Knie - schmerzfrei in 30 Tagen (eBook)
208 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-2379-5 (ISBN)
Gabriele Kiesling ist Physiotherapeutin mit eigener Praxis in Berlin, Geschäftsführerin des Deutschen Instituts für Qualität in der Physiotherapie (digp, Berlin) und Mitbegründerin des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten (IFK). Ihr sind zahlreiche innovative Konzepte zur Qualitätssicherung der neuroorthopädischen Physiotherapie zu verdanken. Schon seit Jahrzehnten befasst sie sich mit der empirischen Beurteilung und Behandlung von Körperfaszien, auch in Zusammenarbeit mit der Fascia Research Group der TU München unter Leitung von Dr. Robert Schleip. Dieses Fachwissen begründet die von ihr benannte Faszien-Physiotherapie. In randomisierten Studien wurde die Wirksamkeit ihrer Übungsmethodik bestätigt. Mit ihren erfolgreichen Büchern in der Reihe »Physiotherapie für zu Hause« liefert Gabriele Kiesling verstehbare Übungsliteratur für Patient*innen und Laien.
Gabriele Kiesling ist Physiotherapeutin mit eigener Praxis in Berlin, Geschäftsführerin des Deutschen Instituts für Qualität in der Physiotherapie (digp, Berlin) und Mitbegründerin des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten (IFK). Ihr sind zahlreiche innovative Konzepte zur Qualitätssicherung der neuroorthopädischen Physiotherapie zu verdanken. Schon seit Jahrzehnten befasst sie sich mit der empirischen Beurteilung und Behandlung von Körperfaszien, auch in Zusammenarbeit mit der Fascia Research Group der TU München unter Leitung von Dr. Robert Schleip. Dieses Fachwissen begründet die von ihr benannte Faszien-Physiotherapie. In randomisierten Studien wurde die Wirksamkeit ihrer Übungsmethodik bestätigt. Mit ihren erfolgreichen Büchern in der Reihe »Physiotherapie für zu Hause« liefert Gabriele Kiesling verstehbare Übungsliteratur für Patient*innen und Laien.
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Hilfe, mein Knie schmerzt!
Beschwerden und ihre Auslöser
In diesem Kapitel erhalten Sie notwendiges theoretisches Grundlagenwissen über das Knie, die Entstehung von Schmerzen und die Bedeutung der Selbstbehandlung. Auslöser von Kniebeschwerden sind häufig Verletzungen, arthrotische Veränderungen, Beinachsenfehlstellung, Rücken- oder Fußbeschwerden oder myofasziale Disbalancen. Aus meiner langjährigen Berufserfahrung weiß ich, dass es sich lohnt, sich erst einmal ein genaues Bild zu machen, bevor es in die Praxis geht. Nehmen Sie sich bitte etwas Zeit dafür.
Aufbau des Kniegelenks
Das Kniegelenk ist eines der größten und kräftigsten Gelenke im menschlichen Körper. Als Drehscharniergelenk ist das Knie in der Lage, jeden Tag allen besonderen Belastungen standzuhalten. Es ist bis zu 150 Grad beugbar (Flexion), bis zu 10 Grad überstreckfähig (Extension) und lässt sich auch leicht nach innen und außen drehen. Bänder, Sehnen und Muskeln sorgen für Stabilität.
Welche Knochen sind beteiligt?
Im Wesentlichen handelt es sich um drei Knochen: den Oberschenkelknochen (Femur), das Schienbein (Tibia) und die Kniescheibe (Patella). Die Condyli des Gelenkkopfes am Oberschenkelknochen haben zwei kräftige Knochenvorsprünge, die mit Gelenkknorpel überzogen sind. Die Gelenkfläche des Schienbeins ist das Tibiaplateau.
Das Drehscharniergelenk zwischen Oberschenkel und Schienbein und das Femoropatellargelenk (Kniescheibe und Oberschenkel) sind die zwei Teilgelenke.
Die Menisken (Außen- und Innenmeniskus) bestehen aus Faserknorpel und bilden das Verbindungsstück zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein. Sie sorgen außerdem für eine bessere Kraftverteilung im Knie. Der Innenmeniskus ist mit dem Innenband verwachsen.
Bänder, Sehnen und Muskeln: der Halt des Kniegelenks
Die Bänder im Knie verhindern, dass sich die knöchernen Strukturen zu stark gegeneinander verschieben:
- Seitenbänder: Die Seitenbänder stabilisieren das Knie hauptsächlich bei Biegebelastungen und verhindern das seitliche Wegknicken.
