Zwerge: Begegnungen und Erlebnisse mit dem Kleinen Volk (eBook)
400 Seiten
Aquamarin Verlag
978-3-96861-260-7 (ISBN)
Seit Jahrtausenden hält sich in Märchen, Sagen und Überlieferungen das Wissen um die Existenz jener Naturgeister, die im Volksmund als das „Kleine Volk“ bezeichnet werden. Immer wieder gibt es Menschen, denen sie begegnen und die voller Erstaunen über ihr verborgenes Wirken berichten.
Annekatrin Puhle hat dieses Wissen aus vielen Jahrhunderten zusammengetragen und damit die vollständigste Studie über das Werk der Zwerge verfasst, die es bisher gibt. Es enthält Erlebnisberichte aus allen Ländern der Erde.
Wer dieses Buch gelesen hat, wird nicht mehr den geringsten Zweifel haben – Zwerge gibt es wirklich!
… Möge das Licht dich führen
und seinen Glanz nie trüben. …
IRISCHER SEGENSWUNSCH2
4: Richard Doyle (1824-1883), England: The Fairy Tree.
Es war einmal ein alter, dunkler Wald, und wer tief genug hineinging, kam zu einem mächtigen knorrigen Baum, in dessen Wurzelwerk sich eine kleine Öffnung auftat: Hier lag der Eingang zur Zwergenwelt, und wer glaubt, dies sei ein Märchen, wird bald einsehen müssen, dass wohl ein Fünkchen Wahrheit darin liegt.
Viele Deutsche sehnen sich nach Kontakten mit Naturgeistern. So wünscht sich etwa die Hälfte der Bevölkerung einen Zwerg, Kobold oder ähnlichen Naturgeist ins Haus. Viele sind auch felsenfest davon überzeugt, dass dieses Wesen ihnen helfen könnte (Der Tagesspiegel, 23.11.2001). Die Deutschen sind keine Ausnahme. Auch in Skandinavien bin ich immer wieder diesem Glauben begegnet, der nicht mehr so recht in unser Weltbild zu passen scheint, obwohl er einst auf der ganzen Welt verbreitet war und es in weiten Teilen bis heute noch ist, wie in Island, Afrika, Südamerika, Australien, Indien und der Mongolei. Dort wissen die Menschen noch von Zwergen, Riesen, Elfen, Wassergeistern, Feuerleuten und Lichtwesen, die sich in der Erde, in Bergen und Felsen, in Wäldern und Wiesen, in Gewässern, in den Lüften und im Himmel aufhalten. Es sind machtvolle Geister, die das Leben der Menschen beeinflussen, und immer erwiesen die Menschen diesen Wesen gebührenden Respekt.
5: Illustration von Elsa Beskow, Schweden.
Zwerge sind die kleinsten unter den Naturgeistern. Sie sind wie Kinder: Süß und verspielt, haben nichts als Flausen im Kopf und machen ständig Dummheiten, sagen unverblümt die Wahrheit, kriechen in hohle Bäume, verstecken sich in allen Winkeln des Hauses und klettern in Ruinen herum. Zwerge leben auch wie Kinder in einer magischen Welt, in der alles möglich ist. Sie sind kleine, aber mächtige Zauberer und haben die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen. Zwerge sind im Besitz von Gold und Silber und haben den Schlüssel zur menschlichen Seele. So behüten sie Schneewittchen während ihres Todesschlafes im gläsernen Sarg bis zu ihrer Erlösung. Viele Märchen und Sagen erzählen uns von Zwergen und rufen angenehme Kindheitserinnerungen wach, und manch einer wird insgeheim vielleicht sogar seine eigenen Erfahrungen mit diesen Wesen gesammelt haben. Man muss sie einfach lieben, die niedlichen Kerlchen mit den merkwürdigen alten Gesichtern, die ebenso gewitzt und pfiffig wie hilfreich und freundlich sein können.
