Make Every Move a Meditation (eBook)
352 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-31758-4 (ISBN)
Viel zu lange hat man sich bei der Meditation auf Stillsitzen und festgelegte Meditationszeiten konzentriert. Was wäre, wenn wir stattdessen Bewegungsformen wie das Gehen, das Tanzen mit dem Liebsten oder das Heben von Gewichten zur Meditation nutzen könnten? Nita Sweeney zeigt uns, wie wir Meditation und Achtsamkeit in jede Aktivität integrieren können, indem wir jahrhundertealte Techniken anwenden.
In diesem Buch lernen wir:
•Bewegung in ein Werkzeug der Meditation zu verwandeln
•Jede Aktivität zu einer achtsamen Praxis zu machen
•Die Vorteile der Meditation zu genießen und dabei fit zu werden
Der zugängliche Leitfaden, der uns hilft, präsenter im Alltag zu sein, und dies mit Spiel und Begeisterung.
Nita Sweeney ist preisgekrönte Autorin, zertifizierte Meditationsleiterin, Mental Health Advocate und Ultramarathonläuferin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Labrador-Retriever in Zentral-Ohio.
Kapitel 1
Warum überhaupt die Mühe?
Die meisten Menschen treiben aus verschiedenen Gründen Sport. (Das gilt übrigens auch für mich.) Vielleicht bist du deprimiert und machst Sport, um dich aufzuheitern, oder du bist nervös und willst dich beruhigen. Vielleicht möchtest du dich auch einfach nur entspannen oder abschalten. Vielleicht suchst du nach einem Glücksgefühl – einer Auszeit von deinen Problemen. Oder du willst dich stark fühlen. Womöglich hast du aber auch einfach nur den Ehrgeiz, in deinem Badeanzug fantastisch auszusehen. Das ist keine Schande. Der Strand lockt.
Im Übrigen hast du ohnehin schon jede Menge zu tun. Partner oder Partnerin, die Kinder, der Hund: Alle wollen etwas von dir. Du musst den Rasen mähen. Deine Chefin wartet (immer noch!) darauf, dass du endlich mit diesem Projekt fertig wirst, und die Lebensmittel kaufen sich auch nicht von selber ein.
Warum also solltest du dir unbedingt noch eine Aufgabe aufbürden? Dein Geist wird sowieso schon jeden Tag gründlich beansprucht – von morgens bis abends. Solltest du deinen grauen Zellen beim Sport denn nicht endlich mal eine Pause gönnen?
Schließlich erfordert jede Art von Meditation Zeit, Energie, Ausdauer, Entschlossenheit und Disziplin. Oder wie der moderne buddhistische Mönch Bhante Gunaratana (Bhante G.) in seinem Buch Mindfulness in Plain English (deutsch: Die Praxis der Achtsamkeit) sagt: »Zum Meditieren braucht man Grips.«1 Wieso um alles in der Welt solltest du deine körperliche Aktivität dann mit etwas kombinieren, das noch zusätzliche Anstrengung und Engagement erfordert?
Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Wahrscheinlich weißt du inzwischen schon, wie sehr du in deinem Leben von Bewegung profitierst. Meditation verstärkt diesen Effekt sogar noch. Studien haben gezeigt, wie positiv Meditation sich auf unseren Körper, unseren Geist und unsere Emotionen auswirkt – sie verbessert nicht nur die sportliche Leistung, sondern regt sogar das Wachstum neuer Gehirnzellen an.2 Sport und Meditation miteinander zu kombinieren, ist also in jeder Hinsicht das beste Rezept, um sich weiterzuentwickeln.
Aber es gibt sogar noch einen wichtigeren Grund, Meditation in dein Bewegungsprogramm aufzunehmen: Freiheit.
Im Grunde steckt hinter dem Wunsch nach Entspannung, Abschalten oder körperlicher Ertüchtigung – der Sehnsucht danach, körperlich und geistig besser in Form zu sein und dich wohler zu fühlen – nämlich der Drang nach Freiheit.
Freiheit wovon?
Freiheit von Leid.
Und genau das – die Freiheit von Leid – ist der Hauptgrund, warum ich mir die Mühe mache, bei meinem Sport zu meditieren.
