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Wissenschaft und Glaube: Quantenphysik und Nahtod-Erfahrungen -  Andreas Neyer

Wissenschaft und Glaube: Quantenphysik und Nahtod-Erfahrungen (eBook)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
220 Seiten
Crotona Verlag
978-3-86191-229-3 (ISBN)
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Die führenden Wissenschaftler der Quantenmechanik und die aufgeschlossenen Forscher auf dem Gebiet der Nahtod-Erfahrungen stimmen dahingehend überein, dass es, bei nüchterner Sichtweise, eine Reihe Indizien dafür gibt, dass Erkenntnisse in beiden Bereichen eine verblüffende Ähnlichkeit aufweisen.
Prof. Dr. Andreas Neyer ist einer jener wegweisenden Brückenbauer, der in beiden Welten zu Hause ist und über die Fähigkeit verfügt, scheinbar Unvereinbares zusammenzuführen. Er betreibt eine „transzendenzoffene Wissenschaft“, die eine mögliche Synthese zweier Welten nicht bereits dadurch verhindert, dass sie alte Vorurteile weiterträgt.
So entsteht eine Weltsicht, in der „Wissenschaft und Glaube“ nicht mehr Gegensätze darstellen, sondern möglicherweise nur die jeweils andere Seite der Wirklichkeit abbilden. Letztlich ist alles Leben eins!

Einleitung


 

Das Zitat von Werner Heisenberg umfasst mit einem wunderbar poetischen Bild die ambivalente Beziehung zwischen Wissenschaft und Glaube.

 

Mit dem „ersten Schluck aus dem Becher der Wissenschaft“ bezieht Heisenberg sich – so meine Vermutung – auf die Erkenntnisse all jener Wissenschaften, die ihre Grundlage in der mechanistischen Physik Newtons haben. Ein Kennzeichen dieser Physik ist der Determinismus, der besagt, dass der Verlauf aller Ereignisse eindeutig festgelegt ist und letztlich – unter bestimmten Bedingungen – sogar berechnet werden kann. Die Bedingungen für eine solche Berechnung hat der französische Mathematiker Laplace (1749-1827) treffend formuliert:

 

„Wir müssen also den gegenwärtigen Zustand des Universums als Folge eines früheren Zustandes ansehen und als Ursache des Zustandes, der danach kommt. Eine Intelligenz, die in einem gegebenen Augenblick alle Kräfte kennt, mit denen die Welt begabt ist, und die gegenwärtige Lage der Gebilde, die sie zusammensetzen, und die überdies umfassend genug wäre, diese Kenntnisse der Analyse zu unterwerfen, würde in der gleichen Formel die Bewegungen der größten Himmelskörper und die des leichtesten Atoms einbegreifen. Nichts wäre für sie ungewiss, Zukunft und Vergangenheit lägen klar vor ihren Augen.“ (Wik-01)

 

In einem solchen deterministischen Weltbild ist kein Platz für Gott und Geist und Sinn. Die klassische Physik (so wie letztlich jede Wissenschaft) kann prinzipiell nichts über Gott aussagen. Tut sie es dennoch, entgegen ihrer eigenen Methodik, dann sind ihre Aussagen häufig atheistisch gefärbt. Ein bekanntes Beispiel ist das Zitat des französischen Molekularbiologen Jacques Monod: „Der Mensch muss endlich aus seinem tausendjährigen Traum erwachen und seine totale Verlassenheit erkennen. Er weiß nun, dass er seinen Platz wie ein Zigeuner am Rande des Universums hat, das für seine Musik taub ist und gleichgültig gegen seine Hoffnungen, Leiden oder Verbrechen.“ (Mon 1971, S. 211)

 

Laut Heisenberg ist eine solche Sicht jedoch nur zu verstehen als Folge des ersten Schlucks aus dem Becher der Wissenschaft“. Nach seiner Auffassung berührt die klassische Physik nur die Oberfläche der Natur. Dringt man tiefer in sie ein – bis auf den Grund – dann wird sie durchscheinend für das große Geheimnis des Göttlichen. Mit einer solchen „Tiefenbohrung“ meint Heisenberg die Quantenphysik, die zwar selber als physikalische Theorie prinzipiell auch keine Aussagen zu Gott und Geist und Sinn machen kann, aber in ihrer Interpretation eine Offenheit für Transzendenz zulässt.

