Rhetorik Kommunikation Körpersprache (eBook)
564 Seiten
Remote Verlag
978-1-960004-01-7 (ISBN)
Wladislaw Jachtchenko ist TOP-Speaker in Europa. Er hält Vorträge, trainiert und coacht seit 2007 Politiker, Führungskräfte und Mitarbeiter namhafter Unternehmen wie Allianz, BMW, Pro7, Westwing, 3M und viele andere. Er vermittelt seinen Kunden nicht nur Tools professioneller Rhetorik, sondern auch effektive Überzeugungstechniken, Methoden für erfolgreiches Verhandeln, professionelles Konfliktmanagement und natürlich Techniken für effektives Leadership.
Wladislaw Jachtchenko ist TOP-Speaker in Europa. Er hält Vorträge, trainiert und coacht seit 2007 Politiker, Führungskräfte und Mitarbeiter namhafter Unternehmen wie Allianz, BMW, Pro7, Westwing, 3M und viele andere. Er vermittelt seinen Kunden nicht nur Tools professioneller Rhetorik, sondern auch effektive Überzeugungstechniken, Methoden für erfolgreiches Verhandeln, professionelles Konfliktmanagement und natürlich Techniken für effektives Leadership.
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RHETORIK FÜR FORTGESCHRITTENE:
Die fünf Aufgaben einer sehr guten Rednerin
Warum ist es so schwer, im Vortrag zu überzeugen?
Die Grundlagen der Rhetorik hast du nun also drauf. Jetzt wird es Zeit für die fünf Aufgaben einer sehr guten Rednerin und für die besten Tipps von Rhetorik-Großmeistern wie Platon, Aristoteles, Quintilian und Cicero. Du erfährst in diesem Abschnitt auch, wie du deine Sprachkraft entfaltest und mithilfe von praktischen Übungen deine Rhetorik auf das nächste Level heben kannst.
Wenn man sich mit Rhetorik auf einem fortgeschrittenen Level beschäftigt, stellt man früher oder später eine ganz bestimmte und etwas unangenehme Sache fest: den Informationsverlust beim Reden. Denn häufig nehmen wir uns als Rednerin sehr viel vor, aber das, was am Ende beim Publikum hängen bleibt, ist nur ein ganz kleiner Bruchteil dessen, was wir vorbereitet haben.
Um diesen Informationsverlust zu veranschaulichen: Das, was du in einer Präsentation sagen möchtest, ist nicht das, was du tatsächlich sagst. Ersteres sind 100 Prozent, was du aber in der Präsentation wirklich sagst, sind etwa 80 Prozent. Der Plan und die Umsetzung sind also (auch beim Reden) nicht deckungsgleich – die erste Diskrepanz. Das liegt natürlich an unserer eigenen Unzulänglichkeit, da wir bestimmte Dinge beim Sprechen vergessen, andere undeutlich sagen und einige unserer Argumente von uns einfach nicht überzeugend genug aufgebaut sind.
Die nächste Diskrepanz liegt zwischen dem, was wir tatsächlich sagen (80%) und dem, was deine Zuhörer davon verstehen. Denn nicht alles, was für dich Sinn ergibt, macht auch für die Zuhörer Sinn. Wenn du also 100% sagen wolltest, jedoch nur 80% tatsächlich sagst, können wir locker noch annehmen, dass die Leute einen Teil deiner Rede erst gar nicht verstehen und bei ihnen in den Köpfen nur 50% auch wirklich ankommt. Auch hier hört der Informationsverlust nicht auf, denn dass sie 50% deiner ursprünglich geplanten Inhalte verstehen, heißt ja nicht, dass sie alles davon einen Monat später noch wissen. Am Ende bleiben häufig weniger als 10% des geplanten Inhalts hängen. Hier nochmal als Grafik dargestellt:
Über Informationsverlust
Dieses Problem haben antike Rhetoriktrainer bereits vor über 2.000 Jahren festgestellt und versucht, den Informationsverlust zumindest zu reduzieren. Ihre Lösung sind fünf ganz besondere Aufgaben, auf die wir in den kommenden Kapiteln genau zu sprechen kommen: und Actio. Diese fünf Aufgaben helfen der fortgeschrittenen Rednerin, den Informationsverlust unter Kontrolle zu bekommen.