6: Ein Zwerg bewacht Schneewittchen. Illustration zu Schneewittchen aus: Grimms Kinder-und Hausmärchen 1819.
Allein im deutschsprachigen Raum finden wir Tausende und Abertausende von Sagen und Berichten aus der Zwergenwelt, die Amüsantes, Lehrreiches und Gutes neben allerlei Scheußlichkeiten berichten. In allen europäischen Ländern gibt es Überlieferungen von Zwergen, in Spanien vom Duende, in Italien vom Nano, Elfo und Folletto, in Irland von den Fairies und Little People, in Schottland vom Brownie, in Dänemark vom Ellefolk und in Schweden und Norwegen von Troll und Tomtar. In Schweden hat fast jeder ein Familienmitglied, das eine wahre Geschichte von Zwergen zu erzählen weiß, wenn er nicht selbst etwas in dieser Hinsicht erlebt hat. Unser schwedischer Freund Jan Fjellander, Forscher auf dem Gebiet der Grenzerfahrungen und Journalist, erinnert sich an seine Kindertage: „Ich muss vier oder fünf Jahre alt gewesen sein, das war 1946 oder 1947. Wir lebten damals in einer Villa in Lidingö, einer Vorstadt von Stockholm. Es war ein zweistöckiges Haus, und mein Zimmer lag im zweiten Stock. Eines Abends lief ich die Treppe hinauf, und von dieser Treppe aus kann man direkt in das Zimmer sehen, kommt man geradewegs hinein in das Zimmer, in dem in der Mitte ein Klavier steht, und da sah ich einen kleinen Zwerg (tomte) am Klavier sitzen. Er war 30 bis 40 cm groß, sah grau oder gräulich aus und trug altmodische Kleidung aus dem 19. Jahrhundert. Irgendein gestricktes Hütchen oder Mützchen hatte er auf dem Kopf. Er spielte ganz offensichtlich Klavier, doch ich konnte nichts hören. Das ist natürlich völlig subjektiv. Ich habe absolut keine Ahnung, ob das nur eine Phantasie war. Ich habe lediglich diese visuelle Erinnerung.“ (Bericht von Jan Fjellander an A. Puhle, 12. März 2005, Stockholm; übersetzt von A. Puhle)
7: Karl Hauff, Stuttgart: Zwerge lieben die Musik (siehe II.5).
Für Kinder ist die Welt noch heil. Alles gehört zusammen und wird genommen, wie es ist. Das gilt auch für Zwerge und andere geisterhafte Wesen. Kinder erzählen mitunter ihren verwunderten Eltern von ihren Begegnungen mit solchen geheimen Wesen. Ist das ihre blühende Phantasie? Nicht immer; denn es gibt Fälle, in denen Kinder etwas Geheimnisvolles sehen, das ein Erwachsener ebenso wahrnimmt. Doch wenn die Vernunft das Regiment übernimmt und das, was sie nicht erklären kann, verleugnet, werden diese Erfahrungen vergessen oder als Phantasie, sprich Unsinn, gedeutet. So geht uns ein Teil der Welt verloren.
8: Zwerge sind typische Bewohner der Märchenwelt. Illustration von John B. Gruelle (John Barton; 1880-1938), Illinois, zu Schneeweißchen und Rosenrot in Grimm’s Fairy Tales, 1914.
Doch die Erfahrungen mit der Geisterwelt können für unser Leben Bedeutung gewinnen. In der Welt der Zwerge, der Märchenwelt par excellence, liegt Wahrheit, nur müssen wir den wahren Kern aus seinen Schalen erst herausschälen. Dann werden wir auf der Reise in das unterirdische Reich der Zwerge auch die verborgenen Winkel unseres eigenen Seelenlebens und Bewusstseins entdecken. Mögen sich die Zwerge auch, laut eigener Verkündung, von der Menschenwelt zurückgezogen haben, die Türen zu ihrem geheimen Königreich haben sie nicht hinter sich geschlossen.