 

Das Zitat von Heisenberg sowie die philosophischen Gedanken vieler Quantenphysiker der ersten Stunde lassen erahnen, dass ihnen die Frage „Wie sind die Erkenntnisse der Wissenschaft verträglich mit einem Glauben an Gott?“ sehr am Herzen lag (siehe dazu das Buch „Physik und Transzendenz“ von Hans-Peter Dürr (Dür 1986)). Auch mich begleitet diese Frage seit vielen Jahren, und dieses Buch ist der Versuch, die gefundenen Antworten in Worte zu fassen.

 

Aus meiner heutigen Perspektive kann ich sagen, dass mich folgende Argumente für die Existenz einer jenseitigen, transzendenten Dimension am meisten überzeugt haben:

  • An erster Stelle steht eine eigene mystische Erfahrung, die von einem bedrohlichen Krankheitsgeschehen ausgelöst wurde:
    Während meiner Zeit in Brasilien erkrankte ich an einer Gelbsucht, von der ich mich nur sehr langsam erholte. Als ich auch nach neun Wochen immer noch schwach und bettlägerig war, kamen in mir Zweifel auf, ob ich diese Krankheit überleben würde. Das führte mich erstmals in meinem Leben vor die realistische Möglichkeit zu sterben. Als ich diese Möglichkeit ganz bewusst mit Gott besprach, hatte ich ein Erlebnis, welches ich mit Worten nicht beschreiben kann. Ich bekam von meinem „Gegenüber“ eine wortlose, aber unmissverständliche Antwort, die mich tief ins Mark traf: „Reg dich nicht auf, mach dir keine Sorgen, es wird alles gut!“ Es war ein kurzer, blitzartiger Moment, aber von einer Tiefe und Gewissheit, die bis heute andauert. Seit diesem Moment sind für mich alle Zweifel, ob es einen Gott gibt, verflogen.
  • Neben dem eigenen Erleben überzeugen mich die vielen Erfahrungen von Mystikern und Nahtod-Erfahrenen, die von persönlichen Erlebnissen einer anderen Wirklichkeit berichten, die sie als realer und intensiver empfunden haben als ihr bisheriges Alltagsleben.
  • Unterstützt werden diese persönlichen, erfahrungsbasierten Argumente durch Einsichten in die Struktur der Materie, so wie sie uns von der Quantenphysik aufgezeigt werden. Es ist die darin erkennbare, aber geheimnisvolle Offenheit der Natur für Transzendenz, die mir große Zuversicht auf die Existenz einer hintergründigen Wirklichkeit gibt.

 

Quantenphysik, Mystik und NTE sind daher die Richtschnur für den Aufbau und den Inhalt des vorliegenden Buches.

 

Im ersten Kapitel geht es um wichtige Phänomene der Quantenphysik, allerdings nur so weit, wie sie für eine vergleichende Diskussion mit Erscheinungen der Mystik und NTE hilfreich sind.