- Kreuzbänder: Im Inneren des Kniegelenks befinden sich das vordere und das hintere Kreuzband. Diese beiden Bänder stabilisieren das Knie gegen verschiedene Bewegungen des Schienbeins: Das vordere Kreuzband verhindert das Verschieben des Schienbeins nach vorn (vordere Schublade). Dementsprechend verhindert das hintere Kreuzband das Verschieben des Schienbeins nach hinten (hintere Schublade).
Die Abbildungen zeigen tonische (dunkelblau) und phasische (hellblau) myofasziale Strukturen. In der Regel neigen die tonischen Muskeln zur Verkürzung und sollten zunächst auf ihre Solllänge gedehnt werden, bevor die Kräftigung der phasischen Muskeln erfolgt.
Schutz durch Schleimbeutel
Die Schleimbeutel schützen das Gelenk vor übermäßiger Reibung und Druckbelastung. Sie befinden sich über der Kniescheibe vor und hinter der Patellasehne. Schleimbeutel sind verschiebbare, elastische, mit Flüssigkeit gefüllte »Polster«, die sich auch entzünden können.
Die Rolle der KnieschEIbe
Die Kniescheibe (Patella) ist das größte Sesambein des Menschen. Sie ist in die Sehnenstruktur eingewachsen und zieht vom Oberschenkelmuskel zum Schienbein. Der Abschnitt oberhalb der Kniescheibe ist die »Quadrizepssehne«, der Bereich unterhalb die Patellasehne.
Die Patella ist eine Art Abstandshalter der Sehne zum Gelenk und ermöglicht eine erhebliche Hebelwirkung und weniger Kraftaufwand, um das Knie zu strecken. Sie verhindert die Schädigung der Sehnen beim Hin- und Herbewegen des Kniegelenkes.
Das gesunde Kniegelenk
Funktion des Wadenbeins
Als langer Röhrenknochen befindet sich das Wadenbein (Fibula) seitlich des Schienbeins. Das obere Ende des Wadenbeins (Caput fibulae) liegt zwar außerhalb des Kniegelenkes, ist aber Ansatz und Ursprung wichtiger Muskeln, die auf das Kniegelenk wirken: Es hat eine entscheidende biomechanische Bedeutung für dessen Bewegung. Das untere Ende des Wadenbeins ist der Außenknöchel (Malleolus lateralis). Er stabilisiert das obere Sprunggelenk. Waden und Schienbein sind mit einer kräftigen Membran verbunden; sie sorgt für Stabilität und Funktionalität des Unterschenkels.
Das »Wadenbein der Nation«: Rudi Völler verletzt
Es geschah im Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft zwischen Deutschland und England am 4. Juli 1990. Rudi Völler, der Stürmer, erlitt einen seitlichen Tritt gegen das rechte Knie und brach zusammen. Mannschaftsarzt Dr. Hess und Masseur Katzenmeier rannten aufs Feld, um zu helfen. Der Fernsehsprecher rief: »Sicher ist etwas gebrochen, er kann ja nicht mehr laufen. Wie furchtbar, Völler, unser bester Mann!« Nach der Auswechselung hopste der Spieler, am Unterschenkel bandagiert, auf seine Betreuer gestützt und auf Socken in die Katakomben des Stadions in Rom. Erstaunlicherweise joggte er etwa 15 Minuten später im Trainingsanzug fröhlich zurück zur Ersatzbank der Nationalmannschaft. »Ein Wunder!«, rief der Reporter.
Ich dachte: »Da hat mein befreundeter Kollege Klaus Eder beim DFB aber wieder sauber die Ursache der Beschwerde erkannt.« Später mal rief ich den Sportphysiotherapeuten an. Er bestätigte meinen Verdacht. Was war bei dem Tritt passiert? Das Wadenbein war luxiert, aber nicht gebrochen. So konnte der Sportphysiotherapeut des DFB eine gezielte Handgrifftechnik einsetzen, um den Spieler blitzartig wieder fit zu bekommen.
Die Sportphysiotherapie war vor mehr als 30 Jahren im Spitzensport noch nicht etabliert; daher hockte der Fachmann noch im Untergrund des Stadions. Das änderte sich aber nach und nach. Heute ist sie unverzichtbar, nicht nur für Spitzensportler. Wie oft habe ich bei meinen Einschätzungen von Kniebeschwerden an diesen Fall gedacht. Eine scheinbar kleine Ursache kann große Auswirkungen haben. Wie Sie Ihr Wadenbein auch selbst mobilisieren können, lesen Sie auf Seite 157.