Zwerge sind ursprünglich Naturgeister und leben in Bergen und unter der Erde. Im Laufe der Zeit haben sie sich näher an die Hütten und Siedlungen der Menschen herangewagt und sich teilweise als Hausgeister bei ihnen eingenistet. Schon eine magische Schrift der Chaldäer, die unter König Assurbanipal (884-860) auf rund zweihundert Tontafeln geschrieben wurde (von ihr gibt es im British Museum eine zweisprachige Abschrift in Assyrisch und in dem noch älteren Akkadisch), berichtet von Gnomen und Kobolden, die sich im Umfeld der Menschen aufhalten. Zwerge haben die Zeiten überdauert, und noch im 19. Jahrhundert waren sie in Deutschland als Hausgeister so bekannt und verbreitet, dass Ernst Moritz Arndt ihrer wohlwollend gedenkt. Er schildert den deutschen „Alten vom Hause”: „Der Glaube an solchen Hausgeist ist in manchen deutschen Landschaften hin und wieder noch gewöhnlich genug. Ich könnte aus der Erfahrung eines überlangen Lebens darüber genug Geschichten erzählen, wovon ich einige mit meinen Augen gesehen und mit meinen Händen betastet habe, freilich nicht jede in mir selbst erlebt noch an mir selbst verübt, sondern unter meinen Augen und Händen in und an andern gläubigen Seelen geschehen, wie ja der unsichtbaren Geister Wirkungen nur können.”
9: Ein Wurzelmännchen hat sich häuslich in den Baumwurzeln eingerichtet. Illustration von Ida Bohatta-Morpurgo, 1940.
Noch im vorigen Jahrhundert stoßen wir auf die Überzeugung, Zwerge könnten real sein. So widmet Heinrich Rühmann in seiner Doktorarbeit Opfersagen des Hausgeist- und Zwergenkultes (1938) ein ganzes Kapitel dem „Wirklichkeitsgehalt der Sage”. Mit seiner Ansicht steht er in der romantischen Tradition der Zeit der Gebrüder Grimm, zu der auch Persönlichkeiten wie J.J. Bachofen, Ludwig Klages und Walter F. Otto gehören. Auch Goethes Gedanken auf diesem Gebiet – viele sind im Faust festgehalten – kehren in Rudolf Steiners Anthroposophie und bei ihren Anhängern wieder. Am Ende kommen einige Forscher zu dem Schluss: Es gibt sie wirklich, die Zwerge. Doch wenn wir ihren geheimen Spuren folgen, führt uns der Weg nicht in das finstere Reich der Erde hinab, sondern direkt hinauf in das Licht.
Lassen wir uns von geheimnisvollen Begegnungen mit der Zwergenwelt inspirieren, wie sie noch heute in Schweden erzählt werden, wie etwa der Geschichte des siebenjährigen Bertil Lindström, der in einem Kinderheim, rund 50 km von Göteborg entfernt, lebte und sich heute noch an die eiskalte Weihnachtsnacht im Jahr 1940 erinnert: Er holte Milch vom Nachbarhaus, das etwa 600 Meter weit entfernt lag, doch als er sich auf den Heimweg machte, konnte er den Weg nicht mehr finden, da es stockdunkel war und sein Photogen-Lämpchen nicht hell genug leuchtete. Dann verschüttete er zu allem Unglück auch noch die kostbare Milch. Nun brach er in Tränen aus, und auf einmal stand ein kleiner alter Mann vor ihm, etwa einen Meter groß, offenbar ein Weihnachtsmann (juleman), mit einer Fackel in der Hand. Der Zwerg fragte ihn, warum er denn weine, doch als er sein Photogen-Lämpchen auf ihn richtete, verschwand der kleine Alte. Das Merkwürdigste aber war das Aussehen des Zwerges, besonders seine grünen Augen, die...
Erscheint lt. Verlag | 13.10.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
ISBN-10 | 3-96861-260-4 / 3968612604 |
ISBN-13 | 978-3-96861-260-7 / 9783968612607 |
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