Kurzer Überblick über die fünf Aufgaben
Um überzeugen zu können, muss die sehr gute Rednerin also fünf klassische Aufgaben erfüllen, welche in hunderten antiken Rhetorikbüchern als Konsens der alten Rhetoriktrainer von Jahrhundert zu Jahrhundert weitergegeben wurden.
Die erste Aufgabe der fortgeschrittenen Rednerin ist die Inventio (das Auffinden des Redestoffs). Im ersten Schritt musst du dir also überlegen, was du überhaupt sagen möchtest. Am Anfang steht eine einfache Stichwort-Liste, ein Brainstorming oder Mind-Mapping. Wenn man dieses Potpourri an Inhalten hat, ist es logisch, dass man im zweiten Schritt – das ist die zweite Aufgabe der sehr guten Rednerin – dieses Chaos erst einmal ordnen muss: Was sage ich zuerst, was sage ich in der Mitte, was sage ich zum Schluss? Diese Dispositio (die Strukturierung des Stoffes) ist wichtig, um zu wissen, was du den Zuhörern in welcher Reihenfolge vermitteln möchtest.
Die dritte rhetorische Aufgabe ist die Versprachlichung – Elocutio. Benutzt du Fremdwörter oder Umgangssprache? Wie verpackst du deinen Inhalt, damit er richtig beim Publikum ankommt? Auch rhetorische Stilmittel wie Metaphern oder Parallelismen fallen darunter. Nachdem du den Stoff gefunden, ihn angeordnet und versprachlicht hast, kommt der vierte Schritt – die Memoria (das Einprägen der Rede). In der Antike hat man in Gerichtsprozessen die Reden auswendig gelernt, um sie frei vorzutragen. Schon vor 2.500 Jahren war den alten Rhetorikmeistern klar: wenn du frei sprichst, kommt das gut an! Die letzte Aufgabe ist natürlich Actio – also dein Vortrag selbst. Hier spielen Körpersprache, Bewegung, Stimme, Mimik und Gestik eine wichtige Rolle – doch nach dem ersten Abschnitt bist du darin ja gut geschult. Gehen wir nun in die tiefere Analyse der fünf Aufgaben der fortgeschrittenen Rednerin.
Aufgabe 1: Inventio (Über das Auffinden des Redestoffs)
Die drei Redegattungen
Am Anfang wird eine sehr gute Rednerin entscheiden, was sie mit ihrer Rede bezwecken möchte. Dafür sollte man wissen, welche Redegattungen es gibt. Mit diesen beschäftigt sich Aristoteles in seinem bekannten Buch «Rhetorik». Es gibt drei Redegattungen, die sich im Wesentlichen in Struktur, Zeit und Ziel unterscheiden: Die beratende Rede, die Gerichtsrede und die Lobrede.
Der Zweck der Beratungsrede (genus deliberativum) ist immer, von etwas abzuraten oder etwas zu empfehlen. Zeitlich ist dieser Redetypus auf die Zukunft gerichtet. Das Ziel der Rede ist es, einen ganz bestimmten Nutzen darzustellen oder, wenn man von etwas abrät, den Schaden zu verdeutlichen, der eintreten wird, wenn man XYZ macht oder unterlässt. Die Beratungsrede ist die am häufigsten verwendete Redegattung im Alltag, denn im Business sowie im Alltag machen wir uns meistens Gedanken darüber, was als Nächstes ansteht. Zum Beispiel, ob ein neuer Mitarbeiter eingestellt oder eine neue Filiale eröffnet werden soll, ob man ein Eigenheim kaufen oder auf ein Elektroauto umsteigen soll – alle Reden zu Zukunftsfragen gehören zur Gattung der beratenden Rede. Wenn du eine solche hältst, nutze als Struktur am besten das oben dargestellte TBNS-Schema (S. 69).
