriederAnders: Atemtyp Qigong® und »Das Qi verwurzeln. Qigong und Atemtypen«). Er schrieb insgesamt sieben Bücher über Taiji und Qigong, zahlreiche Aufsätze, produzierte drei DVDs und produziert seit 2021 Lernvideos.
Taiji Meister Frieder Anders, Jahrgang 1944, ist einer der bekanntesten Lehrer dieser Kunst in Deutschland. Er praktiziert Taiji und Qigong seit 1973. Nach 26 Jahren Ausbildung bei Großmeister K.H. Chu, London, wurde er von diesem 2002 als erster Europäer als Meister der 6. Generation im Yang-Familienstil bestätigt. 1980 Gründung seiner eigenen Taiji-Schule in Deutschland und bis 2005 Aufbau und Leitung der ITCCA (International Tai Chi Chuan Association) in Deutschland und der Schweiz. 2005 Trennung von Meister Chu und Entdeckung der Atemtypen in Taiji und Qigong (FriederAnders: AtemtypTaiji®, FriederAnders: Atemtyp Qigong® und »Das Qi verwurzeln. Qigong und Atemtypen«). Er schrieb insgesamt sieben Bücher über Taiji und Qigong, zahlreiche Aufsätze, produzierte drei DVDs und produziert seit 2021 Lernvideos.
Kapitel 1: Was heißt Tai Chi?
Wer kraft seiner Tugend herrscht, gleicht dem Polarstern. Der verweilt an seinem Ort und alle Sterne umkreisen ihn.
Konfuzius
Zwischen Erde und Himmel
Im Weltbild des chinesischen Altertums gruppierten sich die Sternbilder um den Polarstern als Mittelpunkt des Himmels: Dieser zirkumpolare Bereich wurde als das (unbewegliche) Zentrum des Himmels, als Himmlischer Palast, angesehen, um welches – analog zur Erde – die vier Himmelsrichtungen festgelegt waren.
Die Architektur der irdischen Paläste folgte einerseits dem Vorbild des Himmlischen Palastes, stellte aber auch die Verbindung von Himmel und Erde her, indem diese entlang der Weltachse konstruiert wurden: »Bis in die Tiefe der Erde vorstoßend und bis zum Höchsten First (huangchi) [auch Tai Chi genannt, F. A.] reichend schien der Palast zur Achse des Kosmos geworden zu sein.« (Granet 1963, S. 266)
Dabei spielte ein Werkzeug eine wichtige Rolle: der Gnomon, chinesisch tianrigui . »Der Gnomon (von griechisch γνώμων Gnomon Schattenzeiger) ist ein bereits vor der Antike bekanntes astronomisches Instrument in der Form eines senkrecht in den Boden gesteckten hölzernen Stabes. Vom Holzstab als Schattenzeiger aus ging die Entwicklung bis zur gelegentlichen einschlägigen Verwendung eines Obelisken. Der Sonnenschatten seiner Spitze wird beobachtet, um astronomische Größen zu bestimmen.« (https://de.wikipedia.org/ wiki/Gnomon)
Der Gnomon wurde als Teil der Weltachse verstanden und spielte nicht nur in der Astronomie eine wichtige Rolle, sondern diente auch als gestaltendes Element beim Aufbau der irdischen Welt. Mit ihm wurde der Mittelpunkt einer zu gründenden Stadt bestimmt, und Gelehrte berechneten damit und mithilfe des rechtwinkligen Dreiecks die Maße des Himmels.
Yin und Yang
Der Gnomon erhebt sich nach diesem Verständnis exakt im Mittelpunkt des Universums und bestimmt den Mittagspunkt, also den Augenblick, an dem alles den kürzesten Schatten wirft. Er ist der unbewegte Angelpunkt, um den herum Licht und Schatten kreisen, die den Wechsel der Zeit anzeigen. Licht und Schatten – Yang und Yin – werden so symbolisch zu Kategorien, denen alle Erscheinungen des Kosmos zugeordnet sind.
