Engel in meinem Haar (eBook)
480 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-31660-0 (ISBN)
Dieses Buch veränderte das Leben von Menschen auf der ganzen Welt. Bereits als Kind erkennt Lorna Byrne, dass sie über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt: Sie kann Engel wahrnehmen, die ihre ständigen Begleiter werden. Doch Lorna lernt früh, ihre Erfahrungen zu verbergen, und viele Jahre vergehen, bis sie begreift, dass sie ihr Schweigen brechen muss, um ihre Gabe für andere Menschen einzusetzen. Eine moderne irische Mystikerin erzählt die berührende Geschichte ihres Lebens - und davon, wie Engel uns in jedem Moment leiten und unterstützen können, wenn wir uns für ihre liebevolle Präsenz öffnen.
Lorna Byrne, geboren und aufgewachsen in Irland, kann seit frühester Kindheit Engel sehen und mit ihnen kommunizieren. Seit sie 2008 das erste Mal mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit ging, erreichte ihre Botschaft Millionen von Lesern in der ganzen Welt. Ihre Bücher, darunter »Engel in meinem Haar« und »Himmelspfade«, wurden in 30 Sprachen übersetzt. Lorna Byrne ist Mutter von vier Kindern und lebt in Irland.
Kapitel 1
Mit anderen Augen
Meiner Mutter fiel auf, dass ich schon als Baby ganz in meiner eigenen Welt zu leben schien. Und ich war gerade zwei Jahre alt, da nannte der Kinderarzt mich »retardiert«, »zurückgeblieben«. Ich selbst kann mich noch gut daran erinnern, wie ich in meinem Bettchen – einem großen Korb – lag und meine Mutter sich über mich beugte. Um sie herum sah ich wunderschöne, lichtvolle, in allen Regenbogenfarben strahlende Wesen. Deutlich größer als ich, doch wesentlich kleiner als Mam, hatten sie etwa die Größe dreijähriger Kinder und schwebten – Federn gleich – frei in der Luft. Ich weiß noch, wie ich die Händchen nach ihnen ausstreckte, sie berühren wollte, was mir jedoch nicht gelang. Ich war völlig fasziniert von diesen Geschöpfen und ihrem herrlichen Leuchten. Damals wusste ich noch nicht, wie sehr meine Wahrnehmung sich von der anderer Menschen unterschied. Es ging noch viel Zeit ins Land, bis die Wesen sich mir gegenüber als Engel zu erkennen gaben.
Im Verlauf der nächsten Monate bemerkte meine Mutter, dass ich immerzu woandershin blickte oder gar starrte, ganz gleich, was auch immer sie unternahm, um meine Aufmerksamkeit zu fesseln. Tatsächlich war ich ganz woanders: Immer bei den Engeln und in deren Beobachtung versunken, aber auch im Gespräch und Spiel mit ihnen – ich verspürte grenzenloses Entzücken.
Zwar habe ich erst spät zu sprechen begonnen, doch mit den Engeln unterhielt ich mich schon in meinen jüngsten Tagen. Manchmal benutzten wir dabei das gewöhnliche menschliche Vokabular, dann wieder bedurfte es keiner Worte, weil wir wechselseitig unsere Gedanken lesen konnten. Zu jener Zeit glaubte ich, jedermann sähe, was ich sah: Doch die Engel hielten mich dazu an, niemandem zu erzählen, dass ich sie sehen konnte, und dieses Geheimnis zwischen uns zu bewahren. Und wirklich lauschte ich den Engeln Jahr um Jahr, ohne ein Wort davon preiszugeben. Erst jetzt, in diesem meinem Buch, werde ich vieles von dem enthüllen, was ich damals zum ersten Mal gesehen habe.
Das Verdikt des Arztes über die gerade einmal zweijährige Lorna sollte eine tief greifende Wirkung auf mein Leben haben: Mir wurde bewusst, dass Menschen grausam sein können. Seinerzeit lebten wir in Old Kilmainham, unweit der Dubliner Innenstadt. Mein Vater hatte dort einen kleinen Fahrradladen mit Reparaturwerkstatt und dazugehörigem Wohnhäuschen gemietet. Durchquerte man den Laden und wandte sich dann nach links, fand man sich vor einem kleinen und ziemlich heruntergekommenen Haus wieder. Es hatte seinen Platz in einer ganzen Reihe solcher Cottages mit Geschäften, doch standen die meisten davon leer oder waren aufgrund ihres trostlosen Zustands schon ganz aufgegeben worden. Unser Leben spielte sich hauptsächlich in dem kleinen Raum im Erdgeschoss ab: Hier wurde gekocht, hier aßen wir, unterhielten uns oder spielten miteinander, ja sogar die Wäsche wurde hier gewaschen – in einem großen Metall-Zuber vor dem Herd. Das Haus besaß weder Bad noch WC, ein kleiner Pfad führte zu einem Verschlag im Hinterhof – unserer Außentoilette. Das obere Stockwerk enthielt zwei Schlafzimmer, zu Beginn teilte ich das eine – und das Bett – mit meiner älteren Schwester Emer.
