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Die Suppe lügt

Die schöne neue Welt des Essens

(Autor)

Buch | Hardcover
207 Seiten
2008 | 13., Aufl.
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-93613-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Suppe lügt - Hans U Grimm
CHF 26,60 inkl. MwSt
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Ohne, daß wir es so recht gemerkt haben, hat sich in den letzten Jahren eine Weltmacht etabliert, die unsere Sinne längst manipuliert. Geschmacks-Design heißt der diskrete Vorgang - eine ganze Industrie betreibt die Sinnestäuschung aus der Tüte.
Das Huhn und die nach ihm benannte Suppe haben sich meist nie gesehen. Ob Kuchen oder Hummerfond, ob Babynahrung, Rinderbraten oder Brot, man ißt nichts, wie es ist, die Chemie würzt mit, und die Risiken der Mixtur kennt niemand. Aroma-Fabriken haben allein in Deutschland über 7000 Geschmacksrichtungen im Angebot, in ihren Wirkungen zumeist unerforscht. Naturwaren sind zu mickrig geworden für den Supermarkt, und darüber hinaus, was ein 'natürliches Aroma' ist, rätseln heute Verbraucher-Anwälte vergebens. Wir sind unterwegs zur vollsynthetischen Ernährung. Ein sorgfältig recherchierter Report mit vielen unveröffentlichten Insider-Informationen.

Hans-Ulrich Grimm, geboren im Allgäu, lebt in Stuttgart. Er war von 1989 bis 1996 Korrespondent des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, ist seither freier Autor (u.a. für Stern, Geo, Neue Zürcher Zeitung und Zürcher Tagesanzeiger). Sein wichtigstes Werk 'Die Suppe lügt', in viele Sprachen übersetzt, gilt als Klassiker der modernen Nahrungkritik.

Aus dem Inhalt:
1. Diskrete Welt-Macht:
Die Geschmacks-IndustrieÜber einen erstaunlich bescheidenen Konzern in New York. Wozu Bäcker einen Geheimdienst brauchen. Sinnestäuschung von früh bis spät, von Müsli bis Spinat. Jeden Tag ein Pfund Essen mit Geschmack aus der Retorte.

2. Organisierter Etikettenschwindel:
Das Kennzeichnungsrecht
Vom Segen der Natur:Über das Kunststück, australischen Sägespänen das"natürliche"Aroma von Erdbeeren zu entlocken. 12 = 600. Welch akrobatische Leistungen ein Etiketten-Poet vollbringen darf. Dichterische Freiheit und die unschöne Wahrheit.

3. Die Logik des Menüs:Über die Geschichte des Geschmacks
Das Dessert zum Schlußoder der komplizierte Weg zur Ordnung der Speisen bei Tisch. Ein Mann namens Maggi und die Segnungen der Chemie. Die Erfindung des Geschmacks und weshalb wir heute von allem eine härtere Dosis brauchen.

4. Das dressierte Kind:
Der Kampf um die Kleinen
Das Geheimnis des grünen Büschels. Kreuzberger Türkenkinder kennen ihre Kräuter. Warum Mickymaus für Maggi so wichtig ist. Mehr Horrorwerbung für Kinder! Zuckerkrank und knochenschwach: Die neuen Leiden der Kids.

5. Doppel-Blind-Versuche:
Die Ohnmacht staatlicher Kontrolleure
Warum ein Beamter einmal während der Arbeitszeit ein hochprozentiges Wässerchen brennen mußte. Der freundliche Herr aus Kanada kennt die verborgenen Geschmacksqualitäten australischer Sägespäne nicht. Je weniger Gift, desto schlimmer?

6. Geschmacks-Verirrung:
Die schleichende Legalisierung verbotener Metzgermethoden
Warum das Würstchen unter die Dusche darf. Weshalb Rauch neuerdings flüssig ist und wie das Etikett immer schön sauber bleibt. Endlich nimmt der Speck Rücksicht auf Natur und Nachbarn.

7. Die Suppe lügt:
Der Betrug am KörperÜber die Botschaft des Bratens an Hirn und Bauch. Das Essen als Fetisch. Fehlalarm im Verdauungstrakt: Weshalb der Geschmack eigentlich eine wichtige Aufgabe hat. Und wie das Warnsystem des Körpersüberlistet wird.

8. Dicker Hund:
Wohlgeschmack als Masthilfsmittel
Warum Katzen Whiskas wollen. Weshalb Herr und Hund sich zivilisatorisch angleichen. Und: Allergische Katzen können jetzt wieder Hoffnung schöpfen. Dick dank Aromen: Ein Bekenntnis der Geschmacksindustrie - und ein dürftiges Dementi.

9. Heimlich light:
Der unmerkliche Siegeszug des Süßstoffs
Weshalb saure Gurken bei Mastkuren sehr zu empfehlen sind. Warum Plastik für süße Gefühle sorgen kann. Vom Segen der Chemie:Über blühende Geschäfte mit Illusionen, gefälschte Studien und Schäden am Hirn.

10. Müll mit Maske:
Aus Abfall werden Lebensmittel
Die Metamorphose der Meeresbewohner: Wie sich ein Leuchtkrebs in ein Frankfurter Würstchen verwandeln kann. Wie aus Klärschlamm Gulasch wird. Und warum trotzdem alles lecker schmecken kann.

11. Der Schock-O-Riegel:
Versteckte Risiken für die Gesundheit
Weshalb für manche Menschen eine"Lila Pause"lebensgefährlich sein kann. Woran Sarah Redding, 17, so plötzlich gestorben ist. Der Doktor als Detektiv:Über die schwierige Suche nach den Krankheitsauslösern im Essen.

