Expertenwissen: Arthrose (eBook)
160 Seiten
Trias (Verlag)
978-3-432-11892-5 (ISBN)
<p><strong>Prof. Dr. med. Hanno Steckel</strong> ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Als ärztlicher Leiter des MVZ-VITALIS, einem Zentrum für Orthopädie und Schmerztherapie, ist er in Berlin tätig. Zudem ist er als außerplanmäßiger Professor an der Universität Göttingen aktiv. Er ist Fellow of the European Board of Orthopaedics & Traumatology und zertifizierter Hauptoperateur im Endoprothetikzentrum der Westklinik Dahlem in Berlin, wo er über 400 Operationen jährlich durchführt. Als behandelnder Arzt, Wissenschaftler und Hochschullehrer tritt er in Medien regelmäßig als Experte für den Bewegungsapparat auf. Bisher erschienen sind von ihm „The Operating Theatre“, „Genial beweglich!“, „Nicht übers Knie brechen“ und „Schmerzfreie Hüfte“.</p> <p><strong>Diplom-Oecotrophologin Bettina Snowdon</strong> ist Expertin für gesunde Ernährung. Sie arbeitet als freie Lektorin und Redakteurin für verschiedene Buchverlage, schreibt Ratgeber über Gesundheit und Ernährung und entwickelt Rezepte.</p> <p> </p>
Was bedeutet Arthrose?
Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung weltweit. Sie entsteht durch degenerative Gelenkabnutzung – auch als Gelenkverschleiß bezeichnet – und kann jedes Gelenk im Körper betreffen, wobei Hüft-, Knie-, Finger- und die kleinen Wirbelgelenke besonders anfällig sind.
Es wird geschätzt, dass Millionen von Menschen von dieser degenerativen Gelenkerkrankung betroffen sind. In Industrieländern kann bei etwa jedem Dritten im Alter von über 60 Jahren radiologisch eine Arthrose festgestellt werden. Da die Lebenserwartung in vielen Teilen der Welt steigt, wird erwartet, dass die Zahl der von Arthrose betroffenen Personen in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Frauen, insbesondere nach den Wechseljahren, sind häufiger von Arthrose betroffen als Männer. Die Gründe für diesen geschlechtsspezifischen Unterschied sind nicht vollständig geklärt, er könnte aber durch hormonelle Unterschiede, genetische und biomechanische Faktoren bedingt sein. Das Risiko, Arthrose zu entwickeln, steigt mit dem Alter. Obwohl jüngere Menschen durch Verletzungen oder genetische Faktoren Arthrose entwickeln können, tritt die Krankheit häufiger bei älteren Menschen auf. Dies liegt daran, dass der Knorpel im Laufe der Jahre verschleißt und seine Fähigkeit, den täglichen Belastungen und Belastungen standzuhalten, mit der Zeit abnimmt. Die Mehrheit der Menschen über 60 hat in irgendeiner Form Anzeichen von Arthrose, obwohl nicht alle Symptome verspüren. Der Knorpelabbau als führendes Zeichen der Arthrose führt zu Symptomen wie Schmerz, Steifheit und eingeschränkter Beweglichkeit des betroffenen Gelenks.
Bei der Arthrose sind fünf zentrale Punkte zu betrachten:
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Gelenkentzündung
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Knorpelabnutzung
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Knochenumbau
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Schmerz
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Funktionsverlust
Diese Elemente sind nicht isoliert voneinander zu sehen, sondern beeinflussen und verstärken sich wechselseitig in einem komplexen Geschehen.
Die Gelenkentzündung, die von vielen Experten als entscheidender Faktor angesehen wird, spielt eine zentrale Rolle bei Arthrose. Der Begriff „Osteoarthritis“, der in den USA gebräuchlich ist, betont deutlich die entzündliche Komponente dieser Erkrankung und lenkt die Aufmerksamkeit weg von einer rein mechanischen Perspektive der Abnutzung hin zu einer biologischen Sicht auf eine Entzündungsreaktion. Die Entzündung ist oft das erste Anzeichen einer Arthrose und kann das klinische Bild erheblich beeinflussen.
Die Knorpelabnutzung ist ein weiterer wesentlicher Faktor bei der Arthrose. Der Knorpel, der als Puffer zwischen den Knochen im Gelenk dient, verliert mit der Zeit seine Dichte und Elastizität, was zu Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit führt.
Der Knochenumbau ist eine Reaktion auf die Knorpelabnutzung. Der Körper versucht, den Verlust des Knorpels zu kompensieren, indem er neues Knochengewebe bildet, was jedoch zu weiteren Problemen führen kann, darunter Knochensporne und Gelenkdeformitäten.
Der Schmerz ist das entscheidende Symptom der Arthrose und resultiert aus der Entzündung und den mechanischen Veränderungen im Gelenk. Die Schmerzen sind oft chronisch und können die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen. Eine fühzeitige Schmerztherapie und eine bewältigungsorientierte Behandlung sind entscheidend, um den ganzheitlichen Umgang mit der Arthrose zu verbessern.
Der zunehmende Funktionsverlust des betroffenen Gelenks geht mit einer Arthrose einher. Wenn der Knorpel weitgehend abgenutzt ist und die Knochen direkt aufeinander reiben, kann dies zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit bis hin zur kompletten Einsteifung eines Gelenks führen.
Im Hinblick auf die Therapie der Arthrose ist entscheidend, entzündungshemmend zu arbeiten. Die von der Gelenkschleimhaut gebildete entzündliche Gelenkflüssigkeit fördert den Abbau des Knorpels, wodurch ein Teufelskreis entsteht: Durch den Knorpelabbau werden Substanzen freigesetzt, die eine Entzündung auslösen, welche wiederum den Knorpelabbau verstärkt. Das Eingreifen in diesen Entzündungsprozess ist daher ein wichtiger Aspekt der Arthrose-Therapie.