Yang, ursprünglich »extrem hell«, und Yin, »wolkig, trübe«, werden auch abgeleitet von der Lichtsituation an Flüssen oder Hügeln: Die der Sonne zugewandte Seite ist Yang, die abgewandte Yin. Auch für das Bild des Firstbalkens, der das Dach abschließt und trägt, wurde der Begriff »Tai Chi« gebraucht, wobei hier die beiden Dachhälften als Beispiele für Yin und Yang, die im Tai Chi gründen, das Bild noch symbolhafter werden lassen.
»Die chinesische Philosophie postuliert, dass alle Dinge aus zwei komplementären Kräften bestehen. Yin-Kräfte sind solche, die den Organismus stützen und konservieren, die sich ruhig verhalten, kondensieren und konservieren (…) es sind Kräfte, die latent bleiben und darauf warten, organisiert zu werden. Sie stellen das Potenzial des Körper/Geists dar. Yang-Kräfte hingegen sind solche, die hervorbringen und in Bewegung setzen, Transformation und Veränderung bewirken, sich ausdehnen, zusammenbrechen und sich verflüchtigen. Das bedeutet, dass es sich hier um organisierende, dynamische Prinzipien handelt.« (Seem 1994, S. 41)
Yin und Yang, die Einheit der Gegensätze, werden in dem bekannten Symbol dargestellt, das auch »Tai-Chi-Symbol« heißt.
Tai Chi Chuan
Der Name »Tai Chi Chuan« setzt sich zusammen aus dem Begriff »Tai Chi«, der philosophisch die höchste Wirklichkeit bezeichnet und meistens mit »das Höchste Letzte« oder »das Höchste Prinzip« wiedergegeben wird, und dem Wort »Quan« (ausgesprochen »Tschuan«), welches »Faust« bedeutet und die Übersetzung »Faustkampf« oder »Kampf kunst« zulässt; Quan meint aber auch den Ablauf der vorgegebenen Bewegungen − die »Form« − die man im Tai Chi Chuan ausführt. Wörtliche Übersetzungen von Tai Chi Chuan, wie »die Faust des Höchsten Prinzips« sind eher unverständlich. Tai Chi Chuan ist also die Bewegungskunst, die – ursprünglich als Kampfkunst entstanden – nach dem Prinzip des Tai Chi aufgebaut ist.
Drei Kräfte
Für den Menschen im alten China galt, seine Körperhaltung entlang der Weltachse auszurichten und in seinem Tun die Einheit von Yin und Yang zu verwirklichen. Tai Chi Chuan bietet dazu eine Möglichkeit. Begreift man Tai Chi in seiner ursprünglichen Bedeutung als die Weltachse, die Erde und Himmel vom Erdmittelpunkt zum Polarstern verbindet, dann bedeutet, Tai Chi Chuan zu üben, zum einen mit seiner Körperhaltung Erde und Himmel zu verbinden, um Teil dieser Weltachse zu werden, und zum andern mit seinen Bewegungen den Wechsel von Yin und Yang nachzuvollziehen, mit dem Ziel, Teil der Welt und des Kosmos zu werden. Diese Verbindung wird in dem Diagramm »Drei Kräfte« dargestellt.
Qi
Ist der Mensch Teil der »Drei Kräfte«, kann er den eigenen Atem als »Atem des Kosmos«, Qi (ausgesprochen »Tschi«), begreifen.
Qi. Das Zeichen bedeutet ursprünglich: »einen Gast mit Essen bewirten.« Es setzt sich zusammen aus »Wolkendunst« und »Reiskorn« und bezeichnet dann den Aggregatzustand zwischen fest und flüssig: gasförmig, flüchtig. Im Kontext der meditativen Übungen der »Selbstkultivierung«, zu denen auch Tai Chi Chuan gehört, bezeichnet Qi sowohl den Atem wie auch die Lebensenergie, die den Körper durchströmt.