Damals nahm ich nicht nur die Engel wahr – diese sah ich, wenn ich morgens die Augen aufschlug bis abends, wenn ich wieder einschlief –, sondern auch die Geister Verstorbener. So etwa meinen Bruder Christopher, der längst vor mir geboren, aber schon im zarten Alter von etwa zehn Wochen wieder gegangen war. Obwohl ich ihn nie lebendig zu Gesicht bekommen hatte, konnte ich ihn visualisieren und auf der geistigen Ebene mit ihm spielen. Im Gegensatz zu meiner Schwester und mir, die wir beide blond waren, hatte er dunkles Haar.
Zunächst fand ich nichts Seltsames dabei; für mich war er wie jedes andere Kind, nur sein Erscheinungsbild wirkte auf mich ein wenig heller, leuchtender. Einer der ersten Umstände, die mich dann doch auf sein Anderssein aufmerksam werden ließen, war die Tatsache, dass er sein Alter wechseln konnte. Einmal erschien er als Baby, dann wieder gleich alt mit mir und wackelte unsicheren Schrittes über den Fußboden; auch war er nicht immer da – er kam und ging.
Am Spätnachmittag eines kalten Wintertages, die Dunkelheit brach gerade herein, war ich allein in dem kleinen Wohnzimmer unseres Hauses in Old Kilmainham. Nur das offene Kaminfeuer erhellte flackernd den Raum. Ich hockte in seinem Schein auf dem Fußboden, beschäftigt mit den Holzklötzchen, die mein Vater uns zurechtgesägt hatte, als Christopher auftauchte, um mit mir zu spielen. Er setzte sich direkt vors Feuer und sagte mir, dort sei es zu heiß für mich, aber ihm mache das nichts aus, denn er spüre die Hitze nicht. Indem wir abwechselnd Klötzchen auf Klötzchen stapelten, errichteten wir gemeinsam einen Turm. Dieser hatte schon eine beachtliche Höhe erreicht, da trafen sich plötzlich unsere Hände. Ich war verblüfft, weil Christopher sich so ganz anders anfühlte als alle anderen Menschen, die ich kannte. Die Berührung erzeugte bei ihm Funken – wie ein kleiner Sternenregen. Im selben Augenblick ging ich in ihn über (vielleicht auch er in mich); es war, als verschmölzen wir miteinander und würden eins. Vor lauter Schreck stieß ich unseren schönen Holzturm um!
Ich brach in Gelächter aus und fasste ihn von neuem an. In diesem Augenblick habe ich wohl zum ersten Mal wirklich begriffen, dass Christopher nicht aus Fleisch und Blut bestand.
Doch habe ich ihn nie irrtümlich für einen Engel gehalten – denn die Engel um mich herum trugen zwar gelegentlich menschliche Züge, aber selbst dann besaßen die meisten von ihnen Flügel. Ihre Füße berührten den Boden nicht, und aus ihrem Inneren drang ein helles Leuchten. Gelegentlich fehlte »meinen« Engeln jegliche Menschenähnlichkeit, dafür erschienen sie in Form scharf umrissener glühender Lichter.