In dem Winter, nachdem ich 49 Jahre alt geworden war, fiel mein Blick auf den Social-Media-Post einer früheren Schulfreundin. »Auch wenn ihr mich für verrückt haltet – allmählich macht mir das Laufen richtig Spaß!«, schrieb sie.
Ich hielt sie tatsächlich für verrückt; doch andererseits sah sie so aus, als hätte sie wirklich Spaß daran. Und das konnte ich von mir selber beim besten Willen nicht behaupten.
Die chronische Depression, die mich die meiste Zeit meines Lebens gequält hatte, war zurückgekommen, nachdem sieben geliebte Menschen – darunter meine 24-jährige Nichte und meine Mutter – alle im selben Jahr gestorben waren. Als ich die Nachricht dieser Freundin las, saß ich gerade auf der Couch. Ich weiß nicht mehr, ob ich damals gerade Bonbons in mich hineinstopfte, doch übermäßiges Essen war in meinem Leben zu einer festen Gewohnheit geworden und hatte die Anzeige meiner Waage rapide in die Höhe schnellen lassen. Sport trieb ich schon lange nicht mehr, und ich glaubte auch nicht, dass er mir helfen würde. Ich litt so sehr, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob ich überhaupt noch länger am Leben bleiben wollte.
In der Zwischenzeit joggte meine frühere Schulfreundin immer weiter.
Während ich ihre allmählichen Fortschritte verfolgte, fielen mir die Prinzipien, die ich in jahrelanger Meditation und in früheren Phasen körperlicher Aktivität gelernt hatte, wieder ein. Die positiven Veränderungen bei ihr und mein plötzliches interessiertes Aufhorchen waren beide auf ein und dasselbe Prinzip zurückzuführen: die Veränderlichkeit allen Seins. In ihren Fortschritten und meinem Interesse daran spiegelte sich das ganz normale Auf und Ab des Lebens wider, das vielen Menschen gar nicht auffällt.
In ihrem Online-Trainingsplan stand: »60 Sekunden joggen.« Das war zwar nicht das Einzige, was mir auffiel, aber dieser Satz blieb mir wie ein Mantra im Gedächtnis hängen, und im Lauf des Winters wurde ich allmählich immer neugieriger.
An einem Wochentag im März, als mein Mann Ed und die meisten Nachbarn bei der Arbeit waren, zog ich meine ausgebleichten, zu eng gewordenen Trainingsklamotten an, steckte einen digitalen Küchentimer ein, nahm unseren blonden Labrador Morgan an die Leine und wanderte zu einer abgelegenen Schlucht in der Nähe unseres Hauses, wo uns niemand sehen konnte. Ich stellte den Timer auf 60 Sekunden ein und blieb so lange stehen, bis der Hund weggelaufen war, um einen in der Nähe wachsenden Strauch zu »gießen«. Als ich schließlich auf den Startknopf des Timers drückte, setzte das eine Reihe von Veränderungen bei mir in Gang, die mich heute noch staunen lassen.
Aber das Laufen war hart.
In meinem ersten Buch mit dem Titel Depression Hates a Moving Target, in dem es um meine persönlichen Erfahrungen mit psychischen Problemen und dem Laufen geht, erzähle ich, wie ein angeborener Sprunggelenkdefekt, mein Gewicht, ein Arzt, der mir leider überhaupt keine Hilfe war, und ständige negative innere Dialoge mich von meinen guten Vorsätzen abzubringen drohten. An manchen Tagen habe ich auch heute noch den altbekannten Refrain im Ohr: »Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«
Ich bin dankbar dafür, dass ich schon 15 Jahre lang meditiert hatte, bevor ich mit dem Laufen anfing. Außerdem schrieb ich damals bereits regelmäßig, hatte eine gute Community, die mich unterstützte, mehrere großartige Lehrer, nahm Medikamente gegen meine psychischen Probleme ein und ging regelmäßig zur Therapie. Die körperliche Aktivität, die ich jetzt aufnahm, vervollständigte dieses Instrumentarium.