Arthrose ist somit eine ernste und komplexe Erkrankung und nur zu verstehen, wenn sie sowohl aus biologischer als auch aus mechanischer und therapeutischer Perspektive betrachtet wird. Eine frühzeitige Diagnose und eine geeignete Behandlung können dazu beitragen, das Fortschreiten einer Arthrose zu verlangsamen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Verteilung von Arthrosen im menschlichen Körper.
Biologie & Mechanik
Auf biologischer Ebene ist festzustellen, dass jeder Mensch mit seinem Knorpelvorrat ein Leben lang auskommen muss, da Knorpelzellen nicht nachgebildet werden. Anders als beispielsweise bei einem Schnitt in den Finger, bei dem sich Hautzellen und tiefere Gewebeschichten auf zellulärer Ebene regenerieren, was zu einer kompletten Ausheilung (medizinisch „Restitutio ad integrum“ genannt) führt, ist dies beim Knorpel nicht möglich. Hat in einem Gelenk der Knorpelabbau begonnen, so wird angrenzender Knorpel vermehrt belastet, sodass es zu einem fortschreitenden Verlust von angrenzendem Knorpelgewebe kommt. Entzündliche Zytokine, d.h. Botenstoffe, und andere entzündliche Mediatoren können den Knorpelabbau weiter beschleunigen und sind entscheidend für die Entwicklung dieser Erkrankung. Neben der Entzündung gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, die die Entstehung von Arthrose begünstigen, beispielsweise genetische Ursachen, Alterung und metabolische Störungen wie z.B. Gicht oder eine schlecht eingestellte Zuckerkrankheit (Diabetes).
Auf mechanischer Ebene ist Arthrose das Ergebnis von übermäßiger und unangemessener mechanischer Belastung auf ein Gelenk. Die Gelenke sind dafür ausgelegt, Kräfte zu absorbieren und zu verteilen, um eine reibungslose Bewegung zu ermöglichen. Extreme sportliche Belastungen wie Marathonläufe oder Ultratriathlons können durch diese extreme Belastung zu vorzeitigen Schäden am Knorpel und anderen Gelenkstrukturen führen. Ebenso können Unfälle mit Gelenkbeteiligung, Gelenkinstabilitäten und Achsfehlstellungen eine unphysiologische mechanische Belastung auf das Gelenk zur Folge haben und eine Arthrose begünstigen.
Es ist daher wichtig zu beachten, dass die biologischen und die mechanischen Aspekte der Arthrose eng miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig beeinflussen können. Beispielsweise kann eine übermäßige mechanische Belastung entzündliche Reaktionen im Gelenk auslösen, die den Knorpelabbau fördern. Umgekehrt können entzündliche Prozesse die mechanischen Eigenschaften des Knorpels verändern und ihn anfälliger für Schäden machen. Arthrose ist somit eine komplexe Erkrankung, die sowohl durch biologische als auch durch mechanische Faktoren beeinflusst wird. Ein grundlegendes Verständnis dieser Faktoren und ihrer Wechselwirkungen ist entscheidend für die Entwicklung effektiver Therapien zur Prävention und Behandlung der Arthrose.
In einem Gelenk sind zwei oder mehr knöcherne Gelenkpartner beweglich miteinander verbunden. Von den etwa hundert Gelenken in unserem Körper ist das Hüftgelenk nach dem Kniegelenk das zweitgrößte Gelenk. Der Mensch besitzt verschiedene Gelenkformen, je nachdem, welche Funktion im Vordergrund steht. Während das Kniegelenk z.B. ein Scharniergelenk ist und nur Beugung und Streckung zulässt, wird das Hüftgelenk als Kugelgelenk bezeichnet. Als Kugelgelenk hat die Hüfte drei Freiheitsgrade, wodurch Bewegungen in allen drei Ebenen des Raumes möglich sind. Im Hüftgelenk kann somit gebeugt und gestreckt, herangeführt und abgespreizt sowie nach innen und außen gedreht werden. Damit ist das Hüftgelenk eines unserer beweglichsten Gelenke.
Beispiel eines Gelenks, hier das Hüftgelenk.
Knochen
Das Gewebe unserer Knochen besteht aus lebenden Knochenzellen, Salzen und Fasern. Das Zusammenspiel von Salzen und Fasern kann man mit dem Wirkprinzip von Stahlbeton vergleichen. Während der Beton für die Druckfestigkeit verantwortlich ist, braucht es den Stahl, um auch eine Zugfestigkeit zu erreichen. Ähnlich stellt es sich beim Knochen dar. Mit Kalziumphosphat und den bindegewebigen Kollagenfasern vereinen die Knochen auf geniale Weise Festigkeit und Elastizität. Fehlen diese Salze wie bei der Osteoporose im Alter, wird der Knochen weich und brüchig. Das Gewicht unserer Knochen macht 10–15 Prozent des Körpergewichtes aus.
Knorpel und Kapsel
Die Gelenkpartner sind mit Knorpel überzogen und von einer Gelenkkapsel umgeben. Die Kapsel ist von Gefäßen und Nerven durchzogen und verantwortlich für die Produktion der Gelenkflüssigkeit. Sie sorgt dafür, dass Gelenkkopf und Gelenkpfanne nicht bei jeder...
Erscheint lt. Verlag | 22.5.2024 |
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Reihe/Serie | TRIAS EXPERTENWISSEN |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Allgemeinmedizin | |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Orthopädie | |
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ISBN-10 | 3-432-11892-9 / 3432118929 |
ISBN-13 | 978-3-432-11892-5 / 9783432118925 |
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Größe: 10,9 MB
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