Christopher tauchte häufig im direkten Umkreis meiner Mutter auf. Mitunter hielt sie in einem Stuhl am Feuer ihr Nickerchen, da lag er dann in ihren Armen, und sie wiegte ihn. Ich hatte keine Ahnung, ob sie sich seiner Anwesenheit bewusst war, also fragte ich ihn: »Soll ich Mam erzählen, dass du hier bist?«
»Nein, das geht nicht«, gab er zurück, »weil sie es nicht verstehen würde. Aber manchmal kann sie mich fühlen.«
Eines Wintermorgens, die Sonne ging gerade auf, schwebten die Engel an mein Bett. Ich lag noch eingerollt unter der Decke, während meine Schwester Emer, mit der ich das Bett teilte, bereits aufgestanden und hinausgelaufen war. An ihrer Stelle hatte Christopher sich neben mir zusammengekuschelt. Er kitzelte mich und sagte: »Schau mal, Lorna, schau mal, da drüben am Fenster.«
Wie schon gesagt: Engel können verschiedene Formen und Gestalten annehmen – diesen Morgen kamen sie als Schneeflocken! Die Fensterscheiben schienen sich in Dampfschwaden zu verwandeln, und jede Schneeflocke verwandelte sich darin ihrerseits in einen Engel von der Größe eines Babys. Dann glitten die Engel auf einem Sonnenstrahl durch das Fenster in den Raum, jeder von ihnen wirkte wie in weiß glitzernde Schneeflocken gehüllt. Als die Engel mich berührten, stoben die Schneeflocken auf mich herunter: Sie kitzelten und fühlten sich seltsamerweise nicht kalt, sondern warm an.
»Wäre es nicht wundervoll«, rief Christopher aus, »wenn alle Menschen wüssten, dass sie ihre Taschen mit Engeln füllen könnten? Dass in einer einzigen Tasche Tausende von Engeln Platz hätten, so wie Schneeflocken, und dass sie sie andauernd mit sich herumtragen könnten und deshalb nie mehr alleine wären?«
Ich drehte mich nach ihm um: »Und was ist, wenn sie in den Taschen schmelzen?«
Christopher kicherte: »Nichts! Engel schmelzen nämlich nie!«
»Ach, Christopher, wenn du doch bloß in Mams Tasche hineinpassen würdest, wie eine Schneeflocke, und dann immer hier sein könntest!«, sagte ich ganz traurig.
Er wandte sich mir zu und sah mich an, so wie wir beide da aneinandergeschmiegt im Bett lagen: »Aber du weißt doch, ich bin immer da.«
Erst als ich schon erwachsen war, erzählte mir meine Mutter, sie habe ein Jahr vor meiner Geburt einen kleinen Sohn mit dem Namen Christopher zur Welt gebracht, der jedoch nur zehn Wochen am Leben geblieben sei. Ich reagierte mit einem Lächeln und fragte sie dann, wo Christopher denn beerdigt worden sei, und erfuhr, sie hätten ihn – nach damaligem Brauch – anonym auf einem Dubliner Friedhof für Kleinkinder bestattet.
Schade, dass es keine Grabstelle mit Christophers Namen gibt, die ich besuchen könnte, aber er ist auch so unvergessen. Sogar noch heute, nach all den Jahren, fühle ich Christophers Hand in meiner Tasche, er tut, als forme er Schneeflocken, um mich daran zu erinnern, dass ich nicht alleine bin.
Eines Tages, ich war damals etwa vier oder fünf Jahre alt, brachte ich mehr über Christopher und meine Mutter in Erfahrung. Ich saß am Tisch, baumelte mit den Beinen und verspeiste mein Frühstück, als ich aus den Augenwinkeln einen kurzen Blick auf Christopher erhaschte, der an diesem Tag das Aussehen eines etwa Zwölfjährigen hatte. Er lief quer durch den Raum Richtung Ladentür, während meine Mutter gerade mit ein paar Scheiben Toast hereinkam. Sie strahlte über das ganze Gesicht und sagte: »Lorna, in der hinteren Werkstatt, unter Vaters Arbeitsbank, wartet eine Überraschung auf dich!«
Aufgeregt hopste ich vom Stuhl und folgte Christopher. Er hielt geradewegs durch den Laden auf die dunkle Werkstatt zu. Dort drinnen war es derart finster, dass ich erst innehalten und meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen musste. Doch...
Erscheint lt. Verlag | 22.5.2024 |
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Übersetzer | Claudia Fritzsche |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Angels in my Hair |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
Schlagworte | 2024 • Außergewöhnliche Fähigkeiten • Beschützer • Diana Cooper • eBooks • Engel • Engel Buch • Engelmedium • Erzengel • Esoterik • Heilung • Jana Haas • Klassiker Bücher • Kommunikation mit Engeln • Medium • Mystik • Neuerscheinung • Schicksalsschlag • Schutz • Schutzengel • spirituelle bestseller • spirituelle Bücher • Spirituelle Klassiker • Trost • Übersinnliche Kräfte • Übersinnliches |
ISBN-10 | 3-641-31660-X / 364131660X |
ISBN-13 | 978-3-641-31660-0 / 9783641316600 |
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