Ich merkte schnell, dass ich während des Joggens meditieren konnte. Ruhige, konzentrierte Aufmerksamkeit in die Gedanken und körperlichen Empfindungen hineinfließen zu lassen, die dabei in mir aufsteigen, macht das Laufen für mich einfacher und interessanter. Meine meditativen Fähigkeiten geben mir die Kraft zum Weitermachen, wenn mein guter Wille versagt.
In den Jahren seit jenem Social-Media-Post, der mein Leben verändert hat, bin ich fast 20000 Kilometer gelaufen, darunter zwei Ultramarathons, drei volle Marathons, 36 Halbmarathons in 23 Staaten und über 100 kürzere Rennen.
So eindrucksvoll diese Zahlen auch klingen mögen – das eigentlich Wichtige dabei ist meine innere Fitness, die sich dadurch enorm verbessert hat. Ich bin von einer Frau, die nicht mehr leben wollte, zu einer Frau geworden, der es rundum gut geht. Ich fühle mich innerlich stabiler und ruhiger, gehe liebevoller mit meinen Mitmenschen um und interessiere mich mehr für die Welt als früher. Diese innere Wandlung hat mich dazu motiviert, meine Praxis der Bewegungsmeditation an andere Menschen weiterzugeben.
Achtsamkeitsmeditation
Es gibt Hunderte von Definitionen für das Wort »Meditation«. Die Meditationsform, die ich praktiziere, beruht auf einer jahrtausendealten Tradition: Vipassana (Einsicht), oft mit »klar sehen« übersetzt. Die Technik bezeichnet man als »Achtsamkeit«.
Jon Kabat-Zinn, Gründer der Stress Reduction Clinic und des Center for Mindfulness in Medicine, Health Care, and Society an der medizinischen Fakultät der Universität von Massachusetts, hat eine elegante Definition dafür gefunden:
»Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Art und Weise aufmerksam zu sein – bewusst, im jetzigen Augenblick, wertfrei und als würde dein Leben davon abhängen.«
– Jon Kabat-Zinn3
Statt vor unseren Erfahrungen zu fliehen, lehrt uns die Achtsamkeitsmeditation, voll und ganz bei diesen Erfahrungen präsent zu sein. Statt vor unserem Leben zu flüchten, flüchten wir in das Leben hinein.
Ich habe gelernt, zu meditieren, während ich mich bewege. Das kannst du auch!
Warum gerade diese Form der Meditation?
Meine eigene Erfahrung, die Erfahrungen zahlloser anderer Menschen und die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien bestätigen,4 dass diese Praktiken – bei denen man lernt, sich mit dem Kopf in seine Füße hineinzuversetzen – uns von Leid befreien.
Wenn du bereits eine körperliche Aktivität praktizierst, die dir Spaß macht, dann lerne doch einfach, dabei zu meditieren! Dadurch kannst du deine Bewegungsabläufe von innen heraus vertiefen und erneuern und dir ganz neue Entdeckungen erschließen. Wenn du bereits regelmäßig meditierst, an Retreats teilnimmst oder vielleicht sogar einen Meditationslehrer hast, kann dieses Buch deine Meditationspraxis um eine neue Dimension bereichern: Meditation in Bewegung. Und wenn du inzwischen mit dem Meditieren aufgehört hast, können die Anregungen in diesem Buch dir vielleicht die Freude daran zurückbringen....
Erscheint lt. Verlag | 22.5.2024 |
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Übersetzer | Marion Zerbst |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Make every move a meditation: Mindful movement for mental health, well-being an d insight |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Entspannung / Meditation / Yoga |
Schlagworte | 2024 • Achtsamkeit • Achtsamkeitsmeditation • Achtsamkeitstraining • aktive Entspannung • Andreas Schwarz • Ausgleich finden • Bewegungsmeditation • Bewusstheit • Bewusstheit durch Bewegung • eBooks • Entspannung & Meditation • Entspannungsmethoden • Erdung • Fitness • Gelassenheit • Gesundheit • highermind • Meditationstechniken • meditieren • Mental Health • Mindfulness • Neuerscheinung • Peter Beer • Ratgeber • Resilienz • Selbstfürsorge • Stress • Tiefenentspannung • Yoga |
ISBN-10 | 3-641-31758-4 / 3641317584 |
ISBN-13 | 978-3-641-31758-4 / 9783641317584 |
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