Entscheidend für die metaphysische Erklärungskraft der Quantenphysik ist in meinen Augen weder die Heisenbergsche Unschärferelation noch der häufig falsch verstandene Welle-Teilchen-Dualismus, sondern eher die intrinsische „Zwei-Naturen-Eigenschaft“ aller Quantenobjekte. Was ich unter dieser „Zwei-Naturen-Eigenschaft“ verstehe, soll hier nur kurz am Beispiel des Elektrons klar gemacht werden. Elektronen, so wie sie die klassische Physik behandelt, haben eindeutige physikalische Eigenschaften: Eine negative elektrische Ladung, eine Masse und einen Impuls. Außerdem besitzen Elektronen, so wie wir sie von Experimenten her kennen, auch einen definierten Ort, an dem sie sich befinden. Nun zeigt sich sowohl in der Theorie als auch in den Experimenten der Quantenphysik, dass Elektronen diese Eigenschaft „Ort“ nicht immer besitzen. Diese Aussage ist schwer verständlich, da alle Gegenstände in unserer Alltagswelt immer einen Ort haben. Bei Elektronen ist die Eigenschaft „Ort“ jedoch „zeitlich befristet“, das heißt, zu einer Zeit existieren sie als Teilchen, zu einer anderen Zeit sind sie als solche nicht existent. Dieser „ortslose“ Aspekt tritt zutage, wenn Elektronen nicht gemessen oder gestört werden, d.h. wenn sie sich also in einem unbeobachteten, isolierten Zustand befinden. Dann verlieren sie in der Tat die Eigenschaft Ort und existieren nicht mehr als sichtbare, konkrete, lokale Teilchen. Sie gehen dann in einen „ortslosen“, nicht-lokalen Zustand über, der „nur noch“ Wahrscheinlichkeitscharakter hat. Vom Ort des Elektrons bleibt lediglich eine Wahrscheinlichkeitsverteilung übrig, die angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit das Elektron an einem bestimmten Punkt erscheinen würde, wenn man es messen würde. Dieser Wahrscheinlichkeitsstatus wird häufig auch als Potenzialität oder Möglichkeitszustand beschrieben. Das Elektron kehrt erst dann wieder in seinen beobachtbaren, ortsbehafteten, lokalen Zustand zurück, wenn es durch eine Messung gestört wird. Der Wechsel zwischen ortsbehafteter, lokaler Ebene und ortsloser, nicht-lokaler Ebene ist permanent und beschreibt die „Zwei-Naturen-Eigenschaft“ eines jeden Quantenobjektes: „Es entsteht und vergeht.“

Es ist faszinierend zu sehen, dass am tiefsten Grund unseres Kosmos in allen „Bausteinen“ eine Struktur sichtbar wird, die auf einem Austausch zwischen einer materiellen, sichtbaren Ebene und einer nicht-sichtbaren, eher informationsartigen Ebene beruht. Ich denke, damit wird verständlich, weshalb die Quantenphysik für das Thema dieses Buches so attraktiv ist: Sie ist ein adäquates Modell für die Interaktion unserer Alltagswelt mit einer unsichtbaren „geistigen“ Welt im Hintergrund. Die Konsequenzen der Quantenphysik für ein verändertes Welt-, Menschen- und Gottesbild werden im vierten und fünften Kapitel angesprochen.

 

Eine grundsätzliche Frage, die sich aus der Beschäftigung mit der Quantenphysik ergibt, lautet: „Wie müssen die ‘Grundbausteine’ unserer Wirklichkeit beschaffen sein, wenn aus ihnen ein Universum entstehen soll, das Eigenschaften einer sicht- und begreifbaren Welt und gleichzeitig einer nicht-sichtbaren, eher geistigen Welt haben soll?“ Das ist eine berechtigte, aber sehr spezielle philosophische Frage. Interessierte finden darauf einen Antwortversuch im Anhang A.

 

Im zweiten Kapitel geht es um grundlegende Erfahrungen für einen Glauben an ein Jenseits und an Gott. Es sind die Erfahrungen von Mystikern (Mystikerinnen sind in diesem Begriff immer miteingeschlossen), die in meinen Augen trotz aller Subjektivität mehr Überzeugungskraft haben als jede noch so logische und in sich konsistente theologische Theorie. Diese Haltung verbindet mich mit William James, dem großen Religionsphilosophen des 19. Jahrhunderts, für den die Erfahrung ebenfalls wichtiger war als jede Theorie:

 

„Ein Pragmatiker kehrt entschieden und einmal für immer den vielen festgefahrenen Einstellungen, wie sie die Berufsphilosophen lieben, den Rücken. Er kehrt sich von abstrakten und ungenügenden, bloß worthaften Lösungen, von schlechten apriorischen Kategorien, von starren Grundsätzen und geschlossenen Systemen, von vorgeschobenen Absolutheiten und Anfängen ab. Er wendet sich aber den Konkretheiten und Schlichtheiten sowie immer wieder den Tatsachen … zu.“ (Bst 2008, S. 58-59)

 

Mystische Erfahrungen haben eine lange Geschichte und...

Erscheint lt. Verlag 9.4.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
ISBN-10 3-86191-229-5 / 3861912295
ISBN-13 978-3-86191-229-3 / 9783861912293
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