12. Das Geschmacks-Kartell:
Der Kampf der Giganten im Food-Business
Lebensmittelgeschäfte mit krimineller Note: Weshalb das amerikanische FBI einen Agenten ins Aroma-Milieu einschleusen mußte. Wie sich ein Bauchemie-Konzern ums Ei verdient gemacht hat. Functional Food: Die gesunden Rezepte der Pharma-Köche.

13. Lieber lecker:
Die Zukunft des Geschmacks
Wie ein ehrlicher Konzernlenker geballten Hausfrauenzorn auf sich lenkte. Weshalb die Tütensuppe eigentlich purer Luxus ist.Über die Werbung. Und endlich:Die Wiederkehr des Wohlgeschmacks.

"Über 80 Prozent der Verbraucher haben kein uneingeschränktes Vertrauen mehr in die Nahrungsmittel, so ergab eine Umfrage der Bundesforschungsanstalt für Ernährung. Jeder vierte der Befragten konnte kein einziges Lebensmittel nennen, das unter Gesundheitsgesichtspunkten als unbedenklich erscheine. Ein dramatisch schlechtes Zeugnis für die Branche, die den Menschen Lebensnotwendiges liefert: die Nahrung, das tägliche Brot. Und ein schlechtes Zeugnis für die Politiker, die sich selbst und willentlich aus der Verantwortung für die Kontrolle der Lebensmittel verabschiedet haben und sie an Gremien wie die beim Codex Alimentariusübertrugen, die irgendwo auf der Welt zwischen Manila und Toronto unter AusschlußderÖffentlichkeit ihre Entscheidungen treffen. Vielleicht sind die Leute aber auch ein bißchen selbst schuld, wenn sie bei jedem Lebensmittelskandal hysterisch aufschreien, sich vor Agrarfabriken fürchten - und dann aber bald wiederbei jenen Billigsthändlern einkaufen, die ihre Ware zum Schleuderpreis selbstverständlich aus den Agrarfabriken beziehen. Nach dem BSE-Skandal beispielsweise gingen die Leute bald wieder in Scharen vorzugsweise zum Billigst-Laden Lidl - obwohl der doch einer der ersten war, bei dem es BSE-verdächtige Fleischwaren gegeben hatte, die zudem noch auf krummen Wegen aus dem BSE-Heimatland Großbritannien gekommen waren.
Andererseits sind die Leute doch auch in ihrer Urteilsfähigkeit etwas eingeschränkt, weil sieüber ihre Eßwaren sehr im Unklaren gehalten werden. Weil sie, beispielsweise, beim wesentlichen Qualitätskriterium, dem Geschmack, mit allen technischen Tricks hinters Licht geführt werden.

Der"Putsch der Nahrungsmittelgiganten"und die damit aufgerichtete"Geschmacksdiktatur", gegen die Wolfram Siebeck wettert, Deutschlands Magenhüter Nummer eins, war vielleicht eher eine schleichende Machtergreifung unter tatkräftiger Beteiligung der Volksvertreter, die all die Möglichkeiten schufen, auf völlig legale Weise Phantasieerzeugnisse unters Volk zu bringen, die ihren Geschmack nicht den natürlichen Zutaten verdanken, sondern der Chemie. Den Erdbeerjoghurt mit dem Aroma aus Sägespänen, die Bouillon von Aroma und Geschmacksverstärker, die ganze Welt der Geschmacks-Illusionen, in der das Echte nichts mehr gilt, weil es kaum noch jemand kennt.

Zu Beginn war sie ja gut, die Emanzipation von der Natur. Julius Maggi und sein Kollege Carl Knorr hatten unübersehbare Verdienste um die Volksernährung erworben: Sie lieferten den darbenden Massen, den Malochern und verzweifelten Müttern preiswerte, schnell zuzubereitende Nährstoffe. Ein Beitrag von unschätzbarem Wert zur Verbesserung des mühsamen Daseins der Werktätigen.

Heute liefern sie vornehmlich:überflüssigen Luxus. Denn einen Vierzehn-Stunden-Tag, der keine Zeit für Küchenfreuden läßt, kennen heute nur noch die Führungskräfte in Politik und Wirtschaft. Die meisten anderen aber leben in der 35-Stunden-Woche. In der Freizeitgesellschaft mit flächendeckender Kühlschrankversorgung gibt es eigentlich keinen Bedarf für Tütenware und Dosenkost. Zumal diese noch erheblich teurer ist als selbstgekochte Genüsse.

Selbst der Discount-König Aldi ist, gemessen an Selbstgekochtem, luxuriös teuer. Zum Beispiel bei Spaghetti Bolognese: Aldi-Spaghetti und"Fix für Spaghetti Bolognese"der Aldi-Marke"Lachende Köchin"kostet mit Aldi-Material exakt 68 Cent. Billiger ist es selbstgemacht nach italienischen Rezepten: 50 Cent (Hackfleisch kommt jeweils noch dazu.) Drei Portionen Kartoffelpüree kosten aus dem Beutel, inklusive extra zu kaufender Milch, 64 Cent - selbstgemacht 43 Cent..."

Sprache deutsch
Gewicht 350 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Essen / Trinken Allgemeines / Lexika / Tabellen
Schlagworte Ernährung • Essen (speisen) • Lebensmittelchemie • Lebensmittelindustrie • Lebensmittelzusatzstoff
ISBN-10 3-608-93613-0 / 3608936130
ISBN-13 978-3-608-93613-1 / 9783608936131
Zustand Neuware
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