Ursachen von Knieschmerzen
Knieschmerzen fallen in der Regel nicht vom Himmel. Stets haben Schmerzen eine Warnfunktion. Daher ist es wichtig, die Ursache der Beschwerden zu erkennen, anstatt einfach gegen das Symptom eine Eigenmedikation mit Medikamenten vorzunehmen. Fragen Sie sich am besten erst einmal selbst:
- Was war vielleicht zu viel für meine Knie (Sport, Yogasitz, Umzug …)?
- Was habe ich an meinen Gewohnheiten verändert (neue Schuhe, Laptop auf den Knien, Krafttraining, tiefere Sitzmöbel …)?
- Was hat mir mal ordentlich am Bein wehgetan (Stoß, Zerrung, Prellung …)?
- Habe ich Rheuma, Gicht oder Durchblutungsstörungen?
- Stehe ich nicht richtig (X- oder O-Beine, Standbein- oder Spielbein-Stereotyp)?
- Bewege ich meine Beine überhaupt genug (Unterforderung)?
Treppensteigen und Radfahren bei Knieproblemen?
Es ist erstaunlich, wie oft das Treppengehen medizinisch empfohlen wird. In Bezug auf das Herz-Kreislauf-System mag das vertretbar sein. Den schmerzhaften Knien ist die Treppe jedoch ein Gräuel. Auch das Radfahren gilt als Nonplusultra bei Knieproblemen. Ergometer-Radeln ist tatsächlich eine wunderbare Bewegungsübung für das gesamte Bein, das harte Bergauffahren mit dem Rad jedoch eher belastend für die Knie.
Im Vergleich zum aufrechten Stand belastet das Treppengehen nach unten das Knie um mehr als das Dreifache. Wirksame Hilfe bieten Entlastungslagerungen. Die Knietraktion mit Gewicht erzeugt Unterdruck.
Das sollten Sie vermeiden
- Tiefe Kniebeuge trainieren
- Breitbeinig mit überstreckten Knien lange stehen
- Knien bei der Arbeit, zum Beispiel im Garten
- Schuheinlagen zur »Beinachsenkorrektur«
- Crocs, Flip-Flops, Schlappen oder andere Schuhe, die hinten offen sind, tragen
- Treppe hinunterspringen
- Große Kinder hochheben und herumtragen
- Schwere Gewichte tragen
- Beine übereinanderschlagen
Sehr entlastend ist das Bein-Baumeln von der Tischkante, besonders mit der Verstärkung einer Gewichtsmanschette. Das beschreibt auch mein österreichischer Kollege Elias Hassane in seiner Abschlussarbeit am Institut für Sportwissenschaft in Graz.
Die Bedeutung der Faszien
Faszien sind das größte Sinnesorgan des Körpers. Bereits über 250 Millionen Sensoren sind wissenschaftlich erkannt und bewertet worden. Sie steuern das Schmerz- und Bewegungsempfinden entscheidend. Wie ein Taucheranzug umhüllen Faszien den Körper ganz und gar. Auch innerlich durchziehen sie die Organe, das Gehirn, Knochen, Muskeln und viele weitere Körperbereiche. Sie sind das Binde- und Verbindungsgewebe. Faszien machen ein Drittel des Körpergewichts aus. Sie mögen keinen Stress, lieben aber basenüberschüssige Ernährung. Eine gezielte Faszienregeneration ist in nur sieben Monaten möglich. Zur Selbstbehandlung der Faszien ist Achtsamkeit zielführend; ein »Wohlweh«-Empfinden ist heilsamer als ein starker Schmerzreiz.
Der fortgeleitete Schmerz
Viele Knieschmerzen entstehen oft erst nach und nach aufgrund lumbal- und bandscheibenbedingter Irritationen. Sie machen sich in der Folge...
Erscheint lt. Verlag | 17.3.2024 |
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Reihe/Serie | Physiotherapie für zu Hause |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Fitness / Aerobic / Bodybuilding |
Schlagworte | Außen • Bandage • Beim beugen • Dehnen • Entzündung • Gelenk • Hausmittel • innenband • Innenseite • instabil • Joggen • Knieschmerzen • Kreuzband • Meniskus • OP • Physiotherapie • Salbe • selbst behandeln • Sport • Symptome • Tape • Überlastung |
ISBN-10 | 3-7453-2379-3 / 3745323793 |
ISBN-13 | 978-3-7453-2379-5 / 9783745323795 |
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