Qi in der Selbstkultivierung
Wohl kein chinesischer Begriff ist so komplex und wird so unterschiedlich gebraucht wie der Begriff »Qi«, ausgenommen vielleicht Dao. Das hat mehrere Gründe. Zum einen hat dieser Begriff in der Geschichte Chinas einen ständigen Bedeutungswandel erfahren. Zum andern ist Qi nicht bloß ein philosophisches Konzept, sondern seine Realität ist »am eigenen Leibe« erfahrbar. Erst durch die Arbeit und Übung der Selbstkultivierung wird es konkret, und unterschiedliche Wege der Selbstkultivierung, die unterschiedlichen Gebrauch von Qi machen, haben auch eine voneinander ganz verschiedene Auffassung von Qi.
Zur Selbstkultivierung oder ganzheitlichen Bildung gehörte im klassischen China die Beherrschung von vier Disziplinen: Wen – literarische Bildung; Wu – Kampfkünste und »Pflege des Lebens« durch Wege wie Tai Chi Chuan und Qigong; Shu – künstlerische Fertigkeiten wie Malen, Musik, handwerkliche Tätigkeiten; De – Übung von Selbstbeherrschung und Tugend.
Das lässt Raum für viele Deutungen: Ist in den chinesischen Texten Qi als Atem gemeint? Oder Qi als Energie? »Der Atem ist die sichtbare Form des Qi, die in stiller Form das Leben erhält. Ohne das Qi gibt es keinen Atem, und ohne Atem würde das Qi zusammenbrechen. Deshalb herrscht hier eine wechselseitige Abhängigkeit.« (Lade 2004, S. 44)
Und drittens gibt es ein Verständnisproblem des Westens: Die Einheit und die Harmonie des Kosmos, wie sie in der Strukturierung des Qi durch die Polarität von Yin und Yang gesehen wird, ist im abendländischen Denken nicht zu finden, zumindest nicht als Paradigma, als alles bestimmendes Muster, welches das Denken und Handeln der Menschen durchzieht.
In einer kleinen Schrift, als »Westinschrift« ( xi ming) bekannt, zeigt der Philosoph Zhang Zai (1020–1077) aus der Song-Dynastie die praktische Bedeutung des »Alles ist Qi«, der Einheit von Leere und materieller Welt. Seine abschließenden Worte in der Westinschrift lauten: »Der Himmel ist mein Vater und die Erde meine Mutter, und selbst solch ein kleines Wesen wie ich findet einen traulichen Platz in ihrer Mitte. Deswegen betrachte ich [alles], was den Kosmos durchzieht, als meinen eigenen Körper, und [alles], was den Körper lenkt, als meine eigene Natur. Alle Menschen sind meine Geschwister und alle Dinge meine Gefährten (…) Besitz, Ehre und Glück dienen der Bereicherung meines Lebens, Armut, niedrige Stellung und Unglück seiner Vollendung. Im Leben will ich [Himmel und Erde] nachfolgen und dienen, im Tode werde ich meinen Frieden finden.« (in: Bauer 1971, S.253/254)
Heute gilt Qi in China als »das Element der Elemente«. Dieses Verständnis von Qi, bereits Ende des 19. Jahrhunderts formuliert, stellt die Grundlage der »Qi-Wissenschaften« dar, die sich in der Volksrepublik China in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts herausgebildet haben.
Dao
Nach außen, im gesellschaftlichen Leben, Konfuzianer, zu Hause Daoist.
Chinesisches Bonmot
Dao bedeutet »Weg«, meint aber auch die Art und Weise, ein Ziel zu erreichen, also eine Methode.
In...
Erscheint lt. Verlag | 29.2.2024 |
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Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
Schlagworte | Atem • Atemtyp • China • Innere • Kraft • Meister • Qigong • standing • Tai Chi • Übung • Verwurzelung • Wurzel |
ISBN-10 | 3-384-44020-X / 338444020X |
ISBN-13 | 978-3-384-44020-4 / 9783384440204 |
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