Die zweite Redegattung ist die Gerichtsrede (genus iudiciale), die nicht (nur) das Plädoyer vor dem Richter meint, sondern die Verteidigung oder Anklage vergangener Ereignisse. Du kannst mit diesem Redetypus bestimmte Maßnahmen oder Handlungen rechtfertigen oder angreifen. Das kann zum Beispiel eine Bewertung eines abgeschlossenen Projekts oder die Arbeit eines neu eingestellten Praktikanten sein. Hier geht es also um die akribische Analyse der Daten aus der Vergangenheit und strukturell eignet sich eine chronologische, evidenzbasierte Vorgehensweise.
Redegattung Nummer drei ist die Lob- und Festrede (genus demonstrativum), in der es darum geht, eine Person zu loben (zu diesem Typus gehören auch Reden, in denen jemand getadelt werden soll). Der Fokus dieser Redegattung liegt auf der Gegenwart. Ziel der Rede ist es, zu zeigen, dass jemand schön, edel und gut oder im Gegenteil böse, ungerecht und grässlich ist. Strukturell ergibt hier eine Auflistung der guten (oder schlechten) Taten der betreffenden Person viel Sinn, um dann aus diesen Beispielen auf ihren ehrenhaften (oder unehrenhaften) Charakter zu schließen.
Warum wird sich die sehr gute Rednerin bewusst für eine dieser drei Redegattungen entscheiden? Ganz einfach: Eine Rede hat eine Hauptbotschaft. Diese gilt es bereits in der Stoffsammlung herauszuarbeiten und Argumente zu finden, die sie unterstützen. Alles andere, was die Hauptbotschaft eben nicht betrifft, kann man getrost wegstreichen. Diese drei Redetypen helfen also dabei, nur Relevantes zu sagen und Irrelevantes wegzulassen. Damit wird nicht nur deine Rede kürzer und bündiger, sondern du kommst nicht in Gefahr, auf Nebenschauplätze abzuschweifen (was leider bei den meisten Vorträgen passiert). Die Klarheit über die Redegattung und die eigene Hauptbotschaft ist die erste Voraussetzung für eine sehr gute Rede! Doch kommen wir nun zur Frage, wo man die Argumente für die eigene Hauptbotschaft finden kann.
Auffinden des Stoffs (Topoi)
Wo findet man also gute Argumente? Es gibt bei jedem Thema allgemeine Gesichtspunkte. Diese allgemeinen Gesichtspunkte oder Allgemeinplätze nannten die Griechen «Topoi» (die Römer nannten sie «Loci»). Übersetzen lässt sich beides mit dem Begriff «Argumentations-Orte» beziehungsweise Fundstellen für Argumente. Was diese magischen Orte und Fundstellen genau sind? Im Folgenden werde ich dir die wichtigsten «Topoi» präsentieren, die du bei jedem Thema und in jeder Branche nutzen kannst.
Der erste allgemeine Gesichtspunkt, also Topos, den ich präsentieren möchte, sind die Akteure. Es gibt immer bestimmte, die bei einem Thema nicht wegzudenken sind. Beispiel: Wenn du über das Thema Kindererziehung sprechen möchtest, wer sind dann die relevanten Akteure? Sofort fällt dir ein: die Mutter, der Vater, das Kind selbst, die Großeltern, die Lehrer und so weiter. Wenn du also nach Argumenten suchst, dann frage dich, wer bei deinem Thema die wichtigen Akteure sind und worin sich ihre Perspektiven bezüglich des Themas unterscheiden. Schon hast du ziemlich viele Argumente aus unterschiedlichen...
Erscheint lt. Verlag | 27.2.2023 |
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Verlagsort | Tallinn |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
Schlagworte | Kommunikation • kommunikation buch • Kommunikationstraining • Körpersprache • körpersprache buch • Persönlichkeitsentwicklung • Rhetorik • rhetorik buch • rhetorik und kommunikation • Smalltalk |
ISBN-10 | 1-960004-01-8 / 1960004018 |
ISBN-13 | 978-1-960004-01-7 / 9781960004017 |
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